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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 19.1975
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19750000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19750000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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Zeitschrift
Universitätszeitung
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Band
Band 19.1975
-
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Band 19.1975
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. 30jahrestag 1 derbefreiung vom faschismus Zur demokratischen Neugeburt unserer Universität Der Kampf um die Durchsetzung des Marxismus-Leninismus / Die Gründung der Gewifa Von Dr. Gerhild Schwendler und Uwe Feige, Franz-Mehring-Institut der Karl-Marx-Universität An den Hochschulen und Universitäten mußten Fachkräfte erzogen und ausgebildet werden, die die Jugend im Geiste des Humanismus und des gesellschaftlichen Fortschritts erziehen konnten. Die Ausbildung von po litisch verantwortungsbewußten und wissenschaftlich qualifizierten Ka dern für den antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau war für die revo lutionäre Umgestaltung der - gesellschaftlichen Verhältnisse von erstrangi ger Bedeutung. Das bedingte die völlige Überwindung der bürgerlichen Ideologie und die Durchsetzung der wissenschaftlichen Weltanschauung des Proletariats. / Die Durchsetzung des Marxismus-Leninismus bot die Garantie, für die restlose Überwindung der bürgerlichen Ideologie und ihrer barbarischen faschistischen Auswüchse. Nur auf der Grundlage des Marxismus-Leninis mus konnte der Weg des demokratischen Neuaufbaus erfolgreich beschrit ten und der Übergang zum sozialistischen Aufbau vollzogen werden. Die Verankerung der Weltanschauung des Proletariats an den Universi täten und Hochschulen wurde zu einem Gebot der Stunde und war ein dringendes Anliegen der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Vorhut, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, bei der umfassenden Demokratisierung des Hochschulwesens in den ersten Nachkriegsjahren. Die Verhältnisse an der Leipziger Universität vor und nach ihrer Neu eröffnung waren für die Einführung des Marxismus-Leninismus alles andere als günstig. Sowohl die Universitätsleitung als auch die Fakultäts leitungen wurden noch weitgehend von reaktionären Kräften beherrscht, die. wie Rektor Gadamer und die Professoren Litt, de Boor und Freyer, alles taten, um den Marxismus-Leninismus und seinen Vertretern den Zugang zur Universität zu versperren. Sie sabotierten die Berufung mar- xistischer Wissenschaftler, die während der faschistischen Diktatur als kampferprobte Kommunisten und Sozialdemokraten in Konzentrations lagern und Zuchthäusern inhaftiert waren bzw. in der Emigration den Kampf gegen Faschismus und Krieg fortführten, und sie verleumdeten diejenigen Professoren, die sich in Lehre und Forschung zum Marxismus bekannten. Unter diesen Bedingungen boten die traditionellen Fakultä ten in den ersten Nachkriegsjahren keine Gewähr für die antifaschistisch demokratische Erziehung der Studenten und die Ausbildung dringend notwendiger Kader für den antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau. Angesichts der Positionen der reaktionären Kräfte an der Philosophischen, Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Fakultät sowie an der Juristen- fakultät war es daher geboten, neue Wege in der Ausbildung zu beschrei ten. Gesellschaftswissenschaftliche Fakultät durch Befehl Nr. 333 Den Weg dazu wiesen zwei Befehle der SMAD. Auf Grund des Befehls Nr. 205 vom 12. Juli 1946 über die Einrichtung Pädagogischer Fakultäten an den Universitäten der sowjetischen Besatzungszone nahm im Oktober 1946 die Pädagogische Fakultät an der