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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 19.1975
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19750000
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19750000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 19.1975
-
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- Ausgabe Nr. 37, 14. November 1
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- Ausgabe Nr. 40, 5. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 41, 12. Dezember 1
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Band
Band 19.1975
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KARL-MARX-UNIVERSITÄT 12. Dezember 1975 Universitätszeitung Organ der Kreisleitung der SED Einzelpreis 15 Pfennig Ruf Leipzig 719 2215 19. Jahrgang Orthopädische Klinik verbesserte Arbeits- und Lebensbedingungen in Verwirklichung des „Medizinbeschlusses" vom 25. Sep tember 1973 wurden in der Orthopädischen Klinik der KMU große Anstrengungen unternommen, um die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Mitarbeiter der Klinik zu ver bessern. So wurden u. a. die Pausenversorgungseinrichtung verbessert, ein Aufenthaltsraum neu eingerichtet und die Kunststoff-Werkstatt rekonstruiert. Seit über einem Monat arbeiten die Bandagistin Martha Heiden (rechts}, Ortho pädiemechaniker-Meister Wolfgang Putzenhart (Mitte) und Orthopädiemechaniker Thomas Eilenberg in ihrer Werkstatt. Die Freude über die modern eingerichtete und helle Werk statt trübt nur noch ein Wermutstropfen: Die Kollegen war ten noch auf die Installierung der Be- und Entlüftungs anlage, die jedoch bereits in Arbeit ist. Guter Start an der KMU für die Parteiwahlen Die Wahlen sind an der Kreisparteiorganisation gut angelaufen. Alle Parteigruppen haben sich auf diesen Höhepunkt im Leben der Partei sehr gründlich vorbereitet. In den Rechenschaftsberich- ten der Parteigruppenorganisatoren und vor allem auch in den Diskussionen wird das Bemühen der Genossen deutlich, die geleistete Arbeit in Ausbildung, Erziehung, Forschung und medizinischer Betreuung realistisch ein- zuschätzen, Erfolge aufzuzeigen, aber gleichzeitig 1i- Diese Einsdiätzung traf auf einer Beratung des Sekretariats der SED- Kreisleitung mit den stellvertreten den Sekretären der SED-Grund organisationen der 2. Sekretär der SED-Kreisleitung, Genosse Dr. Sieg fried Thäle. Es wurde betont,-daß es im wei teren Verlauf der Parteiwahlen dar auf ankomme, den. Inhalt der in allen Grundorganisationen geführten Gespräche mit den Genossen durch die Leitungen noch besser für die Wahlversammlungen auszunutzen. Damit solle der persönliche Anteil jedes Genossen an der Arbeit und seine Verantwortung hervorgehoben werden. tikwürdiges beim Namen zu nennen. Darauf auf bauend, wurden die künftigen anspruchsvollen Auf gaben abgesteckt und Überlegungen angestellt, wie alle Angehörigen der Karl-Marx-Universität in Vor bereitung des IX. Parteitages der SED für den Kampf um ein Ehrenbanner des ZK mobilisiert werden kön nen. Diese Atmosphäre ist Ausdruck der gewachsenen Kampfkraft der Kreisparteiorganisation, Breiten Raum nahm in der Be ratung die Arbeit mit den jungen Kandidaten ein. Sie gelte es, von Anfang an und unter Ausnutzung des Schwungs der Parteiwahlen voll in das Mitgliederleben einzubezie hen. Besondere Bedeutung erhalte dabei, so wurde vom 2. Sekretär der SED-Kreisleitung betont, die Arbeit von ehrenamtlichen Kommissionen, in denen vor allem die parteierfah rensten Genossen wirken sollten. So berichtete der stellvertretende GO- Sekretär des Bereiches Medizin, Michael Krüger: „Wir messen