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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 19.1975
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197500004
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19750000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band 19.1975
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Band 19.1975
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Es unterlag für Marx keinem Zwei fel, daß im Vergleich mit der .Ar beiterfrage* die nationale Frage von untergeordneter Bedeutung ist. Aber von einer Ignorierung der nationa len Bewegungen ist seine Theorie himmelweit entfernt.“ (W. I. Lenin: Über das Selbstbestim- mungsrecht der Nationen, Bd. 20, 8. 441) Es war der Staat der Arbeiter und Bauern, der die besten Traditionen und humanistischen Ideale der deutschen Ge schichte wieder zum Leben erweckte, in sich aufnahm und sie im Sozialismus zu ihrer Blüte führt. Das sind die Tradi tionen und Ideale des deutschen Bauernkrieges, die mit dem Namen Thomas Müntzers verbunden sind, und der bürger lich-demokratischen Revolution. Das sind die Werke von Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller, von Gotthold Ephraim Lessing und Heinrich Heine, von Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Immanuel Kant und Johann Gott ¬ lieb Fichte, der Gebrüder Grimm, Wilhelm und Alexander von Humboldts und Albert Einsteins. Alle guten, vorwärtsweisenden und dem menschlichen Fort schritt dienenden Ideen und Taten der deutschen Geschichte werden in der Deutschen Demokratischen Republik sorg sam bewahrt und sind im Volke lebendig. Wir wahren und würdigen das große Erbe. (Aus der Rede des Ersten Sekretärs des ZK der SED, Erich Honecker, auf der Festveranstaltung zum 25. Jah restag der Gründung der DDR) D er Kampf um die soziale und nationale Befreiung des deut schen Volkes nach dem zweiten Weltkrieg, die antifaschistisch-demo kratische und sozialistische Umwäl zung in der DDR sowie die Heraus bildung und Entwicklung der sozia listischen Nation in unserer Repu blik sind in den Prozeß des welt weiten Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus einzuordnen. „Der Sieg der Sowjetunion im Großen Va terländischen Krieg leitete eine neue Etappe im revolutionären Weltpro zeß ein. Überall war der Kampf ge gen die faschistischen Okkupanten mit dem Kampf gegen die sozialen Wurzeln von Imperialismus, Fa schismus und Krieg verschmolzen. In verschiedenen Ländern Osteuro pas wuchs im Zusammenhang mit der Zerschlagung des Faschismus der antifaschistische Befreiungs kampf in volksdemokratische Revo lutionen hinüber. So begann die Herausbildung des sozialistischen Weltsystems. Das war das größte Er eignis der Menschheitsgeschichte seit dem Roten Oktober“ (Aufruf zum 30. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus, ND 22. 1. 1975) Lösung der sozialen Frage hat Vorrang Die soziale Erneuerung der Natio nen, die Umwandlung der ehemals kapitalistischen in sozialistische Na tionen bilden ein typisches Merk mal des Übergangs vom Kapitalis mus zum Sozialismus, der durch die Große Sozialistische Oktoberrevolu tion eingeleitet wurde. Die soziale Frage (die Arbeiterfrage) beinhaltet entsprechend unserer Epoche die Überwindung des Kapitalismus und Errichtung des Sozialismus, der die niedere Phase der kommunistischen Gesellschaftsformation darstellt. Die nationale Frage umfaßt hierbei die Umwandlung der kapitalistischen in sozialistische Nationen, das Aufblü hen und die Annäherung sozialisti scher Nationen sowie die Gestaltung der nationalen und zwischennatio nalen Beziehungen im Sozialismus. Der Gegenstand der nationalen Frage drückt aus die „Sicherung des Fortschritts der Gesellschaft durch die Lösung auch jener Aufgaben, die auf dem Gebiet der inneren Ent wicklungsprozesse der Nationen und der Wechselbeziehungen zwischen den Nationen, der Gestaltung der nationalen Entwicklungsprozesse Und der zwischennationalen Bezie hungen durch die Politik der Klas sen, Parteien und Staaten heranrei- fen.