Universität unter Leitung von Prof. Dr. Lambertz die Tätigkeit auf. Von besonderem Gewicht aber war die Gründung der Gesellschaftwissen schaftlichen Fakultät auf der Grundlage des Befehls Nr. 333 des Obersten Chefs der SMAD vom 2. Dezember 1946 zwecks „Ausbildung eines Stam mes von qualifizierten Angestellten für die staatlichen, wirtschaftlichen und öffentlichen demokratischen Ämter und Organisationen der So wjetischen Besatzungszone Deutschlands, der befähigt ist, die begonnene demokratische Umgestaltung... zu vollenden und zu befestigen '. ML-Fächer erstmalig in Geschichte im akademischen Lehrbetrieb Dem Befehl der SMAD zufolge sollte die Gewifa an der Universität Leipzig als erste der drei zu gründenden Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten an den Universitäten der sowjetischen Besatzungszone am 15. Februar 1947 eröffnet werden. Ebenso Wie bei der Vorbereitung der Neueröffnung der Universität bedurfte es großer Anstrengungen seitens aller fortschrittlichen Kräfte, um die reaktionären Machenschaften gegen die Gründung der neuen Fakultät zu unterbinden und sie am 15. April 1947 zu eröffnen. Mit der Einrichtung der Gewifa fanden die marxistisch-leninistischen Lehrkräfte an der Universität eine feste organisatorische und institutio nelle Basis und erhielt die Weltanschauung der Arbeiterklasse eine wis- schaftliche Heimstatt, von der aus sie unter Führung der SED gezielt verbreitet und durchgesetzt werden konnte. An die Stelle der ab Herbst 1945 durchgeführten Vortragsreihen von Hermann Ley und Gerhard Harig, von Veranstaltungen des Antifa-Stu- dentenausschusses und Vorlesungen von Fritz Behrens trat nunmehr die systematische Vermittlung von Grundproblemen des Marxismus-Leninis mus an die Studenten der Gewifa. Erstmalig wurden nunmehr an einer deutschen Universität der dialektische und historische Materialismus, die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung, die Politische Ökonomie des Kapitalismus u. a. zum akademischen Lehrfach. Mit der Gründung der Gewifa und der von diesem Zentrum ausgehenden schrittweisen Durch setzung des Marxismus-Leninismus an der Universität, insbesondere an der Philosophischen Fakultät, erreichte der. Demokratisierungsprozeß eine qualitativ neue Stufe. Als ein Element des Sozialismus, das sich im Schoße der antifaschistisch-demokratschen Ordnung herausbildete, war die Gewifa Sinnbild der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Universi tät zu einer wahrhaft demokratischen Lehr- und Bildungsstätte, die 1951/ 1952 in die 2. Hochschulreform einmündete. Als entscheidende politische und ideologische Kraft innerhalb der SED- Betriebsgruppe hatte die Gewifa, ihre Lehrkräfte und Studenten zugleich entscheidenden Anteil an der Zurückdrängung und Zerschlagung des Einflusses der reaktionären Kräfte und ihrer Positionen in der Universi tätsleitung, an der Durchsetzung der führenden Rolle der Arbeiterklasse und ihrer revolutionären Kampfpartei an der Universität sowie bei der Demokratisierung des Studentenrates und beim Aufbau der Freien Deut schen Jugend. Auch nach der Gründung der Gewifa ließ der Widerstand der reaktionä ren Kräfte, gegen die Einrichtung eines Lehrstuhls für dialektischen und historischen Materialismus nicht nach. Die Auseinandersetzungen um die Frage, ob der Marxismus-Leninismus „nur“ eine Weltanschauung oder auch „eine“ Wissenschaft sei, fanden kein Ende. Prof. Litt und seine An hänger traten offen gegen den Marxismus-Leninismus auf und wandten sich gegen die Einrichtung eines Lehrstuhls mit der Begründung, daß der Marxismus-Leninismus keine „akademisch gewachsene Philosophie“ sei und verunglimpften ihn als „Philosophie der Straße“. Von großem Einfluß auf die systematische Durchsetzung des Marxismus- Leninismus an der Universität waren die Gründung der SED im