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Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 30.07.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- Heimatverein Reichenbrand e. V.
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1067800220-191007304
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1067800220-19100730
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1067800220-19100730
- Sammlungen
- LDP: Bestände des Heimatvereins Reichenbrand e. V.
- Saxonica
- Zeitungen
- Bemerkung
- Vorlagebedingter Textverlust.
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, ...
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-07
- Tag 1910-07-30
-
Monat
1910-07
-
Jahr
1910
- Titel
- Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt, Rabenstein und Rottluff : 30.07.1910
- Autor
- No.
- [1] - -
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Wochenblatt Fernsprecher: für Amt Siegmar Nr. 244. Rnchenimnd, Siegmar, Neustadt, Raicnstcin und Rottluff. AK 30. Sonnabend, den 30. Juli 1910. Erscheint jeden Sonnabend nachmittags. «»zeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Nevoigtstraße 11), sowie von den Herren Friseur Weber in Reichenbrand, Kaufmann Emil Winter in Rabenstein und Friseur Thiem in Rottluff entgegen genommen und pro Ispaltige Pctitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Auzeigen-Annahme in der Expedition bis spätestens Freitags nachmittags 8 Uhr, bei den Annahmestellen bis nachmittags 2 Uhr. Bereinsinserate müssen bis Freitags nachmittags 2 Uhr eingegangen sein und können nicht durch Telephon aufgegeben werden. Bekanntmachung. . Am 1. August dss. Js. wird der 2. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist ^testens bis zum 10. August d. I. Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu Wahlen. Reichenbrand, am 30. Juli 1910. Der Gemeindevorstand. >. Vogel. Die Voltsbibliothek nächsten Sonntag, den 31. d. Mts. geschlossen. Reichenbrand, den 29. Juli 1910. Der Volksbibliothcksausschuß. Schornsteinreinigung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde wird in der Zeit vom 2. bis 6. August or. erfolgen. Rottluff, am 28. Juli 1910. Der Gemeindevorstand. Offene Stelle. An der Kirche zu Reichenbrand ist am 1. Oktober die Stelle des Bälgetreters neu zu besetzen. Jährliches Einkommen cs. 130 Mark. Geeignete Bewerber wollen sich bis zum 10. August in der Pfarramtsexpedition melden. Reichenbrand, den 29. Juli 1910. Der Kirchenvorstand. Nein, Pf. Bekanntmachung. Am 1. August d. I. wird der II. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig und ist bis spätestens 10. August d. I. zur Vermeidung des Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuereinnahme zu bezahlen. Der Gemcindevorstand zu Rabenstein, den 29. Juli 1910. Meldungen im Fundamt Rabenstein. Gefunden: 1 Bund kleiner Schlüssel, 1 Paket Schneidhandschuhe. Der Gemeindevorstand zu Rabenstein, am 29. Juli 1910. Nachdruck verboten. Roman von Ludwig Blümcke. (Fortsetzung) .. Auf dem Begleitschreiben bat die biedere Annaliese, U Comtesse möchte das Geld doch ihrer alten kranken Mutter, die ja auch in der Residenz wohnte, über- ?>ngen und ihr den Brief gleichzeitig vorlesen. Ja freilich, recht naive Bitte, aber Ilse war viel zu gutmütig, als sie dieselbe nicht gewissenhaft erfüllt hätte. Doch Annette suchte das nicht zu wissen, denn bei deren Hochmut hätte kleine Gefälligkeit nur Anlaß zu Spötteleien gegeben. Die alte Bunten, Annalieses Mutter, wohnte in einem Megenen Stadtviertel, das Ilse bisher noch nicht einmal V Namen nach gekannt. Schnell entschlossen warf sie einen ^awl um das blonde Lockenköpschen, sodaß nur ein klein Uüg von dem lieblichen Gesicht zu sehen blieb und machte N auf den Weg. Nachdem sie die größere Strecke auf der Mdebahn zurückgelegt, durchwanderte sie jetzt zu Fuß eine Me Gaste, voll Schmutz und Unrat mit baufälligen, er- ^rinlichen Fachwerkhäusern. Ein einziges zeichnete sich nur M Sauberkeit aus. Das war ein Logierhaus, vor dessen der Wirt mit schneeweißer Schürze stand. Den fragte ,ob ihm Frau Bunte, die hier in nächster Nähe wohnen °ote, bekannt wäre. Der Mann kannte die Alte sehr wohl gab liebenswürdig Auskunft. Während Ilse ihm zuhörte, ""d das große Schild über der Tür betrachtete, auf dem Mer anderem zu lesen stand: „Mittagessen 5 Silbergroschen, ^»chtlager von 5 Silbergroschen an," entging es ihr, ganz gar, daß