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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 19.1975
- Erscheinungsdatum
- 1975
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197500004
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19750000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19750000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 19.1975
-
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Band
Band 19.1975
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- Universitätszeitung
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Stimmung ganz groß — das war die Meinung aller, denen es ver gönnt war, eine Karte für das Konzert mit der „Sterncombo" Meißen und den „Klosterbrü dern“ aus Magdeburg zu bekom men. Beide Formationen — insge samt 16 Musiker — befinden sich zur Zeit auf einer gemeinsamen Tournee in 51 Städte unserer Re publik. Was gut gefiel, waren die Eigenkompositionen, auf denen die Show zum größten Teil ba sierte, einige davon sind extra für diese DDR-Tournee entstanden. Das Konzert war die eine Seite, Kurzsicht und taube Ohren? die andere war die Organisation, und diese war nicht ohne Schwie rigkeiten vor sich gegangen, denn da gab es das Problem der Raumbeschaffung. Schließlich erklärte sich die Hochschule für Post- und Fernmeldewesen bereit, uns ihren Hörsaal zur Verfügung zu stellen. Kommt einem da nicht die Frage, ob das unbedingt erforder lich ist? Wie es sich ja nun langsam herumgesprochen haben müßte, ist bei uns ein Studenten klub im Entstehen, wo solche Veranstaltungen stattfinden / könnten. Muß denn jeder Stu dent angefleht und gebettelt werden, damit er sich mal be quemt, einige Stunden mitzuar- beiten?! Die Türen des Bastei büros wurden fast eingerannt, als es um das obengenannte Kon zert ging und sonst — da fragen immer mal einige zaghaft an, ob sie hier arbeiten können. Wenn man am Tag die an unserer Mo- ritzbastei arbeitenden Studenten zählt, und davon kommen die meisten auch nur, um ihren Ar beitsplan zu erfüllen, dann sollen sich doch nun endlich mal die FDJ-Gruppen Gedanken machen, wie dieser Zustand beseitigt wer den kann. Dagmar Stiehler Fotoschnappschuß von Klaus Voigt während des vergangenen Bastei- Konzertes VY Impressionen aus der Sowjetunion (Schluß), notiert von Helmut Rosan „public" -Pressefest der Journali- stikstudenten. Erstes Fest dieser Art der sektionseigenen Zeitung, die von der FDJ-GOL herausge geben wird. Je kleiner die Zei tung, desto „mickriger“ die Feste? Ein falscher Schluß. Freilich, mit den Pressefesten der großen „Pa pierschwestern“ konnte und wollte man nicht konkurrieren, doch war das Fest unter diesem Vergleich auch klein, die Stim mung war groß, „public“ sorgte für ansprechende Nahrung, nicht nur kulinarisch, vor allem geistig und kulturell. Gäste waren auch viele ausländische Freunde, u. a. aus Vietnam und Palästinenser (Foto) und die bekannte Ex-Tur nerin Erika Zuchold. Fotos: Mohr (2). Wolf Kommentiert Studenten im Praktikum Künftige Physiker und Journalisten im Praktikum. In drei Beiträgen die ser Seite Resümees über Praxiserleb nisse, über in der Produktion ge sammelte Erfahrungen, aus denen Forderungen ableitbar sind und ab geleitet werden. Forderungen vor al lem an sich selbst. Das, was die Physiker und Journalisten erlebten, läßt sich - trotz aller spezifischen Besonderheiten - verallgemeinern, gilt für die Studenten der Chemie, der Pädagogik, gilt für alle Studenten, die ein Praktikum absolvieren. Da ist erst einmal der Nutzen solcher Praktika, der eigentlich nicht einmal, sondern gleich dreimal ist und sich darin zeigt: Im Nutzen, den die, Stu denten durch ihre Arbeit der Praxis selbst bringen, im erzieherischen Nut zen für die Studenten durch