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Der General geht in seinem Schreibzimmer auf und nieder, als die Geschwister eintreten, seine Frau ist bei ihm und er sagt eben: „Arved wünscht sich hier in unserer Nachbarschaft anzukaufen. Ich muß heute noch nach An- geresen hinüber. Das Gut soll verkauft werden, ich will mit dem Bevollmächtigten des Besitzers sprechen. Fährst du mit, Nixe?" Benita zögert. „Ich weiß nicht, Onkel," sagt sie lang sam, ich fürchte mich, das alte liebe Haus wiederzusehen." — Ihre Augen sind, ohne daß sie es weiß, voll Tränen. Der Freiherr zieht liebevoll ihre Hand durch den Arm. „Du kannst im Park bleiben Kind, während ich das Nötigste bespreche, und Harald soll dir so lange Gesellschaft leisten, du willst doch mit uns, mein Junge?" Der Jubel des Kleinen und des Generals Wunsch be stimmten Nita, nachzugeben; es liegt so wenig Egoismus in ihrem Charakter, daß sie jederzeit sich selbst zu vergessen imstande ist. Fünf Minuten später stehen sie bei der Einzäunung, in der fünf bis sechs junge Pferde munter umhertraben. „Sieh her, Nixe," sagte der General, „wie gefällt dir der Gold fuchs? Nicht wahr, das ist ein famoses Viehchen?" Unter den eingesperrten zwei- und dreijährigen Füllen fällt sofort das schön gebaute, schlanke Tier auf, das beim Ruf des Freiherrn laut wiehernd auf sie zugaloppiert unv sich den glänzenden, seidenweichen Hals streicheln läßt, der in der Sonne wie Gold schimmert. Nita liebt alle Tiere hat von ihrer Kindheit an eine besondere Vorliebe für Pferde gehabt, seit Flock, ihr kleiner Schottland-Pony, ihr treuer Gefährte gewesen, sie ist auch jetzt ganz entzückt von dem Fuchs und fragt: „Wirst du ihn reiten, Onkel?" „Nein, Kind, ich habe ja den Schimmel. Aber was meinst du, ich denke, Nixen könnten ebensogut das Reiten erlernen, um dem alten Onkel Gesellschaft zu leisten? Das Pferd ist ja für dich bestimmt, es heißt „Golfly" und ist von heute ab dein Eigentum." Sie fliegt ihm jauchzend um den Hals. „Ach, Onkel, Onkel, du bist doch der liebste, beste, goldenste Mensch, den es gibt, und wie du mich verwöhnst! — Wenn ich jetzt unausstehlich übermütig werde, ist es nur deine eigene Schuld." „Goldfly ist vortrefflich zugeritten," fährt der General fort, sobald er zu Atem kommt; „wenn das Reitkleid da ist, das ich aus Wien für dich bestellt habe, kann der Kursus beginnen. Aber ich bin ein strenger Lehrmeister, ein alter Kavallerist verlangt viel von seiner Kunst." Sie legt salutierend zwei Finger an das dunkle Barett: „Zu Befehl, Herr General," sagt sie, die Hacken zusammen klappend. Abends, als sie an dem gemütlichen Teetisch sitzen, er zählt Herr von Staniß, daß er das Gut für seinen Neffen gekauft habe, und schließt mit den Worten: „Nun, Mary, bekommen wir wieder durch Arved gute Nachbarschaft in Angeresen. Der reiche Bankier, dem das Gut bisher ge hörte, lebte ja fast nie dort. Ich habe alles mit seinen Agenten abgemacht und vom ersten April ab ist der schöne Besitz in Nottacks Händen." „Möchte der Wandervogel sich endlich heimisch fühlen!" meint Frau von Staniß, „hoffentlich heiratet er und gründet sich eine glückliche Häuslichkeit." Beuita hört fast nichts von diesem Gespräch, sie ist an dem Abend etwas stiller als sonst. Sie hat den alten, lieben Park von Angeresen wiedergesehen, ihr Brüderlein an der Hand, ist sie durch die schattigen, wohlbekannten Gänge geschritten und hat die hübschen