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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 20.1976
- Erscheinungsdatum
- 1976
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197600006
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19760000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19760000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 20.1976
-
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- Ausgabe Nr. 6, 13. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 20. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 27. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 5. März 1
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- Ausgabe Nr. 11, 19. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 26. März 1
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- Ausgabe Nr. 27, 9. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 16. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 40, 19. November 1
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Band 20.1976
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In 30 Jahren: Von der Hilfe zur Kooperation Rückblick und Bilanz zum 30. Jahrestag der demokratischen Neueröffnung der Leipziger Universität / 1. Teil: Neueröffnung Von Dr. Dietmar Keller, Sekretär der SED-Kreisleitung D ie Befreiung des deutschen Vol kes vom Faschismus, der militä rische Sieg des ersten soziali stischen Staates der Welt über den Faschismus „war Krönung und Hö hepunkt einer wesentlichen Etappe des weltrevolutionären Prozesses und zugleich die Einleitung einer neuen“. 1 Der deutschen Arbeiter klasse war die historische Chance gegeben, an der Seite einer soziali stischen Besatzungsmacht den histo risch herangereiften und objektiv notwendigen Übergang vom Kapita lismus zum Sozialismus auch auf deutschem Boden einzuleiten und . damit den nationalen Anschluß an den gesetzmäßigen Entwicklungs prozeß unserer Epoche zu finden. Sie konnte sich dabei auf eine kampferprobte und erfahrene kom munistische Partei stützen, auf deren Fahnen die konsequente Säu berung des gesamten Erziehungs- und Bildungswesens vom faschi stischen Unrat, die Pflege eines wahrhaft demokratischen, fort schrittlichen Geistes in allen Schu len und Lehranstalten, die Freiheit der Forschung und der künstle rischen Gestaltung stand. Das waren Forderungen, die ihrem Wesen nach zutiefst in der Geschichte der deut schen Arbeiterbewegung seit Marx und Engels verankert und in den Köpfen aller aufrechten Demokra ten gegenwärtig waren und zu gleich ihren ureigensten Interessen entsprachen. So war vom Stand punkt der Kontinuität seit Marx und Engels „der Kampf um die De mokratisierung des gesamten poli tischen und gesellschaftlichen Le bens im Nachkriegsdeutschland eine Fortsetzung des jahrhundertelangen Kampfes zwischen Arbeit und Ka pital ... unter neuen, in gewissem Sinne außergewöhnlichen histo rischen Bedingungen“. 2 Sie bestan den in der revolutionären Größe und Kompliziertheit der Aufgaben stellung und zugleich in dem über aus günstigen Umstand, daß alle zu lösenden Aufgaben unter Schirm herrschaft einer sozialistischen Be satzungsmacht zu bewältigen waren. Vom ersten Tage an befand sich die Sowjetunion mit ihrer Besatzungs politik in völliger Übereinstimmung mit der strategischen Konzeption der KPD und den antifaschistisch- demokratischen Hoffnungen und Bestrebungen des deutschen Volkes. * D och während nach dem 8. Mai 1945 Kommunisten, Antifaschi sten und sowjetische Bildungs- und Kulturoffiziere gemeinsam überall eine wahrhaft antifaschi stisch-demokratische