April 1946, die Bildung einer einheitlichen nach Fakultätsgruppen gegliederten SED-Betriebsgruppe an der Universität und die Hilfe der sowjetischen Hochschuloffiziere. Letzteres betraf insbesondere die Vorlesungen von Major -Patent zu Grundfragen der marxistisch-leninistischen Philosophie sowie die wirksame Unterstützung durch Major Plushnikow bei der Klä rung administrativer und materieller Fragen. Eine große Unterstützung erhielt die Gewifa durch die SED-Kreisleitung Leipzig, so durch deren ersten Sekretär Ernst Lohagen und den Leiter der Kulturabteilung Genos sen Hermann Ley. Innerhalb der Gewifa selbst waren es die Professoren Fritz Behrens (Vor sitzender des Gründungsausschusses der Gewifa und Dekan), Gerhard Harig, Ernst Engelberg, Gerhart Eisler, Hermann Budzislawski, Georg Mayer, Karl Polak, Hans Thalmann und Albert H. Schreiner, die sich mit ihrer ganzen Persönlichkeit, ihrem marxistisch-leninistischen Wissen und ihrem revolutionären Kämpfertum für die Durchsetzung der Welt anschauung der Arbeiterklasse einsetzten. Marxismus-Leninismus als Grundlage jeder Wissenschaft Wenn wir heute konstatieren, daß sich der einstmals an den Universitäten und 'Hochschulen verpönte Marxismus-Leninismus von einer „Wissen schaft neben anderen“ zur Grundlage und zum Leitfaden jeglicher wis senschaftlichen und erzieherischen Tätigkeit entwickelt hat, so ist das ein wesentliches Verdienst der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät, der politisch und wissenschaftlich verantwortungsbewußten Arbeit ihrer Lehrkräfte und dem Wirken vieler ihrer Absolventen. Mit der Einführung des Marxismus-Leninismus als obligatorisches Lehr fach für alle Studenten in der Deutschen Demokratischen Republik im Rahmen der 2. Hochschulreform erfüllte sich die historische Aufgabe der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät — Bahnbrecher für den Marxis mus-Leninismus an der Universität zu sein und zur allseitigen Durchset zung der wissenschaftlichen Weltanschauung der Arbeiterklasse in allen Bereichen der Gesellschaft beizutragen. Aus dieser von Karl Marx gege benen Charakteristik der Konti nuität materieller Produktiv kräfte in der Geschichte geht hervor, daß erstens die Menschen erworbene Produktivkräfte stets weiterentwickeln müssen, daß zweitens alle gesellschaftlichen Formen des Zusammenlebens der Menschen — so auch die Nation — sich historisch ändern und daß drittens ethnische Beziehungen (Sprache. Siedlungsgebiete, spezi fische Züge der Sitten, Gebräuche und Traditionen) das Resultat der materiellen und geistigen Tätigkeit mehrerer Generationen bilden. Hieraus wiederum ergibt sich, daß die Bourgeoisie als revolutionäre Klasse Erbe und Tradition auf höherer Stufe ent wickelte und als reaktionäre Klasse Erbe und Tradition miß braucht. Bereits im Kapitalismus, aber besonders beim Übergang zum Sozialismus, können die Werktätigen ihre erworbenen Produktivkräfte, ihr erworbenes Erbe und ihre Traditionen nur unter Führung der Arbeiter klasse verteidigen und auf höherer Stufe entfalten. Damit ist unseres Stellung zum Erbe und zur Tradition der Geschichte im allgemeinen und in der deutschen Geschichte im beson deren eindeutig bestimmt. Dies zu betonen ist wichtig, da die bürgerlichen und sozialreformi stischen Ideologen der Bourgeoi sie der BRD sehr gerne von einer „tausendjährigen Geschichte der deutschen Nation“ reden und zu beweisen suchen, die sozialisti sche Nation der DDR sei geschichtslos. Hierdurch wird den Werktätigen der BRD suggeriert, die kapitalistische BRD sei die eigentliche „Hüterin“ von Erbe und Tradition der deutschen Geschichte. Auf diese Weise wird dann der Alleinvertretungs anspruch gerettet. Wie jede andere kapitalistische Nation ist die deutsche kapitali stische Nation der Vergangenheit zwar über einen langen histori schen