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MU D dir. 4? ks WichMM sür Rtichciibra»^ Atgmar, dlkiistailt, Rabtllsttiil »Nil Rüttliiss. Sonnabend, den 26. November 1910. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Rottluff vom 10. November 1910. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. 1. Die Anfertigung eines verstellbaren eisernen Schneepfluges wird der Fa. Hermann Schubert hierselbst übertragen. 2. Der Gemeindevorstand Geißler wird auf weitere 6 Jahre, und zwar bis 30. Juni 1920 wiedergewählt. 8. Ein Nachtrag zur Gemeinderats-Geschäftsordnung, die Be stimmung der Plätze im Sitzungszimmer für Neueintretende betreffend, wird genehmigt. 4. Gin gegen die Gemeinde geltend gemachter Anspruch wird Nur teilweise anerkannt. 5. Dem Verein zur Fürsorge für bildungsfähige Krüppel will Wan nicht beitreten. 6. Die Kosten für 1 Sitzungszimmer-Inventarstück werden bewilligt. 7. Die Gemeinde-Rechnungen auf das Fahr 1909 werden richtig gesprochen. 8. Die Vorschläge des Bauausschusses über im Jahre 1911 vorzu nehmende Straßenherstellungs-Arbeiten werden zum Beschluß erhoben. 9. Ein Wohnhausneubaugesuch kann in der geplanten Weise Nicht befürwortet werden. 10. Von der Einführung von Zement-Grenzsteinen nimmt Wan Abstand. Sitzung vom 22. November 1910. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. 1. Kenntnis nimmt man: a) von dem Ergebnisse der letzten Eemeinderats-Ergänzungswahl und davon, daß sämtliche gewählte Herren die Wahl angenommen haben; b) von dem erfolgten Reber- gang des zur Gerstenbergerstraße verwendeten Areals in Genwinde- Eigentum; c) von der ministeriellen Verordnung, Stundungen von Einkommen- und Ergänzungssteuer betr.; ä) von der am 1. Dezember cr. stattfindenden Volkszählung und von der Einteilung der Gemeinde in 8 Zählbezirke; e) von der Anerkennung des Beschlusses betr. vorzeitige Wiederwahl des Gemeindevorstandes Geißler auf weitere 8 Jahre durch den Herrn Amtshauptmann. 2. Zwei Einschätzungen zu den Gemeindeanlagen werden vor genommen. 3. Die Vorschläge des Bauausschusses auf Beseitigung einiger Straßenbäume und Herstellung von Schnittgerinne werden zum Be schluß erhoben. 4. Ein Gesuch um Reberlassung von Gemeindeareal wird vertagt. 5. Das aufgestellte Ortsgesetz über Tagegelder und Reisekosten für die Gemeindebeamten re. wird mit einigen Abänderungen genehmigt. 6. Punkt eignet sich nicht zur Veröffentlichung. Die neue Rolle. Novelletle von Max Bergmann. Nachdruck verboten. „Verzeihung, gnädiges Fräulein, und hier sendet der Herr Direktor die neue Rolle." „Ich danke, Lisbeth," die Schauspielerin nahm das Heft aus der Hand des Dienstmädchens und legte es auf ein neben ihr stehendes Tischchen. Als sich die Tür hinter Lisbeth geschlossen hatte, seufzte Marie Delkowska leise. Das war nun also der Anfang eines neuen Lebensabschnittes — die erste Mutterrolle. — Sie hatte sich lange wortlos dagegen gesträubt, doch was half's Puder und Schminke konnten nicht länger erste Jugend lauschen, die feinen Linien um Mund und Augen wurden bei jedem Wort, das sie sprach, von Jahr zu Jahr deut licher erkennbar. Mit ihrer Jugend war es aber zugleich auch mit ihren Triumphen vorbei; denn Maria Delkowska wußte sehr wohl, daß sie keine auch nur gute Schauspielerin war. Sie war Ar Bühne gegangen um ihrer Schönheit willen und hatte >hr Glück dabei gemacht. Sie hatte sogleich ein Engagement bekommen, während die begabteren, aber weniger hübschen Kolleginnen leer ausgingen. Sie war zwar zumeist in modernen Stücken beschäftigt Horden, wo eine schöne Vertreterin des zarten Geschlechts mr die Hauptrolle notwendig war, aber sie hatte auch mit tler die Ophelia oder die Beatrice gespielt und auch hier bestach der große Liebreiz ihrer Erscheinung das Publikum. Als Beatrice hatte sie auch der Herzog von L. gesehen, >ind ihr ein Engagement an sein Hoftheater verschafft; denn der alte, lebensfrohe Herr liebte auch auf der Bühne Schön heit und Jngend, und beides besaß ja Maria Delkowska. Damals hatte sie alle Welt bezaubert; denn nicht nur A Aeußeres war schön, sie besaß auch eine glockenhelle, wundervolle Sprechstimme und man