hinter der Gardine an einem Fenster ein Mann "^d, der sie mit scharfen Augen wohlgefällig musterte. - Die Frau Bunte hielt den vornehmen Besuch in ihrem glichen Witwerstübchen, das direkt unter dem Dach lag, ^er eine Stunde auf und fand vor Freude und Dankbarkeit Ilse hatte zu den fünf Talern noch das doppelte hinzu- li M — gar nicht Worte genug. Sie sprach von Gottes i^ven Engeln in Menschengestalt, und küßte immer wieder zierliche, alabasterweiße Händchen der Comtesse, die sich so ganz natürlich, ohne eine Spur von Hochmut gab D sogar Mutter Büntens Kaffee nicht verschmähte, der heute morgen in der Röhre gestanden und schnell auf- 'Edärmt wurde. Als Ilse endlich wieder frische Luft atmen durfte, dämmerte ^ bereits auf der Gasse, die fast ganz menschenleer war. Wnk und leicht wie ein Reh glitt das behende Mädchen das holprige Pflaster, um so schnell wie möglich aus ^ser unheimlichen Gegend zu kommen. Da traten ihr zwei N nach Branntwein riechende Kerle in den Weg und er weckten sie nicht wenig. „Nur nicht so eilig, schönes Kind," Mch der eine mit heiserer Stimme und trat mit ausge- Mten Händen bedenklich nahe an sie heran, als wollte er Umarmen. „Sie sind ganz in unserer Hand, Fräuleinchen!" ächzte der andere. . Ilse will um Hilfe rufen, aber das Wort erstirbt ihr in der Kehle. Sie steht den Elenden machtlos gegenüber, nur ein Moment währte diese schreckliche Situation. ,Da naht ein Retter! Ein stattlicher, schlanker Herr mit Mnem Federhut und langem Mantel ist es. In seinem «Mnen, schönen Gesicht flammen ein paar große, kühne ^gen. Wie ein sieggewohnter Held greift er, während seine ^?nnerstimme ruft: „Halt, Ihr Schurken!" die Strolche M nervigen Fäusten an. Da liegt auch schon der eine fast Mmungslos im schmutzigen Rinnstein, und da fliegt der ?dere mit solcher Wucht an das nächste Haus, daß er einen «Uten Wehruf ausstößt. Der wackere Mann zieht jetzt ehrerbietig seinen Hut, nennt seinen Namen, den Ilse allerdings nicht recht versteht, und spricht: „Mein gnädiges Fräulein, gestatten Sie, daß ich Sie bis zur Haltestelle der Pferdebahn begleite, damit sich in dieser Gegend, wo Mord und Totschlag an der Tages ordnung zu sein scheinen, der Ueberfall nicht etwa wiederholt." Ilses zarter Körper zitterte wie Espenlaub, der Schreck steckte ihr in allen Gliedern, so daß sie kaum vorwärts zu schreiten vermochte. Der ritterliche Herr mochte das merken, denn jetzt bot er ihr mit galanter Verbeugung seinen starken Arm, und da durchrieselte es sie warm und wunderbar. Als ginge sie an ihres Vaters Seite, so sicher fühlte sie sich nun. Schnell, nur zu schnell war die Haltestelle und das ganze Gewühl der belebten Hauptstraße erreicht. Da empfahl sich der Retter mit wenigen artigen Worten, und Ilse war alles wie ein Traum. Sie hatte dem edlen Manne ja kaum ge dankt. Ach, sie hätte ihm jetzt nacheilen mögen, um das wenigstens in gebührender Weise nachzuholen. Warum hatte sie ihn nicht noch einmal nach seinen Namen gefragt, warum nicht, woher und wohin? Da sah sie ihn noch einmal, wie er seinen Hut zum letzten Gruße schwenkte. Siedcndheiß durchlief es sie in diesem Augenblick. Das blasse Antlitz färbte Purpurglut und die zierlichen Händchen griffen krampfhaft nach einem Halt, nach dem großen Gitter vor einem hellerleuchteten Kaufhause. Und nun war der schöne Ritter verschwunden, verschwunden für allezeit. Ilse wurde es weh und bange ums junge, ungestüm pochende Herz. Sie fühlte sich so tief in des Maunes Schuld, und hatte ihm kaum gedankt, keine zehn Worte zu ihm ge sprochen. Für wie schrecklich hochmütig würde er sie halten. Wie lautete doch nur der Name? v. Elsenhus — Ellenhus — Edelhus, oder so ähnlich müßte er gewesen sein. „Bitte einsteigen, Fräulein, wenn Sie mitwollen," rief der Kondukteur barsch. — Endlich saß Ilse wieder in ihrem Boudoir, wo es freilich zwischen all den gepackten Koffern, Körben, und Schachteln heute wenig gemütlich war. Ihre Schläfen brannten wie im Fieber, und es tat ihr wohl, hier einmal still ins Dunkle schauen zu dürfen. Der Glanz des Straßenlichtes hatte ihre Augen förmlich geblendet. Leider durfte sie sich der Ruhe nur wenige Minuten er freuen, denn schon wurde die Tür recht unsanft aufgerissen und Annette stürzte sehr erregt herein. „Gott im Himmel, da sitzt du im Dunklen! Aber Mädchen, was ist das nur mit dir, wo hast du nur gesteckt die zwei Stunden? Da ist Besuch, der ausschließlich