“ (Dialektischer und historischer Materialismus, Lehrbuch, Berlin 1974. S. 457) Es versteht sich von selbst, daß beim Übergang zum So zialismus die Lösung der sozialen Frage den Vorrang hat, da nur da durch auch die nationale Frage im bereits genannten Sinne lösbar ist. Unter unseren historischen Bedin- ~ "" ~""" ' " ——------- .: * Klasse, Staat, Nationalität und Nation Teil 5: Die soziale und nationale Befreiung Von Prof. Dr. Georg Harder, Franz-Mehring-Institut — — — — - —iwmw——WWW—WWW— gungen bildet die soziale Befreiung die Voraussetzung für die nationale Befreiung. Dieses schließt zweierlei nicht aus: einmal, daß der Kampf um nationale Unabhängigkeit eine Voraussetzung für die soziale Be freiung darstellt. Diesen Prozeß können wir in Asien und Afrika be obachten. Zum anderen kann es konkret-historische Situationen ge ben, in der die soziale Frage vor wiegend in Gestalt der nationalen Frage erscheint. Das war durchaus nach dem zweiten Weltkrieg auf deutschem Boden der Fall. Jedoch beide der genannten wie auch an dere Momente heben nicht das Pri mat der sozialen Frage vor der na tionalen Frage auf. Entwicklung derlldSSR vermittelt Erfahrungen Wie bereits vermerkt, wurde unsere Epoche, deren Hauptinhalt der Über, gang vom Kapitalismus zum Sozia lismus ist, durch die Große Soziali stische Oktoberrevolution eingelei tet. Auch bei der Lösung der natio nalen Frage und bei der Gestaltung nationaler und zwischennationaler Beziehungen unter den Bedingungen der Übergangsperiode vom Kapita lismus zum Sozialismus und der entwickelten sozialistischen Gesell schaft erwies und erweist sich die. UdSSR als Pionier des Menschheits fortschritts. Die mehr als fünfzig jährige Entwicklung der Sowjet union vermittelt allen Völkern all gemeingültige Erfahrungen bei der Lösung der sozialen und nationalen Frage, für die Umwandlung kapita listischer in sozialistische Nationen und für die Entstehung neuer Natio nen unter sozialistischen Bedingun gen, für die Perspektive sozialisti scher Völkerschaften und für die Annäherung von Klassen und Schichten, von Nationen. Völker schaften und ethnographischen Gruppen in der multinationalen Ge meinschaft, dem einheitlichen So wjetvolk. Die Entwicklung der UdSSR hat bewiesen, daß die Natio nen und Völkerschaften erst im So zialismus zur vollen Blüte gelangen und sich annähern können. Die An näherung sozialistischer Nationen und Völkerschaften verlief und ver läuft über und durch die genaueste Beachtung der nationalen und zwi schennationalen Beziehungen. „Wenn wir von einer neuen histori schen Gemeinschaft von Menschen sprechen“, betonte L. I. Breshnew, „meinen wir keineswegs, daß bei uns bereits die nationalen Unter schiede verschwinden oder sogar eine Verschmelzung der Nationen erfolgt ist. Alle Nationen und Völ kerschaften, die in der Sowjetunion leben, bewahren ihre Besonderhei ten, ihre nationalen Charakterzüge, ihre Sprache und ihre besten Tradi tionen, sie verfügen über alle Mög lichkeiten, ihre nationale Kultur zu einer höheren Blüte zu bringen. Zu gleich ist das Sowjetvolk heute nicht einfach die Summe von Natio nen, die Seite an Seite in einem Staate, sozusagen unter einem Dach leben, unabhängig von ihrer natio nalen Zugehörigkeit weisen unsere Menschen viele gemeinsamen Züge auf, die sie zu einem unzerstörbaren Ganzen vereinen.“ (L. 1. Breshnew: Rede in Alma-Ata, ND 16. 8. 