Politik zur Maxime ihres Denkens und Han delns machten, war in dem entgegen den Festlegungen der Konferenz von Jalta noch von den amerikanischen Besatzungstruppen besetzten mittel deutschen Raum an eine solche Poli tik nicht zu denken. So war Leipzig seit dem 18. April 1945 von ameri kanischen Besatzungstruppen be setzt und mußte nach zwölfjähriger faschistischen Diktatur noch ein fin steres Kapitel imperialistischer Be satzungspolitik über sich ergehen lassen. Wie in der Gesamtpolitik wurde auch in der Hochschulpolitik die Entnazifizierung nicht konse quent vollzogen. Zwar kam man nicht umhin, einige der aktivsten faschistischen Professoren zeitweilig zu verhaften oder zu suspendieren, eine konsequente, tiefgehende Ent nazifizierung wurde offen und ver steckt mit allen Mitteln hintertrie ben. Von den Nazis von den Uni versitäten und Hochschulen vertrie bene, weltweit bekannte Wissen schaftler wie z. B. in Leipzig und Halle der Sinologe Prof. Dr. Erkes und der Romanist Prof. Klemperer wurde die Einstellung in die Uni ¬ versitäten versagt, konservative bürgerliche Kräfte, die von vornher ein Garantien für eine einge schränkte, ihrem Wesen nach bür gerliche Demokratisierung gaben, wurden gefördert. Einen nicht zu übersehenden Ausdruck fand das in der Einsetzung des Archäologen Prof. Dr. Schweitzer als ersten Leip ziger Nachkriegsrektor. Unter seiner Federführung bemühte sich die ebenfalls von den amerikanischen Besatzungsbehörden eingesetzte Uni versitätsleitung mit allen Mitteln um den .Nachweis, daß die Universi tät Leipzig im Unterschied zu ande ren Universitäten dem Faschismus gegenüber „immun“ geblieben sei. * Eine bedeutsame Anzahl von Wis senschaftlern und Fachkräften wurde von den amerikanischen Be satzungsbehörden interniert und unter Androhung von Zwangs maßnahmen in die westlichen Be satzungszonen verschleppt, so von der Universität Jena 100, der Uni versität Leipzig 46 und der Univer sität Halle 30 Professoren, Wissen schaftler und Mitarbeiter, vor allem aus den mathematischen, naturwis senschaftlichen und medizinischen Bereichen. Das betraf in gleichem Maße auch Wissenschaftler und Spe zialisten aus Ingenieur- und Fach schulen sowie Großbetrieben. Paral lel mit der Zwangsentführung von Kadern ging ein umfangreicher Diebstahl materiellen und geistigen Eigentums einher. In unvorstell barem Maße wurden aus Universi täten und Hochschulen, Betrieben und Anlagen, Museen und Biblio theken sowohl Dokumentationen, Patente und Pläne, ganze Archive, Büchereien, Zeitschriften, wissen schaftliche Ausrüstungen, Apparatu ren, Geräte und Laboratorien und nicht zuletzt wertvolle Kunstschätze geraubt. An der Leipziger Universi tät waren nach dem Abzug der amerikanischen Besatzungstruppen viele naturwissenschaftliche Insti tute von Lehrkräften völlig ent blößt. Auf dem Gebiet der Chemie gab es, sieht man von zwei jungen Assistenten ab, nicht einen Angehö rigen des Lehrkörpers mehr, auf dem gesamten Gebiet der Physik waren nur noch ein Professor und zwei Assistenten verblieben. So war der 2. Juli 1945, der Tag des Einmar sches sowjetischer Truppen in Leip zig, auch für die Universität der Tag ihrer eigentlichen Befreiung. Vom ersten Tage des Wirkens der SMAD betrachtete diese in ihrer gesamten Arbeit „das deutsche Volk vor allem als ein vom Faschismus befreites Volk und nicht als eine besiegte Nation“. 