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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 20.1976
- Erscheinungsdatum
- 1976
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197600006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19760000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19760000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 20.1976
-
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- Ausgabe Nr. 2, 16. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 23. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 6, 13. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 8, 27. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 16, 23. April 1
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- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 39, 12. November 1
- Ausgabe Nr. 40, 19. November 1
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Band
Band 20.1976
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Wir können uns auf einander verlassen ebemec mme merinmeomreieuermmameimrumemmaeoeemmmemm-mmmmM ve. e Anläßlich der Rechenschaftsle gung und Gewerkschaftsgruppen wahl der Station 51 E HNO-Klinik wurde auch der Patenschaftsvertrag mit der Seminargruppe 14/III Hu manmedizin ausgewertet. Die Mei nung war einhellig: der vor einem Jahr abgeschlossene Vertrag hat dem Kollektiv der Station geholfen seine schwierigen Aufgaben zu be wältigen und wesentlich zur Erfül lung des Wettbewerbsprogramms beigetragen. Wir Studenten unterstützten die Schwestern bei ihrer angestrengten pflegerischen Arbeit. Es wurde an erkannt, daß sie sich in Notsituatio- nen immer auf ihre Paten verlassen konnten. Die von unserer Seminar gruppe regelmäßig gestalteten Wand zeitungen zu aktuellen politischen Themen fanden großen Anklang. Es ist ebenfalls bemerkenswert, daß sich auch die Patienten der Station rege für diese Wandzeitungen inter essieren. Unsererseits haben wir den Ärzten und Schwestern für fachliche Anlei tung, wissenschaftliche Anregung und gesundheitliche Betreuung zu danken. Durch den engen Kontakt mit einer Station, auf der Schwer- und Schwerstkranke betreut wer den, erhalten wir praktischen An schauungsunterricht über unsere Verantwortung als zukünftige Ärzte. Über der Hilfe bei der täglichen Ar- initiativen Sinter mationen meinungen UZ beit wurde aber die gemeinsame Freizeitgestaltung nicht vergessen. Zusammen mit „unserer Station“ haben wir eine Reihe schöner Abende bei Kulturveranstaltungen und anschließendem vergnüglichen Beisammensein verbracht, die sowohl für die Entwicklung des Vertrau ensverhältnisses als auch für die Arbeitsfreude nützlich waren. Der Patenschaftsvertrag ist Be standteil des Kampfes der Station 51 E um den Titel „Kollektiv der sozialistischen Arbeit“ und unseres Kampfes um den Titel „Sozialisti sches Studentenkollektiv“. In beiden Kollektiven wird die Entwicklung der sozialistischen Arbeitsweise, die eine echte Partnerschaft zwischen Ärzten und Schwestern verlangt, ge fördert. Durch den unmittelbaren Einblick in die Probleme des ande ren wächst das gegenseitige Ver ständnis während des Studiums. Die kritische Diskussion der Mitarbei ter der Station über die Fragen, wie ein Kollektiv, das in drei Schichten arbeitet, noch besser die gesteckten Ziele des Titelkampfes erreichen kann, deckte neuralgische Punkte auf und verdeutlichte die noch zu bewältigenden Aufgaben. Wir wol len dabei mithelfen und wünschen uns, daß der Patenschaftsvertrag weiterhin so verwirklicht wird wie bisher. Seminargruppe 14/III. Humanmedizin Zu Gast in der Moritzbastei: Heinz Grote Informationsgehalt und Aktualität waren die Trümpfe Direkt aus Bonn kommend traf Heinz Grote, Korrespondent des DDR- Fernsehens in der BRD, am 5. No vember in Leipzig ein. Wir, die AG Politik und Philosophie der Moritz bastei, hatten ihn zu unserem Klub gespräch eingeladen, um mit ihm über Nachbereitung, Phrasen und politische Realitäten der Bundes tagswahlen 1976 zu sprechen. Unser Gast sah in diesem Forum eine