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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Ravenstein. M 5. Sonnabend, den 2. Februar 19V7. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren I. Oebser in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Am 1. Februar d. I, war der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig. Dieselbe ist spätestens bis zum 10. Februar n. e. bei Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuer- Einnahme zu bezahlen. Reichenbrand, am 28. Januar 1907. Der Gemeindevorstand. Bogel. Bekanntmachung. » Der unterzeichnete Gemeindevorstand bringt hiermit erneut zur allgemeinen Kenntnis, daß die hiesige Gemeinde-Verwaltung, sowie das Königliche Standesamt an jedem Werktage von 8—12 Uhr vormittags und 2—6 Uhr nachmittags geöffnet sind. Nur während dieser Dienststunden kann das Publikum auf Abfertigung rechnen. Sonn- und Festtags ist geschlossen. Reichenbrand, am 1. Februar 1907. Der Gemeindevorstand. Bogel. Bekanntmachung. Die Anmeldung der Ostern 1907 schulpflichtig werdenden Kinder in der Gemeinde Reichenbrand hat Dienstag, den 5. Februar 1907 nachmittags 3 Uhr im Zimmer 2 der hiesigen Schule zu erfolgen. Hierbei sind für alle Kinder die Impfscheine und für solche, die auswärts geboren sind, die Geburtsurkunden und Taufbescheinigungen beizubringen. Reichenbrand, am 18. Januar 1907. Der Schulvorstand. G.-V. Vogel, Vorsitzender. Bekanntmachung, die Anmeldung der schulpflichtig werdenden' Kinder zur Schule betreffend. Nach § 4 des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 in Verbindung mit M 5 und 6 der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 25. August 1874 werden bevorstehende Ostern alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllen. Auf Wunsch der Eltern oder Erzieher dürfen jedoch auch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis zum 30. Juni cr. das 6. Lebensjahr vollenden. Der unterzeichnete Schulvorstand hat beschlossen, die Anmeldung der Knaben Montag den 4. Februar 1007 nachmittag von ^5 bis Vs? Uhr, der Mädchen Dienstag den 5. Februar 1007 nachmittag von ^5 bis Vs? Uhr im Klassenzimmer Nr. I (Schule an der Kirche) entgegenzunehmen Für jedes aufzunehmende Kind ist bei der Anmeldung ein Impfschein und für die nicht in Rabenstein geborenen Kinder außerdem noch ein Tauf- und Geburtszeugnis beizubringen. Zur Vermeidung von Nachteilen wird dies hiermit zur Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 25. Januar 1907. Der Schulvorstand. F. Schmidt, Vorsitzender. Bekanntmachung. Am l. Februar d. I. wird der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer fällig. Dieselbe ist spätestens bis zum 10. Februar ». <r. bei Vermeidung des Mahn- bez. Zwangsvollstreckungsverfahrens an die hiesige Ortssteuer- Einnahme zu bezahlen. Rabenstein, am 25. Januar 1907. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Am 1. Februar d. F. war der 1. Termin der diesjährigen Grundsteuer füllig und ist spätestens bis zum 10. Februar 1907 bei Vermeidung zwangsweiser Beitreibung an die hiesige Ortssteuer-Einnahme abzuführen. Neustadt, am 2. Februar 1907. Der Gemeindevorstand. Geißler. Die Sparkasse zu Neustadt unter Garantie der Gemeinde verzinst Einlagen mit 3 /2 "/». Für Einlagen, welche bis zum 3. eines Monats bewirkt werden, erfolgt Verzinsung für den vollen Monat. Die Sparkasse expediert täglich vormittags von 8—12 Ahr und nachmittags von 2—6 