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Arm in den des Fürsten legte, um sich führen zu lassen. Graf Düren, von dessen Gesicht der sorgenvolle Ausdruck nicht weichen wollte, folgte mit Lothar nach. „Wie ist es Dir nur möglich, mit diesem spöttischen Weibe zusammen zu leben, Mutter?" fragte Siegfried leise im Hinübergehen. „Ich bitte, halte mir diese Frau möglichst fern, sonst kann es geschehen, daß ich einmal wirklich grob werde und die Rücksicht vergesse, die man ihr als Dame schuldig ist. Sie reizt mich förmlich dazu." „Nimm Dich zusammen," mahnte die Mutter, „und suche Dich iu das Unvermeidliche zu fügen. Es liegt nun einmal in Leonorens Naturell, sie muß immer etwas zu spötteln haben, laß sie, wie sie ist." „Freilich, Du hast für jeden stets eine Entschuldigung," entgegnete Siegfried. Dann nahm er am Flügel Platz und begann zu präludieren, erst leise, dann ging es allmählich in eine wilde Melodie über, so merkwürdig, wie wenn sturmgepeitschte Wogen an das Ufer schlagen und das Meer in seinen Tiefen aufwühlen. Siegfried zeigte sich als ein Meister im Spiel, das quoll so reich unter dell schlanken Fingern hervor, die Töne überstürzten sich bald, dann wieder klangen sie sehnsuchtsvoll und schmerzend. Von den Zu hörern ahnte nur einer, was in der Seele des Spielers vorging: Der Fürst. Er hielt förmlich den Athem an, um besser hören zu können. Seit Santoff die Schwelle dieses Hauses überschritten hatte, fühlte er auch, daß das, was ihn um Siegfrieds Willen hierhergeführt, einen schweren Kampf bedeutete, so wohl für den Freund, als auch für desfen Eltern. Das Spiel des jungen Grafen wurde immer sanfter und ging endlich in eine schwermütige, reizende Melodie über, durch die es wie verhaltene Tränen klang. „Ah, — das Heimatlied", murmelte Santoff erleichtert aufatmend. Dies wilde Spiel hatte ihm fast bange gemacht, es hatte ihm wie ein böser Traum die Sinne beschwert, wie etwas, das man gern von sich abschütteln möchte. Nach einem kurzen Vorspiel begann Siegfried mit weicher Tenor stimme, die sich unwillkürlich in die Herzen der Zuhörer schmeichelte: „Ein süßer Laut umschmeichelt meine Sinne Gleich einer Mutter Kosewort. Wie Worte tiefer, süßer heiliger Miene Tönt's mir im Herzen immerfort: Traute Heimat sei gegrüßt. Eiu heiß Gefühl den Busen mir durchglühet, Mein Wesen wunderbar erfüllt. Zu dir, wo reiches Glück mir still erblühet, Zieht mich die Sehnsucht ungestillt! Traute Heimat sei gegrüßt!" Wie ein Hauch war der letzte Tou verklungen. Gräfin Luise hatte Tränen in den Augen, als das Lied zu Ende war und ihr Sohn auf sie zutrat. „Das war schön", sagte sie einfach, ihm die Hand drückend, auch Graf Düren stimmte bei: „recht wirkungsvoll, in der Tat, so hast Du selten gespielt." „Gib mir, bitte, das Manuskript, wenn Du es bei Dir hast," begann die Gräfin wieder. „Wozu, Mutter?" „Ich möchte es mir zum Andenken an den heutigen Abend aufbewahren, außerdem will ich es nochmals durchlesen " „Hier ist es", erwiderte Siegfried und entnahm seiner Brieftasche einen zusammengefalteten Bogen. Die Gräfin strich wie liebkosend darüber hin. „Es hat mir sehr gefallen — sehr," sagte sie noch einmal. Die Gesellschaft begab sich wieder zurück in das vorige Zimmer, wo inzwischen einige kalte Platten serviert worden waren. Man gruppierte sich um die Tafel. „Dieses Lied war eigentlich