Möglichkeit, Meinungen zu erwei tern und zu bereichern. Interessant und ausführlich be richtete Heinz Grote von den Kampfbedingungen der Kommuni sten in der BRD, die auch durch die erneuerte Form des Landesminister erlasses als sogenannter „Einzeler laß“ mit allen Möglichkeiten des staatlichen Repressionsapparates im Beruf und im öffentlichen Leben unterdrückt werden. Bedeutungsvoll sind unter diesen diskriminierenden Bedingungen die Erfolge, welche die Genossen der DKP bei den diesjäh rigen Wahlen erzielt haben. Durch eine enorme politische Aktivität er reichte sie es nach zahllosen Wähler diskussionen, als einzige nicht im Bundestag vertretene Partei mit Kandidaten in sämtlichen 248 Wahl kreisen aufzutreten. Die Wahlgesetze der Bundesrepublik garantieren al lerdings mit der Forderung nach einem Mindestsatz von 2 Millionen gültigen Stimmen für die Regie rungsbeteiligung den weiteren Fort bestand der Klassenherrschaft in der Bundesrepublik, d. h. den Aus bau von Gesinnungsschnüffelei, die Berufsverbotspraxis, Wirtschaftspo litik im Sinne des Großkapitals, so wie außenpolitische Einflußnahme der BRD entgegen den Bemühungen um Entspannung und Abrüstung. Heinz Grote stellte dar, wie im bun desdeutschen Alltag die imperialisti sche Politik verschlüsselt wird, wie der Alltag zum Gewöhnungsfeld für volksfeindliche Gesetze und Aktio nen gemacht wird. Wichtige Kämpfe um die Gedanken und Handlungen der Arbeiter und aller werktätiger Massen stehen in der BRD noch aus, um einen erfolgreichen Kampf ge gen die Macht der Monopole zu füh ren, um die gesellschaftliche Ent wicklung im Sinne des Volkes zu beeinflussen. Diese Veranstaltung, eine der er sten unserer Arbeitsgruppe der Mö ritzbastei. vermittelte den zahlrei chen Beteiligten Hintergründe und Zusammenhänge der Machtstruktur der BRD. Es soll auch für die Wei tere Arbeit unser Vorhaben Sein, Veranstaltungen mit hohem Infor mationsgehalt und Aktualität für einen produktiven Meinungsstreit zu innen- und außenpolitischen Themen zu organisieren. Als nächste Abende finden am 25. November ein Forum mit Professor Barthel (ANW! zu „Libanon und der Nahostkonflikt“ sowie am 26. November der Start der Veranstaltungsreihe „Film im Klub“ mit unseren Partnern von der Hochschule für Filmkunst Pots dam-Babelsberg statt. Bei diesem Austausch werden Studenten der Filmhochschule eigene Dreharbeiten zu vielfältigen Problemen zur Dis kussion stellen. Manfred Schatter In dem als negatives Beispiel oft genannten Studentenwohn heim Tarostraße informierte sich UZ über den Stand der Diskus sion und praktischen Umsetzung Tarostraße Es tut sich was, aber genügt es? der neuen Wohnheimordnung. Die Heimverwalterin des Hau ses II stand Rede und Antwort: UZ: Frau Michalowicz, Sie sind nach der neuen Heimordnung „ökonomischer Leiter und für die ordnungsgemäße Lösung der fi nanztechnischen und material ökonomischen Aufgaben verant wortlich.“ Bedeutet die „Neue“ für Sie wirklich einen prakti schen Fortschritt oder steht sie nur auf dem Papier? Gisela Michalowicz: Ein Fort schritt ist sie, die neue Heim- Ordnung, und ich glaube, eine große Erleichterung für die Wohnheimleitungen obendrein. Oft aber sieht es in der Praxis noch anders aus. Zum Beispiel fehlt die Zusammenarbeit zwi schen Heimleitung, Heimkomitee und Studenten fast völlig und das wirkt sich nicht günstig auf das Vertrauensverhältnis aus. Die. Folge ist, daß die Studenten ihre 1 Hei m 1 ei tu n g oft ü bergeh en und das Wohnheim betreffende Fragen direkt an die Sektions leitungen herantragen. „Ach. die, genehmigen das ja sowieso nicht...