3 Der von den Amerikanern eingesetzte, deutsch national gesinnte Bürgermeister Dr. Vierling und der rechtssozialdemo kratische Polizeipräsident Fleißner wurden aus ihren Ämtern entfernt, der Antifaschist Dr. Erich Zeigner zum Oberbürgermeister und der Kommunist Helmut Holzhauer zum Leiter des Amtes, für Volksbildung berufen und eine antifaschistisch demokratische Stadtverwaltung auf- gebaut. * Unermeßlich groß war der Glaube und das Wissen der sowjetischen Soldaten und Offiziere um die revolutionäre Kraft der deutschen Arbeiterbewegung, der verpflichten den demokratischen und humani stischen Traditionen der Geschichte des deutschen Volkes. Die sowje tischen Menschen, schrieb die „Täg liche Rundschau“ vor drei Jahrzehn ¬ ten, „glauben an ein neues Empor blühen der deutschen Kultur. Denn das . deutsche Volke ist ewig, die Nazis nur eine, wenn auch schlimme und in ihren Nachwirkungen noch längst nicht überwundene Episode. Der Boden in der Mitte des euro päischen Kontinents ist zu sehr mit geschichtlichem Erleben und kultu rellen Leistungen getränkt, als daß er geistiges Ödland werden könnte, und tausend Jahre deutscher Ge schichte sind nicht wegzuwischen wie eine Kreidezeichnung von der Wandtafel“. 4 Welch unvorstellbare Zuversicht spricht aus diesen Wor ten zu einer Zeit, wo viele Deutsche selbst sich nicht als Befreite, son dern als Besiegte, die Niederlage des faschistischen Systems als eigene Niederlage empfanden. Die jahr zehntelange antikommunistische und antisowjetische Hetze und Verleum dung hatte tiefe Narben und Spuren hinterlassen. Furcht vor der Sowjet armee, Angst vor Vergeltung und Vorurteile verschiedenster Natur prägten das Denken vieler und das Handeln mancher 'Wissenschaftler und Studenten. Antikommunismus und Antisowjetismus Schritt für Schritt aus dem Wege zu räumen, war eine nationale Aufgabe von erstrangiger Bedeutung. Das ver einigende Element war zunächst vor allem das gemeinsame „Anti-“; der Antifaschismus und -militarismus. Die einheitliche Zielstellung und die Wege für die schöpferische Aufbau arbeit mußten mühsam erkämpft werden. Im engen Zusammenwirken von sowjetischen Offizieren und Ak tivisten der ersten Stunde, die zu nächst wie Dr. Ley von der Kultur abteilung der Kreis’eitung der KPD, Oberbürgermeister Dr. Zeigner und Stadtrat Holtzhauer, vor allem von außen auf den Demokratisierungs prozeß an der Universität Einfluß nahmen, fanden sich auch die Mit glieder der beiden Arbeiterparteien und bewährte Demokraten und Antifaschisten an der Universität zu gemeinsamen Aktionen. An ihrer Spitze standen u. a. Gerhard Mehnert und Hasso Grabner, Heinz Such und Eduard Erkes, Walter Baetke und Otto-Theodor Schulz. Zwei zentrale Grundfragen standen in der Wissen schafts- und Hochschulpolitik im Blickpunkt ihrer Aufmerksamkeit: die Überwindung der nazistischen und faschistischen Ideologie, die Entfernung ihrer Vertreter sowie die Brechung des alten bürger lichen Bildungsprivilegs. Sie kul minierten in der Grundforderung des berühmten Befehls Nr. 50 des Obersten Chefs der Sowjetischen Militäradministration in Deutsch land über die Vorbereitung der Hochschulen auf den Beginn des Unterrichts vom 4. September 1945, ..nazistische und militaristische Leh rer aus dem Unterricht und der Er ziehung der Studenten völlig zu be seitigen ... und die Ausbildung sol cher Kräfte zu sichern ..., die fähig wären, demokratische Grundsätze in die Praxis umzusetzen“. 