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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr» 144. für Michcnbmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. 48. Sonnabend, den 1. Dezember 1N06. ' — Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47v), iowie von den Herren I. Oebser in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro ifpaltige Petitzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Gemeindeabgaben. Am 1. Dezember s. o. ist der 4. Termin der Gemeindeabgaben und des Schul- geides auf 1906 fällig. Der unterzeichnete Gemeindevorstand macht dies mit dem Bemerken hierdurch bekannt, daß nach Ablauf der für die Bezahlung zugelassenen 14tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Pfändungsverfahren eingeleitet werden wird. Reichenbrand, am 30. November 1906. Der Gemeindevorstand. Bogel. Bekanntmachung. Der bisherige Sparkassen-Kontrolleur und Gemeindekassen-Assistent in Grüna Herr Hermann Willy Barth ist heute von uns als Gemeindekassierer angestellt und in Pflicht genommen worden. Neustadt, am 30. November 1906. Der Gemeinderat. Geißler, Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Den 1. Dezember dss. Is. wird der letzte Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes auf das Fahr 1906 fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß nach Ablauf der zur Bezahlung nachgelassenen 14tägigen Frist gegen Säumige das Mahn- bez. Zwangs beitreibungsverfahren eingeleitet werden mutz und haben sie die dadurch entstehenden Kosten sich selbst zuzuschreiben. Die Gebühren für Zahlungserinnerungen betragen nach dem neuen Kostengesetz bis 5 Mart 10 Pfg., über 5 Mart bis 20 Mark 20 Pfg., über 20 Mark für je volle 10 Mark mehr je 10 Pfg. mehr bis zum Höchstbetrag von 10 Mark. Rabenstein, am 30. November 1906. Der Gemeindcvorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Gesunden wurde: 1 Paket Handschuhe und 1 Pferdepeitsche. Rabenstein, am 30. November 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bericht über die Sitzung des Gemeinderates zu Siegmar am 27. November 1906. Es wird Kenntnis genommen: 1., von der Verteilung einer weiteren Rate von 2°/» im Kummer'schen Konkurse, 2., von der erfolgten Revision der Sparkasse und sämtlichen Gemeinde kassen, bei welcher alles in Ordnung befunden wurde und 3., von der Anschaffung 2er Exemplare, Entwürfe für Klein wohnungen betr., und Überweisung eines solchen an die hiesige Volksbibliothek. Ein Gemeindeanlagen - Erlatzgesuch wird berücksichtigt, während ein Reklamationsgesuch als unbegründet abgewiesen wird. Weiter wird ein Dispensationsgesuch über die Zergliederung eines Grundstückes befürwortet, da in volkswirtschaftlicher Beziehung Bedenken nicht geltend zu machen sind. Die Volksbibliotheksrechnung auf das Jahr 1905 wird Nach erfolgter Prüfung richtig gesprochen. Von dem gegenwärtigen Stande der Angelegenheit über die Bildung eines Kassenrevisions-Verbandes wird Kenntnis genommen. In Sparkassensachen werden mehrere Gesuche um Ent lassung von Areal aus dem Psandverbande genehmigt und zu 5 Grundstücksbeleihungcn die erforderliche Zustimmung erteilt. Von der beabsichtigten Regulierung des dem Rathause gegenüberliegenden Platzes wird Kenntnis genommen und der Kunstgärtner Schwarz in Einsiedel um Vorlage von weiteren Skizzen über gärtnerische Anlagen gebeten. Ein Gehaltszulagegesuch findet Berücksichtigung. Der letzte Punkt der Tagesordnung, Gemeinderats-Er gänzungswahlen betr., wird von der Tagesordnung abgesetzt, da