vergaß darüber das un bedeutende Spiel, das hauptsächlich in schönen Stellungen und äußerlichen Effekten bestand. Der Blick der Künstlerin fiel auf ein Bild, daß sie als Ophelia darstellte, in dem Moment, wo das unglückliche Mädchen wahnsinnig wird. Wie wunderschön war sie doch damals gewesen, aber wie ausdruckslos war das Gesicht. Man sah dem Bild an, daß das Modell nur schön aus sehen wollte. Maria Delkowska stand auf und ging erregt im Zimmer auf und ab. Warum nur ließ man ihr keine jugendlichen Rollen mehr spielen? Was lag an dem bißchen verlornen Jugendschmalz. Ihre Stimme war noch so hell wie früher, ihre Gestalt noch immer schlang und biegsam, und das Haar leuchtete im tiefsten Schwarz. Gewiß, sie hatte es wohl gemerkt, daß man ihren jüngern Kolleginnen regeren Beifall zollte als ihr, man hatte ihr auch geflissentlich Bemerkungen aus dem Publikum zugetragen, besonders von solchen Leuten, die sie noch in ihrer Jugend gekannt hatten. „Sie wird langweilig, man hat sie sich übergesehen," war gesagt worden, und Maria Delkowska hatte nur ein flüchtiges Lächeln dafür gehabt. Bis ihr nun gestern der Direktor sagte, sie müsse jüngeren Platz machen. Zart und schonend hatte er ihr s mitgeteilt, wie als wenn sie es selbst schon ausgesprochen hätte, aber in ihre großen, dunklen Augen kam ein jähes Erschrecken, und der mitleidige Mann fürchtete den großen Schmerz, den er ihr angetan, nud glaubte, sie würde um ihre Entlassung bitten. Das wäre allerdings garnicht angenehm gewesen, denn sie würde immerhin noch eine hübsche Staffage sein. Aber Maria Delkowska bat nicht um ihre Entlassung, sie ging wortlos heim. Was sollte sie wohl auch beginnen. Für Charakterrollen war sie, ihrer mangelhaften Begabung wegen, unbrauchbar. Es blieb ihr also nur übrig, in s „Mutterfach" überzugehen. Und dann wollte sie doch lieber hierbleiben, wo sie heimisch geworden war. Maria Delkowska blieb vor dem hohen Spiegel stehen, Wie schön war sie doch noch immer, und man sah ihr die einundvierzig Lebensjahre wirklich nicht an. Einundvierzig Jahr! Das war doch garnicht so alt. Wenn sie keine Schauspielerin, sondern eine verheiratete Frau wäre, so stände sie jetzt in der Blüte ihrer Jahre. Ueber Marias Gesicht huschte ein Lächeln. Wie oft hätte sie heiraten können. Träger edler Namen und Männer der Geldaristokratie hatten zu ihren Füßen ge legen. Aber das war damals gewesen, damals als sie noch schön und jung und bewundert war. Sie hatte sie alle abgewiesen, nur einen nicht, sie nahm ihn garnicht ernst. Dieser eine war der Charakterkomiker des Theaters gewesen, ein hochbegabter Künstler, und sie mochte ihn wohl leiden, aber eine Heirat mit dem hageren, häßlichen Kollegen hätte sie ja lächerlich gemacht. Das erste Mal, als er um sie warb, war Maria Del kowska noch ein blutjunges Mädchen. Als sie ihn abwies, heiratete er ein zartes, blondes Ding aus gut bürgerlicher Familie. Dann trat er noch einmal mit seiner Werbung vor Maria, denn seine Frau war ihm, nachdem sie ihm ein Töchterchen geschenkt hatte, gestorben. Maria hatte nur mit leidig gelächelt und gesagt: „Ach nein, Herr Thiessen, zur Pflegemutter eigne ich mich schon ganz und gar nicht. Er war dann fort gegangen, hatte ein Engagement in Berlin angenommen und sie las in den Zeitungen, wie man ihn überall feierte. Maria Delkowska sah gedankenvoll in das leise Dämmer licht des Oktober-Nachmittags. Warum dachte sie nur immer an ihn? Gewiß, sie waren gute Freunde gewesen, aber mehr wie Freundschaft hatte sie ihm nie entgegengebracht. Da schellte plötzlich die Türglocke. Bald darauf brachte das Mädchen zwei Besuchskarten. Maria stutzte. „Albrecht Thiessen" las sie nur, die andere Karte beachtete sie garnicht. „Deshalb dachte ich immer an ihn," sie lächelte. Dann ging sie über den Flur in ihr Empfangszimmer. Sie war fast erschrocken, als sie neben Thiessen noch eine Dame stehen sah. Der Schauspieler streckte ihr beide Hände entgegen: „Fräulein Maria," sagte er und bewundernd sah er sie an. Die Dame war jetzt näher getreten, und verneigte sich vor Maria. „Meine Tochter," stellte Thiessen vor. Nun war das Staunen an Maria, und