5 * D as Wesen dieser Grundforderun- gen bestand in der Veränderung des Klassencharakters der höch sten Bildungseinrichtungen des Vol kes. Es galt, sie aus einem Instru ment der herrschenden Ausbeuter klasse zu einer Pflanzstätte huma nistischen, demokratischen und re volutionären Bildungsgutes umzuge stalten, darauf orientiert, die heran wachsende junge Generation zu einem bewußten und aktiven Kämp fer für den gesellschaftlichen Fort schritt zu erziehen. Die Entnazifizie rung der höchsten Bildungsstätten begann damit, daß, nachdem in den Sommermonaten alle aktiven Mit glieder der Nazipartei entlassen worden waren, im Spätherbst auch Ruinen und Trümmer - das blieb 1945 von den meisten Ge bäuden der Universität übrig. Unsere Fotos zeigen die Ruinen vom Augusteum, das sich im Bereich des Uni-Neu baukomplexes befand. alle die, die der Nazipartei nominell angehört hatten, das Recht einbüß ten, an den Universitäten zu lehren. Das waren insgesamt an der Uni versität Leipzig 100, in Jena 98, in Greifswald 46 und in Rostock 36 Professoren. Damit war eine wesentliche Voraussetzung geschaf fen, der antifaschistisch-demokra tischen Hochschule und Universität den "Weg zu ebnen. Bedenkt man, daß an der Universität Leipzig im Studienjahr 1944/45 etwa 190 Profes soren lehrten, manche von ihnen nach dem Sieg der Roten Armee und ihrem Einzug in Leipzig die Universität fluchtartig verlassen hatten, andere von den amerika nischen Besatzungsbehörden ver schleppt und 100 nazistisch belastete Professoren von der Universität ent fernt worden waren, wird zugleich deutlich, wie vielseitig der Kampf um die Schaffung der Voraussetzun gen zur demokratischen Neueröff nung und den Beginn der Lehrver anstaltungen war. * Mit der konsequenten Entnazifi zierung und Entmilitarisierung wurde der erste entscheidende Schritt zur antifaschistisch-demo kratischen Neugestaltung der Leip ziger Universität vollzogen. Hier be währte sich im Kampf um ein anti faschistisch-demokratisches Hoch schulwesen zum ersten Male das enge Klassenbündnis sowjetischer Kommunisten und deutscher Anti faschisten, das einen weithin sicht baren Ausdruck in der engen und kameradschaftlichen Zusammenar beit vor allem der Verwaltung für Volksbildung und der Informations verwaltung der SMAD und der durch Befehl Nr. 40 der SMAD vom 25. August 1945 gebildeten Zentral verwaltung für Volksbildung unter Leitung des Kommunisten Paul Wandel fand. Nach der theoretischen und praktischen Klärung grundsätz licher Fragen der Ausgangspositio nen antifaschistisch-demokratischer Hochschulpolitik duldete die demo kratische Neueröffnung der Univer sitäten und die Aufnahme des Lehr betriebes keinen Aufschub. Das be rührte vor allem die Frage nach dem Kampf um die Hirne und Herzen der jungen Menschen, sie mußten von den Überresten faschistischer Ideologie befreit und im Geiste des gesellschaftlichen Fortschritts und einer kämpferischen Demokratie er ¬ zogen werden. Der Kampf um die Jugend wurde zum Kampf um die Zukunft des deutschen Volkes, ein Kampf, der nur mit revolutionären Methoden geführt werden konnte. Ein wichtiger Schritt in diesem Kampf war die auf entsprechende Befehle des Obersten Chefs der SMAD erfolgte demokratische Neu eröffnung der Universitäten. Nach Jena am 15. Oktober 1945 folgten Berlin am 20. Januar, Halle am 1. Februar, Leipzig am 5. Februar, Greifswald am 15. Februar und Ro stock am 25. Februar 1946. * Ursprünglich war die Eröffnung der Leipziger Universität bereits für den 31. Oktober 1945 vorgesehen, nachdem am 9. Juli, am 9. und 13. September der sowjetische Militär kommandant von Leipzig, General major Trufanow, der Leiter der Ver waltung für Information der SMAD, Generalleutnant Prof. Solotuchin, und seine Mitarbeiter Prof. Smir now, Oberst Morosow und Major Dragin mit führenden Wissenschaft lern der Universität über die Auf gaben zur Vorbereitung der demo kratischen Neueröffnung beraten hatten. Da sich aber bald zeigte, daß konservative und reaktionäre Kreise