Volltext Seite (XML)
gesund sein werde, bis er zurückkehre. Die arme junge Frau weinte heiße Tränen, daß der geliebte Gatte nicht einmal Abschied von ihr genommen. Baron Egon fand hundert Gründe und die Baronin schien sich zu beruhigen. Einen Tag lang dauerte der von Mitleid diktierte Betrug. Sei es, daß der armen Frau die traurigen, verstörten Mienen der Dienerschaft auffielen, oder hatte sie irgend ein unbedachtes Wort aufgefangen, kurz, sie schöpfte Verdacht; wenn sie auch die furcht bare Wahrheit nicht ahnte, so wußte sie doch, daß etwas Besonderes vorgefallen sein mußte, das man ihr verschwieg. Am zweiten Abend nach dem Unglück litt es sie nicht mehr in ihren Zimmern. Sie schickte die Wärterin zu Bett nnd als alles im Hause zu schlafen schien, stand sie auf, zog ein weißes Nachtkleid an, nahm einen der schweren silbernen Armleuchter und wanderte mit wankenden Knieen, zitternd vor Schwäche, von einem Gemach in's andere. Plötzlich vernahm sie ein erschütterndes Weinen. Es kam vom großen Saal her, wo man vor Kurzem erst die treue Mutter aufgebahrt hatte. Noch glaubte sie, daß die Tränen der Verstorbenen gälten, ein leises Rascheln ließ sie aufblicken, und vor ihr stand, noch die Spuren heftigen Schmerzes im entstellten Angesicht Baron Egon, ihr Schwiegervater. Er kam aus dem Saale und hatte die Türe nur leise angelehnt. Beim Anblick der blassen Frau prallte er entsetzt zurück und fuhr sie in rauhem, heiserem Tone an: „Was tust Du hier? — Wo willst Du hin? —" — Sie suchte ohne ein weiteres Wort an ihm vorbeizukommen, denn durch den Spalt sah sie, daß drinnen Kerzen brannten. Baron Egon stellte sich ihr in den Weg und schrie, alle Vorsicht vergessend: „Dahinein darfst Du nicht, — geh' nicht hinein, ich beschwöre Dich, — willst Du Dich selbst töten?" Allein was half es ihm? Mit aller Kraft schob die verzweifelnde Frau ihn zur Seite, und hatte die Türe gewonnen, ehe er es zu hindern vermochte. — Und dann stand sie vor der Leiche ihres Gatten, der hier aufgebahrt lag zwischen Blumen und Kränzen, die in ungeheurer Menge um das letzte Lager des Toten sich häuften. Zu Häupten desselben brannten in schweren, silbernen Leuchtern die Kerzen, die einen flackernden Schein auf das Antlitz des stillen Schläfers warfen, der auf schwarz ver hangenem Katafalk ruhte. Einen Augenblick stand das arme Weib, als könnte es das Ungeheuerliche nicht fassen, — doch dann gellte ein Herzzerreisender Schrei durch den weiten Raum, der Leuchter entfiel den zitternden Händen, und Baronin Wanda lag ohn mächtig am Boden. — Gleich daranf riß Baron Egon an der Klingel, daß die Dienerschaft von allen Seiten bestürzt herbeieilte! Man trug die Kranke nach ihren Zimmern zurück. Was halfen hier die berühmtesten Aerzte, die man telegraphisch herbeirief, samt der liebe vollsten Pflege?" Die zarte Frau siechte dahin, und in wenigen Tagen verlöschte sie wie ein Licht. Keine Klage war mehr über ihre Lippen gekommen, still und sanft, wie sie gelebt, verschied sie." — Der Erzähler schwieg. Niemand sprach ein Wort dazwischen und am meisten erschüttert zeigte sich der junge Oberförster. Er war bei der Erzählung ganz blaß geworden. „Das ist freilich ein herbes Schicksal und wohl geeignet, einen Menschen zu