1973) Voraussetzung und Grundlage für die Annäherung sozialistischer Na tionen und Völkerschaften ist die Annäherung zwischen der Arbeiter klasse, Genossenschaftsbauernschaft und Intelligenz sowohl innerhalb jeder Nation und Völkerschaft als auch zwischen ihnen in der UdSSR. Die klassenmäßige Annäherung bil det eine wesentliche Bedingung für die Annäherung der sozialistischen Nationen und Völkerschaften. Also auch im Sozialismus bleibt das Pri mat der sozialen und Klassenbezie hungen gegenüber den nationalen und zwischennationalen Beziehun gen bestehen. Der Sieg der Sowjet union im zweiten Weltkrieg bot einer Reihe von Völkern, darunter auch dem deutschen Volke, die hi storische Chance, den Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und damit die Umwandlung kapitalisti scher in sozialistische Nationen in Übereinstimmung mit den Erforder nissen unserer Epoche zu vollziehen. Wie die Nachkriegsgeschichte zeigt, wurde dieser Prozeß in der Mehr zahl der Staaten, deren Völker den Weg zum Sozialismus beschritten, je weils im territorialen Maßstab des ganzen Landes erfolgreich durchge setzt. Mit dem Sieg der sozialisti schen Revolution wurde die natio nale Frage im Sinne der Überwin dung des Kapitalismus in einer gan zen Gruppe von Ländern gelöst, ent wickeln sich in diesen Staaten sozia listische Nationen und entstanden die ökonomischen, politischen und geistig-kulturellen Grundlagen ihrer Annäherung. Hierzu gehören in Europa die VR Bulgarien, die Unga rische VR, die Sozialistische Republik Rumänien, die CSSR und die Föde rative Sozialistische Republik Ju goslawien. Es handelt sich hierbei entweder um sozialistische National staaten (ein Staat verkörpert eine Nation) oder um sozialistische föde rative Staaten (der Staat vertritt zwei oder mehrere Nationen). Einige weitere Länder, darunter auch Deutschland, wurden durch innere und äußere reaktionäre Kräfte staatlich und national gespalten. Das heißt, ein Teil des Volkes vollzog den Übergang zum Sozialismus und verwirklichte damit das staatliche und nationale Selbstbestimmungs recht, nämlich konstituierte sich als sozialistischer Staat und soziali stische Nation; der andere Teil des Volkes verblieb im Kapitalismus. Die Wirksamkeit der dadurch ent standenen historischen Resultate widerspiegelt beim Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus eine neue Erscheinung. In diesem Zu sammenhang muß man m. E. ver schiedene Momente beachten. Die. staatliche und nationale Spaltung des deutschen Volkes ist Ergebnis der Veränderung des damaligen Kräfteverhältnisses zugunsten jener reaktionären Kräfte der Westzonen gewesen, die die BRD bildeten. Die staatliche Spaltung bedeutete unter den damaligen konkret-historischen Bedingungen, daß das im Potsdamer Abkommen fixierte deutsche Terri torium bereits durch die Zusammen legung der drei Westzonen zerrissen wurde. Die eingetretene staatliche Spaltung bewirkte, daß die mögliche Einheit der deutschen Nation auf neuer sozialer Grundlage zerstört wurde. Die staatliche und nationale Spaltung hatte zur Folge, daß nach und nach — und zwar durch die hi storische Langfristigkeit dieses Prozesses — ethnische Beziehungen und Bindungen, die historisch ent standen waren,'-voneinander ge trennt wurden. Wie das im einzel nen geschah, wird im nächsten Bei trag gezeigt werden. Die kapitali stische BRD bildet das Ergebnis der vom deutschen Monopolkapital mit Unterstützung der rechten sozialde mokratischen Führer und mit Hilfe der Westmächte herbeigeführten staatlichen und nationalen Spaltung des deutschen Volkes. Weg zur Formierung der sozialistischen Nation Der Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und der damit ver bundenen Herausbildung einer so zialistischen deutschen Nation oder sozialistischen deutschen Nationali tät, was m. E. ein und dasselbe be sagt, konnte nicht im Maßstab des im Potsdamer Abkommen territorial fixierten deutschen Bodens vollzogen werden. „Das Kräfteverhältnis so wohl im nationalen als auch im in ternationalen Rahmen erlaubte es nicht, diese Aufgabe zu lösen.