Leberblümchen ge pflückt, die sie schon als Kind zu sammeln liebte. Sie hat Harald von ihrer Mutter erzählt, und wie sie über sie beide wache und sie als Engel umschwebe. In dem reizenden, kleinen Salon neben ihrem Schlaf zimmer, den ihr die Liebe ihrer gütigen Pflegemutter mit allem Luxus eingerichtet hat, den man heutzutage als Not wendigkeit ansieht, hängt das Oelbild ihrer Mutter. Es ist das einzige, was sie aus ihrer früheren armen Umgebung mitgenommen hat. Sie stellt den Strauß mit den einfachen Waldblumen davor, als Gruß aus der alten Heimat, die die Verstorbene so sehr geliebt hat, so schwer verlassen, um trüben Tagen entgegenzugehen. Frau von Staniß merkt, was das Herz ihres Lieblings bewegt, sie ist besonders liebevoll und gütig zu ihr und Nita fühlt so recht, wie dankbar sie ihrem Schicksal sein muß, das ihr warme Sonne gegeben nach düsterem Schatten. — „Singe uns ein Lied, Nita," bittet der General, „du hast lange nicht musiziert und du weißt, wie gern ich dir zuhöre." In Italien, im Lande der Musik, ist ihre hübsche Stimme ausgebildet worden, sie singt allerliebst, voll frischer Natür lichkeit und Schmelz, es klingt oft wie Lerchenjubel hindurch. Die Generalin begleitet sehr gut und bald perlen die munteren „Müllerlieder" von den rosigen Lippen des jungen Mädchens. Das neckische „Wohin?" scheint wie für sie komponiert; es -ist, als höre man den lustigen Mühlbach rauschen und der alte Herr sagt, als sie geendet: „Du singst ja, wie der glück liche Vogel im Busch, Nixchen!" Nixen sind ja zum Singen geschaffen, Onkelchen, und wenn sie so glücklich sind, wie ich, möchten sie den ganzen Tag singen, ein frohes Lied nach dem anderen!" Die Familie Staniß macht jetzt wieder Besuche in der Nachbarschaft und knüpfte frühere Beziehung an; denn Jugend muß gleichartigen Umgang haben und Benita hatte sich bald Freunde erworben, es entwickelt sich ein lebhafter Verkehr zwischen Klampo und innigen anderen Gütern. In Buchen heide lebt der Freiherr von Neubrück, der zwei nette erwachsene Töchter hat, und Benita lernt durch sie zuerst die Annehmlich keit der Freundschaft kennen. Der Bruder des Schwestern paares, ein flotter Heidelberger Student, wird zn den Sommerferien erwartet, er bringt Leben und Abwechslung in die ländliche Stille, es werden jetzt schon Picknicks, Tennis-Partien, Bälle und Theatervorstellung geplant. So bunt und reich Benitas Leben ist, so erinnert sie sich doch ihrer bescheidenen Freunde, die ihr in den vergangenen trüben Tagen nahe gestanden. Sie schickt Frau Berthold eine Kiste mit allerlei Geschenken und eigenen Handarbeiten und erhält bald darauf einen sehr dankbaren Brief von der Mutter und ein langes, schwülstiges Gedicht von dem Sohne, in dem er sie mit holperigen Reimen ansingt und sie mit allen möglichen und unmöglichen Wesen und Dingen vergleicht. Unterdessen ist das Reitkleid aus Wien angelangt, es ist ein Meisterwerk der dortigen unvergleichlichen Schneider kunst. „Es sitzt dir wie ein Handschuh, Liebling!" meinte Frau von Staniß, als das junge Mädchen es zum ersten Mal anzieht und sie, auf der Veranda stehend, das Vorführen der Reitpferde erwartet. Benitas wundervolle Gestalt kommt in dem dunkelblauen, knappen Kleide sehr vorteilhaft zur Geltung, ihr frisches Gesicht sieht reizend unter dem schmalen Rande des glänzenden Cylinders hervor. Der General „trainiert" sie tüchtig, er läßt ihr nicht den kleinsten