der Arbeit mit diesen Kommissionen, die vom GO-Sekretär, Genossen Dr. Klaus Scheuch, geleitet werden, große Bedeutung zu, da Sie ein In ¬ strument der Führung der Bewußt seinsbildung gerade unserer jungen Kandidaten darstellen. Diese Kom missionen arbeiten vor allem mit den Kandidaten, deren Bürgen nicht am Bereich sind und folglich der Führung dieser erfahrenen Genossen besonders bedürfen, zumal es sich bei den Kandidaten fast ausschließ lich um Studenten des ersten Stu dienjahres handelt Außerdem wer den diese Kommissionen auch im Kandidatenzirkel wirksam, indem dort erfahrene Genossen auftreten und über Probleme ihrer eigenen Entwicklung zu einem bewußten und aktiven. Genossen ebenso berichten wie über Probleme und Aufgaben der Parteiarbeit im Bereich., Mit guten Leistungen auf neue Aufgaben vorbereitet Von MR Prof. Dr. sc. med. Heinz Köhler, Direktor des Bereiches Medizin der KMU D er „Tag des Gesundheitswesens" am 11. Dezember 1975 gibt den Mit arbeitern des Bereiches Medizin' Veranlassung, über das im letzten Jahr Erreichte Bilanz zu ziehen. Geht man von der zum VIII. Parteitag for mulierten Hauptaufgabe und von dem Gemeinsamen Beschluß des Politbüros, des Ministerrates' und des- FDGB-Bun- desvorstandes vom 25. September 1973 aus, so handelt es sich nicht nur um eine Rechenschaftslegung der Arzte und. Schwestern und aller anderen Mitar beiter der Kliniken und Institute unseres Bereiches Medizin über die erreichten Ergebnisse in der medizinischen Be treuung, der medizinischen Forschung und der Erziehung und Ausbildung von Studenten der Humanmedizin, der Stomatologie sowie von Fachschulstu denten. Es ist also keine nur „rein me dizinische" Angelegenheit, die allein Sache der Mediziner ist. Es handelt sich vielmehr entsprechend dem Cha rakter unseres sozialistischen Gesund heitswesens und des sozialistischen Hoch- und Fachschulwesens, ja unse res sozialistischen Staates überhaupt, um ein gesamtgesellschaftlichen Anlie-. gen, in dessen- Rahmen die verant- wörtliche, initiativreiche, schöpferische Mitwirkung der Ökonomen, der Hand werker, der Bauarbeiter, Techniker, Projekt-Ingenieure, Bauleiter, Woh nungspolitiker, Materialverwalter und vor allem der leitenden Mitarbeiter der Universitätsverwaltung und -direk- torate, des Rates der Stadt Leipzig und der Räte der Stadtbezirke unverzicht bar ist. < ■ . Konnten im Jahr 1974 zunächst nur geringe Fortschritte im Verständnis dieses Anliegens erzielt’ werden, so änderte sich das seit einem Jahr. Am 2. Dezember 1974 besuchte das Mit glied des ZK der SED und 1. Sekretär der Bezirksleitung Leipzig der SED, Ge nosse Horst Schumann, in Begleitung des Mitgliedes des ZK und Ministers für Hoch- und Fachschulwesen, Genos ¬ sen Prof. H.-J. Böhme, und des Mini sters für Gesundheitswesen, Prof. Dr. sc. med. L. Mecklinger, den Bereich Medizin der KMU. Es wurden an die sem Tage, an Ort und Stelle • notwen dige Festlegungen getroffen. I fon diesem Tage des Besuches an/ V bis zum heutigen Tag, sind in die- " sem letzten Jahr an unserem Be reich Medizin bezüglich der genann ten Aufgabenstellung Fortschritte sicht- bar geworden, wie sie seit vielen Jah ren vorher nicht zu verzeichnen waren. Mancher zunächst scheinbar Klein gläubige. der sich von Illusion. und Resignation polarisiert oder umschli chen fühlte, hat angesichts der realisti schen Aufgabenstellung und konkreten Realisierung bald selbst mit Hand an gelegt und seine guten Gedanken und Vorschläge zur konstruktiven. Lösung mancher Probleme mit einfließen Jas sen. Es wurden 217 Schwesternwohnzim- mer und ’ 12 Schwesternküchen reno viert und für 742 500 Mark