der aufgestellte Nachtrag zum Ortsstatut noch der ministeriellen Genehmigung bedarf. Freigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). An den Ufern des Flusses und über diese hinaus standen Lärchen, Akazien und Ahornbäume, und zu den beiden Seiten stiegen grüne, von Haselnuß- und Schlehdorngebüsch gesprenkelte Höhen an. Tiefe Stille herrschte ringsum. Nur die Fluten, die das Helden grab bespülten, flüsterten leise uud geheimnisvoll, und die Blumenbinsen an den beiden Ufern lauschten und nickten sich schweigend zu. Es waren wundersame Geschichten von einem verlorenen Paradiese und einer bessern Welt, die die klaren Fluten erzählten, und feuchten Auges wähnten die am Grabe Stehenden die Schicksale zweier Menschenkinder zu vernehmen, die sich im Leben hoffnungslos geliebt und an diesem Orte für immer gefunden hatten. — XIV. Durch die trübe Winterlandschaft raste der Schnell zug. Die frostverbrämten Telegraphenstangen neben dem Bahnkörper huschten im raschem Fluge an dem Mit wunderlichen Eiskrystallen gezierten Coupefenster vorüber, durch das eine ijunge Dame ungeduldig hindurchzuspähen suchte. Sie hauchte von Zeit zu Zeit auf die gefrorene Scheibe und wischte dann mit dem Taschentuche den dadurch erzielten eisfreien Fleck auf dem Glase trocken; allein schon nach wenigen Sekunden bildeten sich wieder neue Phantasiesträucher und märchenhafte Blumen auf der angehauchten Stelle.- Endlich ertönte ein langandauernder Pfiff von der Maschine her; eine Weile noch rollten die Räder mit klingendem Geräusch auf den befrorenen Schienen dahin; dann setzte langsam die Bremse ein, und plötz lich stand der Zug mit einem Rucke still. „Augsburg! Alles aussteigen!" ries der Kondukteur, indem er die Wagentür öffnete. Die Dame hob ihr Reisegepäck auf den Perron herab und hielt mit etwas besorgter Miene nach einem Kofferträger Umschau. Gleich darauf erhellten sich ihre Züge, und sie eilte auf einen älteren Offizier zu, der ihr raschen Schrittes und freudestrahlend entgegen kam. „Grüß Dich Gott, lieber Vater!" rief sie, indem sie den Offizier umarmte und küßte. „Grüß Dich Gott, Irma!" erwiderte Berger. „Wie geht es Dir, Kind?" „Mir geht es gut, Vater. Weil ich nur wieder bei Dir bin. Hast Du mein in Stuttgart aufgegebenes Telegramm doch noch rechtzeitig erhalten?" „Gewiß, Irma. Ich erhielt es gestern abend noch und bin heute früh mit dem ersten Zuge von München abgereist. Komm, Kind, gehen wir gleich in den Wartesaal; es ist ja schauerlich kalt. Wir haben noch eine Stunde Zeit bis der Zug nach Buchloe und Kaufbeuren abgeht." „Leider müssen wir den Postzug benützen, Vater; aber wir kommen Punkt 5 Uhr in Kaufbeuren an." „So ist's mir auch am liebsten, Irma. Nm 5 Uhr ist es bereits dunkel. Ich möchte nicht, daß ich vor zeitig von jemandem erkannt werde." „Ich kann Dir gar nicht sagen, Vater, wie ich mich freue. Wird das heute ein schöner Christabend werden!" Sie hatten inzwischen den Wartesaal erreicht, wo sie sich an einem freien Tische niederließen. Aber nun sage mir vor allem, wie es mit Deiner Gesundheit steht", begann Irma mit liebender Be sorgnis. „Danke, Kind. Ich glaube, daß ich in einem Monat soweit hergestellt bin, daß ich wieder nach Frankreich zurück kann. Als ich vor neun Wochen in München ankam, habe ich wohl nicht gedacht, daß sich die Heilung meiner Wunde so lange verziehen wird. Ich habe die Reise von La Monzelle nach München doch zu früh gewagt und lag deshalb nach meiner Ankunft in der Klinik 14 Tage fieberkrank darnieder. Vor drei