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gebildeter Mann, sich zum Beschützer einer hergelaufenen Schifferin aufwerfen würde." „Meine Gnädige, ich würdige das Schöne, wo ich es finde. Sind diese Formen vielleicht minder schön, weil sie von grober Wolle verhüllt find? Stellen Sie sich das Mädchen in kleidsame Seide gehüllt vor, und sie wäre eine Juno und Venus in einer Person. Denken Sie sich, bitte, diese Gestalt im vollen Lampenlicht auf unserer Bühne?" Hart stieß der Kahn an das Ufer. Inge sprang heraus, stellte sich auf die unterste Stufe der Steintreppe, legte die Kette fest und reichte dann dem Intendanten die Hand, um ihm beim Aussteigen behilflich zu sein. Als Dank gab ihr dieser ein Goldstück. „Ich kann nicht zurückgeben," sagte Inge kleinlaut.' „Behalte es nur!" >M „Danke schön, mein lieber Herr," erwiderte sie freudig und eine Purpurwelle überflutete ihr hübsches Gesichtchen. Nun erschien Fräulein von Karström. Sie wollte die hilfreiche Hand des Mädchens ärgerlich ausschlagen, als sie aber Inges unschuldreines, treuherziges Auge sah, ergriff sie doch unwillkürlich die dargebotene Hand. „Verlassen Sie sich getrost auf mich, meine schöne Dame," sagte Inge freundlich und half ihr fürsorglich an das Land. Der junge Graf von Tromsö war wie geblendet von der Schönheit Inges, als er beim Aussteigen tief in die strahlen den Augen sah. Aber er bezwang sich, da er die leicht erregbare Eifersucht seiner künftigen Braut zu gut kannte. Still lohnte auch er den Schifferdienst mit einem Goldstück, dann reichte er dem Fräulein seinen Arm. „Inge," flüsterte der Hofherr. „Nun, Sie wünschen?" „Morgen sehen wir uns wieder. Vertraue mir, ich führe Dich Deinem Glück entgegen." EheJnge antworten konnte, war dieExzellenzverschwunden. Auch Peter, der Bediente, reichte ihr zum Abschied die Hand mit einem vielsagenden Blick. Als das Mädchen allein war, zählte sie noch einmal die Kasse. Das war in kurzer Zeit ein gutes Geschäft. Mit einem Wonneschauer dachte sie: Wenn die Einnahmen jeden Tag so wären, könnte sie bald ihren Erich heiraten. Da fielen ihr die Versprechungen des , Hofherrn ein. Anfänglich war sie geneigt, denselben Glauben zu schenken, dann aber kamen ihr doch Bedenken und mit ihrem angeborenen Scharfsinn überlegte sie: „Was kann dem feinen Hofherrn daran liegen, mein Glück machen zu wollen? Er hat mit mir gescherzt und als Scherz will ich auch die ganze Sache auffassen. Du lieber Himmel, ich soll singen, sogar bei Hofe, vor dem König! Wenn der König eine Närrin sucht, so mag er sie anderswo finden. Aus Dalarne kommen nur vernünftige Mädchen. Will mich die Exzellenz wirklich glücklich machen, warum schenkt er mir nicht gleich die ganze Summe, die ich brauche? Die ganze Geschichte ist nicht ganz richtig und der Hofherr anscheinend ein wenig närrisch. Wie er dasaß und mich anstarrte! Nein, ich übernehme lieber den Milchhandel von Erich, rechtschaffen und brav, und vertraue dem lieben Gott, der den fleißigen Menschen noch immer geholfen hat." Sie finA wieder an zu stricken und wartete, bis die ein tretende Dämmerung ihr diese Arbeit verbot. Da kam der Besitzer des Nachens, um die Miete zu holen. Inge zählte ihm sein Geld hin und erklärte, daß sie das Fahrzeug nicht länger mieten wolle, da es nichts einbringe. Dann nahm sie ihr kleines Bündelchen und ging heim. Eine halbe Stunde später stand sie vor