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„Die Sache ist doch einfach. Lothar hörte gestern von mir, daß die Comtesse Rhonsdorff heute zum Besuch hier erwartet wird, und da ist er ihr entgegen geritten, um sie schon unterwegs zu begrüßen." „Aus purer Höflichkeit sollte Lothar seinen Morgen schlaf opfernd" äußerte Siegfried ungläubig. „Na, selbstverständlich ist dabei noch etwas Anderes im Spiel, ich merkte schon seit längerer Zeit, daß Lothar in Comtesse Beatrice wie toll verliebt ist. Aber es ist bei ihm doch bekannt, was zwischen mir und ihrem Vater beschlossen ist und er sollte sich darnach richten. Ich weiß nicht", wandte sich Graf Düren an Santoff, der ihm gegenüber saß, „ob Siegfried mit Ihnen darüber gesprochen hat, daß er und Beatrice ein Paar werden sollen?" „Ja, allerdings", nickte der Fürst und betrachtete dabei angelegentlich seine glänzenden Fingernägel, als wäre daran etwas Besonderes wahrzunehmen. „Nun", fuhr Graf Düren eifrig fort, „Beatrice und Siegfried war schon als Kind für einander bestimmt, die beiden Familien verband von jeher eine innige Freundschaft. Rhonsdorff hat nur die einzige Tochter, die er abgöttisch liebt und nur schweren Herzens würde er in eine Trennung von dem Kinde willigen. Deshalb kommt ihm eine Verbindung mit uns sehr gelegen. Dabei muß auch in Betracht ge zogen werden, daß Beatrice offenbar in Siegfried verliebt ist — ja, verliebt, ich bleibe dabei," wiederholte der Graf, als sein Sohn eine heftige abwehrende Bewegung machte, und erregt von dem Sessel aufsprang. „Wenn die Comtesse als wohlerzogene junge Dame sich auch nichts merken läßt, so geht ihre Liebe für Siegfried schon daraus hervor, daß sie sich so eifrig und so oft nach ihm erkundigt, daß sie sich in seine Reiseschilderungen förmlich vertiefte, kurz, man konnte es leicht aus hundert Kleinigkeiten wahrnehmen. Dazu kommt noch, daß Beatrice gar kein Interesse für Lothar zu haben scheint, der seine Bewunderung für sie offen zur Schau trägt, sie sieht nicht, oder will nicht sehen, wie seine Augen an ihrem Gesicht hängen, wie er sie mit den Blicken verfolgt, wohin sie sich auch wendet. Wenn die Sache auch durchaus keine Gefahr hat, so meine ich doch, es wäre an der Zeit, daß Du mit Deiner Werbung bald öffentlich hervorträtest, damit die Geschichte zum Abschluß kommt und Lothar die Nutzlosigkeit seiner Bemühungen ein sehen lernt." Siegfried war an das Fenster getreten. Er kehrte dem Vater den Rücken zu, und so konnte der Graf nicht bemerken, wie es in den Zügen des Sohnes arbeitete. Röte und Blässe wechselten jäh auf seinem Gesicht, er trommelte mit den Fingern nervös auf die Scheiben und suchte mit äußerster Anstrengung Herr seiner Aufregung zu werden. „Für heute hat Lothar allerdings seinen Zweck verfehlt", fuhr Graf Düren, der das Gebühren Siegfrieds auf seine Weise deutete, ruhig fort. „Hätte Lothar mir sein Vorhaben mitgeteilt, so würde ich ihm wenigstens gesagt haben, welchen Weg unsere Gäste einschlagen. Denn da die Damen ebenfalls zu Pferde sind, nehmen sie die bequemere Straße durch das Lautenthal, den Lärchenwald entlang, während Lothar, so viel ich bemerken konnte, die Allee hinunterritt und den direkten Weg nach Rhonsdorff einschlug. So muß er die Gesellschaft unbedingt verfehlen." Siegfried hatte während dieser Rede seine Fassung wieder gewonnen. Mit anscheinendem Gleichmut kehrte er zum Frühstückstisch zurück. Sein Gesicht war zwar etwas bleich, doch seine Stimme klang sehr ruhig, als er fragte: „Und wie dächtest Du Dir ein solches