“, ist dabei ihre Grund stimmung Anstatt sie abbauen, zu helfen, versuchen die Sektions leitungen ebenfalls' über unsere Köpfe hinweg zu entscheiden und das sogar bei Belegungs-. fragen. Andererseits aber — ob wohl die Sektionen zum Gegen teil verpflichtetsind — ist. ihre ; Zusammenarbeit mit uns schlecht. Entweder ihre aktive Mitarbeit im Rahmen der Heim ¬ komiteesitzungen läßt zu wün schen übrig oder es kommt über haupt niemand, wie im Falle ANW. Wir sind der Meinung, daß diese Sektionen ihre Verpflich tung vernachlässigen, obwohl es bei uns um wichtige Probleme geht. Wer fragt uns. danach, wie wir mit den Studenten auskom men? Und noch etwas: Weih nachten steht vor der Tür! Wäre eine Nachfrage der betreffenden Sektionen, ob wir, für die auslän dischen Studenten eine Weih nachtsfeier organisieren, nicht normal...? UZ: Zu Ihren Problemen ge hört zweifellos auch das der Ord nung und Sauberkeit. Hat sich seit dem Inkrafttreten der neuen Heimordnung und seit Ihrer Dis kussion überhaupt etwas geän dert? Gisela Michalowicz: Obwohl les noch im letzten Jahr große Schwierigkeiten gab. haben sich Sauberkeit und Ordnung z. B. bei den ANW-Studenten gut ent wickelt. Wir sind damit zufrie- den. Doch unser Haus beherbergt zu 90 Prozent Studenten von TAS. Und hier gibt, es größere Probleme. Einige Etagenverant- .wörtliche scheinen noch immer nicht mit ‘ ihren Kommilitonen .zurechtzükommen: mehrere. Zim- . mer sind liederlich und wider- .sprechen der Wohnordnung. Und • nach den Auszügen. vor jeder Messe, müssen die Heimleitungen den Müll von Monaten abtrans portieren! / Aber es gibt auch gute Bei spiele und wenn es so weiter geht, werden sie bald überwie gen. So haben Studenten in vie len freiwilligen Einsätzen ihre Zimmer und Klubs tapeziert und niveauvoll ausgestattet. Und das ist eine Frage, die noch viel zu unbeachtet bleibt. Deshalb ist der Vorwurf der Unsauberkeit an die .Tarostraße nur die halbe Wahrheit. Will man die zweite Hälfte sehen, sollte man auch einmal in die Häuser hinein gehen und sich dann erst ein Ur teil bilden. UZ: Noch eine letzte Frage: Ordnung, Sicherheit und Schutz des sozialistischen und persön lichen Eigentums bilden einen Schwerpunkt der neuen Wohn heimordnung. Konnte der studen tische Wachdienst bereits ver bessert werden? Gisela Michalowicz: Hin und wieder gibt es allerdings noch . Vergehen, doch insgesamt hat er sich erheblich verbessert. Aber von wirksamem Schutz kann man gewiß noch lange nicht sprechen, wenn weiterhin Schlüssel ohne Auswei'skontrolle ausgegeben .und • Besucher ■ nicht notiert werden.. Doch alles in allem haben wir mit der neuen Wohnheimordnung . der. KMU einen , großen Schritt nach vorn getan und das berech tigt,uns. zum .Optimismus!,' (Das Gespräch führte Reinhard Escher, FDJ-Redaktion) M ein Gott, wieviel Ärger hoben wir beide schon miteinander gehabt! Als ich mich monatelang mit dei nen Vätern stritt zum Beispiel, ob und wo du mich denn nun beherbergen willst. Natürlich wolltest du, aber sie hatten ein Problem mit uns. Machten sich eins, machten uns eins — bis du ein Machtwort sprachst, sagtest: „Hier her, seht Ihr das denn nicht?!" und vom Tisch wischtest, was sich an Hin- und Her-Papier angesammelt hatte. Wer deinen Namen hört, denkt glaube ich, zuerst an deinen bekann testen Platz, an ein Bauwerk, das spitz in den Himmel sich reckt, an ein an deres mit riesigen, braun eingefärbten Glasfassaden, die den Blick freigeben auf einen Komfort, der seinesgleichen sucht. Eine Straße wird vor den Augen des Gastes auftauchen, benannt nach den Bäumen, die sie umsäumen, ein Tor mit Quadriga, eine Allee, die ein mal ihre Kacheln von den Fronten der Häuser verloren hatte; eine andere, die ein Stück Historie ist und außerdem den Umstand für sich verbuchen kann, eine U-Bahn dazu gezwungen zu haben, als Hochbahn über Brücken zu pol tern. Sicherlich ist dem Besucher auch die Straße ein Begriff, die noch heute den Namen eines längst vermoderten Kaisers mit sich herumträgt. Und na türlich die Theater, Kinos, Hotels, Boule vards - ganz neu. Millionen wohl schon haben dein Zentrum bestaunt, haben gesehen, be wundert, gestanden. Vor den exqui siten Läden die meisten, meinst du? Na gut, könnte sein, du mußt aber auch zugeben, daß du immer so ein bißchen mehr zu bieten hast als andere nicht? Kannst du den Leuten doch nicht übelnehmen, zumindest den meisten nicht. Denen, die gleich 30 französische Pfefferkäse mit sich herumtragen müs sen, kann man es eigentlich auch schon wieder