Volltext Seite (XML)
Wunsch geäußert, er möchte da begraben werden, wo er gefallen ist." „Das erfahre ich gerade noch zur rechten Zeit", versetzte Schiefweg. „Die Beerdigung des Herrn Hauptmanns findet heute Nachmittag 3 Uhr statt. Seine Leiche liegt in Balan. Der Wunsch des ge fallenen vortrefflichen Offiziers wird selbstverständlich erfüllt werden." Nach dem Weggange des Generals begab sich Irma durch den Hausflur in ein gegenüberliegendes Zimmer. Hier lag Schütz auf einem einfachen Feld bette und schien ruhig zu schlafen. Irma ließ sich auf einem Stuhle neben dem Bette nieder und fühlte den Puls des Verwundeten. Zu ihrer großen Freude fand sie, daß das Fieber gewichen war. Einige Zeit betrachtete sie mit liebender Besorgnis das bleiche, hübsche Gesicht des Schlafenden, dann erhob sie sich und ging in das anstoßende Zimmer, in welchem der Rittmeister Fernwald im heftigsten Fieber-Delirium darniederlag. Er phantasierte fast beständig. Irma hatte bereits in der vorausgegangenen Nacht wieder holt den Namen der Baronin von Rembach von den Lippen des Kranken vernommen, und es drängte sie, den Verwandten desselben Nachricht zu geben. Bis jetzt hatte sie aber noch keine Zeit dazu gefunden. Als der Verwundete eben wieder laut und wie von Angst erfüllt den Namen Emilie rief, kam Irma ein Gedanke, den sie ohne weitere Ueberlegung sofort ausführte. Sie riß aus ihrem Notizbuch ein Blatt Papier und schrieb darauf das folgende Telegramm: „Frau Baronin Rembach, Passau. Ihr Vetter, der Herr Rittmeister, liegt unter meiner Pflege schwer verwundet in La Monzelle bei Sedan. In seinen Fieberphantasien ruft er wiederholt nach Ihnen. Ich glaube, sein Leben hängt von Ihrer Ankunft ab. Mit herzlichem Gruße, Irma Hartfeld." Eine Stunde später schlug Schütz die Augen auf. Irma saß an seinem Bette und prüfte den Blick des Erwachenden. „Erkennen Sie mich, Herr Leutnant?" fragte sie, ihm ihre Hand auf die Stirne legend. „Irma", kam es nach einer längeren Weile von den Lippen des Verwundeten. „Fräulein Irma — Sie sind bei mir? Ja, wo bin ich denn?" „In der Verbandsstation bon La Monzelle, Herr- Leutnant. Georg und ich haben Sie auf dem Schlacht felde gefunden und hierher gebracht. Dem Himmel sei gedankt, daß Sie die gefährliche Krise überstanden haben." „O wunderbare Fügung . . . Irma, liebe Irma, Sie sind bei mir?" sprach Schütz wiederholt. „Sie sind verwundet, Herr Leutnant", sagte Irma leicht errötend, und müssen sich sehr schonen. Halten Sie sich nur recht ruhig, damit Ihr Arm nicht aus der Lage kommt. Ich will gleich den Arzt rufen." „Fräulein Irma, bin ich schwer verwundet . . . werde ich dienstuntauglich — ein Krüppel?" „Nein, Sie werden wieder vollkommen genesen, Herr Leutnant, und ich will bei Ihnen bleiben und .Sie pflegen, bis Sie gesund sind." Zwei Tage später hielt gegen Abend eine geschlossene Equipage vor der Verbandsstation. Eine vornehme Dame in grauem Reisekleide stieg aus uud wies einen Bedienten, der neben dem Kutscher auf dem Bocke saß, an, das Reisegepäck auszuladen. Irma, die zufällig die Equipage anfahren und die Dame aussteigen sah, eilte in freudiger Ueberraschung vor die Haustüre. „Frau Baronin!" rief sie, auf die Dame zueilend und sie umarmend. „Gott grüße Sie, Frau Baronin! So schnell sind Sie gekommen?" „Grüß Gott, liebe Irma", erwiderte die Baronin ergriffen. „Ich danke Ihnen herzlich für Ihre Mit teilung. Wie geht es meinem Cousin, dem Herrn Rittmeister?" „Seit heute Mittag hat ihn das Fieber verlassen und er schläft", antwortete Irma. „O Gott sei Lob und Dank! Ich hatte eine Todesangst um ihn!" rief Frau von Rembach auf atmend. „Wo ist der Herr Rittmeister? Oh, bitte, führen Sie mich zu ihm!" Mit