Zusammenleben, Vater, wenn Beatrice meine Frau wäre, und Lothar, wie Du selbst sagst, wie toll in sie verliebt ist. Er könnte doch nun und nimmer ruhig neben uns dahinleben und zusehen, wie diejenige, die er so heiß begehrt, an der Seite eines Andern lebt?" „Ach, das wird sich finden; Lothar muß eben vergessen lernen." „Und denkst Du Dir dieses Vergessen so leicht und einfach?" „Wenn man dazu gezwungen wird, ganz gewiß." „Das wäre keine echte Liebe, die so leicht alles vergessen könnte!" „Zerbrechen wir uns doch darüber den Kopf nicht. Wenn es nicht anders geht, soll Lothar einige Zeit fort von hier," sagte der Graf ungeduldig. „Und Du glaubst, wenn er dann zurückkommt, ist alles gut? Welchen Begriff machst Du Dir von der Liebe, Vater?" „Ich muß hier unbedingt Siegfried beistimmen," schaltete Fürst Santoff ein, „es würde ein recht unerquickliches Zusammenleben werden." „Wenn man Lothar eine größere Reise machen läßt —" „Je ferner man ihm den Gegenstand seiner Neigung rückt, desto mehr wird die Leidenschaft wachsen!" fiel Sieg fried dem Vater in die Rede. „Wir werden doch nicht um Lothars willen unseren Lieblingsplan aufgeben sollen?" rief Gras Düren und runzelte die Stirn. „Wenn sich aber Ihrem Plane andere, schwerwiegende Hindernisse in den Weg stellen, was dann?" fragte der Fürst und schaute gespannt dem alten Herrn in die überrascht blickenden Augen. „Andere Hindernisse —, und welche, Fürst?" „Nun, nehmen wir an —" Santoff machte eine kleine Pause —, „nehmen wir an, Siegfried liebte eine andere, sein ganzes Lcbensglück stände auf dem Spiel, würden Sie auch dann noch an Ihrem Plan festhalten?" „Nun, ich denke, dieser Fall ist ausgeschlossen. Siegfried weiß, daß Comtesse Beatrice ihm zum Weibe bestimmt ist, und er wird darnach handeln!" „Das heißt, er darf keine Andere lieben, darf sein Herz nicht sprechen lassen?" Der Graf zuckte die Achseln und, den strengen forschenden Blick fest auf Santoff richtend, sagte er im harten Ton: „Ich fürchte fast,' die Worte bedeuten etwas, es verbirgt sich dahinter ein Geheimnis. Aber ich muß Ihnen im Voraus bekennen, — Ihnen und meinem Sohne, daß eine Aenderung meines Planes unmöglich ist! Graf Rhonsdorff hat mein Wort, und ich gedenke es unter allen Umständen zu halten. Siegfrieds Werbung wird im Hause meines Jugendfreundes als etwas Sicheres erwartet, Beatrice ist mir und meiner Frau ans Herz gewachsen, wie ein eigenes Kind; ihre Er ziehung war die denkbar sorgfältigste. Wenn Sie die Comtesse erst kennen gelernt haben," — seine Stimme klang jetzt viel weicher als vorher, — „dann werden Sie auch begreifen, daß der Mann sich glücklich schätzen darf, der sie als Gattin heimführt. Er nennt dann eine echte, köstliche Perle sein eigen. Nein, — nein, Fürst," wehrte er ab, als er sah, daß Santoff Einwendung machen wollte, „sagen Sie mir nichts mehr von dieser Sache; wenn Sie die Comtesse ge sehen und gesprochen haben, dann werde ich Sie nochmals fragen, ob Siegfried eine bessere Wahl treffen könnte." Santoff starrte trübe vor sich hin, er sprach kein Wort. Seine Augen suchten mit wehmütigem Ausdruck den Freund, der, den Kopf in die Hand gestützt, in Gedanken versunken am Fenster saß. Er schien kaum zu hören, was da gesprochen wurde, wenigstens rührte er sich nicht. In diesem Augen blick trat die Präsidentin, Gräfin Luise am Arm führend, in das Gemach. Siegfried stand auf und eilte seiner Mutter entgegen. Ungestüm preßte er seine Lippen auf ihre Hand. Etwas in dem Wesen des Sohnes mußte ihr auffallen, sie trat unwillkürlich