Prozeß entstanden, aber ihre Geschichte umfaßt keines falls „tausend Jahre“. Die bürgerlichen und sozialreformi stischen Ideologen vertauschen dabei die historischen Voraus setzungen zur Bildung der kapitalistischen Nation mit dem eigentlichen Prozeß ihrer end gültigen Formierung in der deutschen Geschichte. Bekannt lich ist die deutsche kapitalistische Nation aus der Verschmelzung einer Anzahl von Völkerschaften hervorgegangen. Wesentliche wei.tere Voraussetzungen waren die Reformation, die Bauerner hebungen und besonders der deutsche Bauernkrieg, also die ..deutsche frühbürgerliche Revo lution“. In ihrem Ergebnis ent stand die einheitliche Schrift sprache, und es bildete sich das Nationalbewußtsein des deut schen Volkes heraus. Das waren Voraussetzungen zur Bildung der deutschen Nation. Erst auf dieser Basis und durch die sich verstärkt entwickelnde kapitalistische Pro duktionsweise bildeten sich die Merkmale der deutschen kapita listischen Nation heraus. Das gemeinsame Wirtschaftsleben als einheitliche Währung und als einheitliche Industrie- und Handelsgesetzgebung begann erst zu Beginn des 19. Jahr hunderts zu entstehen. Die Re volution von 1848 hatte die Aufgabe, das zersplitterte Terri torium der deutschen kapitalisti schen Nation staatlich auf bürgerlich-demokratischer Grundlage zusammenzufassen und das ökonomische und politische Leben zu konzentrie ren bzw. zu zentralisieren. Das Ziel dieser Revolution konnte nicht erreicht weden, da die bestimmende Fraktion der deut schen Bourgeoisie ein Bündnis mit den Feudalkräften einging. Das Bündnis zwischen den wichtigsten Teilen der Bourgeoi sie mit den Feudalkräften wurde zur klassenmäßigen Grundlage für den preußisch-junkerlichen Weg, der 1871 zur Reichsgrün dung führte. Durch den Verrat in der Revo lution von 1848 und dem preußisch-junkerlichen Weg verlor die deutsche Bourgeosie den Anspruch, die Nation führen zu können, hörte sie auf, revo lutionärer Fortsetzer von Erbe und Tradition zu sein. Die „Die Menschen verzichten nie auf das, was sie gewonnen haben, aber das bedeutet nicht, daß sie nie auf die gesellschaftliche Form verzichten, in der sie bestimmte Produktivkräfte erworben haben. Ganz im Gegenteil. Um des erzielten Resultats nicht verlustig zu gehen, um die Früchte der Zivilisation nicht zu verlieren, sind die Menschen gezwungen, von dem Augenblick an, wo die Art und Weise ihres Verkehrs (commerce) den erworbenen Produktivkräften nicht mehr entspricht, alle ihre über kommenen Gesellschaftsformen zu ändern." (K. Marx: Das Elend der Philosophie, Berlin 1952, S. 7) Klasse, Staat, Nationalität und Nation Teil 4: Erbe und Tradition, von Prof. Dr. sc. Georg Harder, FMI Führung der Nation ging bereits in dieser Periode an die deutsche Arbeiterklasse über. Sie wurde im Bündnis mit den anderen werktätigen Schichten zum Bewahrer Und Fortsetzer von Erbe und Tradition der deut schen Geschichte. Wie jede andere kapitalistische Nation war auch die kapitalistische deutsche Nation, die sich — wie bereits vermerkt — im 19. Jahrhundert endgültig formierte, durch den Antagonismus zwischen Bour geoisie und Proletariat geprägt. Der Kampf zwischen diesen Klassen war stets auch ein Kampf um die Führung der deut- chen Nation (Siehe: Dialektischer und historischer Materialismus, Lehrbuch 1974, S. 455). Der Antagonismus zwischen Bourgeoisie und Proletariat be dingt eine gegensätzliche Stel lung zum Erbe und erzeugt sich ausschließende Tra ditionslinien. Die deutsche Bour geoisie benutzte das Erbe der deutschen Geschichte zur Recht fertigung ihrer Politik und wertete es in Nationalismus in seiner extremsten Form, in Chau vinismus, um. Das war die Tra- ditionslinie der deutschen Bour geoisie zur Vorbereitung und ' Durchführung des ersten und zweiten Weltkrieges. Die nationalistische Ausprägung von Erbe