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Anderer Glück dein Glück. Du sagst, dir sei das Glück nicht hold, And klagst, daß dich's betrogen, And fragst, warum es dir gegrollt, Warum es dich belogen? — Ach, Freund, du trägst allein die Schuld, Verscherztest selbst des Glückes Huld, Drum war's dir nicht gewogen. Du wolltest immer nur allein Für dich das Glück erringen, Es sollte stets für dich nur sein And dir nur Freude bringen. Du hast nur stets an dich gedacht Und so dich selbst ums Glück gebracht, Drum mocht' dir's nicht gelingen. Dein künftig Streben geh dahin Des Nächsten Glück zu gründen, Zu helfen ihm mit treuem Sinn, Daß er das Glück mög' finden; Der Selbstsucht und dein Eigennutz Gebiete kräftig Halt und Trutz, Laß Neid und Mißgunst schwinden. And lerne dich darüber freu'n, Wenn Andern Glück beschicken, Dann kehrt das Glück auch bei dir ein, Dein Herz gewinnt den Frieden. Dann bist du unermeßlich reich And lebest wie im Himmelreich, Du Glückskind, schon hienieden. n. n. mit hochklopfendem Herzen vor der Türe. Dieselbe erwies sich als unverschlossen, das Mädchen schlüpfte hinein. Der Flur war ziemlich dunkel, nur eine kleine Oellampe brannte dort und bei dem unruhig flackernden Schein erkannte Gerda in dem Lehmboden tiefe Risse und Löcher. Auch hier kein Ton, kein Laut! Das junge Mädchen zitterte vor Nässe und Kälte und war eben im Begriff, das zunächstliegeude Zimmer zu be treten, als sie hinter sich jemand kommen hörte. Sie wandte sich rasch um und stand einer kleinen, alten Frau gegen über, die eine Küchenlampe hochhielt und damit dem Ein dringling in das Gesicht leuchtete. „Jesses," rief sie überrascht, „bin ich aber jetzt erschrocken, wer ist denn da?" „Rosel," lachte Gerda freudig, — „Rosel, — kennst du mich denn nicht mehr? — Ja, — ja, schau mich nur au, ich bins — die Gerda, — ich — ich möchte dableiben, — glaubst du, daß der Großvater mich behält?" — Ueber das runzelvolle, gutmütige Gesicht der Alten huschte ein freudiges Lachen, in allen Falten und Fältchen rumorte es, sie riß die Augen weit auf und rief im höchsten Diskant: „Na, aber so etwas! Ist denn das möglich? — Die Gerda! — Bei Nacht und Nebel kommt sie auf die alte Mühle! Und ein Unterkommen suchst du bei uns? Willst dableiben? — Hab ich denn wirklich recht gehört?" Sie zog das Mädchen mit sich in die Stube hinein, drinnen stellte sie die Lampe auf den großen, viereckigen, blankgescheuerteu Tisch und jetzt schlug sie die Hände zusammen und wunderte sich weiter, als könnte sie noch immer nicht fassen, was sie soeben gehört: „Die Gerda ist gekommen und will bei uns bleiben, — wie mich das freut! Das könnten wir gerade brauchen, es ist ohnehin recht still bei uns auf der Mühle geworden. Du könntest mir ein wenig bei meiner Arbeit helfen, die alten Knochen wollen so wie so nicht mehr recht mittun! Aber," unterbrach sie sich, „du bist ja jetzt eine erwachsene Dame geworden, da werd' ich nun wohl „Sie" und „Fräulein" sagen müssen!" Gerda drohte der Alten lächelnd mit den Finger. „Du, untersteh' dich nur! Das lasse hübsch bleiben! Sonst gehe ich wieder fort, wenn ich auch gleich nicht weiß, wohin!" Das junge Mädchen war wieder ernst geworden und fuhr fort: „Ich gehe nämlich nicht mehr zu meiner Stiefmutter zurück, weißt du, Rosel, das kann ich nicht! Ich habe ein Grauen vor ihr und seit mein Vater tot ist, bin ich ganz verlassen und allein! Immer hörte ich nur Scheltworte, sie schlug mich sogar, — und nun bin ich heimlich davon gelaufen! Ich dachte so ost an dich, weil du so gut bist und ich hatte dich schon als kleines Mädchen so lieb. Weil ich doch jetzt niemand mehr habe auf der Welt als den Großvater, so komme ich zu ihm. Mein Vater riet mir noch kurz vor seinem Tode, hierher zu gehen. Nicht wahr, Rosel, du hilfst mir ein wenig?" Die weichherzige Alte wischte sich mit dem Schürzenzipfel die feuchten Augen. „Bist ein armes Kind," sagte sie mitleidig, „hast auch noch wenig Freude gehabt auf der Welt! Freilich, ob du dich bei uns eiugewöhnen wirst, ist noch die Frag', — denn dein Großvater wird immer wunderlicher und verdrießlicher. Lieber Gott, er ist eben auch alt und hat sein Bündel zu schleppen gehabt sein Leben lang. Nun ist ihm die Hypothek, die er auf die Mühle hat aufnehmen müssen, gekündigt worden, — der Wirt im Dorfe drunten, der seinerzeit das Geld