dir gilt, der Herr Baron Radkowski ist da." Auf diesen Wortschwall ihrer so leicht erregbaren Schwester erwiderte Ilse kurz und kühl: „So entschuldige mich, bitte. Ich habe etwas Kopfschmerz und muß morgen bekanntlich um vier Uhr aufstehen." „Ilse, das kommt mir denn doch seltsam vor. Ich möchte fast annehmen, du hättest ein Rendezvous gehabt. Du darfst dich einem solchen Herrn gegenüber nicht verleugnen lassen. Das wäre geradezu unverschämt und hieße außerdem dein Glück mit Füßen treten. Der Baron spielt in unserer Aristokratie die größte Rolle. Er ist mehrfacher Millionär, ein schöner Mann ein hochgebildeter Mann, der erste Sports mann im Lande. Prinzessinnen laufen sich die Schuhe kaput nach ihm, und du armselige Landpomeranze merkst gar nicht einmal, daß er in dich verliebt ist. Bedenke doch das Glück. Sieh, er ist ein vollkommen freier Mann, der dir alles bieten könnte, was ein Menschenherz sich nur zu wünschen vermag. Wie würde Papa glücklich sein! Und dann, das will ich offen bekennen wäre es für uns auch nicht unwichtig, wenn wir mit dem Baron verwandt würden. Der hat Beziehungen zu allen Höfen in Europa " „Aber Durchlaucht ist gewiß nicht eingenommen von ihm," erwiderte Ilse. „Unser Landesherr liebt gerade Naturen, keine Schmeichler, und der Baron ist ein solcher." „Du bist das naive Mädchen vom Lande. Der Baron meint es ganz gewiß aufrichtig mit Dir. Einen wunderbaren Rosenstrauß brachte er dir zum Abschied mit, lauter feuer rote Liebesboten sind es. Also Ilse, sei vernünftig, und begrüße den Herrn wenigstens." Wieder öffnete sich die Tür. Dieses Mal langsam und leise. Würdig und mit feierlicher Miene trat Annettes Ge mahl ein. Er war ein kleines, dürres Männlein mit vorgezogenen Schultern und grunimem Rücken. Das glattrasierte Gesicht war welk und fahl, voller Runzeln und Falten, und die Augen, die vielleicht einmal klug und geistvoll in die Welt geschaut, blickten jetzt mit erloschenem Glanz matt und gleich gültig. „Arme Annette!" mußte man unwillkürlich denken, wenn man das stattliche junge Weib neben dieser Ruine von Mann sah. Um gut Haupteslänge überragte sie ihn. Sie zählte jetzt 21 Jahre, er stand im 63sten. Und wie war die schöne Comtesse Waldengrund umworben gewesen von jungen, schönen Freiern. Aber ihr Stolz, ihre maßlose Eitel keit und Genußsucht, hatten sie geblendet. Der eine war ihr nicht reich genug, der andere von zu gewöhnlicher Herkunft, der dritte zu ungebildet usw. Da hatte der Vater eines Tages seinen Jugendfreund den Kammerherrn mit ins Schloß gebracht und zu Annette gesagt: „Mein Kind, du bist so sonderbar geartet, daß das Glück einer normalen Ehe dir niemals blühen wird. Du hast eben kein Herz, das lieben könnte. Hier habe ich dir nun einen Freier gebracht, der dich vergöttert, und dir alles zu bieten vermag, wonach du dich so sehr sehnst. Der Kammerherr ist ein sanfter, überaus gutmütiger Mensch, treu und gewissenhaft, steht hoch in Ehren und hat sehr viel Geld. Was ihm fehlt, ist einzig und allein die Jugend." Lange bedachte Comtesse Annette sich und dann geschah, was alle Welt in Staunen setzte — sie wurde Freifrau von Schmachtenberg. „Nun, liebe Schwägerin," sprach der Kammerherr sanft und ruhig, wie das seine Weise war, „ich hoffe, du wirst uns den Gefallen tun. Der Herr Baron verdient es um dich. Tue es um deines Papas willen und laß uns in Frieden von einander scheiden." Etwas wie Mitleid überkam Ilses Herz, als sie den ge beugten Mann so dastehen sah. Sie erfüllte ihn seine be scheidenen Wünsche fast immer, darum wurde sie denn auch endlich anderen Sinnes und versprach, in einer Viertelstunde im Salon zu sein. Das hielt sie. Doch Annette war ganz und gar nicht mit ihr zufrieden, denn sie behandelte den liebenswürdigen Herrn Baron mit eisiger Kälte. Seine lebhaften, schwarzen Augen, die ihr Herz auf dem ersten Ball hatten erbeben lassen, machten heute gar keinen Eindruck auf sie. Baron Radkowski war ein großer, ein wenig zu schlanker Herr mit einnehmenden Zügen. Dem schmalen, mädchenhaften Gesicht stand das flotte, leicht gekräuselte dunkle Schnurrbärtchen sehr gut. Das mächtige schwarze Lockenhaar, das über die hohe weiße Stirn fiel, verlieh dem interessanten Antlitz etwas Geniales, besonders Anziehendes. Ein Genie war der Baron ja auch, wie seine Bewunderer ihm schmeichelten. Fortsetznng folgt.
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