nicht mehr übelnehmen. Die sind noch nicht ganz angekom men, weißt du. Ganz schön international bist du ge worden. Daß viele Internationale in deinen Straßen deutsch sprechen, ver danken wir einem besonderen Um stand, den wir beide ziemlich gut ken nen. Verdanken? Du weißt schon, wie ich das meine. Ja, so kennen dich wohl die mei sten, Natürlich bist du bedeutend vielschichtiger, differenzierter. Fahren wir also dahin, wo sich nur Leute tref fen, die dich schon länger kennen. Liebeserklärung durchaus ernst zu nehmen Schick mir doch mal einen von den rot-gelben Zügen vorbei, um die uns soviele andere Großstädter beneiden. Mann, den richtigen - ich bin doch umgezogen! Der klingelt ja neuer dings, also alle Neuerungen finde ich nicht umwerfend, ehrlich gesagt. Und das Ding mit dem Rauchverbot an allen Bahnsteigkanten ... (Dabei habeh wir doch gar nicht so schlechte Luft, schließlich wird die sogar besungen!) Die Leute mit den Sprechfunkgeräten sind ja auch eine Kuriosität; den Aus länder möchte ich sehen, der aus ih rem „Rückbei" oder „Zurrrrick" „Zurück bleiben" heraushört. Nun sind wir ein bißchen am Rand angekommen, da, wo du Platz für mich gefunden hast. Gaslaternen stehen hier noch - Nostalgie mit Gebrauchs wert, ein Kandelaber direkt vor meiner Haustür, meinem Haustor: Eiche mas siv mit Schloß auch massiv (der Schlüs sel hat meine Manteltasche auf idem Gewissen). Ein Durchgang, ein Hinter hof. Stilleben: Hinterhof mit Pumpe und Kastanie - aber ihr Grün ist, gold wert, war ein netter Einfall von dir. Zweiundsechzig Stufen — mir ist nach Tschaikowski und „Guten Abend meine Damen und Herren, und herzlich will kommen in der .. Ne, das geht ja nun doch nicht': Meine Wohnung viel leicht noch mit Schwabes Kammer ver gleichen! Findest du auch nicht in Ordnung, einverstanden, danke dir. Die Wände sind ja ein bißchen schief, und ein bißchen hoch, die Toilette da für ein paar Stufen tiefer. Trotzdem: „So'n dämlicher, bröckliger Altbau zwerg" - das würde ich nicht sagen, obwohl ich natürlich auch für 1990 bin. Alles Glück der Welt liegt aber wohl nicht im Vollkomfort. Es hat doch manches seinen Reiz; nicht nur, was sich achtzehn Stockwerke hoch gebär det — und vielleicht in der Eile etwas zu grau geraten ist. So ein geschichts getränkter Straßenzug, der weckt doch mitunter Assoziationen: Pferdebahn, Zille-Kinder, lange Kleider (was jedoch schon wieder ein ganz aktueller Ein druck sein kann). Jedenfalls fördert er die Phantasie. (Alle Journalisten in Altbauwohnungen wäre sicherlich eine überspitzte Forderung). Wenn man all zusehr an der Realität klebt, könnte man natürlich sachlich konstatieren: Altbau, Hinterhaus, dreckiger Aufgang, Außen-WC, schiefe Wände, Wasserflek- ken - doch damit täte ich weder dir noch mir einen Gefallen. Mußt nicht traurig sein, ich weiß doch, was du zur Entschädigung bereithältst: zehn Minuten mit der Straßenbahn und schon sind wir dort, wo es grün ist, im Naherholungsgebiet - entschuldige, dieses Wort haben sich Formulierungs menschen ausgedacht, ist ähnlich schlimm wie „Begrünung“ oder .gärt nermäßige Instandsetzung", sags ich auch nie wieder. Wo Wald ist, ist auch Wasser - du hast das so eingerichtet. Dampfer, Schlepper, Fähren, Boote, Wasserski, Badehosen und Bikinis. Am schönsten ist es vielleicht ganz früh am Morgen, wo schon Eichendorff und E. T. A. Hoffmann' sanfte Nebel sich erheben sahen. Daß ich die auch sah, will nun wiklich rein gar nichts besagen, un fair, daß du jetzt lachst! Außerdem ist ja nun sowieso schon Abend. Und während rings um deinen bekannten Platz viele Lichter die Dun kelheit vergessen machen, guckt mir hier jemand ins Fenster - und das im dritten Stock! Keine Angst, ich leide doch nicht, zumindest nicht an Hallu zinationen, ich meine den Mond. Der rollt sich auf dem gegenüberliegenden Haus vorbei und versteckt sich dann und wann hinter einem Schornstein. Mach's gut, Berlin bis nachher. Da muß ich frische Schrippen holen, ich bin dran. Detlef Schrader
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