“ (H. Axen: Zur Entwicklung der soziali stischen Nation in der DDR. Berlin 1973, S. 9) Über die antifaschistisch demokratische Umwälzung in der sowjetischen Besatzungszone, die Teil der volksdemokratischen Revo lution war, konnte in der DDR unter Führung der Arbeiterklasse mit der SED an der Spitze der Übergang zum Sozialismus eingeleitet und auf dieser Basis der Weg zur Formie rung der sozialistischen Nation deutscher Nationalität eröffnet wer den. Die Gründung und Entwicklung der DDR sind also das Ergebnis der revolutionären Umwälzung der Ge sellschaft, die den Erfordernissen des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus entspricht. „Mit der Gründung der DDR wurde die Herausbildung der sozialistischen Nation als Prozeß in Gang gebracht, er geht unaufhaltsam weiter und wird sich auch in den nächsten Jahrzehnten fortsetzen, Das ist nicht die Frage eines .Federstrichs*, son dern die Ingangsetzung eines revo lutionären Aktes. Im übrigen sind wir nach wie vor der Ansicht, daß beim Fortschreiten des revolutio nären Weltprozesses der Sozialis mus auch um die Bundesrepublik Deutschland keinen Bogen machen wird. Dies ist jedoch eine Sache der Zukunft.“ (E. Honecker, Bericht des Politbüros an die 13. Tagung des ZK der SED, Dietz Verlag Berlin 1974, S. 18.) n Italien wurde 1919/20 ein Mann namens W. A. Degot verhaftet. Er kam aus Sowjetruß land. Der Italienischen Sozialistischen Partei gelang es, ihn zu be freien. W. A. Degot war ein Kurier der Kommunistischen In ternationale. Er überbrachte der Führung der Italienischen Sozia listischen Partei die Resolutionen und das Manifest des Gründungs kongresses der Kommunistischen Internationale. Die Dokumente hatte er in seinen Schuhen ver steckt. Die ISP war nicht die ein zige Partei, die auf derartig aben teuerliche Weise von der Grün dung der revolutionären Weltor ganisation des Proletariats detail lierter erfuhr. Diese Weltorgani sation sollte sich derartig stür misch entwickeln, daß Ernst Thäl mann bereits sechs Jahre nach ihrer Gründung feststellen konn te, daß das deutsche Proletariat zwei Weltmächte zu Verbündeten hat: „Sein erster Verbündeter ist die Sowjetunion selbst. Die zwei te Weltmacht, die an unserer Sei te steht, ist die Kommunistische Internationale“, (E. Thälmann, Geschichte und Politik. Artikel Und Reden 1925 — 1933, Berlin 1973, S. 63). Der zu Beginn dieses Jahres in die Buchhandlungen gelangte Sammelband, dessen Zustande kommen Wissenschaftlern des In stituts für Marxismus-Leninismus beim ZK der SED und, der Sek tion Geschichte der Karl-Marx- Universität zu verdanken ist, ver mittelt zwar keinen vollständigen aber einen relativ umfassenden Überblick über Entstehung, Auf gaben und Kampf der Kommuni- tUtchen Internationale. Den Auto- Von Günter Katsch Studien zur Geschichte der Kommunistischen Internationale Herausgegeben vom Institut für Marxismus/Leninismus beim ZK der SED, Dietz Verlag Berlin, 470 Seiten, Leinen, 15 Mark ren gebührt schon deshalb ein Lob, weil nach dem in das Deut sche übersetzte Werk „Die Kom munistische Internationale. Kur zer historischer Abriß“, das vom Institut für Marxismus-Leninis mus beim ZK der KPdSU her ausgegeben worden ist und dem Protokollband „Die Kommunisti sche Internationale und ihre re volutionären Traditionen“ — beide erschienen 1970 — das vorliegen de Buch das erste in der DDR veröffentlichte ist, das die Ge schichte der KI zum Gegenstand hat. Der Sammelband enthüllt eine Fülle von Einschätzungen und Tatsachen, die sicherlich das Inte resse eines Leserkreises finden tverden, der weit über die Histo riker hinausreicht. Arnold Reis