sie wurde nicht müde, das junge Mädchen zu betrachten, daß sie als Kind schon gekannt hatte. Bald waren sie und Thiessen im eifrigsten Gespräch über vergangene Zeiten, und das junge Mädchen hatte Muße, die Schauspielerin zu betrachten. Nein, so jugendlich noch und schön hatte sie sie sich selbst nach des Vaters begeisterten Schilderungen nicht vorgestellt, und sie dachte, daß es schade sei, daß Maria Delkowska nicht in ihrem Alter sei, sie würden sicherlich gute Freundinnen werden. Plötzlich sagte Albrecht Thiessen: „Nun, aber das wich tigste, Fräulein Maria, ich hörte, daß sie meiner Tochter Partnerin sind, in dem neuen Stück nämlich, das in vierzehn Tagen seine Erstaufführung erlebt. Maria erbleichte. „Der Direktor sagte mir doch, daß das neue Mitglied Ulla Winter —" „Ganz recht," unter brach sie Thiessen, „Ulla nennt sich so. Und als ich hörte, daß Sie ihre Partnerin wären, so bin ich hergefahren, Sie einmal wiederzusehen." Maria hatte seine letzten Worte nicht gehört: „Partnerin," sagte sie bitter, „ihre Mutter spiele ich." Albrecht Thiessen sah sie erstaunt an. So war sie auch eine von denen ge worden, die sich mit allen Fasern an die jugendlichen Rollen klammern. Ein heißes Gefühl stieg in ihm empor, als er sie da so zusammengesunken sitzen sah. Er hätte sie am liebsten in die Arme genommen, ihren Kopf an seine Brust gelehnt und sie getröstet. Die Tochter las in des Vaters Augen, was in ihm vorging und fand, daß sie überflüssig geworden war. Sie zog ihre Uhr aus dem Gürtel und meinte: „Verzeih Papa, aber ich muß wirklich um 6 Uhr beim Regisseur sein." Sie verabschiedete sich von Maria, die ihr mechanisch die Hand reichte, und ging dann leise, ohne das Mädchen zu rufen, aus dem Hause. Maria Delkowska war aufgestanden und hatte ihr Gesicht von Thiessen abgewandt. Die Tränen kamen ihr in die Augen. Welche eine Blöße hatte sie sich gegeben! Was mußte Ulla denken? Sie mußte ja fühlen, daß sie ihr die Rolle neidete. Und plötzlich schlug sie die Hände vor s Ge sicht und weinte leise. Albrecht Thiessen sah die zuckenden Schultern Marias. Sein Herz floß über vor Liebe und Mitleid. Er trat auf sie zu, und legte den Arm um sie: „Maria," sagte er leise, „zweimal hast Du mich abgewiesen und es war begreiflich, Du schön in der Blüte Deiner Jahre, und vielumwoibeu, ich dagegen häßlich und damals noch unbekannt. Und jetzt wo ich ein bekannter Manu bin, Du aber noch immer Deine Schönheit hast, frage ich Dich noch einmal: Willst Du meine Frau werden und willst Du auch Ulla ein bißchen liebhaben ?" Da hob sie den Kopf und sah ihn an. Albrecht Thiessen aber küßte ihren Mund. Ganz still lag Marie in seinem Arm. Sie fühlte, daß sie wieder jung geworden war. Sie hatte ja jetzt eine Stütze, einen Halt, sie war nicht mehr überflüssig, man würde sie lieben, Albrecht und Ulla. — Nach einer Weile sagte Thiessen: „Sende die Rolle zurück. Ich werde alles mit dem Direktor besprechen. Du gehst natürlich ab vom Theater. Meine Berliner Stellung sichert mir ein bequemes Dasein." Maria stimmte ihm bei, dann aber faßte sie seine Hand: „Noch eins, Albrecht. Wäre es Dir recht, wenn ich noch einmal auftrete? Ich möchte gern in dem neuen Stück Ullas Mutter spielen. Nein, ich bin egoistisch, es ist kein Opfer für mich. Ich glaube näm lich, daß es nicht nur für die Tochter, sondern auch für die Mutter ein Triumph wird, denn hier in der kleinen Stadt wird sich unsere Verbindung schnell herumsprechen." Albrecht Thiessen strich ihr volles Haar und sagte lachend: „Gewiß, diesen letzten Bühnenerfolg will ich Dir gönnen, bevor Du in die Reihe Deiner Erfolge als Frau und Mutter trittst." Wh (kemitr Nicolaistraße 3, Dachrinne «L. Zigarren-Spezialgeschäft. »L Spezialität: )a§matzi-Zigaretten, sowie andere deutsche, österreichische, ägyptische, russische und englische Zigaretten. Schuhwaren der jetzigen Jahreszeit entsprechend. Reichhaltige Auswahl in langen Stiefeln mit und ohne Mten, Schaftstiefeln, vorzügliches Fabrikat, Knaben Stulpen Stiefeln, Schnallen- und Schnür-Stiefeln für Herren, Damen fkd Kinder, mit und ohne imit. 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