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KARL-MARX-UNIVERSITÄT 6. Februar 1976 Einzelpreis 15 Pfennig Ruf Leipzig 719 2215 20. Jahrgang U n i v ersitÄtszeitung Organ der Kreisleitung der SED In 30 Jahren zur sozialistischen Universität , ERKLÄRUNG von Nationalpreisträgern und Akademiemitgliedern der Karl-Marx-Universität aus Anlaß des 30. Jahres tages der demokratischen Neueröffnung der Leipzigei Universität am 5. Februar 1946 Der Tag, an dem sich die Neueröffnung der Leipziger Universität zum 30. Male jährt, fällt in eine Zeit, in der sich die Bevölkerung unserer Republik umfassend auf den IX. Parteitag der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, der führenden Kraft unserer gesell schaftlichen Entwicklung zum Sozialismus und Kom munismus, vorbereitet. Die beeindruckende Bilanz der siegreichen sozialistischen Revolution und der Gestal tung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft in der DDR, die im Programmentwurf der SED gezogen werden kann, ist nicht zuletzt auf die Errungenschaf ten von Wissenschaft und Technik in einer von Aus beutung befreiten Gesellschaft gegründet. So möchte uns der 5. Februar Anlaß sein, gewonnene Erfahrungen zu durchdenken und die Verwirklichung umfangrei cher neuer Forderungen an die Wissenschaft zielstre big in Angriff zu nehmen. Die Schaffung einer dem werktätigen Volk dienen den Universität mußte gegen den erbitterten Wider stand von Kräften durchgesetzt werden, die sich den Interessen des Monopolkapitals verschrieben hatten. Die Neueröffnung war daher undenkbar ohne das ver trauensvolle Zusammenwirken von Offizieren der SMAD, Genossen aus dem Lande Lenins, mit deut schen Kommunisten und Antifaschisten. Der seither durchschrittene Weg zur sozialistischen Ausbildungs- und Forschungsstätte erfüllt das Vermächtnis huma nistischer Gelehrter und Studenten vieler Generatio nen, die an der traditionsreichen Alma mater lipsien- sis mit wissenschaftlichem Bekennermut für das Neie gegen das Alte gestritten haben. Zu den herausragenden Erfolgen der Hochschule, die seit 1953 den verpflichtenden Namen „Karl-Marx-Uni- versität" trägt, rechnet die grundlegende Veränderung der sozialen Struktur der Studierenden und der Leh renden; indem sie Arbeiter- und Bauernkindern ihre Tore weit öffnete, schuf sie eine unserem sozialisti schen Staat unverbrüchlich verbundene junge Intelli genz. Der Marxismus-Leninismus wurde zum theoretischen Fundament aller an Fakultäten und Sektionen vertre tenen Disziplinen und eröffnete den Weg zu einer wah ren Universität des wissenschaftlichen Strebens. Lang fristige Planung, kollektiv betriebene Forschung und eine immer engere Zusammenarbeit mit der Wissen schaft der Sowjetunion und der anderen sozialistischen Länder tragen vielfältige Frucht. Weit über 50 000 Ab solventen der Karl-Marx-Universität leisten an ver antwortlicher Stelle in der sozialistischen Praxis wie in der Wissenschaft ihren Beitrag zur Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Auch die Fülle weltweit gewürdigter Forschungsergebnisse von Gelehrten unserer Hochschule bezeugt die Richtigkeit des vor 30 Jahren eingeschlagenen Kurses der festen Einbeziehung unserer Universität in die revolutionäre Veränderung der Epoche. Die Partei der Arbeiterklasse setzte die schöpfe rischen Kräfte aller Angehörigen der Karl-Marx-Uni versität frei. Insbesondere ermutigte der VIII. Partei tag der SED, die gestellte Hauptaufgabe mit Beharr lichkeit anzugehen. Heute sind uns die im Programm entwurf für den IX. Parteitag