berg weist z. B. nach, welche Hilfe die Kommunistische Inter nationale den Kommunistischen Parteien in der Zeit der revolu tionären Nachkriegskrise 1919 — 1923 angedeihen ließ. So stand z. B. die KPD, die auf dem Jenaer Parteitag (August 1921) den Be schlüssen des III. Weltkongresses, der die Losung „Heran an die Massen“ ausgegeben hatte, zuge stimmt hatte, vor der Aufgabe, die Einheitsfrontpolitik mit der Aufstellung von Ubergangsforde- rungen weiter zu führen. Dabei war die Hilfe der Kommunisti schen Internationale notwendig, um linkssektiererische Einwände, die in der Aufstellung von Tages und Übergangsforderungen nur Opportunismus und Reformismus erblickten, zu überwinden. Eine Kommission des Exekutivkomi tees arbeitete unter Mitwirkung von Vertretern der KPD Thesen zur Steuerfrage aus und empfahl der KPD, die Losungen, Produk tionskontrolle und Goldwert erfassung als Losungen der prole tarischen Einheitsfront aufzustel len. (Daß diese Forderungen tat sächlich den Bedürfnissen der Massen entsprachen, ist aus den zahlreichen literarischen Berich ten über jene Zeit ersichtlich. Sie sind erst kürzlich durch den im Verlag der Nation erschienenen Roman von Oskar Maria Graf „Das Leben meiner Mutter“ be reichert worden.) Wer nach der Definition des Fa schismus gefragt wird, denkt so fort an die Rede Georgi Dimi- troffs auf dem VII. Weltkongreß der Kommunistischen Internatio nale. Die Komintern hat aber be reits den Faschismus — wenige Wochen nach dessen Machtergrei fung in Italien — auf ihrem IV. Kongreß folgendermaßen charak terisiert: „Im engsten Zusam menhang mit der Offensive des Kapitals auf ökonomischem Ge biet steht die politische Offensive der Bourgeoisie gegen die Arbei terschaft, wie sie sich am kras sesten im internationalen Faschis mus äußert. Da die zunehmende Verelendung die Massen immer mehr revolutioniert, auch die Mittelschicht einschließlich der Beamten erfaßt und die Sicher heit der Bourgeoisie, in der Büro kratie ein absolut willfähriges und ausreichendes Werkzeug zu haben, erschüttert, genügen der Bourgeoisie die legalen Unter- stützungsmethoden nicht mehr. Sie geht deshalb dazu über, sich überall besondere weiße Garden zu schaffen, die sich speziell ge gen alle revolutionären Bestre bungen des Proletariats richten und mehr der brutalen Nieder schlagung jedes Versuches der Arbeiterschaft, ihre Lage zu ver bessern, dienen.“ Elfriede Lewei'enz, ’ die im ver gangenen Jahr mit einem stark beachteten Aufsatz über neue bürgerliche Angriffe auf die Ein schätzung des Faschismus durch die KI (BzG. H. 4/1974, S. 587 ff.) hervorgetreten ist, weist nach, daß in dieser Einschätzung be reits die grundlegenden Elemente des Wesens des Faschismus ent halten waren, und nimmt sie zum Ausgangspunkt für eine Untersu chung der Bestimmung des We sens und der Funktion des Fa schismus durch die Komintern. Der Geschichte der Kommunisti schen Internationale versuchen sich auch die Antikommunisten aller Schattierungen aus durch sichtigen Gründen zu bemächti gen. So erschien z. B. in der sich sehr seriös gebenden Historischen Zeitschrift die Rezension eines ihrer Elaborate, deren Verfasser meint, daß man fast sagen könne, daß die kommunistischen Parteien der Welt für die sowjetrussische Politik etwa die gleiche Rolle ge spielt haben wie die Ausländs deutschen für Hitler...