und Tradition war und ist ein Hauptbestandteil der Politik des BRD-Monopolkapitals. Im Gegensatz dazu verhielt sich die deutsche Arbeiterklasse als internationalistische Klasse zugleich patriotisch. Proletarier sind Patrioten, weil sie die Klasse der Werktätigen sind. Wie alle Werktätigen können sie gar nicht anders, als das Erbe, die Traditionen und die nationalen Reichtümer zu schätzen, die von den vorausgegangenen Generatio nen und von ihren Händen geschaffen sind. Die Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung widerspiegelt den Kampf um die Verteidigung des nationalen Erbes und der nationalen Tra ditionen sowie der materiellen und geistigen Werte in eindrucks voller Weise. Das verdeutlicht der Kampf von K. Marx und F. Engels, von A. Bebel und W. Liebknecht gegen die natio nalistische Umwertung von Erbe und Tradition im Bismarckstaat. Das zeigt weiterhin das Ringen der revolutionären deutschen Arbeiter unter Führung von K. Liebknecht und R. Luxem burg um die Verhinderung des ersten Weltkrieges. Der Kampf der KPD und ihr Bündnis mit an deren revolutionären Kräften in den zwanziger und dreißiger Jah ren drückte die Stellung zum na tionalen Erbe aus. Wer kann mehr für sich in Anspruch nehmen als die deutschen Kommunisten und andere deutsche Antifaschi sten, während der Zeit des Fa schismus alles zur Bewahrung der nationalen Reichtümer getan zu haben. Die. Stellung der Arbeiterklasse zum Erbe ist durch ihre histori sche Mission bestimmt. Im Prozeß der Realisierung dieser Mission prägt die Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen werktätigen Klassen und Schichten ihre Traditionslinie. Unmittelbar nach dem II. Welt krieg stand die Frage auf der Tagesordnung, welche Traditions linie in dem vom Potsdamer Abkommen fixierten territorialen Bestand eines neuen Deutschlands sich durchsetzen würde, die der deutschen Arbeiterklasse im Bündnis mit den anderen werk tätigen Klassen und Schichten oder die des deutschen Monopol kapitals. Von der Beantwortung dieser Frage hängt auch die Stei lung zum Erbe ab. Das deutsche Monopolkapital beschritt den Weg der staatlichen und natio nalen Spaltung, gründete die BRD. Als kapitalistische Gesell schaftsordnung, als kapitalisti scher Staat und als kapitalisti sche Nation setzt das Monopol kapital die reaktionäre Traditionslinie deutscher Geschichte fort. Die bewußtesten Teile der Arbeiterklasse in der BRD bringen die revolu tionäre Traditionslinie deutscher Geschichte unter Führung der DKP zur Geltung. Innerhalb der BRD Ist also die Stellung zum Erbe gegensätzlich. Mit der Gründung der DDR und im Prozeß der sozialistischen Revolution wurde die revolutio näre Traditionslinie deutscher Geschichte und die revolutionären Traditionen der deutschen Arbei terbewegung aufbewahrt und auf sozialistischer Entwicklungs stufe fortgeführt. Auf diesem Wege wird das reichhaltige nationale Erbe nicht nur bewahrt, sondern allen Werktätigen zugänglich gemacht. So ist die DDR die Verkörperung des Erbes deutscher Geschichte, des Erbes der revolutionären deutschen Arbeiterbewegung und des Erbes, was wir durch den sozialistischen Aufba bereits gewonnen haben. Dieses wurde In unserer Ver fassung mit den Worten verankert: „In Fortsetzung der revolutionären Traditionen der deutschen Arbeiterklasse und gestützt auf die Befreiung vom Faschismus hat das Volk der Deutschen Demokratischen Re- publik in Übereinstimmung mit den Prozessen der geschichtlichen Entwicklung unserer Eooche sein Recht auf sozialökonomische, staatliche und nationale Selbst bestimmung verwirklicht und gestaltet die entwickelte sozia listische Gesellschaft“. Wir verzichten also nicht auf das, was wir historisch erworben haben, sondern entwickeln es unter so zialistischen Bedingungen weiter.
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