Fehler durchgehen, erlaubt ihr kein ängstliches Festhalten an der Gabel. „Hand davon!" ruft er unbarmherzig, und ein leichter Schlag der Gerte trifft den gelben Stulp handschuh seiner Schülerin. „Goldfly" ist trefflich geschult und es ist eine Freude ihn zu reiten. In wenigen Wochen fühlt sich seine Herrin wie zn Hause auf seinem Rücken und begleitet den Freiherrn auf allen seinen Ausflügen. „Das war schneidig, Nix," ruft er vergnügt, wenn sie wie ein Vogel über einen hohen Zaun setzt oder elegant einen Graben nimmt, „kein Leutnant könnte es besser machen, Blitzmädel, du!" Abends liest sie ihrer Pflegemutter vor, hilft ihr bei der Führung der Wirtschaftsbücher, sitzt mit einer allerliebst hausmütterlichen Würde hinter der silbernen Teemaschine, bereitet zierliche Butterbrötchen oder ordnet Blumen in allen Vasen, und dabei spielt fortwährend ein Lachen in ihren Augen, steckt ihr eine Schelmerei im Sinn. Eines Tages tritt sie auf den Fußspitzen in des Freiherrn Zimmer. Er ist so ganz in das Lesen einer Zeitung vertieft, daß er ihren leichten Schritt an dem dicken Teppich überhört, und sie hält ihm neckend die Augen zu, indem sie mit ver stellter Stimme ruft: „Wer liest so aufmerksam, daß er nicht hört und sieht, was um ihn her vorgeht!" Und dann, den Arm um seinen Nacken flechtend, setzt sie sich auf die Lehne des Fauteuils und sagt: „Ich hätte dir das halbe Zimmer ausräumen können, Onkel, suche nur nach, Onkel, ob dir nicht einiges fehlt." Er sieht sie liebevoll an: „Bist du glücklich, Kind, ganz glücklich, fehlt dir nichts? Hast du einen Wunsch, den ich erfüllen kann?" Sie geleitet vor ihm auf die Knie nieder: „Ich möchte, daß es immer so bliebe, Onkel," sagt sie mit ungewohntem Ernst, „habe mich immer lieb — ja?" Er streichelt nur stumm ihr Köpfchen. „Benita — Gesegnete! Sie bricht bei seinen Worten in Tränen aus, so daß er sie erschreckt fragt, was ihr fehle. „Nichts, Onkel — aber meine Mutter nannte mich oft so und — und — wo mag wohl jetzt unser Vater sein? Es ist gerade ein Jahr, daß — daß —." Sie stockt und verbirgt das Gesicht an seine Schulter. Ja! — Er kann diesen Schatten nicht von ihr nehmen, er ist da und schwindet nicht. Er kann sich vergrößern und dunkel werden, wenn St. Albain wiederkehrt in seiner ganzen moralischen Verkommenheit. Weder seine noch seiner Frau treue Liebe und Sorge kann die beiden Geschwister davor schützen. Das ist der dunkle Punkt, der trotz aller Sorge Benitas Leben nicht völlig klar und glücklich werden läßt. 10. Kapitel. In der Maienzeit. Der Mai schlägt die blauen Augen auf, Befreit vom Eis ist des Baches Lauf, Die Veilchen blühen heimlich am Wiesenrand, Und der Vogel zieht singend über Land; Die Erde so schön und der Himmel so weit — In der Maienzeit, in der Maienzeit! „Aber Harald, zupfe mich nicht so stark an den Haaren!" ruft Benitas lachende Stimme, während ihr Brüderlein ihr die dicken Zöpfe aufflicht was sein Lieblingssport ist und was sie ihm zuweilen gutmütig gestattet. „Laß mich meinen Kranz beenden und pflücke mir noch Maiblumen dazu, siehst du, dort unter der Eiche schimmert es ganz weiß." „Wirst du mir dann ein Märchen erzählen, Nita? Weißt du, solch ein schönes Märchen, in dem kleine Zwerge und große Riesen vorkommen und zuletzt eine gute Fee! Oder besser, erzähle mir von Schneewittchen, Nita!" „Ja, Liebling, aber erst sammle noch brav Maiglöckchen, Lina hat auch schon einen großen