“ (HZ. Bd. 219, H. 1/1974, S. 151). Die Widerlegung derartiger anti kommunistischer Theorien stellt in dem Sammelband ein durch gängiges Prinzip dar. Weitere Aufsätze sind von Ruth Stoljarowa, Gisela Jähn, Horst Köpstein, Erwin Lewin, Lidia Schewtschenko und Karl Richter verfaßt worden. Als Wissen schaftler der Karl-Marx-Univer sität sind Maria Anders und Joa chim Kuhles mit einem Aufsatz über die Politik der Kommunisti schen Internationalen gegen den imperialistischen Krieg und für die Erhaltung des Friedens sowie Hans Piazza mit einem Beitrag über die Kommunistische Inter nationale und die nationale Be freiungsbewegung vertreten. buchtip JZ Von Adelheid Riedel Die führende Rolle der Arbeiter klasse in der Rekonstruktion der Industrie der UdSSR izd. Mysl, Moskau 1973, 256 S. (russ.) Die Hauptredaktion des vorlie genden Buches führte Prof. L. S. Gaponenko, Leiter des Lehrstuhls für Geschichte der UdSSR an der Akademie für Gesellschafts wissenschaften beim ZK der KPdSU — Prof. Gaponenko weilte im Oktober 1974 aus An laß des internationalen Kollo quiums zur Entwicklung und Rolle der Arbeiterklasse an un serer Universität. In der Ein leitung führt er aus, daß bislang in der historischen Literatur kaum Darstellungen der führenden Rolle der Arbeiterklasse in der Rekonstruktion der Volkswirt schaft bei der Entwicklung der Produktivkräfte des Landes und der Erhöhung der Arbeits produktivität im 1. Fünfjahrplan vorhanden waren. Unter dem Blickwinkel der Be schlüsse des XXIV. Parteitages der KPdSU ist von besonderer Bedeutung, daß die Entwicklung der materiell-technischen Basis des Sozialismus sowie die Rolle und Entwicklung der Arbeiter klasse in diesem Prozeß ge bührende Aufmerksamkeit er halten. Gaponenko betont, daß es sich um die Einheit von quali tativer und quantitativer Ent wicklung handelt, die die Ar beiterklasse zur Bewältigung ih rer Aufgaben befähigt. Im 1. Kapitel behandelt V. S. Lel’cuk die Hauptetappen der sozialistischen Industrialisie rung in der UdSSR. Er zeigt de ren engen dialektischen Zusam menhang mit der Klassen entwicklung während der Rekon struktion der Volkswirtschaft. Mit der Behandlung wichtiger objektiver und subjektiver Fak toren beteiligt er sich an der Diskussion zur Periodisierung der 20er Jahre. Quantitative und qualitative Veränderungen in der Arbeiter klasse, der wachsende Konzen trationsprozeß, die Quellen ihres Wachstums sowie Berufsausbil dung und Veränderungen in der Qualifikationsstruktur, sind der Gegenstand des 2. Kapitels (B. J. Gvozdev, A. J. Vdovin). Anhand der beschleunigten Ent wicklung dei’ Schwerindustrie verdeutlicht V. J. Martynow im 3. Kapitel die Ausprägung quali tativ neuer Züge der Arbeiter. Standen bislang vorwiegend Umwälzungen in der existenten Wirtschaftsstruktur der So wjetunion im Zentrum, so stellt sich N. V. Kusnecova im 4. Kapi tel die Aufgabe, die Arbeiter klasse bei der Schaffung neuer Industriezweige darzustellen. Dem gleichen Anliegen dient das 5. Kapitel von J. K. Grigorenko über die Arbeiterklasse im Kampf um die Schaffung des Landmaschinenbaus. Das zeigt, wie unter Bedingungen harter Klassenauseinandersetzung Bündnisverpflichtungen reali siert werden. Die entscheidende Rolle des Wettbewerbs für die Bewältigung dieser Aufgaben der Arbeiter klasse arbeitet V. A. Micheev im 6. Kapitel über die Vollendung der Rekonstruktion der sowjeti schen Industrie heraus. Ins besondere die Stachanow-Bewe- gung eröffnete neue Perspektiven für die Massenbewegung der Ar beiter. Die Realisierung der Leninschen Nationalitätenpolitik durch die Arbeiterklasse der UdSSR als ökonomisches und weitreichendes politisches Problem stellt P. T. Timofejew im abschließenden 7. Kapitel dar. Auffallendstes Prinzip der For schung und Darstellung, wie sie sich in der vorliegenden Publi kation widerspiegelt, ist die tief gründige Behandlung des Wechselverhältnisses zwischen der KPdSU und den breiten Ar beitermassen. Es wird gezeigt, wie die Beschlüsse des Zentral komitees und der Betriebspartei organisationen durch die un ermüdliche Arbeit der Kommu nisten und Komsomolzen durch geführt werden und wie damit die Rolle des Vortrupps realisiert
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