angstklopfendem Herzen betrat die Baronin das kleine, matterleuchtete Stübchen, in dem der Ritt meister lag. Ein paar Augenblicke blieb sie an der Türe stehen und blickte mit zuckenden Lippen auf den Schlafenden, dann sank sie schluchzend an seinem Lager in die Knie. — Die wenigen Worte in Jrma's Tele gramm hatten eine schlummernde Saite in ihrem Herzen geweckt. Angesichts des Schwerverwundeten, den der Nimbus des Helden umwob, hatte sie das Gefühl, daß ihr ganzes Leben trostlos und öde werden müßte, wenn der langjährige treue Kamerad sie für immer verlassen würde. Einige Tage später saßen Irma und Georg am Krankenbett ihres Vaters, der ihnen seine Lebensschick sale erzählte. Die Mutter und den Großvater der beiden Geschwister beurteilte Berger mit der größten Schonung und schrieb sein Geschick lediglich der un glücklichen Verkettung der Nebenumstände zu. „Mein Wille, daß das Geheimnis über meine Person vorerst noch strenge gewahrt bleiben muß, mag Euch vielleicht nicht hinreichend begründet erscheinen, liebe Kinder", schloß er. „Allein ich bestehe darauf. Seht, Kinder, als ich vor siebzehn Jahren in der kleinen Holzfäller wohnung in den Donauschütten im größten Elend darniederlag, da kam mir in einer der vielen sorgen vollen Stunden der Gedanke, es müßte einst ein Weihnachtsabend kommen, an dem mir für die unschuldig erlittene Schmach Genugtuung wird. Diesen Lieblings gedanken habe ich nun siebzehn Jahre lang gehegt; er ist zur fixen Idee eines Unglücklichen geworden. Das schöne fröhliche Fest hat sich seitdem sechzehn Mal wiederholt, und an jedem Weihnachtsabend saß ich einsam und düster brütend quf meinem Zimmer. Meine Hoffnung erschien mir längst als eine Fata Morgana, und dennoch hielt ich mit zäher Ausdauer an ihr fest. Als ich am zweiten September unter Deiner treuen Obhut, liebe Irma, zum Bewußtsein erwachte, war einer meiner ersten Gedanken: Endlich kommt dieses Weihnachten! Bis Weihnachten bist Du wieder gesund. Nicht als Schwerverwundeten, als Hilflosen soll Eure Mutter mich Wiedersehen, gesund und rüstig will ich von den Toten auferstehen und vollkommen unerwartet vor sie und den Großvater treten. Das Haupthindernis, mich jetzt schon zu entdecken, bildet jedoch der Umstand, daß ich einen falschen Namen führe. Ich habe mög licherweise noch eine Strafe, wenn auch keine entehrende zu gewärtigen; jedenfalls wird die Ordnung dieser Angelegenheit noch eine längere Zeit in Anspruch nehmen, und vorher möchte ich aus meinem Dunkel nicht heraustretcn. Nun bin ich aber in einem schweren Kampfe. Eure Mutter leidet, leidet furchtbar, und Euer Großvater, der alte ehrwürdige Greis ebenfalls. Was soll ich tun, Kinder?" „Du wirst gewiß selbst das Rechte finden, Vater", sagte Georg. „Wie geht es denn Deinen beiden Schutzbefohlenen, dem Herrn Rittmeister und Herrn Leutnant Schütz?" fragte Berger seine Tochter. Fortsetzung folgt. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden im Monate Oktober ds. Js- 114 Einzahlungen im Betrage von 25906 Mk. 13 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 39 Rückzahlungen im Betrage von 12834 Mk. 60 Pf. Eröffnet wurden 23 neue Konten, geschlossen 6 Konten. Zinsbar angelegt wurden 25200 Mark. Die Gesamteinnahme betrug 33076 Mk. 33 Pf., die Gesamtausgabe 38054 Mk. 10 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 5227 Mk. 25 Pf. Der gesamte Geld umsatz im Monat Oktober beziffert sich auf 71130 Mk. 43 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr vorm. und 2—6 Uhr nachm. geöffnet und expediert auch schrift lich. Alle Einlagen werden mit 3Vs°/o verzinst und streng geheim behandelt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 27. Oktober