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behüte Sie vor ihm! In ihn sind ja alle verliebt, er hat ihnen allen die Köpfe verdreht. Unserer Comtesse, der Anna liese und dem Müllerstöchterlein am meisten. Die schöne Hulda soll recht häufig, Wenns Niemand sieht, zur Oberförsterei schleichen. Bald kommt sie unter dem Vorwand, dem Retter ihres Vaters ein paar Aepfel aus Dankbarkeit zu überbringen, bald trägt sie Weintrauben im Korb und bald dieses und bald das. Man hat auch eine recht zärtliche Unterhaltung zwischen ihr und dem Oberförster belauscht. Die Annaliese singt immer nur Weidmannslieder und hat es mir selber eingestanden, daß sie den schönen Oberförster sterblich liebt." „Pfui, der Erbärmliche!" rief Aurora aus und stampfte mit dem derben Fuß auf den Boden und reichte Süßmann mit den Worten die Hand: „Ich danke Ihnen, alter Getreuer! Was Sie mir anvertraut, wird ewig mein Geheimnis bleiben." Der Diener machte eine ungeschickte Verbeugung, und setzte seine Gartenarbeit fort, hochbefriedigt von seiner Schlau heit und ganz vergessend, daß der Urheber dieses Lügengewebes nicht er selber, sondern im Grunde genommen sein Freund Otto war. Nichts von alledem, was er gesagt, entsprach den Tat sachen. Hulda, des Müllers Tochter, war nur einmal aus dem rein natürlichen Grunde der Dankbarkeit mit einem Korb voll Aepfel auf der Oberförsterei gewesen und Otto wußte ja ganz genau, welcher Art die kurze Unterhaltung gewesen. Annaliese aber war viel zu bescheiden und anständig, als daß sie für so einen Herrn etwas anderes als Respekt und Hochachtung hätte empfinden mögen. Jetzt war der Besuch auf Schloß Waldengrund mit viel Gepäck und einem ganzen Bedienstetentroß eingetroffcn und es wurden Vorbereitungen zu einer großen Treibjagd getroffen. Ilse begegnete beiden Herren mit natürlicher Freundlich keit, ließ aber, als der Baron es wagte, ihr wieder einen seiner Feuerblicke wilder Leidenschaft zuzuwerfen deutlich genug durchblicken, daß ihr Herz noch von derselben Eiskruste umgeben war, die seine Liebesglut schon in der Residenz vergebens zu schmelzen gesucht. Der Kammerherr wollte nur Ruhe finden hier in der Einsamkeit, Rast und Stärkung für seine armen Nerven. Die Jagd reizte ihn nicht mehr. Er machte überhaupt einen so müden, gleichgültigen Eindruck, daß der Graf ganz erschreckt war und wieder deutlich sein Gewissen spürte. Aber der Baron war ein Mann nach seinem Geschmack. Der hatte Interesse für alles, was ihn selber interessierte, war ein schneidiger Reiter und ein vorzüglicher Schütze, was dem alten Herrn ganz besonders imponierte. In dieser Zeit hatte nun Ilse öfter Gelegenheit, Edgar zu sehen, denn derselbe wurde fast täglich aufs Schloß bestellt. Freilich fand sie nie Gelegenheit, daß sie beide sich einmal wieder unter vier Augen hätten sprechen können. Aber den noch war es dem liebenden Mädchen immer eine wohltuende Beruhigung, wenn sie sich wieder und wieder gestehen mußte: „Ein Mann mit so offenem und ehrlichem Gesicht kann nicht lügen. Er liebt dich, er liebt dich, sonst wäre alles Lug und Trug auf Erden." — — Der Graf befand sich in übelster Laune. Eine so miserable Treibjagd auf Hochwild hatte er noch niemals abgehalten. Vor drei Tagen sagte ihm der Oberförster noch, daß sich dreißig Kapitalhirsche, darunter 3 Achtzehnender und Zwölf- und Fünfzehnender im Revier befänden und — die ganze Jagdbeute bestand in sechs kümmerlichen Tieren. Da er selber nun auch noch in unverantwortlicher Weise vorbei geschossen, so war der Aerger groß und entlud sich zunächst auf des Revierförster Ottos Haupt. Der schwieg zu allem still und sagte schließlich, als der Zorn seines Herrn ein wenig verraucht: „Ich bitte Ew. Gnaden uutertänigst, doch berücksichtigen zu wollen, daß alle Wilddiebereien an der Grenze nach der Mühle zu stattfinden, au der zu wachen mir der Herr Oberförster untersagt hat, da er das selber besorgt. Ich habe immer nur drüben an der entgegengesetzten Seite auf der Lauer zu liegen, ebenso Heyse. Dort ist aber, wie Ew. Gnaden das ganze Dorf Thalheim bezeugen kann, in