schuld," nahm Fürst Santoff die Unterhaltung wieder auf, „daß wir Fräulein Alice Bernhardi, von der wir vorhin sprachen, näher kennen lernten. Wir waren zu einer kleinen Soiree geladen, wo die Dame ebenfalls anwesend war. Man bestürmte Sieg fried mit Bitten um einen seiner meisterhaften Vorträge, und zuletzt gab er, als der Beifall kein Ende nehmen wollte, das Lied zum besten. Alles war entzückt, Fräulein Bernhardi ebenfalls, und sie ließ mit Bitten nicht nach, bis ihr das Manuskript ausgehändigt wurde. Sie sang es seitdem einige Mal im Konzertsaal und erntete immer rauschenden Beifall." Der Graf atmete nun sichtlich erleichtert auf. „Und — das ist — Alles?" fragte er, indes die Präsidentin, die aufmerksam zugehört hatte, wieder in ihren leichten und spöttischen Ton verfiel: „Also, deshalb wurden Sie so bevorzugt. Die Dame hat wohl eiuen tiefen Eindruck auf Sie gemacht?" „Auf mich?" O, gnädige Frau, wenn Sie wüßten, wie tief das Bild meiner geliebten, leider mir so früh entrissenen Gattin in meinem Herzen wohnt, Sie würden nicht so fragen", entgegnete der Fürst traurig mit einem tiefen Seufzer. „Ah, entschuldigen Sie, ich habe da unvorsichtiger Weise eine noch unvernarbte Wunde berührt —" „Die auch sehr wahrscheinlich nie vernarben wird," ergänzte Santoff wehmütig, als sie innehielt. „So müssen Sie nicht sprechen, Sie sind noch jung, das Leben liegt noch vor Ihnen", fiel Graf Düren ernst ein. „Siegfried erwähnte in seinen Briefen oftmals, daß Sie sich so sehr Ihrem Schmerze hingeben. Sie sollten doch auch an Ihren Sohn denken, dem Sie sich zu erhalten trachten müssen. Wie alt ist denn der Kleine jetzt?" „Ein halbes Jahr etwa", antwortete Santoff gepreßt. „Und so lange haben Sie ihn nicht mehr gesehen?" „Nein! Ich floh sofort nach den Tode meiner Gattin die Stätte meines verlorenen Glückes und werde vorläufig auch nicht dahin zurückkehren. Ich lasse mir täglich über das Befinden des Kindes Bericht erstatten, die Nachrichten lauten sehr günstig, ich kann vollständig beruhigt sein." Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Reichenbrand vom 25. Oktober bis 1 November 1867. Geburten: Dem Fabrikarbeiter Friedrich Otto Schulz 1 Mädchen dem Monteur Karl August Friedrich 1 Knabe. Aufgebote: Der Hausbesitzer und Handarbeiter Maximilian Hylla mit Karoline Pauline verw. Aulicky geb. Tischendorf, beide in Reichenbrand. Stcrbefälle: Die Privatmanns-Ehefrau Bertha Eberlein geborene Rauschenbach, 49 Jahre alt; der Handarbeiter Willy Hermann Zänker, 15 Jahre alt; dem Färbereiarbeiter Johann Karl Jahn 1 Sohn, 3 Monate alt; die Näherin Christianne Wilhelmine verw. Claus geb. Petzold, 80 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Siegmar vom 2S. bis 81. Oktober 1SO7. Geburten: Dem Heizer und Maschinisten Eduard Otto Wieland 1 Mädchen. Aufgebote: Der Strumpfwirker Talma Franz Guido Meier mit der Witwe Laura Marie Ludwig geb. Trachbrodt, beide in Siegmar. Sterbefälle: Dem Tischler Ernst Emil Viehweger 1 Tochter, 2 Jahre 6 Monate alt. Nachrichten des Königl. Standesamtes zu Neustadt vom 26. Oktober bis 1. November 1VO7. Geburten: Dem Oberschweizer Hermann Oswald Leistner 1 Soh». Sterbefälle: Der Faßhändler Hermann Max Lindner 51 Jahre 10 Monate 10 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes zu Rabenstein vom 2S. Oktober bis 1. November 1667. Geburten: 1 Sohn dem Trikotagenfabrikanten