neue Mö bel, Kühlschränke, Waschmaschinen und weitere moderne Ausstattungen für Schwesternwohnzimmer angeschafft. Die Zahl der Wohnungszuweisungen konnte gegenüber dem Vorjahr 'mehr als verdoppelt werden. Kinderkrippen- und Kindergartenplätze wurden vor rangig zur Verfügung gestellt, leicht erkrankte Kinder unserer Mitarbeiter können im eigenen' Bereich spezifisch betreut werden, drei vorzüglich ausge stattete Bungalows in Altenbach wur den zur Naherholung besonders für unsere im Schichtdienst stehenden Schwestern und Arbeiter aus eigener Kraft geschaffen, zahlreiche Wege und Straßen im Klinikum wurden befestigt und mit einem staubfreien Belag ver sehen, wodurch eine wesentliche Ver besserung des innerbetrieblichen Ver kehrs und der Krankenhaushygiene er- reicht wird. Weite Teile des Klinikums haben sich überhaupt in Baustellen verwan delt: Die Klinik für Kieferchirurgie be€ findet sich in der Endphase der kom plexen Renovierung, die Urologische Klinik, im Jonuar neu gegründet, befindet sich in der 1. Baustufe, der Bau der Intensivtherapiestation der Medizinischen Klinik ist zur Hälfte vollbracht, die Rekonstruktion der Chir urgischen Klinik mit einem Teilneubau, in dem auch die Zentrale Anästhesie abteilung aufgenommen wird, befin det sich in Durchführung des 1. Bauab schnittes. Viele weitere Beispiele aus nahezu allen Einrichtungen des Berei ches Medizin könnten hier angeführt werden.’ Und dabei ist sicher, daß diese Bautätigkeit' 1 erst einen kleinen Anfang darstellt gegenüber den im kommenden Fünfjahrplan notwendigen und möglich werdenden Bauinvestitio- nen im Bereich Medizin. , . A ber nicht nur in der äußeren mate- riellen Hülle der Einrichtungen des Bereiches haben sich für jeden sichtbare Fortschritte ergeben. Auch unsere Mitarbeiter haben zunehmend besser erkannt, daß gute Arbeit und höhe Einsatzbereitschaft dem Patienten, der Qualität der medizinischen Be treuung, und rückkoppelnd wieder je dem Kollektiv und jedem einzelnen Mit arbeiter zugute kommen. Die Tatsache, daß heute 216 Kollektive des Bereiches Medizin den Kampf um den Ehrenti tel „Kollektiv der sozialistischen Ar beit“ führen, kennzeichnet die Breite und Intensität des Leistungswillens un serer Mitarbeiter,, die ihre Aufgaben im Planjahr 1975 unter oft komplizier ten Bedingungen in hoher Qualität erfüllen werden. Dafür gilt ihnen heute der besondere Dank und hohe Aner kennung. Sie haben sich damit als fä hig und bereit erwiesen, im kommen den Jahr neue und größere Aufgaben zu übernehmen und würdige Beiträge zur Vorbereitung des IX. Parteitages zu leisten. ... indem wir die Herausforderung zur Vorbereitung des IX. Parteitages der SED annehmen! Wir fordern alle Studenten zum Meinungsstreit auf! ■ LEIDENSCHAFT für die Theorie - überhöhter Anspruch oder Charakterzug des sozialistischen Studenten? Uwe Kutschbach, Hochschule für Bauwesen: Wechselwirkung — Theorie und Praxis über dieses Problem gibt es unter den Studenten sehr unterschiedliche Meinungen. Deshalb und auch, weil es mich oft selbst bewegt hat, möchte ich dazu meine Meinung kurz sagen. ' In dieser Angelegenheit schwingt zugleich die Frage nach dem praxisverbundenen Studium und nach dem Verhältnis von Theorie und Praxis überhaupt mit. Si cherlich kommt diesem Problem in verschiedenen Fach richtungen eine unterschiedliche Bedeutung zu. Aus der Sicht der Ingenieurwissenschaften, aus der ich diese Fragestellung betrachte, hat es bestimmt eine sehr große Bedeutung. Zunächst bin ich der Meinung, daß ohne Theorie-jegliche Praxis undenkbar wäre, anderer seits aber ohne den Einfluß der Praxis auf die Theorie, deren