gestellten anspruchsvol ¬ len Aufgaben in Ausbildung, Erziehung und Forschung erneut Anstoß, die Frage nach den qualitativen Wachs tumsfaktoren für den komplizierten Prozeß der Inten sivierung als einer allgemeinen Gesetzmäßigkeit der Wissenschaftsentwicklung zu beantworten. Die Hochschullehrer sollten ihren Ehrgeiz darin se hen, die Studenten und den wissenschaftlichen Nach wuchs mit dem Gefühl der Verantwortung für die wahrhaft revolutionären Aufgaben der Gegenwart zu klaren Entscheidungen im Interesse der sozialistischen Gesellschaft zu befähigen. Sie sollten ihr Fachwissen, die neuesten wissen schaftlichen Ergebnisse noch interessanter, anregende! und problemorientierter vermitteln und die weltan schaulichen, wehrerziehcrischen und moralischen Po tenzen der präzisierten Studienpläne umfassender aus loten. Letztlich geht es darum, die Studenten und jun gen Wissenschaftler qualitativ stärker zu fördern und ihren Schöpferdrang und ihre Begeisterung für wissen schaftlich neue Gedanken und Probleme zu wecken. Die Studenten sollten, gestützt auf ihren sozialisti schen Jugendverband, den Prozeß ihrer Erziehung und Selbsterziehung als integrierenden Bestandteil der Hochschulausbildung werten. Kriterien wie Klassen bewußtsein, Prinzipienfestigkeit, revolutionäre Lei denschaft, Charakterstärke, kommunistische Einstel lung zum Studium, umfangreiches Fachwissen und kul turelle Bildung sind Schrittmaß für die Entwicklung sozialistischer Persönlichkeiten. Die Forschung ist noch konsequenter auf jene Auf gaben zu konzentrieren, die hohen gesellschattiichen Nutzen erwarten lassen und einen herausragenden Grad an Originalität ausweisen. Das verlangt vor allem eine Vertiefung der Grundlagenforschung. Ausgehend von einer langfristig geplanten, realen Aufgabenstel lung, die auf Kontinuität und auf Mut zur Risikobe reitschaft nicht verzichtet, ist die Verkürzung des Zeit raumes zwischen Erkenntniszuwachs und Praxiswirk samkeit anzustreben. Die Gemeinschaftsarbeit, als wesentlicher Potenzie rungsfaktor unseres wissenschaftlichen Leistungsver mögens, ist zielgerichtet zu profilieren. Die Universitas unserer Bildungseinrichtung fordert gleichsam zur in terdisziplinären, intersektioneilen Kooperation, zur or ganischen Verknüpfung von Natur- und Gesellschafts wissenschaften heraus. Sie bietet zugleich die Möglich keit, auf ausgewählten Gebieten den eigenständigen, ar beitsteiligen und projektgebundenen Beitrag der Uni versität zur internationalen Wissenschaftskooperation, vor allem mit der Sowjetunion, zu erhöhen und damit unsere Integrationsfähigkeit und -bereitschaft unter Beweis zu stellen. In tiefer Verbundenheit mit den Zielen und Wegen, die die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands wäh rend dreier Jahrzehnte in ihrer Gesellschafts-, Wissen schafts- und Hochschulpolitik gewiesen hat und mit ihrem Programmentwurf für die Zukunft weist, brin- gen die Unterzeichnenden ihren festen Willen und ihre Bereitschaft zum Ausdruck, zur Vorbereitung des IX. Parteitages und zur Umsetzung seiner Beschlüsse in ihren Wissenschaftsbereichen nach besten Kräften bei zutragen. NPT Prof. Dr. sc. Lothar Rath mann. Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW) NPT Prof. Dr. med. habil. Hans Drischel, AdW NPT Prof. Dr. sc. rer. nat. Eber hard Hofmann Prof. Dr. sc. med. Wilhelm Oelß ner, Sächsische Akademie der Wissenschaften (SAW) NPT Doz. Dr. sc. med. Herbert Theile NPT Prof. Dr. sc. phil. Werner Holzmüller NPT Prof. Dr. sc. nat. Konrad Unger Prof. Dr. sc. nat. Armin Uhlmann, AdW NPT Prof. Dr. sc. phil. Ernst Wer ner. AdW. SAW NPT Prof. Dr. phil. Friedrich Weller, em. NPT Prof. Dr. sc. med et. phil. Dr. med. h.c. Erich Strack. em„ SAW. Deutsche Akademie der Naturwis senschaften „Leopoldina“ Prof. Dr. sc. paed. Gerhard Diet ¬ rich, Akademie der Pädagogischen Wissenschaften (APW) NPT Prof. Dr. sc. paed. Gottfried Uhlig Prof. Dr. med. habil. Fritz Meiß ner, „Leopoldina“ NPT Prof. Dr. med. habil. Dr. med. h.c. Herbert Ucbermuth, em. NPT Prof. Dr. sc. med. Martin Herbst Prof. Dr. med. habil. Gottfried Holle, „Leopoldina“ NPT Prof. Dr. sc. Herbert Beckert, SAW „Leopoldina“ Prof. Dr. habil. Gerhard Geißler. „Leopoldina“ NPT Prof. Dr. sc. phil. Arthur Lösche, AdW Prof. Dr. sc. nat. Günther Wagner, „Leopoldina“ Prof. Dr. sc. Dr. h.c. Günther Sterba. AdW Prof. Dr. sc. phil. Manfred Vor werg. APW Prof. Dr. sc. nat. Otto Liebenberg, Akademie der Landwirtschafts-Wis senschaften (ALW) NPT Prof. Dr. sc. techn. Otto Rosenkranz, ALW NPT Dr. ing. Diethard Kraft NPT Dr. agr. Gerhard Wehowsky NPT Prof. Dr. sc. phil. Dr. h.c. Walter Markov, em., AdW, SAW Prof. Dr. sc. phil. Dr. h.c. Manfred Kossok, AdW NPT Prof. Dr. sc. phil. Max Stein metz Prof. Dr. sc. phil. Eberhard Brü ning, SAW Prof. Dr. sc. phil. Claus Träger, SAW NPT Prof. Dr. sc. nat. Robert Lauterbach, AdW NPT Prof. Dr. sc. nat. Harry Pfeifer, AdW Prof. Dr. sc. phil. Albrecht Neu bert, AdW Prof. Dr. sc. phil. Rudolf Ruzicka, AdW Prof. Dr. sc. phil. Wolfgang Flei scher, AdW NPT Prof. Dr. sc. jur. Dr. h.c. Heinz Such, em., AdW NPT Prof. Heinz Such verliest anläßlich des Treffens am 29. Januar die Erklärung. Foto: UZ/Fischer Treffen von Nationalpreisträgern und Akademiemitgliedern Mit der Aussprache zu Qualitätszuwachs A „An der Universität hat eine breite Diskussion (uz zu den Entwürfen der Dokumente eingesetzt NU und es ist sehr verdienstvoll, wenn sich füh rende Wissenschaftler in der großen Volksaussprache zu Wort meiden.“ So die Begrüßungsworte von Rektor Prof. Dr. Lothar Rathmann an die Teilnehmer eines Treffens von Nationalpreisträgern und Akademiemit ¬ gliedern der Karl-Marx-Universität, das am 29. Januar im „Klub der Wissenschaftler und Kulturschaffenden“ stattfand. Anlaß für diese Zusammenkunft, in deren Verlauf nebenstehende Erklärung einmütig verabschie det wurde, war der 30. Jahrestag der demokratischen Neueröffnung der Leipziger Universität am 5. Februar 1946. Wie der Rektor weiter ausführte, gehe es darum, die Aussprache zu den Dokumenten mit einem Quali tätszuwachs in Erziehung und Aus bildung, Forschung und medizini scher Betreuung eng zu verknüpfen. In seinen Bemerkungen über die Planerfüllung 1975 machte Prof. Rathmann die Anwesenden sowohl mit einer Reihe von Erfolgen ver traut, verwies, aber gleichzeitig auf Engpässe uhd Probleme wie z. B. die Nichterfüllung der Promotions pläne und den differenzierten Rück gang bei der Publikation wissen schaftlicher Originalarbeiten. Aus gehend davon warf der Rektor einige grundsätzliche Fragen auf, die, dann in der äußerst sachlichen und kon struktiven Diskussion, von den Phi losophen, Phyikern, Medizinern und Historikern aufgegriffen wurden Solche waren: Was können Wir tun. um dem außerordentlich gewachse nen Interesse der Studenten an weltanschaulichen Fragen besser Rechnung zu trägen? Wie können wir einer gewissen Verschulung begegnen und das schöpferische Ele ment im Studium erhöhen? Was muß getan werden, um auf lange Sicht jenen wissenschaftlichen Nach wuchs heranzubilden, der in der Lage ist, wissenschaftliche Spitzen leistungen zu