Strauß, den wollen wir der Tante mitbringen, sie liebt sie so sehr." Der Knabe läuft fort und die frische, junge Stimme beginnt wieder das Lied, während die Finger geschäftig den fast vollendeten Kranz weiterwinden: Nun füllt sich mit Licht ein jeder Raum, Die Blütenknospen nicken im Traum; Viel süße Märchen sind aufgewacht, Und die Elfen tanzen in jeder Nacht! Die Erde pranget im Brautgeschmeid — In der Maienzeit, in der Maienzeit! „Fräulein Machen, wenn Sie so singen, möchte ich gleich weinen," sagt Lina und hebt die buntgestreifte Schürze an die Augen. „Aber weshalb denn, Lina, es ist ja ein heiteres Lied." „Ach, das wohl, aber ich bin gefühlvoll."! Benita lachte: „Gib mir lieber noch einige Blumen, siehst du, der Kranz ist fertig, ist er nicht so wunderhübsch?" Sie hält ihn bewundernd auf Armeslänge von sich. „Bitte, Nita, setze ihn auf, dann siehst du wie die Fee Goldhaar aus in meinem Buche. Sie führte die armen verirrten Kinder in ihr goldenes Schloß," so ruft Harald und drückt den weißen Kranz in die Haare seiner Schwester, „und dort gab sie ihnen so viel Kuchen und gute Sachen zu essen," beendet er mit blitzenden Augen. Die Sängerin läßt es willig geschehen und die Melodie des Liedes wieder ausnehmend, fährt sie fort: Und schwing mit den Lerchen dich himmelwärts, Spann aus deine Flügel, o Menschenherz, Und atme in tiefer, in seliger Lust, Bis frohlockt das Herz, bis sich weitet die Brust. — Hier stockt sie plötzlich und blickt erstaunt zur Seite; denn eine schöne Baritonstimme singt die beiden Schluß- Verse: Vielleicht, dir heimlich ein Glück bereit — In der Maienzeit, in der Maienzeit! Hinter dem mächtigen Stamm einer hundertjährigen Eiche tritt ein großer schlanker Mann in Jägerkleidung hervor, die Flinte auf der Schulter, die Spielhahnfeder auf dem Hute. Er zieht denselben höflich und verbeugt sich tief. „Ist es erlaubt, der Waldfee das Wort vom Munde zu nehmen?" fragt er lächelnd. Er ist näher getreten und steht vor ihr, zu dem reizenden Bilde niederblickend, das ein Malerauge entzückt hätte. Die beiden schönen Geschwister, ganz in Weiß gekleidet, der mächtige Neufundländer, der, eben von einem Streifzuge in den Wald zurückkehrend, sich zu Nitas Füßen niederlegt, im Hinter gründe das gute, runzelige Gesicht Linas und darüber die zartgrünen, tiefherabhängenden Neste einer jungen Linde. Das junge Mädchen blickt etwas unwillig zu dem Fremden auf, ein paar leuchtende, braune Augen treffen die ihrigen. Sie erschrickt leicht; denn sie kamen ihr seltsam bekannt vor, und doch entsinnt sie sich nicht, wo sie sie schon gesehen hat. Wahrscheinlich ist es der neue Oberförster aus Buchenheide, von dem Baron Neubrück letzthin sprach und der auch über die Angeresenschen Forsten die Leitung über nehmen sollte. Gewiß ist er ärgerlich, daß sie ohne seine Erlaubnis die Blumen gepflückt haben. Sie wirft das reizende Haupt etwas zurück und sagt: „Wundern Sie sich, bitte, nicht, Herr Oberförster, weil wir im fremden Walde etwas gewilddiebt haben, obgleich es nur einige unschuldige Blumen sind. Aber meine Tante, Frau von Staniß, schickte uns hierher, sie liebt die Maiglöckchen so sehr, und da sie in Klampo nicht blühen, meinte sie, ihr Neffe, Graf Rottack, werde wohl nichts dagegen haben, wenn wir hier in seinem Walde welche pflücken." Der junge Mann hat bei der Erwähnung des Namens Staniß ein leichtes „Ah" der Verwunderung unterdrückt, jetzt