zielgerichtete Weiterentwicklung zum Nutzen der Menschheit zweifelhaft ist. Es besteht also eine be fruchtende Wechselwirkung und dialektische Einheit zwischen Theorie und Praxis. Wps geschieht aber, wenn die Lücke zwischen Theorie und Praxis groß, die dialektische Einheit scheinbar gestött ist? Gerade im Bauwesen besteht praktisch für jeder mann die Möglichkeit, „einen Blick über den Bauzaun zu werfen" und viele, vor allem auch oft unsere Bau studenten, fühlen sich sogleich in der Lage, ein „um fassendes Urteil" abgeben zu können, welches etwa lauten könnte, nun seht, wie das hier gemacht wird und was wir alles lernen müssen. Die Schlußfolgerung, diese oder jene Lehrveranstaltung nicht mehr zu besuchen, liegt ollzu nah. Hier muß aber ganz energisch entgegen gehalten werden, daß der Student, vor allem der der jüngeren Studienjahre, fachlich noch gar nicht in der Lage sein kann, ein fundiertes Urteil abzugeben, wel che theoretischen Grundlagen er in der Praxis benötigt und welche nicht. Die Vielseitigkeit im Studium ist eine Voraussetzung für ein breites Einsatzspektrum in der Praxis, das ja gerade im Bauwesen dem Absolventen viele Möglichkeiten für eine interessante Tätigkeit bie tet, von denen er während des Studiums oft noch gar nichts, oder nur wenig weiß. Eine Aufgabe der Hochschulen und Universitäten muß es deshalb auch sei. . Jie Studenten für ihre Aufgaben und die Theorie zu begeistern, so daß sie ihren Schwung mit in die Praxis bringen und dort mithelfen, beste hende schlechte Zustände zu beseitigen und sich nicht von diesen unterkriegen zu lassen. Lutz Sattler, Kuwi/Germanistik: Mit dem ganzen Wesen einer Aufgabe zuwenden Leidenschaft für die Theorie - überhöhter Anspruch oder Charakterzug des sozialistischen Studenten? — so zu lesen in der Nr. 38 der UZ. Ein Anlaß, mein per sönliches Verhältnis zur Theorie zu überdenken. Daß unsere Aufgaben an der Universität weitaus überwie gend im theoretischen Bereich liegen, bedarf hier kei ner näheren Erläuterung. Wie kann ich aber eine Auf gabe bewältigen, ohne mich mit meinem ganzen Wesen mit.ihr zu verbinden? Um wieviel stärker bin ich schon mit ihr verbunden, wenn ich sie selber gewählt habe? Ich bin mit dem Wunsch hierher gekommen, in die Ge heimnisse meines Fachgebietes einzudringen, um hier die Fähigkeit zu erwerben, jetzt und später mit ihm zu leben. So kann mich auch die alte, oft genug erfah rene Wahrheit, daß an die Stelle eines gelösten Pro blems eine Vielzahl neuer Probleme tritt, nicht mehr pessimistisch stimmen; was sie wohl bei jedem ersten Kennenlernen erzielt. Jetzt ist Problem nur noch Syn onym für Aufgabe, und ohne die Auseinandersetzung mit ihr würde mein Leben etwas ärmer sein. Wer aber seinen Beruf nicht zum untrennbaren Be standteil seiner Natur machen kann, verschenkt nicht nur die Hälfte seines Lebens, sondern verzichtet damit auch darauf, der Gesellschaft das zu geben, was sie weiterbringt: seine Schöpferkraft. Da es keine „halben Persönlichkeiten" geben kann und unsere Gesellschaft nicht in der Lage ist, auch nur eine einzige zu ent behren, kann mein Verhältnis zur Theorie für mich keine Frage sein. UNIVERSITÄT - Ziehstätte für Schmalspurspezialisten oder Kaderschmiede für engagierte Könner? Reinhard Escher, ANW: In Bierlokalen „Kameradschaft pflegen“? Diese Frage zum ersten Mal lesend, schien es mir überhaupt kein Problem zu sein, auf sie eine Antwort zu finden. Gefühlsmäßig hätte ich ihren zweiten Teil — „Kaderschmiede für engagierte Könner"? — sofort rot unterstrichen. Doch erst nach eingehender Überlegung spürt man die Tiefe einer solchen Fragestelluing. Engagierte Kön