verbittern und ihn zum griesgrämigen Sonderling zu machen", sagte er endlich mitleidig. „Aber noch war ja das Kind da, — folgte auch dieses den Eltern ins Grab?" Der Inspektor nickte: „Auch dieses." Er nahm einen herzhaften Schluck und fuhr dann fort: „Um den Kleinen kümmerte man sich in jener Zeit des Schmerzes und der Trauer nicht viel. Er war bei seiner Amme gut aufgehoben. Diese hatte ihr bequemes Kinderzimmer, und da ihr Mann als Diener im Schlosse angestellt war, durfte sie ihr eigenes Söhnchen, das genau so alt war, wie der kleine Majoratserbe, zusammen mit diesem verpflegen und nähren. Sie sorgte anscheinend treulich für die Kinder, die in den ersten Lebenstagen ja weiter nichts begehren als zu schlafen und zu trinken. Im Schlosse war man sehr froh, der Sorge um den Kleinen vorerst enthoben zu sein; denn der alte Baron Egon schloß sich in seine Zimmer ein und ließ niemandeniu sich als seinen Kammerdiener, genoß wenig, nur hie und da ein Glas Wein und eine kräftige Suppe. Alles andere schickte er unberührt wieder heraus. Nach acht Tagen ließ er die Amme Marie rufen und forderte deren Bericht über das Befinden des Kindes. Das letztere war von Geburt an ein sehr schwächliches Gcschöpfchen, und Marie jammerte, daß auch ihr eigenes Kind sich durchaus nicht entwickeln vermochte. Der alte Freiherr forderte hierauf von ihr mit aller Strenge, daß sie ihren kleinen Sohn in fremde Pflege gebe; doch sie weigerte sich entschieden und drohte, davon zulaufen. So ließ man ihr den Willen, denn wo sollte man auch rasch eine andere zuverlässige Amme hernehmen." Fortsetzung folgt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbravd vom 25. Januar bis 1 Februar LS07. Geburten: Dem Kaufmann Baltus Balduin Bauer in Siegmar 1 Sohn; dem Bureauassistent Karl Friedrich Gerber in Siegmar 1 Tochter; dem Kutscherstubeninhaber Emil Otto Päßler in Reichenbrand 1 Sohn; dem Zimmermann Karl Richard Porsche in Siegmar 1 Sohn; dem Restaurateur Friedrich Clemens Raschke in Reichenbrand 1 Sohn. Aufgebote: Der Fabrikarbeiter Christian Herrmann mit Anna Uebelacker, beide wohnhaft in Siegmar; der Eiscn- bohrer Albin Max Rother in Mittelbach mit Anna Alma Herrmann in Reichenbrand. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: Der Näherin Selma Emma verw. Pötschke geb. Winkler in Siegmar 1 Tochter, 6 Jahre alt. Krpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr vorm. und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 25. Januar bis 1. Februar llSV7. Geburten: 1 Tochter dem Korbmacher Ernst Gustav Schuricht und dem Handarbeiter Friedrich Alfred Ziegler, beide in Rottluff. Eheaufgebote: Keine. Eheschließungen: Der Maurer Georg Richard Nestler mit Helene Frieda Gundermann, beide in Rabenstein. Sterbefälle: 1 Tochter dem Fabrikschlosser Karl August Emil Rempel, 4 Jahre alt, in Rabenstein und der Hand arbeiter Karl Gottlob Brödner, 57 Jahre alt, in Rottluff. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr vorm. und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Königl. Standesamtes Neustadt vom 26. Januar bis 1. Februar 1907. Geburten: Dem Fleischer Anton Alwin Lindner 1 Tochter; dem Geschirrführer Wenzl Wilsling 1 Tochter. Aufgebote: Der Stellmacher Georg Johannes Fiedler mit Hulda Lina verw- Vogel geb- Kandler, beide wohnhaft in Neustadt. Eheschließungen: Der Strumpfwirker Gustav Adolph Hof mann mit Marie Auguste verw. Petermann geb. Vogel. Sterbefälle: Dem Appreturarbeiter Paul Alfred Petermann 1 Sohn, 3 Monate 8 Tage alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Sexagesimae den 3. Februar u. c. vormittag 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag den 8. Februar vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Sexagesimae den 3. Februar: 9 Uhr Predigtgottesdienst. Für die uns anläßlich unserer silbernen Hochzeit am 29. Januar von nah und fern in so reichem Matze dargebrachten Geschenke und Glück wünsche sagen wir allen, die uns damit beehrten, hierdurch unsern herzlichsten Dank. Hermann Meiß und Frau. Siegmar, am 1. Februar 1907. Win nach Dresdners. 23 verzogen. HuKo prakt. Tierarzt. Telephon 4376. CheiIkNlh. Oognao in allen preielagen, ßk.Ssmos Gk. lAsIsgS M. 1,30 M. l,50 pr. klasede oder st I^iter pr. klLscbe ocker st Oiter empüekit im kinroI-Vknkauf OkiMdk OoMedrkMki'kj vorivLls druner ir Camp. Schellfisch, lebendfrisch, L Pfd. 25 Pfg., empfiehlt Bruno Lieberwirth, Reichenbrand. empfiehlt Max Itiroiv- Pelzmühlenstr. 47. Alle wegen Inventur, bedeutend unter Preis, verkauft Ik. I.ok^a886n, Rabenstein. 6k8pal1enk8 ilok L Km. 10,— Ulk. frei Haus l-sonbarllt, Uüklö NvustslU. Isl. 2135. V Empfehle alle Anfertigungen in P ß Kranz-, Palmen- und ß s Plumenarrangements k P in geschmackvoller Ausführung, ferner: v V blühende Hyazinthen, Tulpen, V Primula, Alpenveilchen u. versch.m v K 6.8okumann, K V Gärtnerei, V V Reichenbrand, Pelzmühlenstr. V Durch direkten Einkauf von großen Posten Apfelsinen bin ich in der Lage, solche zu sehr billigen Preisen zu verkaufen, st Dtzd. 30, 4V, 50, 60 und 75 Pfg. Ferner empfehle Bornaer Zwiebeln L Metze 25 Pfg., weiße und rote Kartoffeln, L Metze 25 Pfg., hochfeine Sprotten, Kiste 90 Pfg., sowie alle Sorten Grünwaren. Bruno Lieberwirth, Reichenbrand. MM 61«? Rabenstein empfiehlt sein reichhaltiges Lager sämtlicher Schuhmaren zu bekannt niedrigen Preisen in nur prima Qualitäten. Schlittenfahren, sowie andere leichte Fuhren werden billigst Siegmar, Rosmarinstr. 17. In unseren Werken Chemnitz und Siegmar stellen wir Ostern 1907 einige Schlosser-, Dreher-, Hobler- und Tischler- Lehrlinge zu günstigen Bedingungen ein. Werkzeugmaschinenfabriken Hermann L Wei» kicher Aktiengesellschaft 1 Giebelstube mit Alkanen zu vermieten und 1. April zu beziehen. Reichenbrand 95». Größere Wohnung, Parterre oder 1. Etage, mit Garten ist sofort oder später zu vermieten. Reichenbrand, Pelzmühlenstr. 47 6. Guter Prinat-MitlagStisch für 2 oder 3 Herren noch frei. Näheres in Bahner's Buchhandlung, Siegmar. Schöllt Amtnmsktll bill. zu verl.: Rabenstein, Forststr. Nr. 6V». Einige tüchtige WchiMchlHr, Wer miii Wer finden dauernde gutlohnende Beschäftigung. Werkzeugmaschinenfabriken Hermann L Web kicher Aktiengesellschaft. KW SWU ferner empfehle alle Sorten Fisch- und Grünwarcn. Rabenstein. Restaurant „Schillereiche", Reichenbrand. Vorläufige Anzeige. Zu unserem Sonnabend den 9. Februar und folgende Tage stattsindenden laden wir höflichst ein. Bockbier-Ausschank VlUzr Avutdvr und rruu.