das Kennenlernen der Sphäre der mate riellen Produktion — dem künftigen Wirkfeld also —, das Sich-Einfügen in die Produktionskollektive, und nicht zuletzt im Nutzen für die fachliche Qualifikation der Studenten. Nein, das Praktikum ist kein „Urlaub" vom Studium. Im Gegenteil, hier wird die Theorie mit der Praxis kon frontiert, nicht in Form von Kollo quien, sondern unter den Bedingun gen der Praxis, die nun einmal für den Studenten mit einigen Besonder ¬ heiten aufwartet. Besonderheiten jetzt im Studium, später aber zum Alltag gehörend, also nichts besonderes mehr. Gewiß, die Universität ist kein Industriebetrieb, der Hörsaal keine Produktionshalle. Da gibt es schon Unterschiede. Gelernt, studiert wird aber schließlich nicht für die Uni, nicht die Note ist das Fetisch, das mit dem Ziel verwechselt werden darf. Ja, die Uni „produziert" Kader für die Praxis, und die Praxis hat das Recht auf hochqualifizierte Kader. Daraus aber erwachsen Forderungen, nicht allein nur an die Wissenschaft ler, selbstverständlich auch an die Studenten. Da ist zuvörderst die Ein stellungshaltung, das Verantwortungs bewußtsein für die Menschen, deren Leiter der heutige Student schon morgen sein wird, für die zu leistende Arbeit, deren Bedeutung und Trag weite. H. Rosan Die Beichte eines .Sprachlosen ‘ Ich erhielt den Auftrag, in dem Produktionsbereich II des Chemie kombinates Bitterfeld zu gehen, um über einen Komsomolzeneinsatz zu berichten. Betriebsleiter und FDJ-Sekretär erwarteten uns wie verabredet. Wir erfuhren zwar auf schlußreiche Dinge über die sozia listische Integration im kleinen Rahmen, die Exporterfüllung,, über Arbeitskräftemangel und deren Abhilfe, jedoch nichts über die fünf Soldaten der Roten Armee. Immer noch frohen Mutes betrat ich die Werkhalle, um die Freunde näher kennenzulernen. Der Form halber erkundigte ich mich erst einmal, ob denn jemand von ihnen deutsch spreche. Nicht einer? In diesem . Moment fielen mir alle schlecht vorbereiteten Russisch stunden ein, sämtliche ungelernte Lektionen. Ich entschuldigte mich notdürftig wegen der schlechten Sprachkenntnisse, stammelte ein paar Fragen und gestikulierte reichlich mit den Händen. Als ich den Betrieb verließ, war ich einer seits erleichtert, andererseits ver ärgert. Acht . Jahre Russisch, und das Resultat?! Man kann sich nicht ständig auf den Sprachkennt nissen anderer ausruhen ... Wenn ich in nächster Zeit mit leichtem Stöhnen vor meinem Vokabelheft sitze, werde ich an diese Begeben heit zurückdenken. G. Prox forschung und Praxis uz Studenten lassen sich Praxisluft um die Nase wehen Kontakt mit Arbeiterklasse gefestigt / Forderungen industriemäßigen Forschens kennengelernt Der qualifizierte Einsatz des Phy sikers in. der Industrie erfolgt immer an Brennpunkten des wis senschaftlichen Fortschritts, an Stellen wo das Neue durchgesetzt werden muß. Deshalb ist es für den Physiker wichtig, nicht nur eine gute Fachausbildung zu ha ben, sondern Stehvermögen und Durchsetzungsvermögen, das auf einem sicheren Klassenstandpunkt basiert. Diesen Erkenntnissen Rechnung tragend wurde das Betriebs praktikum der Sektion Physik der Karl-Marx-Universität, auf Grund lage des präzisierten Studienplanes neu konzipiert und konnte schon vorfristig in die Ausbildung der Studierenden einbezogen werden, um der Forderung nach einer fun dierten klassenmäßigen Erziehung und wissenschaftlichen Ausbil dung der künftigen Diplomphysi ker noch besser gerecht zu werden. 