erbringen? Worin be steht das Verhältnis von Grundla gen- und angewandter Forschung? Achten wir genügend auf stabile, kontinuierlich arbeitende Wissen- schaftlerkollektive? Ist das Niveau unserer interdisziplinären Arbeit für die neuen Aufgaben ausrei chend? Was heißt es, kooperations- fähig zu sein? Wie kann der Zeit- abstand zwischen wissenschaftlicher Problembestimmung, -bearbeitung und -lösung und der Überführung in die Praxis verringert werden? Die Aussprache belegte nach drücklich die Aktualität dieser Fra gen. So nahm Prof. Dr. O. Lieben berg (TV) zum Verhältnis von Grundlagen- und angewandter For schung das Wort und forderte, die Praxis mehr für die Probleme der Grundlagenforschung aufzüschlie ßen. Mit eindrucksvollen ! Worten schilderte Prof. Dr. A. Uhlmann (Physik), der von einem einjährigen Aufenthalt in der Sowjetunion ,zu- rückgekehrt war, die großen Erwar tungen, die sowjetische Kollegen in •die Leistungskraft der DDR-Wissen schaften legen und sprach sich für eine größere Kooperationsfähigkeit aus. Einen zentralen Platz nahmen Meinungsäußerungen zum schöpferi schen Studium und zur Entwicklung des wissenschaftlichen Nachwuchses ein. Damit wurde das Grundproblem des engen Zusammenhanges von Er ziehung und Ausbildung einerseits und Forschung bzw. Wissenschafts entwicklung andererseits angespro chen und die Formulierung im Ent wurf des Parteiprogrammes 'aufge griffen, in dem es heißt: „Die sozia listische Einheitspartei Deutschlands hält es für notwendig, das Wechsel- verhältnis von Ausbildung, Erzie hung und Forschung wirksam zu gestalten.“ Prof. Dr. C. Träger (Ku- wi/Germ.) meinte dazu: „Bereits im 2. Studienjahr sollten die besten Studenten bei den Ordinarien in kleinen Gruppen zusammengefaßt werden. Auf der Basis eines'breiten Wissens- und Fähigkeitsspektrums' sollten sie zur interdisziplinären Ar ¬ beit erzogen und gleichzeitig spe zialisiert werden. Aus ihren Reihen müssen die Ordinarienderneunziger Jahre entwickelt werden.“ Eine wei tere ■ Anregung vermittelte Prof. Dr. H. Such (em;), indem er forderte, die Studenten und Nachwuchswissen schaftler viel mehr mit dem Ge samtbild seiner Wissenschaftsdiszi plin vertraut zu machen, um sowohl über deren Entwicklungsprobleme als auch über den' jeweiligen Er kenntniszuwachs informiert zu sein. „Die jungen Wissenschaftler müssen ständig mit den neuesten Erkennt nissen Vertraut gemacht werden und sich selbstständig mit der Nachbar disziplin beschäftigen bzw. beschäf tigen können.“ Prof. Dr. G. Wagner (Biowiss.) be tonte, daß es vor allem darum gehe, frühzeitig jene Studenten ausfindig zu machen und an die Forschung heranzuziehen, die die größte Be reitschaft haben, etwas zu leisten. Der Herausbildung von Fähigkei ten der Studenten mehr Aufmerk samkeit und Zeit zu widmen, zuun gunsten der Anhäufung lexikali schen Wissens, so bemerkte Prof. Dr. A. Lösche (Physik), sei eine entscheidende Voraussetzung für die Entwicklung eines wissenschaft lich kreativen Nachwuchses und eines den Praxisanforderungen ge recht werdenden Absolventen. Am Schluß des Treffens von Na tionalpreisträgern und Akademie mitgliedern konnte der Rektor fest stellen, daß die Aussprache viele wertvolle Anregungen vermittelte, die von unmittelbarem Nutzen für die Leitungstätigkeit seien und schlug vor, den Dialog zu ausge wählten Fragen fortzusetzen. © Wortmeldung der Physiker zum IX. Partei tag Sonderbeilage ( Zum 30. zum FDJ-Jubi- Jahrestag der läum demokrati ¬ schen Neu eröffnung der Universität © Ersetzen die Lehrbücher das Klassiker studium?