bis 2. November 1906. Geburten: Dem Schlosser Hermann Arno Nitzsche in Siegmar 1 Knabe; dem Kernmacher Arthur Karl Lindner in Reichen brand 1 Knabe; dem Eisenformer Max Hermann Eckardt in Reichenbrand 1 Mädchen. Aufgebote: Der Eisengießer Karl Emil Buschmann in Siegmar mit Lina Selma Schaale in Reichenbrand. Der Kaufmann Willy Oswald Wendler in Reichenbrand mit Gertrud Olga Junghänel. Eheschließungen: Der Handschuhwirker Otto Hermann Eckeft in Mittelbach mit Hulda Anna gesch. Kretzschmar geb. Mosig in Reichenbrand. Der Gutsbesitzer Friedrich Oskar Steinert in Markersdorf mit Marie Lina Neubert in Reichenbrand. Sterbefälle: Dem Strumpfwirker Franz Lous Löffler in Reichenbrand 1 Knabe, 1 Monat alt. Der Brauer Gustav Adolf Kirchner in Reichenbrand, 34 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabensteiu vom 26. Oktober bis 2. November 1906. Geburten: 1 Sohn dem Fabrikarbeiter Paul Richard Winkler und dem Tischler Reinhard Richard Rehwagen und ein totgeborenes Mädchen, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebotc: Der Gutsbesitzer Franz Otto Jung in Mittelbach mit Rosa Franziska Drechsler in Rottluff b. Chtz- Der Handschuhwirker Max Robert Bauch in Rabenstein mit Clara Sara Münch in Rottluff b. Chtz. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Der Strumpfwirker und Jnvalidenrentner Karl August Kluge, 67 Jahre alt; 1 Tochter dem Fabrikschloffer Ernst Paul Zaspel, 10 Jahre alt; und 1 Sohn dem Strumpf wirker Max Eugen Hofmann, 1 Monat alt, sämtlich in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 21. Sonntag x>. Irin, den 4. November L. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 21. Sonntag p. Inn. den 4. November a. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst (H. Pfarrer Kirsten- Pleißa). Alle Mmn Bickmen von frischen und künstlichen Blumen werden geschmack voll ausgeführt bei Reichenbrand, Pelzmühlenstr. Offeriere: Frühbeetsalat, Krauskohl, Spinat, sowie blühende Topfpflanzen. Teiible Besetzerinnen in und außer dem Hause, sowie ein Mädchen zum Warendurchsehen sucht Rabenstein, Limbacherstr. M /er'/ FSwo-'r/e-rerr ^/rr-rr-r^err rr-rc/ 6e^err/öe, 6/Äe/ö- rr-rr/ ^eFe^wrrrr^e, /ere-'/re^e-r <?e- §S-rFe r/ee ^M'-r-re^rM-rFVS-'er-r^ §aF6-r wr> ^rer-rrrr/ rr-r^er-e-r ZrsrSUe/rstsrr Oa-rk. k//7k/ FöS. ////r-re/r. Og.uk. Zöllen Jenen, die un8 bei unserer silbernen Hoekreit in so reicbem Nausse mit versebiedenen Cescbenben und Llumen beebrten, insbesondere den ZänAerträuIeins der „kieder- tutel" ru bleustudt und den lieben Unusbevrobnern, blLcbbnrn Ureunden und donnern su§en wir biermit nocbmnls belieben Dank. ^ensillüt, lind d. 31. Oktober 1906. " -O OLU. Meiner werten Kundschaft zur gefl. Kenntnis, daß ich meinen Beruf wieder bekleide. Hebamme Reichenbrand. MUS RestmM, MW llackcksm es uns vergönnt war, in unseren Usubau einrurisken, sagen wir allen kreuncken unck bekannten, ckie uns bislier so liilk. reick rur Zelte stancken, sowie allen elenen, wslcke uns beim Cinruge mit klumenspencken unck sonstigen Aufmerksamkeiten erfreuten, unsern vsrbincklicksten Dank unck knüpfen Kieran ckie kerrlicke Kitts, ckas uns Kisker bewiesene Voklwollen auck ferner angeckeiken ru lassen. kleisckermstr. MüX ktcktsr unck krau. ksickenbranck, im Uovember 1906. Montag den 5. November großes Schlachtfest; von vorm. 11 Uhr an Wellfleisch, später das Uebliche. Hierzu laden alle Freunde und Gönner höflichst ein I'i'itL HiHixr und 2 schöne Stuben mit Zubehör, sowie eine kleine Helle Werkst-lle sofort oder später zu vermieten. Slevkeir, Reichenbrand. Sisgmsn. 3 schöne große Parterre-Zimm** (Vs Etage) nebst Zubehör an kinden- Familie sofort billigst mietfrei. Nah- Limbacherstr. 20, 1 Et-