117 Studenten des 4. Studien jahres waren für drei Monate — wie in früheren Jahren — in bedeutenden Industriebetrieben des Raumes Halle-Leipzig ein gesetzt, zum Beispiel im Kombi- natsbetrieb Böhlen und im Braun kohlenkombinat Regis. Eine wichtige Voraussetzung für die Durchführung des Praktikums war die Einsatzfreude und der Plan unserer Studierenden, unter stützt durch den hohen fachlichen und politischen Reifegrad der Be triebsbetreuer und der von der Sektion Physik eingesetzten Men toren. Unsere Praktikanten er hielten die Aufgabe, innerhalb einer Betriebsbrigade, also im en gen Kontakt mit Arbeitern, Wis senschaftlern und Technikern, ein angemessenes wissenschaftliches, technisches oder technologisches Problem zu lösen. Neben der rein fachlichen Arbeit fanden die Praktikanten Möglich keiten, sich mit dem gesellschaft lichen Leben des Betriebes ver traut zu machen. So wirkten sie an der Vorbereitung und Durchfüh rung von FDJ- und Brigade-Ver sammlungen mit und bewährten sich als Agitatoren. Sie lernten da bei ihre eigene Arbeit in die fach lichen und gesellschaftlichen Auf gaben der Brigade und des Be reichs einzuordnen. Als besonders wichtig wurde von allen Beteilig-' ten, insbesondere von den Studen ten, die direkt von den EOS zum Studium kamen, das Gespräch mit den Arbeitern am Arbeitsplatz eingeschätzt. Für unsere Studen ten und auch Mentoren war der Einblick in die Besonderheiten des industriemäßigen Forschens unter den Bedingungen harter Ter minpläne und konkreter Zielstel lungen von großer Bedeutung. Ein weiterer nicht minder wichtiger Teil des Praktikums bestand in der Anfertigung einer mit dem Fach thema oder anderen Betriebspro blemen verknüpften konkreten ge sellschaftswissenschaftlichen Ar beit einschließlich Bericht und Ver teidigung. Beispiele für Themen — Wodurch kann die Durchset zung des Planes „Wissenschaft und Technik“ in unserer Brigade ge fördert werden? — Beiträge zur schnelleren Ein führung sowjetischer Neuerer methoden in unserem Bereich, — Umweltschutz und Planerfül lung in unserer Brigade Die Bearbeitung solcher Themen wurde von Kollegen der Lehr gruppe Marxismus-Leninismus der KMU angeleitet und bewertet, ge schah aber in allen Einzelfragen in guter Zusammenarbeit mit den Leitern und gesellschaftlichen Kräften des Betriebes. Die so ge wonnenen Erkenntnisse ließen zum Teil Schlußfolgerungen zu, die die Betriebe als unmittelbar nützlich bewerten. In allen Fällen führte die marxistisch-leninistische Be handlung ausgewählter Probleme zu einer Vertiefung der gesell schaftswissenschaftlichen Kennt nisse und kann als Erfahrungs schatz bei dem späteren beruf lichen Einsatz genutzt werden. Ein gewisses Problem für Prakti kanten und Betreuer bestand in dem zum Teil verstreuten Einsatz in den Großbetrieben. Als vorbild lich muß hier der Einsatz im Braunkohlenkombinat Regis ein geschätzt werden, wo eine Studen tenbrigade geschlossen tätig war und trotz der außerordentlich ungünstigen Witterungsverhält nisse ein wertvolles Arbeitsergeb nis erbrachte. Hörvorzuheben ist auch die Praktikumsgruppe, die in der Karbidfabrik des Buna werkes zum Einsatz kam. Es konn ten wesentliche Beiträge zur Reali sierung des Planes „Wissenschaft . und Technik“ erbracht werden. Dr. JOACHIM SABOTTKA A uch wenn der Ruf nach praxis näherer Ausbildung in jedem Jahr neu und zumindest mit gleicher Laustärke erhallt, alle Journalistikstudenten des 1. Stu dienjahres waren nicht restlos be geistert, als es hieß, das Betriebs zeitungspraktikum beginnt. Es gab viele wenn und aber. Und wenn man ein wenig hinter diese Be denken schaute, dann kam ein deutig dies heraus: Man war nicht davon überzeugt, ob man in der materiellen Produktion, sozusagen „vor Ort“ bestehen würde. Nach vier Wochen Praktikum kann man ganz pauschal sagen: Die Bedenken waren unbe gründet. Aber der Reibe nach. Mit dem Betriebszeitungsprakti kum begann Tür den Immatriku- lationsjahrgang 1974 das erste von vier Praktika, die das neue und präzisierte Studienprogramm für das vierjährige Journalistikstudium vorsieht. Und bei diesem ersten Praktikum stehen nicht die jour differenziert werden muß, dann so: es gab Bessere und Beste unter Guten. „Wir freuen uns schon heute auf die Rückkehr unserer Studenten im nächsten Jahr.