Ahr. Durch die Post eingehende Einlagen werden sofort expediert. Bericht über die Sitzung des Gemeinderats zu Neustadt vom 18. Januar 1907. Vorsitzender: Herr Gemeindevorstand Geißler. Zu Punkt 1 der Tagesordnung nimmt Herr Ingenieur Nolze als Vertreter der die Wasserleitung bauenden Firma Zensen-Freiberg teil. Herr Nolze berichtet zunächst eingehend über die bisher vertretene Absicht wegen Legung der Leitungs rohre in beide Fußwege der Staatsstraße. Nach längerer Aussprache wird beschlossen, nur einen Strang von Leitungs rohren legen zu lassen und auch vorläufig, um eine unbe schränkte Wasserentnahme zu ermöglichen, von Einsetzung von Wassermessern abzusehen. Jedem Grundstücksbesitzer soll die Leitung für das anzuschließende Gebäude bis zu 10 m Länge, von der Grundstücksgrenze an der Straße ab gerechnet, kosten los gelegt werden, wenn bis zum 15. Februar 1907 Antrag auf Anschluß gestellt wird. Diejenigen Grundstücksbesitzer, welche den Wasserleitungsanschluß nach Ablauf dieser Frist beantragen, haben sämtliche Anschlußkosten selbst zu tragen. Die Abgabe von Wasser soll erfolgen nach dem hierzu auf gestellten allgemeinen Tarif, welcher den Grundstücksbesitzern mitgeteilt werden wird. Auch Besitzern bebauter Grundstücke, welche sich der Wasserleitung nicht anschließen, soll ein Grund wasserzins nach einer besonders getroffenen Bestimmung be rechnet werden. Zu Punkt 2 erfolgt die Festsetzung des pro 1907 zu er hebenden Anlagensatzes. Nach Kenntnisnahme vom Schätzungs ergebnisse wird beschlossen, 40 o/g Zuschlag zum einfachen Satz, wie im Vorjahre, zu erheben. Für die Grundstücksbesitzer tritt eine Ermäßigung gegen das Vorjahr ein, als die Grund steuereinheit mit 10 Pfg. (voriges Fahr 11 Pfg.) belastet wird. Trotz des Baues einer Hochdruckwasserleitung ist also eine Eteuererhöhung nicht zu verzeichnen. Januar - Betrachtungen des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich. Mit Tauwetter begann das Jahr, — nachdem bis kurz vor Januar — erst war durch Kälte, Schnee und Eis — die Witterung im rechten Gleis. — Vor bei war's mit der Eisbahn schön, — mit der Schlitten- schell'n Lustgetön, — schnell wechselte Regen und Wind — an jedem Tage dann geschwind. — Voch klagte darob groß und klein, — da setzt' am Schluß des Monats ein — plötzlich ein kolossaler Frost, — von überall kam her die Post — von Kältegraden ganz enorm — und Unglücksfäll'n in jeder Form; — zu Händen, Füßen, Nasen, Ohr'n — sind selbst noch viel Menschen erfror'n. — Trat auch ein Rückgang ein dann bald, — blieb bis zuletzt es doch sehr kalt! — Im deutschen Lande überall — war jedoch dieses nicht der Fall, — in dem Reichstagswahlkampfe schwer, — da gings vielmehr recht hitzig her. — Be kanntlich schickt' von Berlin aus — der Kaiser den Reichstag nach Haus — und rief's Volk auf zu neuer Wahl — mit dem Wahlspruch: „Deutsch-national!" — Nun griffen sämtliche Partei'» — in die Agitation schnell ein, — groß war der Kandidaten Zahl, — weit „über tausend" gab's dies Mal! —Konservative, Reichspartei, — Liberale verschiednerlei, — Anti semiten, Landwirtsbund — bekämpften vereint in der Rund' — Zentrum, Elsässer, Welfen, Pol'n, — Sieg wollt' jede Partei sich hol'n; — desgleichen auch die Herrn Sozies, — für die wieder vom Stapel ließ — viel Brandreden ein Mann von Geld, — Bebel, der Barrikadenheld! — Er sprach mit alter Hinterlist,— auch Bülow, Dernburg, Lindequist — traten, seitdem das Reich