vierzehn Tagen kein Schuß ge fallen, während es an der Mühlgrenze jede Nacht geknallt hat, wie das ganze Dorf Waldenfeld und der Herr Rent meister Schneider, der immer bis in die Nacht hinein über den Wirtschaftsbüchern sitzt, bestätigen werden." „Mann, was will er damit sagend" fuhr der Graf jetzt den Fuchsbart an. „O, bitte, Ew. Gnaden, nichts weiter, als die nackte Wahrheit." „Erkläre er sich einmal deutlich! Er nimmt also an, der Herr Oberförster täte nicht seine Schuldigkeit, — oder stecke gar mit den Wilderern unter einer Decke?" „Ew. Gnaden, der Herr Oberförster ist mein Vorgesetzter, deshalb wäre ich ja ein grundschlechter Mensch, wenn —" „Dummes Zeug! Selbstverständlich ist er der Vor gesetzte und wird es auch bleiben! Doch ich stehe über ihm und verlang ein offenes Wort von Euch!" Otto machte eine tiefe Verbeugung und sprach feierlich: „Dann freilich, gnädigster Herr Graf, muß ich ja reden. Doch ich bemerke noch einmal, daß in meinen törichten Worten nur eine Vermutung, keine Anklage liegen soll. Seit man den Müller Grundhof, von dessen Schuld ich überzeugt bin, wie von Gottes ewiger Gerechtigkeit, freigelassen, halte ich mich überhaupt für höchst überflüssig." „Zur Sache!" fuhr der Graf ihm in das Wort. „Was soll die lange Einleitung?" „So will ich es kurz sagen: Der Herr Oberförster hat sich nach meiner Meinung in die schöne Hulda verguckt und läßt dem Müller und dessen Sippschaft, in der sich sechs, gute Schützen befinden, etwas weit die Zügel schießen. Ob man ihm dafür eine gewisse Pacht zahlt, wie einige Läster mäuler behaupten, weiß ich nicht, will es auch nicht annehmen." „Es ist genug!" brauste Graf Ewald auf. „Ich will nichts mehr hören, geht!" — Eine solche Schuftigkeit wollte und konnte er dem Ober förster, den er im Grunde seines Herzens liebte wie einen Sohn, nicht zutrauen. Gewiß, Schuld mochte derselbe an dem Mißerfolg bei der heutigen Jagd tragen, doch nicht in der Art, wie der Fuchsbart es eben angedeutet. Im grünen Saal des Schlosses brannten Wohl hundert Kerzen. Die beiden goldenen, überaus wertvollen Kronleuchter, hergestellt aus goldbelegten Hirschgeweihen, und all die Kerzen an den versilberten Wandspiegeln verbreiteten eine wunderbare, fast märchenhafte Helle. Die Wände des unnatürlich großen Saales, der durch vier Kamine erwärmt wurde, waren mit kostbaren Gemälden verziert, die zum größeren Teile Jagd szenen darstellten, welche sich auf Waldengrunder Gebiet ab- spielten. Da sah man z. B. einen Ahnen des Grafen mit Armbrust und Speer auf der Bärenjagd. Dort erlegte ein anderer mit seiner schweren Muskete einen Elg. Und drüben war ein Kampf mit gierigen Wölfen in etwas zu grellen Farben dargestellt. Dann konnte man andere Gemälde bewundern, die Szenen aus den Belagerungszeiten des Schlosses zeigten. Kurz, der grüne Saal mußte jeden, der ihn noch nicht kannte, mit Sraunen und Bewunderung erfüllen. Jetzt war eine große Tafel gedeckt, und Süßmann schritt prüfend und ordnend von Platz zu Platz, denn in wenigen Minuten würde sich die ganze Jagdgesellschaft hier zum opulenten Souper einfinden. Der Diener kam sich in seiner nagelneuen, hellblauen, mit silbernen Tressen überreich besetzten Livree nicht wenig wichtig vor. — Er ordnete das Ganze an, und selbst die schnippische Anneliese mußte heute nach seiner Pfeife tanzen. Es waren zwölf Herren und sieben Damen, die jetzt nach des aufregenden Tages Mühen und Mißerfolgen an der Tafel Platz nahmen. Edgar befand sich auch unter ihnen. Ilse sah es ihm auf den ersten Blick an, daß er ver stimmt war. Seine finstere Miene hellte sich erst ein wenig auf, als sie ihm zu herzlichem Willkommen die Hand reichte. Leider saß er an der Tafel weit entfernt von ihr. Sie hatte, wie sie vermutet, auf des Vaters dringenden Wunsch den Baron zum Tischherrn. Es schien, daß auch der Graf, da bis auf Edgar alles bald in rosigster Stimmung war, seine üble Laune ver gessen hatte. Jedenfalls belustigte er bald die ganze Gesellschaft durch seine tollen Einfälle und Witze. Ignaz von Radkowski gab sich indessen die größte Mühe, seine Dame so