in der Universität die Entnazifizie rung behinderten und verzögerten, mußte die Neueröffnung mehrfach vertagt und in hartem Klassenkampf herbeigeführt werden. Unabhängig davon leisteten die sowjetischen Soldaten und Offiziere überall dort, wo es auch nur annähernd möglich war, materielle Hilfe und Unter stützung. Auf Weisung der SMAD erhielt die Universität das ehe malige Amtsgerichtsgebäude Peters- Steinweg und die frühere Handels hochschule in der Ritterstraße als Ersatz für das zerstörte Haupt gebäude im Zentrum der Stadt. Das ehemalige Palais in der Ritter straße wurde als Sitz der Universi tätsleitung noch vor der Eröffnung der Universität ausgebaut. Alle im Amt befindlichen Professoren er hielten aus Beständen der Militär verwaltung zusätzlich monatlich Zuweisungen von Lebens- und Ge nußmitteln. Die ersten finanziellen Mittel in Höhe von 500 000 RM gal ten Investitionen zur Schaffung von Kranken-, Labor-, Behandlungs- und Arbeitsräumen vor allem für die Kliniken der Universität. Mit sol chen konkreten Leistungen wurde Schritt für Schritt das bei vielen Wissenschaftlern noch vorhandene antikommunistische Weltbild er schüttert, „Die einen hatten“, so er innerte sich Prof. Walter Markov, „wenn sie überhaupt eins hatten, ein belastetes Gewissen. Andere schämten sich für das, was diese ge tan oder gedacht und sie selbst we- der gehindert noch verhindert hat ten. Den einen wie den anderen fiel es schwer, plausible Gründe ausfin dig zu machen, die den Sieger ver anlassen mochten, Hörsaalruinen des geschlagenen Feindes mit neuem Leben zu erfüllen“. 6 Die demokra tische Neueröffnung der Leipziger Universität am 5. Februar 1946, initiiert und vorbereitet im engen Zusammenwirken von sowjetischen Offizieren und deutschen Kommuni sten und Antifaschisten, stellte einen Wendepunkt in ihrer Geschichte dar. „Sie wird“, so verpflichtete der Leiter der Verwaltung für Volks bildung der SMAD, Generalleutnant Prof. Solotuchin, alle Universitäts angehörigen, „eine Pflanzstätte der in die Zukunft weisenden Wissen schaft und Kultur sein und als ihr einziges Ziel die Ausbildung hoch qualifizierter jugendlicher Kräfte kennen, die fähig sein sollen, den Dienst in einem neuen demokrati schen Staat zu verrichten und einen unbarmherzigen Kampf gegen alle reaktionären Theorien und Prak tiken zu führen, die der Bildung eines neuen demokratischen deut schen Staates hinderlich im Wege stehen.“ 7 Fortsetzung Teil 2 in der UZ vom 23. 1. 1976: Antifaschistisch - demokratische Neugeburt 1946—1949 Anmerkungen: 1) Lamberz, W.: Ideologische Aufga ben bei der Vorbereitung des 30. Jah restages der Befreiung. Berlin 1975, S. 8. 2) Tjulpanow. s. J.: Die Zusammen arbeit der SMAD und der SED im Kampf für Demokratie und Sozialismus. In: Einheit — im Kampf geboren. Leip zig 1975. s. 9i. 3) Tjulpanow. S. J.: Die Rolle der SMAD bei der Demokratisierung Deutschlands. In: ZfG. 15. Jg., 1967. H. 2, S. 243. 4) Tägliche Rundschau vom 30. März 1946. 5) Um ein antifaschistisch-demokrati- sches Deutschland. Dokumente aus den Jahren 1945-1949 Berlin 1968. S. 144. 6) Universitätszeitung der Karl-Marx- Universität vom 10. Mai 1973. 7) Ansprache Prof. Solotuchins zur Er öffnungsfeier der Universität Leipzig am 5. 2. 