Paul Friedrich Wil helm Winkler, dem Handschuhstricker Paul Oskar Groß, und l Tochter dem Färbereiarbeitcr Albert August Wrschlawsky, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebote: Der Wagenführer Ernst Bruno Steidten in Chemnitz mit Frieda Selma Vogel in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 23. Sonntag p. Irin, den 3. November L. c. vorin- 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag den 8. November vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Parochie Rabenstein. Am Sonntag den 3. November vorm. 9 Uhr Predigt gottesdienst. 8 Uhr Abendunterhaltung für Jünglinge iw Pfarrhaussaale. Mittwoch den 6. November abends 8 Uhr Bibelstunde im Pfarrhaussaale. VOgNSL Innigsten Dank für die vielen wohltuenden Beweise herzlichster Anteilnahme bei dem Heimgange unsres lieben Lenchen sagen wir hierdurch allen Freunden, Nachbarn und Bekannten. Siegmar, den 2. November 1907. kniil Viekwsgvi' und Schlafe wohl in süfzer Ruh, Unvergessen bleibst uns Du. IN LÜ6N Ssmos m. I,ZV pr. klicke ocker ä IJter ppeisiLgen, FG. IHsIags NIN. I,so pr. klascke ocker ä luter Herzlicher Dank. Zurückgekehrt vom Grabe unseres viel zu früh dahin geschiedenen lieben Sohnes Mlf Hermann Läntrer drängt es uns, allen Nachbarn, Freunden und Verwandten, welche durch ihre liebevolle Teilnahme unsern Schmerz zu lindern suchten, hiermit unsern innigsten Dank auszusprechen. Besonders danken wir den lieben Hausbewohnern, welche dem Entschlafenen während seiner schweren Krankheit hilfreich zur Seite standen. Ferner Dank Herrn Oberlehrer Bauch und dessen Fortbildungsschülern Kl. I, sowie seiner Arbeitgeberin Firma Gebr. Nevoigt, A.-G., und dessem Meister nebst sämtlichen Mitarbeitern des Platinenbaues für die Unterstützung und Blumenspende, ebenso Dank meinem Lhef Herrn Max Uhlmann, Siegmar, sowie meinen Mitarbeitern für ihre Spenden. Dank auch dem Turnverein, sowie den Jugendgenossen für das freiwillige Tragen und für die Begleitung zur letzten Ruhe stätte, ebenso Herrn Pastor Rein für seine zu Herzen gehenden Worte am Sarge und Herrn Kantor Krautze für den erhebenden Gesang. Möge Gott allen ein reicher Vergelter sein und sie vor ähnlichen Schicksalsschlägen bewahren. Dir aber, lieber Willy, rufen wir ein „Ruhe sanft!" und „Auf Wiedersehen" in Dein frühes Grab nach. Reichenbrand, am 31. Oktober 1907. Die tieftrauernden Eltern nebst Geschwister. empüeftft im kmrki-Völ-kauf ö8Ul8ck6 KOMkbl'KIMI'ki vormals Oruner Lc Lomp. u IM M, WIR: RU Vi«, II. WMM für VVirllmuscstinen aller Lüsterne. (Inhaberin tlnnL verw. Vruuor) o sst ^jst lrjjst Hfl Ujjst lrjsst^sst lrjjst lJiist stisst stijst stjsst^jst Hilst Hfsst kj s2 12 12 Ur M Herbst- Mb Winterschn empfehle ich mein reichhaltiges, gut sortiertes jWMIIiUMW in Leder, Filz und Tuch, Wallen-, Schm- und KnopWesel mit und ohne Futter für Herren, Damen und Kinder, Filzschuhe, Filzpantoffel, Tuchhausschuhe mit Ledersohlen in allen Sorten. Einzieh-Schuhe, -Puutoffel und Einlege-Sohlen. NW Kinner. 8«U. und WinKsi'-Zappen für Herren und Knaben kaufen Sie am billigsten bei Lmil üurieb, Rabenstein, EhemmtzeHt. Stube und Alkoven zu vermieten und sofort beziehbar Siegmar, Hoferstratze 49, part. Nslk-Llsgs mit Balkon pr. 1. Januar zu vermieten beim Karola-Bad. Preis 200 Mark. Rabenstein Abt. Nr. 65. 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