ner nämlich kann man in zweierlei Hinsicht charakteri sieren. Einmal als Spezialisten ihres Fachgebietes. Und hier denke ich nicht an den berühmten „einzigen Nepa- lesisch-Dolmetscher • des Landes", sondern an einen Fachmann, der alle Voraussetzungen besitzt, um sich als Vertreter seines Faches in eine interdisziplinäre Ar beit einzufügen und sowohl Anregungen aufnimmt, als auch eigene Gedanken beisteuert. Ich glaube, daß die zwei Jahre, die wir Arabistik- oder Afrikanistik-Studenten nun an der Karl-Marx- Universität studieren, uns deutlich gezeigt haben, daß man die Geschichte Afrikas oder die Völkerkunde ohne ihren großen Rahmen — die Gesellschaftswissenschaf ten — gar nicht richtig begreifen kann. Für uns Studenten bedeutet das, dem Philosophie- und Okönomiestudium besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Und, mehr noch: Diese Fächer müssen auch im Fachstudium durch Kenntnisse aus Nachbdrwissen- schäften und neue Forschungsergebnisse erweitert wer den. Meist ist es so, daß Zeitungen um politischer Mel dungen willen durchkämmt, aber z. B. die Anzeigen neuer, namentlich gesellschaftswissenschaftlicher Litera tur „wegen der langweiligen Titel" und ihres „immer gleichen Inhaltes" einfach überlesen werden ... Und da ist noch die zweite Seite der Medaille, die man meist als die „gesellschaftliche" bezeichnet. Doch was ist das, die „gesellschaftliche Seite“? Allein das Studium ist doch schon ein gesellschaftlicher Auftrag. Und wer den erfüllt, der... Nein, so einfach ist es nicht! Denn nur die Studien tätigkeit ist noch keine Antwort auf die Frage, was wir heutigen Studenten später mit unserem-Wissen anfangen werden, wie wir es einsetzen, wem wir damit nutzen und ob wir es effektiv tun. Deshalb meine ih, daß es sehr wichtig ist, sich bereits als Student in der glück lichen Vereinigung beider Seiten, der fachlichen und der gesellschaftlichen, d. h. der Verantwortung gegen über anderen Studenten und der ganzen Gesellschaft zu üben: Und hier ist nicht immer der ein besserer Kumpel, der sich öfters mit den anderen in den Bier lokalen sehen läßt, „um Kameradschaft zu pflegen". Und auch nicht einer, der, obgleich er z. B. politisch- ideologische Arbeit besser und interessanter gestalten möchte, sich kampflos der Bequemlichkeit anderer an schließt. Ich glaube, daß sich Kameradschaft auch darin aus drücken kann, daß man nach bestmöglichen Leistun gen strebt, um den anderen in der Studiengruppe ein besserer Diskussionspartner zu sein — wenn auch ein unbequemer! Und was soll die vielbeteuerte Hilfsbereitschaft sein, wenn man nicht genügend eigene Voraussetzungen zu ihr besitzt. Ja, es ist richtig: Jene, die „frischen Wind" in die Studientätigkeit und die politisch-ideologische Arbeit bringen wollen, dürfen nicht über die Köpfe der anderen hinwegreden. Doch mitunter brauchen sie auch den Abstand zur „alltäglichen, eingefahrenen Arbeit", wenn sie etwas verändern wollen. Ich wünsche mir im mer die Auseinandersetzung um neue Ideen und freue mich, wenn alte, uneffektive Arbeitsformen ins Kreuz feuer der Kritik geraten. Wir wollen all diese Probleme nicht verkennen! Doch beachten sollten wir auch, daß wir Studenten sind, junge Menschen, die nach ihrem Profil noch suchen und deren Auftreten, Verantwortungsbewußtsein und Charaktereigenschaften als junge Funktionäre sich ge rade jetzt — im Studium - noch formen. Dies trifft auf uns alle zu! Und deshalb würde ich selbst - nach einigem Nachdenken - vom zweiten Teil der zu Beginn aufgeworfenen Frage das Wort „Schmiede" doppelt dick unterstreichen.
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