hergab, will es nicht länger stehen lassen. Das ist nun die größte Sorge. Woher soll der Müller das Geld nehmen? Niemand will auf das alte Gerümpel mehr etwas geben, Wenn er die Hypothek nicht zahlen kann, sind sie imstande und verkaufen ihm das Haus zwangsweise. Wie das werden soll, weiß ich nicht! Ich täts ja von Herzen gern hergeben, wenn ich so viel hätte, — aber Gott," unterbrach sich die geschwätzige Alte, „da steh ich und red' und vergesse ganz, daß du müd' und hungrig sein wirst, du armes Hasckerl du! Aber jetzt laus ich und sag dem Großvater, daß du da bist, und dann koche ich etwas recht Gutes. Mache es dir nur einstweilen bequem, Kindchen, gleich bin ich wieder da!" Rosel wollte zur Türe hinaus, doch Gerda die plötzlich wieder heftige Angst verspürte, hielt sie zurück. „Meinst du, daß ich dableibeu darf, daß mich der Groß vater behält? Was tue ich nur, weun er nicht will?" fragte sie beklommen. „Ei, das wäre wohl noch schöner," rief die Alte und stemmte kampflustig die Arme in die Seiten, „der soll sich ja nicht unterstehen, etwas dagegen zu sagen, ich bin auch noch da, — laß nur mich machen und habe keine Angst! Froh soll er sein, der Brummbär, wenn du da bleibst! Wir brauchen ein junges Gesicht, ist ja ohnehin niemand mehr da, der nur einmal lachen möcht, — es ist so still geworden auf der Mühle, — schon seit lange, — lange!" Sie seufzte leise auf. „Ja, Rosel," meinte Gerda traurig, „das Lachen habi ich auch verlernt." „Du wirst es schon wieder lernen, Kindchen! In deinen Alter fängt das Leben erst an! Und wenn dann gar ein mal ein Freiersmann kommt " „Ach, damit ist es bei mir vorbei," unterbrach Gerdt errötend die Alte; „ich war schon einmal verlobt — dal Glück war sehr kurz — mein Herz ist tot!" — „Ach glaubs nicht, Gerdachen, dazu bist du noch vis zu jung! Mit der Zeit wird das wieder anders! AbÄ du mußt mir erzählen von deiner Verlobung — wie sa er denn aus, dein Bräutigam " „Später, Rosel — jetzt bitte, hole den Großvater. Die Alte nickte und trippelte hinaus und Gerda setzte m erschöpft auf die einfache Holzbank, die rings an der Wan entlang lief. In dem Gemach hatte sich nichts veränder>i seit sie zum letztenmal hier gewesen war. Die Einrichtunj zeigte nicht den kleinsten Luxus, sie konnte einfacher kau» gedacht werden. Fortsetzung folgt. ! Vermischtes. Wozu der Putz dient? Das Kind: „Mama, warum hat dH Waler dort über den schönen Spiegel eine Girlande gemalt?" — DM Mutter: „Siehst du denn nicht, daß er dort geborsten ist, und dH er diesen Borst hat verbergen wollen?" — Das Kind: „MamW warum hat der Kaufmann zu dem schönen Zitz (buntgeblümter KattuM welchen sie mir gegeben haben, ein Zeug voll Löcher genommenW — Die Mutter: „Damit man bei der Schönheit der Farben die LöchW vergessen sollte." — Das Kind: „Mama, sind denn überall BörW und Löcher, wo ein überflüssiger Schmuck ist?" — Die Mutter: „IM Kind, überall. Viel Putz ist immer ein Zeichen, daß irgendwo etw«W fehlt, es sei nun im Kopfe oder im Zeuge." Iustus Möser, Patriotische Phantasien 1779. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn ReichendrallE^ vom 3Ü. Januar bis 4. Februar 1910. < Geburten: Dem Strumpfwirker Ernst Max Brödner 1 Knabe; de» i Handarbeiter Friedrich Karl Albert Kühnert 1 Mädchen; dem Spuk f Friedrich Max Küchler 1 Knabe. Eheschließungen: Der Strumpfwirker Karl Moritz Fischer n» Anna Minna verw. Steinbach geb. Krahnert, beide wohnhaft ^Weh Reichenbrand. i _ Sterbefäile: Dem Strumpfwirker Ernst Max Brödner 1 SoP I-j 5 Tage alt; der Spuler Karl Friedrich Franke, 77 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabeustei»L<s,, vom 29. Januar bis 3. Februar 1919. ^nst Geburten: Dem Eisendreher Emil Karl Schneider 1 Sohn. Eheaufgebote: Der Streckenarbeiter Hugo Bernhard Schierig ik Rosa Frieda Steiner; der Handschuhstricker Richard Earl Scheff» Filz mit Selma Alma Küchler. 9 9 verein im Pfarrhause. Am Mittwoch den 9. Februar abends 8 Uhr Jun frauenverein im Pfarrhause. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Estomihi den 6. Februar 1910 vor» Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Estomihi den 6. Februar 1910 ovl» § Uhr Predigtgottesdienst. Abends 8 Uhr ev. Jüngling! Kelm kievoigt, 14, Mit oder °Mpf Als- M PWMMr zu vermieten. R. LlüNsr, Siegmar. verkauft »lob. 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