einen Schritt zurück und betrachtete ihn von oben bis unten, dann fuhr sie mit der Hand über seine Stirn und sagte mit ihrer gewohnten, sanften Stimme, die ihn sofort zu beruhigen schien: „Ist etwas vorgekommen, mein Junge? Du bist so ernst und siehst so blaß aus. Hast Du die erste Nacht, die Du wieder im Elternhause zubrachtest, nicht gut ge schlafen?" Fortsetzung folgt. Warum ist es vorteilhaft, im Spätherbst und Winter die Obstbäume von Insekten, Pilzen und Algen zu befreien? Wenn wir jetzt die Rinde unserer Obstbäume durchsetzen, so finden wir in den Ritzen und unter der Rinde allerlei Larven, Puppen und Eier von Insekten und zuweilen auch ausgebildete Insekten, wie die Blutläuse. Die geflügelten Tiere von diesen durchsegeln im Spät herbst die Lüfte und erscheinen besonders auf der Rinde der Apfel bäume als weißer Flaum. Anter der zerrissenen Rinde sitzen z. B- winzige Tierchen, die die Gestalt eines Kommas haben, die Komma schildläuse. Haben wir uns überzeugt, daß ein ganzes Heer von Insekten auf verschiedenen Entwicklungsstufen in den Rissen die Winterquartiere bezogen hat, werden wir nicht säumen, ihnen hier auf bequeme Weise den Garaus zu machen, damit sie in der nächsten Wachstumsperiode unsere Pfleglinge nicht ruinieren können. Wir bestreichen jetzt und am Ende des Winters die Rinde der Stämme und Aeste der Obstbäume mit Schachts Obstbaumkarbolineum (F- Schacht- in Braunschweig) Marke in 50prozentiger Verdünnung und bespritzen mittels der Holderspritze die Baumkronen mit 10proz- Karbolineumlösung. Wir töten hierdurch nicht nur alle Schmarotzer und deren Brut, sondern leiten zugleich den Heilungsprozeß von von kranken Rindenstellen ein, wo Brand, Krebs oder Gummifluß die Lebenskraft schwächen. Die alte Rinde löst sich allmählich ab und die neue Rinde erfreut uns durch ihr glattes Aussehen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbraud vom k bis 8. November 1S07. Gebürte«: Dem Strumpfwirker Hermann Max Jrmschler 1 Mädchen dem Eisendreher Richard Rudolf Lindner 1 Mädchen. Aufgebote: Der Drechsler Heinrich Julins Fraundorf mit Marga retha Weninger, beide in Reichenbrand. Sterbefälle: Die Strumpfwirkers-Ehefrau Ernestine Wilhelmine Drechsler geb. Schubert; dem Büffettier Gustav Franke 1 Sohn, 6 Jahre alt; dem Zementarbeiter Karl Emil Martin 1 Sohn, 7 Monate alt; der Jnvalidenrenteuempfänger Carl Wilhelm Berger, 60 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 1. bis 7. November 1807. Geburten: Dem Bohrer Alfred Willy Lohs 1 Mädchen. Eheschließungen: Der Fahrradfabrikarbeiter Paul Walter Hofmann mit Clara Richtsteiger, beide wohnhaft in Chemnitz-Altendorf. Sterbefälle: Clara Auguste Bretschneider geb. Rölke, Ehefrau des Bahnarbeiters Ernst Max Bretschneider, 30 Jahre alt; Amalie Sidonie Wächtler geb. Bochmann, Ehefrau des Privatmanns Fried rich Wilhelm Wächtler, 72 Jahre alt ; der Kinderpflegerin Anna Emilie verw. Ihle 1 Sohn, 9 Jahre alt. Nachrichten des Königl. Standesamtes zu Neustadt vom 1. bis 8. November ISO?. Geburten: Dem Schuhmacher Max Emil Engelhardt 1 Tochter, 2 Monate I Tag alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 1. bis 8. November 1S07. Geburten: 1 Sohn dem Handarbeiter Carl Otto Naßschka, undJ Tochter dem Eisenformer Emil Linus Fiedler, beide in Rabenstein, und 1 unehelich geborenes Mädchen in Rottluff. Ehcaufgcbote: Der Gußputzer Emil Otto Haberkorn in Röhrsdorf mit Elsa Helene Kühn in Rabenstein, und der Eisengießer Paul Mak Meichsner in Chemnitz mit Elsa Liddy Gundermann in Rabenstein- Eheschließungen: Der Packer Paul Emil Berndt mit Anna Erk« Gläser, nnd der Musterzeichner Richard Emil Winter mit Ann» Auguste Barthel, sämtlich in Rabenstein wohnhaft. Stcrbefälle: Der Oberkellner Karl Kurt Hahn, 22 Jahre alt, au? Werdau, und die Strumpfwirkers-Ehefrau Hanna Eteonore Küchler geb. Kühn, beide in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 24. Sonntag p. Drin, den 10. November L. c. Vorm- 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag den 10. November Vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst. Mittwoch, den 13. November abends 8 Uhr Abend unterhaltung für Jungfrauen im Pfarrhause. wird zu kaufen gesucht. in keinem 10. Lebensjahr nach kurzem aber schwerem Leiden sanft entschlafen ist. Die Beerdigung unseres Lieblings erfolgt Sonntag Nachmittag VeZ Ahr von der Behausung aus. Am -stilles Beileid bitten die tieftrauernde Mutter tknns vei-«. IKIv nebst Kindern und übrigen Hinterlassenen. Siegmar, den 8. November 1907. zu vermieten. Siegmar, Am Wald 3. Geirmchtes TaMImer ganz billig zu verkaufen. Rabenstein, Limbacherstraße 6,1 links. Meine Wohnung befindet sich von jetzt ab 8tr»88« 64. Lisa Martin- Rabenstein. Heimbürgin. Todesanzeige. Allen Verwandten, Freunden und Bekannten zur traurigen Nachricht, daß Mittwoch Abend VzH Uhr unser heißgeliebter und guter MIM' Allen Verwandten, Freunden und Bekannten die schmerzliche Nachricht, daß am Mittwoch nachm. 3 Ahr meine liebe Frau, unsre gute Mutter, Schwieger-, Groß- und Argroßmutter, Frau Hanne Eleonore Küchler geb. Kühn in ihrem 83. Lebensjahr nach längerem schweren Leiden sanft und ruhig verschieden ist. Die Beerdigung unsrer teuren Entschlafenen findet Sonntag nachm. pünktlich 1 Ahr vom Trauerhause, Antonstraße Nr. 25k, aus statt. Am stilles Beileid bittet Der tieftrauernde Gatte Friedrich Küchler nebst übrigen Hinterbliebenen. Rabenstein, den 7. November 1907. kiiie MM. Lick an alleinstehende Frau oder Fräulein zu vermieten. Siegmar, Wiesenstratze 4,1. 2 Schlafstellen noch frei Siegmar, Amalienstr. 3, p. l. Für die uns beim Anfall, Tode und Begräbnisse meines teuren Gatten, unseres treusorgenden Vaters, Sohnes und Bruders Hermann Max Lindner von allen Seiten zuteil gewordenen Unterstützungen sagen wir hier mit unsern herzlichsten, aufrichtigsten Dank. Besonders danken wir dem Sparverein „Grüner Zweig" für das freiwillige Tragen, Herrn Pastor Lehmann für die tröstenden, zu Herzen gehenden Worte am Grabe, sowie allen, welche den Entschlafenen zu seiner letzten Ruhestätte geleiteten und für den überaus reichen Blumenschmuck. Neustadt, im November 1907. t-ins I-inUnVi» nebst Kindern und übrigen Hinterbliebenen. kAr ciie uns Lnlässlicft unserer lUovlmsiE in so reicbem Causse ckur^ebrnellten Cratulationen unck 6e- scbenlre sa§en ^vir dierckurcb berLliebvo Dunk. irub«n8iein, Paul Kei-M unü pxau im November 1907. §eb. (Hüser. veck!q?L»gÄcb^ Merre-Mimiis Siegmar. Archwarzer, gefütterter Glacvhand- schuh verloren gegangen vom Bahnhof Siegmar bis Limbacherstratze. Abzugeben Limbacherstraße 7. Kleinere Zum Totenfeste fertigt MMübickrtM in allen modernen und geschmack vollen Ausführungen lliM'z koreiisclilile, Reichenbrand. 2 SM 4leil. PWl- siMWfchiiM, 16nädl, 224 Nadeln weit, verkauft billig Jahnsdorf 47c. Tüchtige (13-15 Mark Wochenlohn) sucht in schönen, Hellen Arbeitssaal Paul Tippmann, Grüna, Nähe des Bahnhost- 8r Strickmaschine für Längen und Hosen, 38 cm breit, mit Gestell zu verkaufen Neustadt 368- I gMer Klemmer gefuMn. Abzuholen Siegmar, König-Albert straße 9, im Hinterhaus.