geistreich wie nur möglich zu unterhalten. Ilse sah in ihrer weißseidenen, dem schöngeformten, blendend-weißen Hals und die zarten Arme freilassenden Robe geradezu entzückend aus. Dazu die Rosen in ihres vollen Haargelock, das natürliche Rot auf den Wangen, die glänzenden Rehaugen mit den seidenweichen Wimpern und den dunklen Brauen, das zierliche Mündchen von purpurnes Rot, ach, das alles wußte der Herr Baron wohl zu schätzen. Doch, wem galten die Blicke, die stummen Zeichen, die ihm als guten Kenner von Mädchenherzen schon mehrmals aufgefallen waren? Ihm selber nicht, das sah er, des alten, dicken Premierleutnant v. Marlitz, einem Gutsnachbarn, doch wohl auch kaum. Es kam dann nur noch der schneidig Rittmeister v. Kröckewitz in Betracht, doch der war ja verheiratet Oder —? Potztausend, so mußte es sein! — Drüben der melancholische Grünrock, der Herr von Erlenhus, der war der bevorzugte. Und nun erhebt er sein Glas. Dieser Blick aus seinen Augen! Mit zitternder Hand erhebt aut Ilse das ihrige und nickte ihm dankend zu. „Der Sache werden wir doch gleich auf den Grund gehen!" sprach der Baron zu sich selber. „So unbefriedigend wie heute soll die Jagd noch nit ausgefallen sein, gnädigste Comtesse," sagte der Herr Papn, wandte er sich jetzt an Ilse. „Wer trägt denn die Schuld daran, daß der Wildbestand sich plötzlich so sehr verringert hat? Ihr Herr Papa scheint dem neuen Oberförster nicht so recht zu trauen." Fortsetzung folgt- Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reicheubraal vom 13. bis 19. August 1910. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Richard Arthur Günther 1 Müdch^ Aufgebote: Der Fabrikarbeiter Max Robert Lohse mit Elise Fohan^ Uhlig, beide wohnhaft in Reichenbrand. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 10. bis 17. August 1919. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Traugott Oskar Leonhardt 1 chen und dem Eartonfabrikanten Eurt Otto Reuther 1 Knabe. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeustei* vom 13. bis 19. August 19IV. Geburten: Dem Handschuhstricker Paul Hermann Walther 1 Soh"' dem Eisenbahnassistenten Gustav Emil Werner 1 Sohn. »j Eheschließungen: Der Fabrikarbeiter Paul Arthur Ahle wohnho" in Chemnitz mit Erna Frieda Möbius, wohnhaft in Rabensü"s Sterbefälle: Der Handschuhwirker Earl Heinrich Hofmann, 64 alt; die Privatmannsehefrau Johanne Christiane Eleonore SchwA 77 Jahre alt; dem Handschuhstricker Ernst Willy Schmidt 1 Soh" 6 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rottlust vom 12. bis 18. August 1919. Aufgebote: Der Fabrikschlosser Richard Emil Matthes mit Anna Narr geb. Illig, beide in Rottluff. X Eheschließungen: Der Maschinenbauer Willy Edwin Drechsler Anna Martha Irmscher, beide in Rottluff. . Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 13. Sonntag p. Trin. den 21. August Vorm. Vzd Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 13. Sonntag p. Trinit. den ,21. August 1910 voE 9 Uhr Predigtgottesdienst. (Hilfsg. Gebhardt.) 11 Kindergottesdienst. (Hilfsg. Gebhardt.) Mittwoch, den 24. August abends 8 Uhr ev. Jungfrau^' verein im Pfarrhause. Amtswoche vom 21. bis 27. August Pf. Weidauer. ck/e uzn a/rZäs^'c/r §77He/.-/7oc^re7k ZeZZ ^/A/rFe/r «/rrZ saFe/r Oa/rL. ^77/7^ u/rck ZVer/Lksc/Z, Zm 7970. Ehrenerklärung. Die ausgesprochene Beleidigung gegen Elsa Kunz nehme ich hiermit zurück, da sie auf Anwahrheit beruht. Maribs, vbllx, Reichenbrand. Die gegen die Familie Milde ausgesprochene Beleidigung nehme ich hiermit zurück. Mara Drechsler, Reichenbrand, Teichstr. 5500 Mark Kirchengelder zu -O/^/o sind gegen mündel sichere Hypothek ab 1. Oktober auszu- leihen. Näheres durch Kirchenrechnungs- führer ZVUsLorl, Rabenstein. Zu verkaufen: 1 Hühaerhaus m. 200 Hühner, 1 Hasenstall m. 20 Hasen. tzeMgMgf lleickenbranS. Fiedler. ZN meinem Neubau sind noch eine Halb Etage und eine Dachwohnung zu vermieten und für 1. Oktober beziehbar. Lrust Vrosser, Rottluff, Nr. 26. Eine kleine GiebeWe mit Zubehör in Neichenbrand zu ver mieten. 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