“ So enden fast alle 'Einschätzungen. Von „unseren Studenten“ war da die Rede. Und hört man den Ge sprächen der Studenten aufmerk sam zu, dann erfuhr man das Pendant: „Unser Betrieb“. Eine Studentin formulierte bei einer Abschlußveranstaltung, daß sie durch das Praktikum erstmals so richtig begriffen haben, welche Mühe hinter den Ergebnissen steckt, über die wir oftmals so nüchtern, sachlich, ja lapidar in den Massenmedien informieren. Und sie zog die Schlußfolgerung: In der journalistischen Arbeit rnehi- Augenmerk darauf verwen den, das Ringen der Menschen um hohe Produktionsergebnisse nach erlebbar zu machen. Wenn man das erstens verallgemeinern kann und der Erkenntnis zweitens zu Praktikum und Studium - zwei Seiten einer Medaille Journalistikstudenten bestanden Prüfung „vor Ort" nalistischen Aufgaben im Vorder grund. In erster Linie sollen die Studenten an Ort und Stelle die komplizierten Fragen, Situationen und Probleme kennenlernen, mit denen sie sich später als Journali sten konstruktiv in den Massen medien auseinandersetzen sollen und müssen. Kontakt zur Arbeiter klasse — das war und ist das Hauptanliegen dieses Praktikums. So war es folgerichtig gegliedert in zwei Hauptphasen: Arbeit in der materiellen Produktion und Tätig keit in der und für die Betriebs zeitung. In beiden Etappen kam es drittens darauf an, im täglichen Gespräch, in der täglichen Aus einandersetzung zu bestehen. Und unsere Studenten, alle 200, haben bestanden! Die Informationen aus 56 Betrieben, aus sechs Bezirken lassen nur diesen Schluß zu. Wenn stimmt, dann taucht aber post wendend die Frage auf: Wie? Die ■Antwort kann nur lauten: Durch Wissen und Können. Beides sollen sich die Studenten während des Studiums in hohem Maße an eignen. Das Praktikum war ge eignet, die vielen und großen wei ßen Flecke deutlich zu markieren. Der Elan aber, mit dem die Stu denten im Praktikum Facharbeiter normen mit 100 Prozent erfüllten, Nachtschichten und 12-Stunden- Schichten meisterten, Foren, Ver sammlungen und aktuell-politische Gespräche leiteten, journalistische Beiträge schufen, ja — aus der Not geboren — ganze Betriebs zeitungen fast allein fertigstellten, er muß nun auf die Vorlesungen, Seminare und auf das Selbststu dium übertragen werden. Dieter Schmekel ommamaamusaumameamumauuamaa L eningrad. Wieviel wurde über diese Stadt an der Newa bereits gespro chen, geschrieben, es gibt eine nicht exakt zu erfassende Zahl von Reportagen, Berichten: Bücher wurden dieser Stadt gewidmet, Bildbände, Filme und Musiken. So vielfältig die Genres, so verschiedenartig die Ein drücke zu verschiedenen Zeiten, über einstimmend in einem - Leningrad ist eine der schönsten Städte der Welt. Was soll ich da noch sagen? Die Ge schichte dieser- Stadt spiegelt sich in sich selbst wider, in der Architektur der Häuser, Kathedralen, Paläste, auf den Straßen und Plätzen - nicht zuletzt im Stolz der Leningrader auf ihre Stadt. Nicht über das Winterpalais, die legen däre „Aurora", den Smolny, die Peter- Pauls-Festung will ich berichten, nicht mich dazu äußern, daß Leningrad auf über 100 Inseln errichtet wurde, die durch 357 Brücken untereinander und mit dem Festland verbunden sind, nicht über die 40 Hochschulen, 13 Theater und 47 Museen. Was könnte ich auch schon bei drei Tagen Lenin grad über die Ermitage sagen, mit ih ren 2,4 Millionen Kunstwerken? Leute, die es gewohnt sind, mit Zahlen zu operieren, haben errechnet, daß, steht man vor jedem Bild nur eine Minute, der Ermitage-Besuch acht Jahre