einem kleinen Häuschen der Vorstadt. Sie öffnete die Tür und trat in ein kleines, ärmliches Gemach. „Was, Du kommst schon?" rief ihr die Base entgegen, die am Tische saß und Kupfermünzen zählte. „Wenn Du so früh schon Feierabend machst, dann ist es kein Wunder, daß der Verdienst so gering ist und Du es zu nichts bringst. Bei dem schönen Mondenschein machen doch die vornehmen Leute gern eine Spazierfahrt, und solche Fahrten werden dann am besten bezahlt. Hier in Stockholm darf man nicht mit den Hühnern schlafen gehen, wie bei uns daheim in Dalarne." Inge erzählte ihr, daß Erich abgereist sei, und daß sie dessen Milchhandel fortsetzen wolle. Auf diese Weise hoffe sie auf reicheren und schnelleren Verdienst. „Hast Du denn das nötige Geld für den Anfang?" fragte die Base. Inge wies ihre beiden Goldstücke vor und berichtete von dem Abenteuer mit der Exzellenz. Die Base war schon oft in der Residenz gewesen und erinnerte sich manchen Glücks falls eines armen Mädchens. Auch für Inge rechnete sie auf einen solchen. Du einfältiges Geschöpf!" schalt sie entrüstet. „Das Glück bietet Dir die Hand und Du weist unvernünftig diese Hand zurück. O, man möchte platzen vor Zorn ob solcher Dummheit. Wenn Du mit leeren Händen in die Heimat zurückkehrst und mußt zu einer alten Jungfer werden, so trägst Du allein die Schuld daran. Dann mache mir aber keine Vorwürfe, mir, die ich Dich zu dieser Reise beredet habe." Inge verlor bei diesen Schmähungen ihre gute Laune nicht. Sie zündete ein kleines Lämpchen an und begann, emsig an ihrem Strumpfe weiter zu stricken. „Base," sagte sie nach einer Pause, „wenn die Exzellenz mich wirklich an den Hof brächte, was sollte ich unter all den vornehmen Damen und Herren eigentlich machen? Ich weiß nichts, habe nichts gelernt und kann nichts. Soll ich mich vielleicht wie ein Wundertier begaffen lassen und dann betteln gehen?" „Bei Hofe bettelt man nicht, Du dummes Ding! Wenn Du unserm König gesagt hättest, daß Du eine arme Braut seist, so würde er Dir soviel schon geschenkt haben, wie zur Heirat nötig ist, vielleicht auch noch etwas mehr. Und dann denke Dir einmal, wenn der gute Erich, der auch überall Unglück hat, wieder zurückkommt und Du hättest ihm sagen können: Hier ist das^nötige Geld, wir können jetzt Hoch zeit machen. . . ." Inge lachte hell auf. „Ach, Base, die vornehmen Leute werfen auch kein Geld für nichts fort." „So, meinst Du? Hast Du nicht selbst den Beweis dafür in Händen? Für eine kleine Fahrt zahlen sie mit zwei Goldstücken. Aber ich kenne Dich durch und durch. Du folgst dem dummen Erich, und wenn er das allerdümmste Zeug von Dir fordert." Aber soviel die kluge Base auch reden mochte, Inge blieb fest, sie wollte sich nicht zur Hofnärrin herabwürdigen lassen. Ein ehrlicher, wenn auch kleiner Verdienst war ihr lieber wie unverdiente Geschenke. Die beiden ungleichen Frauen nahmen ein kärgliches Abendessen ein. Die Base war geizig, darum gab es nur trockenes Brot und ein Schälchen dünnen Gerstenkaffee. Nach dem beide noch einige Stunden fleißig gestrickt hatten, wobei das einmal beregte Thema immer wieder behandelt wurde, legten sie sich in das rohe Gestell, das als Bett diente und nahe dem Ofen stand. Doch konnte die Base ihren Aerger immer noch nicht bemeistern. „Verlaß Dich nur auf Deinen Erich," brummte sie halb im Einschlafen, „dann bist Du verlassen. Wenn sein Vater die Augen