versetzte er verbindlich: „O bitte, mein Fräulein, ich glaube nicht, daß Graf Rottacks Interessen wesentlich ge schädigt werden, wenn Sie die Hand voll Blumen mit nach Hause nehmen; es kann ihm nur angenehm sein, wenn sie Ihnen Freude bereiten." Sie schweigt und denkt, er werde nun seinen Geschäfte» nachgehen; aber er bleibt stehen, auf den Lauf seiner Flinte gestützt und schaut auf sie nieder. „Bist du Prinz Edelreich, der die Fee Goldhaax erlöse» wird und der mit ihr in ein prächtiges Schloß zieht?" fragt Harald und faßt zutraulich die Hand des Jägers- „Nita hat mir das Märchen erzählt." Der Angeredete lacht, wobei seine weißen Zähne unter dem schwarzen Schnurrbart schimmern. „Vielleicht, Kleiner," erwidert er und streicht freundlich über den dunklen Locken kopf: „Ich suche schon lange die Fee Goldhaar, wie denkst du wohl, daß sie aussieht?" „In meinem Märchenbuch, das Onkel Wilhelm mir zum Geburtstag schenkte, hat sie ein weißes Kleid und gerade solch lange, goldene Haare wie Nita und blaue Augen hat sie auch," entgegnete Harald ernsthaft, „ich glaube, Nita gleicht ihr, weißt du!" Benita ist bei Erwähnung ihres Haares leicht errötet Sie erinnert sich erst jetzt, daß Haralds kleine geschäftige Finger die schwere Flut gelöst haben. Was soll der Fremde davon denken? Sie blickt in holder Verwirrung nieder und hört, wie der Jäger zu ihrem Bruder spricht: „Wie heißt du, mein Junge?" „Ich heiße Harald v. St. Albain und das ist ,Lord'," er klopft dem Hunde auf den Kopf. „Und das da ist Lina- Aber Onkel Wilhelm nennt Nita immer Nixe und zuweilen „du Schalk" und Tante sagt zu ihr Liebling." „Willst du das Eichhörnchen sehen, das dort so munter umherspringt, Harald? Komm, ich zeige es dir." Er entfernt sich einige Schritte, und der Knabe schwatzt harmlos weiter, „Weißt du," sagte er zutraulich, „erst wohnten wir gar nicht in Klampo, sondern in einer großen, großen Stadt, in einem Hause, das fast so hoch wie der Kirchturm ist, und Nita mußte immer fortgehen und kam abends oft spät zurück, wenn es schon ganz finster war. Es war gar nicht ft hübsch dort, wie in Klampo, hier bin ich viel lieber, hier ist es schön, und ich liebe Onkel Wilhelm und die Tante und „Lord" furchtbar, aber Nita liebe ich viel mehr. Lina zankt mich oft aus, aber Nita sieht mich nur so traurig an, wenn ich unartig bin, dann muß ich gleich alles tun, was sie will." Das kleine Plappermäulchen hatte nicht bemerkt, wie ein Strahl tiefer Freude über seines Begleiters schönes, dunkles Gesicht zuckt, als er das hohe Haus in der Stadt erwähnt. „Also doch!" denkt er bei sich. „Es sind dieselben Augen, die ich nicht vergessen konnte, und die ich sonst in keinem Menschenantlitz fand. Nun bin ich meiner Sache ganz sicher!" Als sie zurückkehren, sind die indiskreten Haare in zwei mächtige Zöpfe eingefangen und Lina hilft ihrer junge» Herrin eine weiße Serviette ausbreiten und den Inhalt eines Körbchens auspacken. Allerlei gute Sachen kommen zuM Vorschein, die Frau von Staniß fürsorglich für ihre Lieb linge mitgegeben hat. Nita ist soeben im Begriff, einige Butterbrötchen zu bereiten. Harald jubelt laut bei diese» verlockenden Vorbereitungen. Ich bin schrecklich hungrig, Nita," vertraut er ihr an, „und will sehr viel essen. Bist du auch hungrig?" fragt er seinen neuen Freund. „Ungeheuer hungrig," erwidert er, ich könnte solch eine» kleinen Buben wie dich mit Haut und Haar verschlingen."