dauern würde! Ich aber hatte drei Tage - für eine ganze Stadt. über alle Eindrücke zu schreiben, hieße Sisyphus den Rang ablaufen. Aber was dann? Es sind immer die Men schen, die das Gesicht einer Stadt prägten und prägen. Die Lebenden und Toten. S tadtteil Piskarjpwka. Draußen, vot den Toren der Stadt, inmitten der grünen Zone, ist ein Friedhof, ein riesiger. Friedhöfe haben immer ihre eigene Atmosphäre, atmen eine Stille, die Ehrfurcht erheischt und Schweigen gebietet. Dieser besonders. Es ist die letzte Ruhestätte der gefallenen Ver teidiger der Heldenstadt, die 900 Tage Hunger, Kälte und Tod erleben mußte, bis am 21. Januar die faschistische Blockade durchbrochen wurde, die Be freiung kam. 900 Tage Tod und Ver derben. 900 Tage Heldentum und Op fermut. Hier in Piskarjowka liegen über 600 000 Tote - Kinder, Frauen, Männer. Was vermögen Zahlen auszu sagen? In der Summe löst sich das Einzelschicksal auf. Ich habe in Piskar jowka das Tagebuch der Tanja So- bitscheno gesehen. Wieviel Größe hatte dieses kleine elfjährige Mädchen, das Vater und Mutter, die Geschwister, ja alle Verwandten verlor, bis sie selbst vor Entkräftung starb. Und noch ein mal: Es sind die Menschen, die das Gesicht einer Stadt, eines Landes prä gen. Gestern, heute, immer. L eningrad heute. Von Piskarjowka zu rück, laufe ich, vom eben Erlebten noch benommen, über den Newski- Prospekt, Leningrads Hauptstraße. 30 Grad im Schatten. Die Sonne meint es wieder zu gut. Gern würde ich jetzt noch mal im Finnischen Meerbusen ba den. Ich muß etwas trinken. Unbedingt. Gehe also in ein winziges Kellercafe, setze mich, bestelle einen Tee. Rings um mich ältere Menschen. Da regt sich der verdammte Appetit auf eine Ziga rette. Nirgends entdecke ich einen Aschenbecher, stehe auf, frage am Bü- 2 l 2 o V r q fett „Moschno kuritzsch?", erhalte eine Untertasse, das Streichholz flammt auf. Die Mienen meiner Nachbarn werden finster. Aha, ich begreife: Nichtraucher- Cafe. Die Glut ausdrücken und eine Entschuldigung stammeln ist eins. In zwischen kommt die Kellnerin, geht von Tisch zu Tisch, erklärt: „Is GDR". Be greifst du das — die Gesichter werden hell, freundlich, man nickt mir zu, lä chelt mich an. Ältere Menschen sind es, Fremde. Aber du fühlst dich wie zu Hause, auch ohne Zigarette... U nd noch einmal Leningrad heute. Nicht selbst erlebt, die Episode beim Frühstück aufgeschnappt. Einer von uns fährt mit dem Taxi in Richtung Hotel. Radebrecht mit dem Fahrer, erfährt von ihm, daß dessen Schwester in Berlin studiert, es ihr in der DDR gut gefällt. Man spricht über dieses und jenes, macht mit abge schaltetem Tachometer einen kleinen Umweg, quasi eine mittlere Stadtrund fahrt. Angekommen am Hotel, will unser Freund bezahlen. „Nitschewo, nein, nein!", wehrt der Fahrer ab, lacht dabei. Ordnung muß sein, das hat man von Kindesbeinen an gelernt, also wieder den Versuch zu bezahlen. Jetzt wird der Chauffeur fast böse. Irgendwie einigt man sich dann doch, die Rubel bleiben in der Brieftasche, unser Freund steigt aus. „Minutku", sagt der Fahrer, klettert ebenfalls aus dem Wagen, schließt ab, lädt unseren Freund ins Hotel-Restaurant ein. Eine halbe Stunde unterhalten sich die bei den, tauschen die Adressen, unser Freund soll, unbedingt die Schwester besuchen, sie grüßen. Zugegeben, nicht alltäglich, obwohl im Alltag passiert. Der Taxifahrer war Mitte zwanzig, die Leute im Cafe in den Sechzigern. Zwei Generationen. Zweimal Leningiad heute. Und wer da meint, das sei alles zu übertrieben, zu „gefühlsduselig" - mag er das glauben. Ich wünsche ihm, daß er sehr bald Gast in der Sowjet union ist. Ich bin dann auf seine Ein drücke und Erlebnisse gespannt, ge sprochen oder geschrieben.
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