Wochen wurde ich operiert. Die Kugel, die mir auf der rechten Brustseite eingedrungen ist, wurde mir von einem Chirurgen in der Nähe der Achselhöhle entdeckt und herausgeschnitten. Ich fühle mich im allgemeinen so ziemlich gesund und kräftig; nur die Beweglichkeit des rechten Armes läßt noch zu wünschen." „Oh, ist das ein Glück! Du warst anfangs sehr schlimm daran, lieber Vater." „Das verdanke ich ja alles Dir, gutes Kind. Ohne Dich wäre ich ja längst nicht mehr. Wie geht es Deinem Bräutigam? Er ist bereits vor vier Wochen in seine Heimat abgereist." „Karl ist seit sechs Tagen in Bickenried. Ich habe vorgestern früh, kurz vor meiner Abreise von Orleans einen Brief von ihm erhalten. Seine Kopfwunde ist vollkommen geheilt, und auch mit seinem Arm geht es von Tag zu Tag besser." „Nun, das freut mich von Herzen", sagte Berger, indem er seiner Tochter die Hand drückte. „Verzeihe, Vater — ich habe noch gar nicht zu Deiner Beförderung und zu Deinem hohen Orden gratuliert", fuhr Irma fort. „Karl hat mir mitge teilt, daß Du Oberstleutnant im Generalquartiermeister stabe geworden bist und den Max Joseph-Orden erhalten hast. Meinen herzlichsten Glückwunsch!" „Ich danke Dir, Kind", erwiderte Berger. „Eine große Freude habe ich vorgestern erlebt. Der König hat mich zur Audienz befohlen, und diese Stunde zählt zu meinen schönsten Erinnerungen. Der König war bezüglich meiner Angelegenheit anscheinend gut unterrichtet; allein er wollte meine Lebensschickfale von mir selbst vernehmen, und mit warmer Teilnahme hörte er mir zu." Fortsetzung folgt. Nachrichten des K.Standesamtes zu Neichenbrand vom 24. bis ZV. November 1SV6. Gebürte«: Dem Fabrikarbeiter Otto Paul Müller in Siegmar 1 Mädchen; dem Stanzer Otto Friedrich Schreiber in Reichen brand 1 Mädchen; dem Mctalldreher Hugo Bruno Walther in Reichenbrand 1 Mädchen; dem Handarbeiter Friedrich Linus Steinbach in Reichenbrand 1 Mädchen. Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Vakat. Stcrbefälle: Dem Schlosser Johann Peter Zapf in Siegmar 1 Knabe, 1 Monat alt; der Bcrgwerkmeister a. D. Johann Gottlob Roth in Siegmar, 84 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 23. bis 3V. November LSV6. Geburten: 1 Sohn dem Eisengießer Max Richard Lohse; dem Handschuhstricker Max Richard Anders; dem Handschuh wirker Richard Oskar Hommel und dem Kaufmann Louis Hermann Hartmann; 1 Tochter dem Müller »Max Bruno Gerlach; dem Geschirrführer Ignatz Schwachulla und dem Handschuhstricker Richard Weiland, sowie ein unehelich ge borener Knabe, sämtlich in Rabenstein- Eheaufgebote: Der Monteur Aron Immanuel Huth in Göppersdorf bei Chemnitz mit Frieda Anna Eichner in Raben stein. Der Strumpfwirker und Feuerversicherungsagent Fried rich Otto Gundermann mit Emilie Ernestine verw. Nestler, geb. Ernst, beide in Rabenstein. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Keine. Nachrichten des Königs. Standesamtes Neustadt vom 24. bis 3V. November 1S06. Geburten: Dem Strumpfwirker Adolph Th. Uhlig 1 Tochter. Aufgebote: Der Schlosser Johann Mayer mit Stefanie Schwejnoha, beide wohnhaft in Neustadt. Eheschließungen: Keine. Stcrbefälle: Keine. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 1. Advent den 2. Dezember a. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag den 7. Dezember vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Parochie Rabenstein. Am 1. Advent den 2. Dezember vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag den 7. Dezember vorm. 10 Uhr: Beichte mit heil. Abendmahl.