erstand, — zum ersten Mal mit Herz und Hand — für dessen Fortblüh'n und Gedeih'» — öffentlich mit Wahlreden ein. — Das schlug manch' deutsches Herz in Bann, — und schließlich kam der Tag heran, — auf den die Wahl angesetzt war, — der fünfundzwanz'gste Januar. — Wie diese ausge fallen ist, — weiß man noch nicht, weil kurz die Frist — bis heute von den Wahlen war, — soviel ist aber jetzt schon klar, — was hervor aus der Zählung geht, — daß treu zu Deutschlands Kaiser steht — das Volk, das wiederum aufs best' — das achtundvierz'gste Wiegenfest — von seinem Kaiser schön beging, — wo's alte Lieb' und Treu' umfing. — Die Mehrheit in dem Reichstagssaal — wird man erst seh'n »ach der Stichwahl, — die ganze Welt ist drauf gespannt; — aus dieser nahm des Todes Hand — Hannovers alte Königin, — auch der Schah von Persien ging hin; — als sein Nachfolger war gleich da — Sohn Muhammed Ali Mirza. — Nach viel Dienstjahren, groß an Zahl, — schied v. Köster, Großadmiral — aus der deutschen Marine aus, — verehrt vom Volk und Kaiserhaus! — Den Erbstreit mit dem Cumber land — hat gebracht Braunschweig sehr gewandt — nun doch noch vor den Bundesrat, — und in dem öst'reichischen Staat — beschimpfte in dem Parla ment — mit „Lump" den Vizepräsident — Graf Sternberg im Reichsrate schwer, — in Ungarn ging es ähnlich her. — Da auf der Flucht ist Raisuli, — rief wieder die Diplomatie — nach Frankreich, Spanien zurück — die Tanger-Flotte; nicht viel Glück — mit Aufhebung der Sonntagsruh' — hat man in Eng land, denn im Nu — sprach der Erzbischof gegen sie — von Westminster, Canterbury. — In Rußland drückte schön der Zar — seinen Ministern wunderbar — trotz Betrug sein Vertrauen aus; — in Rom gab ferner noch heraus — der Papst eine Encyclika, — was sonst noch in der Welt geschah, — die große Hungersnot Chinas, — das Erdbeben Jamaicas, — das stimmte nicht gerade weich — das Herz von Frohlieb Schmerzensreich. Der Erbe von Biedheim. Roman nach einer Idee von K- Felden von Irene v. Hellmuth. (Fortsetzung) Nachdruck verboten. Der Erzähler stützte den Kopf in die Hand und blickte eine Weile sinnend vor sich hin; dann fuhr er fort: „Was darauf folgte, war unbeschreiblich! Der unglückliche Vater brach an der Leiche des Sohnes, den er so sehr geliebt, zusammen! Er weinte, fluchte und betete wild durcheinander; — er klagte das grau same Schicksal an, — dann wieder sprach er mit seinem Sohne als wäre er gar nicht tot. Stunden vergingen so. Doch mit einem Male kam ihm die alte Energie zurück. Sein einziges Dichten nnd Trachten ging nun dahin, der jungen, zarten Frau, der Gattin des so plötzlich Dahingeschiedenen, die furchtbare Wahrheit zu verheimlichen, wenn auch nur für wenige Tage; er hoffte, daß sie in kurzer Zeit kräftiger werden würde, vorläufig war sie dringend der Schonung be dürftig. Da die Wohnung des jungen Paares im östlichen Seitenflügel lag und Baronin Wanda das Bett hüten mußte, so konnte es mit Hilfe der Diener schaft vielleicht gelingen, der jnngen Frau das schreck liche Unglück zu verheimlichen. Baron Egon übernahm die schwere Rolle, den Harmlosen zu spielen. Wie sauer mochte ihm das wohl damals geworden sei»! Er zwang trotz des ungeheuren Schmerzes ein Lächeln auf seine Lippen, — so trat er bei seiner Schwieger- tockter ein und sagte ihr, daß ihr Gatte ganz pötzlich auf unbestimmte Zeit habe verreisen müssen, sie möge sich deshalb nicht aufregen. Eberhardt hoffe, daß sie