schließt, so lassen die Gläubiger die elende Hütte schließen und verkaufen. Man hat sie dem Alten doch nur aus Mitleid gelassen und der Bursche kann sich dann als Knecht verdingen." „Das käme noch darauf an," sagte Inge, die von einem seltsamen Vertrauen beseelt war. Plötzlich stand sie wieder auf, kniete vor dem Bett nieder und sprach ihr Abendgebet, wie es ihr der Dorfschullehrer daheim gelehrt hatte: „Leise zieh'» am Himmelsbogen Tausend Sternlein, hell herauf. Und des Tages lautes Wogen Schließet nun in stillen Lauf. Doch eh' ich zur Ruh' mich lege, Wende, Herr, ich mich zu Dir, Denn Du bist ja allerwege Schutz und Schirm und Tröster mir. Wenn die Welt mich wild umbrandet, Lenke Du mein schwaches Schiff; Daß es nicht im Sturme strandet, Führ's vorbei an jedem Riff. Sei Du, Vater, stets zugegen, Wo Gefahr mir immer droht. Gib mir Deinen reichen Segen, Hilf getreu in jeder Not. . . * -i- Dunkel war es noch und die bleichen Sterne schimmerten hoch oben am Himmel, als am nächsten Morgen die Base Inge weckte. Diese zog sich reinlich und nett an, steckte ihr Geld zu sich und machte sich fertig zum Ausgehen. Frisch wie ein Röslein, das der Morgentau erquickt hat, sah sie aus. Auch die Base dachte daran, daß eine solche Verkäuferin schon Käufer finden würde. Beide Frauen verließen das Häuschen. Durch die Vor stadt führte sie der Weg zum nahen Dörfchen. Hier standen bei dem Bauer zwei Krüge mit Milch gefüllt; Erich hatte vorgesorgt. Bei den ersten Strahlen der Morgenröte trafen sie wieder vor den Toren Stockholms ein; sede trug auf dem Kopf ihren Krug mit Milch. So erreichten sie den Hauptmarkt, wo Inge den Platz ihres Verlobten einnahi» Käufer und Käuferinnen erschienen, sodaß in kürzester Zei die beiden großen Krüge geleert waren. Wieder machte! sich die beiden Frauen auf den Weg, und nach einer gute! Stunde stand Inge wieder mit frischer Milch auf dem Markt Das Geschäft ging gut, da ein jeder gern von dem auffallen! hübschen Mädchen bedient sein wollte. So ging es einig Tage und die Schar der Käufer wuchs zusehends, da es siil in der Residenz schnell herumgesprochen hatte, daß ein au! » fällig schönes Milchmädchen auf dem Markte stehe. Dahe kam es, daß das Gedränge um Inge her oft so stark wurdl daß die Polizei die Schar der neugierigen Gaffer zurückdränge! mußte. Inge konnte sich diese Zustände nicht erklären und schlu oft im Hellem Zorn mit einem derben Stock auf einen allz zudringlichen Gaffer ein. Die Base war klüger und spekulativ. Auf ihren Ro hin verkaufte Inge die Milch nur noch in blitzblanken Gläser» da die vielen jungen Herren kamen, um bei ihr Milch zi trinken. Oft genug wurde da ein solches Glas mit eine» blanken Goldstück bezahlt. Selbst in den vornehmsten Zirkel! Stockholms sprach man nur noch von dem wunderschöne Milchmädchen. Eines Morgens wurde die Menge durch Polizeidiene geteilt, um einer Gruppe junger Herren die Bahn frei zW machen. Wie erstaunte Inge, als sie die ihr bekannte EHM zellenz plötzlich vor sich stehen sah, die sich ein Glas Mile forderte und es dann einem jungen Herrn präsentieren wollt« „Nein, nein," rief dieser lächelnd, „das schöne Mädche mag mir selbst ein Glas darreichen." Inge tat es und während der Herr trank, flüsterte mw rings umher: „Das ist ja uns^r Kronprinz!" „Ja, wahrhaftig, der Kronprmz, Prinz Oskar." Ein Bauer rief plötzlich laut: Es lebe unser geliebtem Kronprinz!" Brüllend stimmte die Menge ein: „Prinz Oskar lebe hoch!' Die arme Inge wußte nicht, wir ihr geschah, als de freundliche Prinz einige Worte an sie richtete. Errötend »i fast zitternd stand sie vor dem künftigen Erben der Kron Schwedens, unfähig ein Wort zu sageu. Der Prinz fand sichtlich Gefallen an ihr und flüstert Herrn von Brenkendorff zu: „Es ist wirklich ein Engel w Schönheit und Liebreiz. Sorgen Sie dafür, daß sie nich « mehr auf dem Markte erscheint." ! Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrani vom 31. Dezember 1910 bis 5. Januar 1911. Geburten: Dem Revolverdreher Martin Schuster 1 Knabe; der Fabrikarbeiter Max Paul Pfüller 1 Knabe. Sterbefalle: Die Handarbeiters-Ehefrau Emilie Pauline Wüstlin geb. Schumann, 53 Fahre alt; der Gartenbesitzer und Strümp wirkermeister Earl Hermann Llauß, 82 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 29. Dezember 1910 bis 4. Januar 1911. Geburten: Dem Kaufmann Herinann Max Vogel 2 Knaben; Handarbeiter Ernst Hermann Kinder 1 Knabe; 1 uneheliches dem Bäckermeister Gustav Arthur Ebert 1 Knabe. Eheschließungen: Der Handarbeiter Bruno August Heilmann m R Frieda Ella Keil, beide wohnhaft in Siegmar; der Stmmpfwirk! Julius Fritz Teubel, wohnhaft in Reichenbrand mit Elsa Zill Bading, wohnhaft in Siegmar. Sterbesalle: Anna Buxbaum 4 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 30. Dezember 1910 bis s. Januar 1911. Geburten: Dem Bauarbeiter Oswald Max Ackermann 1 Tachtel Sterbefalle: Die Handschuhstrickers-Ehestau Ella Frieda Schmid geb. Sachse, 30 Jahre ait. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zn Rottluff vom 1. bis 5. Januar 1911. Eheschließungen: Der Schuhmacher Paul Arno Jrmschler ii Chemnitz mit der Repassiererin Ida Frieda Berthold. S u u r s R ein Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 1. Sonntag p. Epiph. den 8. Januar 1911 vorm. 9 Uh Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 1. Sonntag p. Epiph. den 8. Januar 1911 vorm. 9 Uh Predigtgottesdienst. (Pfarrer Weidauer). Abends 8 Uhr ev. Jünglings verein im Pfarrhause. Mittwoch, den 11, Januar ev. Jungfrauenverein im Pfarrhaus« Amtswoche vom 9.—15. Januar Pf. Weidauer. Mittwoch früh ist nach schwerem Leiden unsere liebe Mutter, Groß- und Schwiegermutter, Frau I E Wilhelmine verw. Hähle W MMNÄ geb, Beckert, im Alter von 77 Jahren ihrer 11 Wochen vorhergegangenen Tochter in die Ewigkeit nachgefolgt. Die Beerdigung unserer teuren Entschlafenen findet Sonntag den 8. Januar nachmittags Vs3 Uhr von der Behausung aus statt. Neustadt, den 4. .Januar 1911. Die trauernden Kinder nebst Hinterbliebenen. auszusprechen. Rottluff, im Januar 1911. Anläßlich unserer Vermählung sind uns von Seiten unserer werten Freunde und Bekannten durch Gratulationen und Geschenke so zahlreiche Beweise der Liebe und Verehrung zuteil geworden, daß wir uns veranlaßt sehen, allen hierfür unsern herzlichsten Dank Krno Zrmschler und Zrau geb. Berthold. /Ä> nZ/e rE a/rZLnZttH tEe/r/- eZaz-F^ac/rZe/r L^/-ü/r^/r ü/reZ Oesc/re/rLe aZZe/r HezLZttHzZe/rDOa/rä. Zm /a/rua^ /9/Z. Eine Frau oder ein größerer Junge zum Brotchenaustragen gesucht. Bäckerei Ulsx Siegmar, Friedr.-August-Str. 22. Bringe mich nochmals den geehrten Einwohnern von Siegmar in empfehlende Erinnerung und bitte um gütige Berück sichtigung. Mar Großer. Wer scholl. 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