1946. Universitätsarchiv Leipzig (UAL). II/V, Bl. 163. \ FRAGEN, DIE UNS BEWEGEN ■ • ' • ■ Noch einer 1974 von Gesellschaftswissenschaft lern der DDR herausgegebenen Arbeit zum „Mili tär-Industrie-Komplex im staatsmonopolistischen Herrschaftssystem“ ist die Aggressivität der. Impe rialismus als der gesetzmäßig aus dem Monopol entspringende Drang zu charokterisieren, „mit der nach außen gerichteten ökonomischen und außerökonomischen Gewalt Kapitalanlage- und Einflußsphären zu erobern, andere Konkurrenten auszuschalten, fremde Völker zu unterdrücken, das sozialistische Weltsystem zu überwinden, um damit eine historisch überlebte Ausbeuterord- nung zu erhalten und im Weltmaßstab auszuwei ten." 1 ) Diese dem Imperialismus gesetzmäßig immanente Aggressivität wird grundsätzlich nicht dere von der UdSSR, mit Nachdruck vertreten werden, überhaupt real? Tatsache ist, daß in der Frage der militärischen Entspannung und der damit verbundenen Not wendigkeit von Abrüstungsverhandlungen und konkreten Ergebnissen wie in keinem anderen Bereich die gegensätzlichen Klassenintereissen zwischen Sozialismus und Imperialismus offenkun dig werden. Geht es doch dabei um eine Redu zierung der wichtigsten Instrumente imperialisti scher Machtbehauptung und -durchsetzung - die imperialistischen Streitkräfte und die materiellen Mittel imperialistischer Aggressionspolitik. Daraus ergibt sich zunächst, daß konkrete und dauerhafte Erfolge nur im langwierigen und harten Klassen- Abrüstungsverhandlungen - reale Chancen? Von Dr. Siegfried Zeimer, IIS / 1. Teil durch die Tatsache verändert, daß ihre Durchset zung gegenwärtig zumindestens gegenüber den sozialistischen Staaten infolge des veränderten Kräfteverhältnisses stark eingeengt ist. Während so durch die zunehmende Stärke des Sozialismus einerseits internationale Bedingungen entstan den sind, die der Durchsetzung imperialistischer Aggressivität nach außen Grenzen setzen, be stehen andererseits die sozialökonomischen Grundlagen des Imperialismus und damit auch die seines expansiven und aggressiven Wesens in der Existenz der Monopole weiter. Von hier gehen daher auch nach wie vor ernsthafte und spürbare Einflüsse und Störungen auf die Gestal tung der internationalen Beziehungen aus, die, wie in den Dokumenten des ZK der SED mehr fach hervorgehoben wurde, jederzeit zu einer plötzlichen Verschärfung der internationalep Lage führen können. Sind unter diesen Voraus setzungen Abrüstungsgespräche oder gar -Ver handlungen mit den imperialistischen Staaten, wie sie von der sozialistischen Staatengemein schaft seit langem immer wieder gefordert und die auf der XXIX. und der gegenwärtig tagenden XXX. UNO-Vollversammlung, insbeson- kämpf erreichbar sind. Genosse Erich Honecker umriß das Ziel militärischer Entspannung in der Aufgabe, den Imperialisten jene Mittel cus der Hand zu schlagen, mit denen sie die Welt in eine thermonukleare Kotastrophe stürzen kön nen. Es geht darum, den Handlungsspielraum des imperialistischen Aggressionsdranges weiter ein- \ zuengen." 2 ) Die Realität dieser Zielstellung er ¬ wächst einmal aus dem" wachsenden Einfluß des real existierenden Sozialismus sowie aus den bis her von der sozialistischen Staatengemeinschaft erreichten bedeutenden Ergebnissen im Kampf um die Durchsetzung eines internationalen Ent spannungsprozesses, darunter auch im Bereich der militärischen Entspannung. Zum anderen aber auch aus der Übereinstimmung diese, Zielstellung mit den Interessen aller revolutionären Kräfte in der Weit. Auf die Wirkungsmöglichkeiten impe rialistischer Aggressivität wirken Tendenzen ein, die Abrüstungsverhandlungen real erscheinen lassen und die im zweiten Teil dieses Artikels ge nannt werden. Quellen: (1) K. Engelhardt, K.-H. Heise. Der Militär-Indu strie-Komplex im staatsmonopolistischen Herr schaftssystem. Berlin 1974, S. 24 (2) Neues Deutschland vom 12. 9. 1975 ARGUMENTE, DIE. WIR BRAUCHEN
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