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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reilhenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. ^2 44. Sonnabend, den 3. November 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47vh sowie von den Herren I. Oebser in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengcnommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Mr Inserate größeren Umfangs und bei örteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung Gefunden wurde ein Verlobnngsring. Verloren wurde von einem armen Dienstmädchen ein Zwanzigmark stück. Der ehrliche Finder wird ersucht, dasselbe gegen Finderlohn im Gemeinde amte abzugeben. Reichenbrand, am 2. November 1906. Der Gemeindevorstand. . Woget. Versteigerung. Montag den 5. November nachmittags 4 Uhr soll im hiesigen Ge meindeamte L Vertiko gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Reichenbrand, am 2. November 1906. Der Vollstreckungsbeamte. Bekanntmachung. Denjenigen Steuerpflichtigen, welche mit dem 2. Termin der diesjährigen Einkommen- und Ergünzungssteuer noch im Rückstände sind, wird an- durch bekannt gegeben, daß nunmehr das Zwangsvollstreckungsverfahren beginnt und die Säumigen die dadurch entstehenden Kosten sich selbst zuzu schreiben haben. Rabenstein, am 2. November 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Nachstehende Bekanntmachung wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 28. September 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Alle in der Gemeinde Rabenstein aufhältlichen nicht vom Waffendienst zurückgestellten Reservisten, Dispositions-Urlauber und zur Disposition der Ersatzbehörden Entlassenen erhalten hierdurch Befehl, zu der am Dienstag den LS. November LS06 mittags 12 Uhr M Limbach, Hotel „zum Hirsch", stattfindenden Kontrol-Versammluug Pünktlich zu erscheinen und zwar: Jahres klassen (Eintrittsjahr) I8SS—1S06. Anzug: Reine bürgerliche Kleidung; Schirme, Stöcke und Zigarren sind vorher wegzulegen. Befreiungsgesuche sind spätestens S Tage zuvor einzureichen, später eingehende Gesuche finden keine Berücksichtigung. Im klebrigen wird auf Punkt III und V der Paßbestimmungen hingewiesen. — Königl. Bezirks-Kommando Chemnitz. Bekanntmachung. Verloren wurde gelegentlich der Feuerwehrübung am Reformationsfest eine Signalhupe. Der Finder wird gebeten, dieselbe im Rathaus Rabeu- stein abzugeben. Rabenstein, am 2. November 1906. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. An die Mitglieder der Kirch gemeinde Rabenstein. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die feierliche Ein weisung unseres neugewählten Pfarrers Herrn Weidauer, seither in Mittelsaida, Sonntag, den II. November ISV6 im Vormittagsgottesdienste, 9 Uhr beginnend, nach dem von der K. Superindentur Chemnitz aufgestellten Directorium erfolgen wird. Alle Mitglieder der Kirchgemeinde werden hierzu herzlichst eingelädeu. Die Herren Vereinsvorsteher werden gebeten, die Fahnen ihrer Vereine vor Beginn des Gottesdienstes zur Schmückung der Kirche auf dem Altarplatz aufstellen zu lassen. Rabenstein, am 2. November 1906. Dev Kirchenvovstand. Kugen Werket, Pfarrer Kein - Reichenbrand, stellvertr. Vors. 6ic. perp. Bekanntmachung. 'Die hiesige freiwillige Feuerwehr wird in der Zeit vom 5.—11. November l. I. zu einer Nachtübung alarmiert werden. Zur Vermeidung von Irrtümern wird dies hierdurch bekannt gegeben. Rottluff, am 2. November 1906. Der Gemeindevorstand. Krumpholz. Oktober - Betrachtungen des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich. Das waren Tage schön und hell, — mit denen der Oktober schnell — im Zeitenlauf nahm seinen Gang; — war auch verstummt der Vöglein Sang,— vom Himmel strahlte warm und klar — der Sonne Glanz so wunderbar, — gerade wie zur Frühlings zeit, — und Herz und Seele wurden weit — noch- vlals in jeder Menschenbrust, — bracht' doch der Herbst ihr noch viel Lust, — und bei der Lüfte lindem <öeh'n — könnt' man im Freien sich ergeh'n! — Doch manches hübsche Mägdelein — stimmte nicht froh der Sonnenschein, — denn als Soldat traf ein 'hr Schatz — an irgend einem fernen Platz, — drum dar in der Oktoberzeit — auch hier und da viel Herzeleid! — Sieht einmal näher man den Stand — ver Dinge an im Vaterland, — hat ihm viel Gutes vicht gebracht — der Mond, und hell wurde entfacht 7- der Unwille im ganzen Reich — durch des Prinz Hohenlohe's Streich, — daß er sich konnte nicht er- war'n, — schon jetzt des Vaters Memoir'n — laut ZU verkünden aller Welt, — wodurch sehr bloß wurde gestellt — der Kaiser Wilhelm und Bismarck, — das dar dem Herrscher selbst zu stark, — und ein geharnischt' Delegramm — gab an den Chef vom alten Stamm — der Hohenlohe's er gleich auf, — das dieser un gern nahm in Kauf! — Viel Verdruß machte weit und breit — noch in Braunschweig der Thronsolg'- ureit, — dessen Schlichtung nur langsam geht, — dfch der Geist, der fanatisch weht — jetzt durch Polens «chulkinderschar, — die im Unterricht streikte gar, — ddem keins deutsch die Antwort spricht, — verschönte ven Oktober nicht. — In Nürnberg tagte wieder fein — dies Jahr der deutsche Frau'nverein, — und in dem Wortkampf nahm derb mit — Helene Lange die Frau Stritt. — So herrschte ringsum Mißgeschick, — und der Hauptmann von Köpenick — trug dazu bei noch überreich — durch seinen großen Gauner streich. — Durch ihn hat er der Welt gezeigt, — wie vor der Uniform sich neigt — ein jeder fast im deutschen Land; —denn auf seinen Befehl hin stand — vor'm Rathaus „Schmiere" der Soldat, — der Rentant zahlte aus den Draht, — der Bürgermeister ging in Haft, — die Straße sperrt die Schutzmann schaft; — fogar die Reichspost folgte brav, — denn Telephon und Telegraph — hat auf Befehl sie ab gestellt, — daß der Gauner fort bringt das Geld! — Das war die größte Schwindelei, — Berlins Kriminal polizei — ergriff den Hauptmann jüngstens mit, — ein Schuster Voigt wars aus Tilsit, - der bis jetzt fünf undzwanzig Jahr — im Zuchthaus und Gefängnis war. — In Berlin war'n Luftschiffer viel, — auch Graf Zeppelin kam ans Ziel —durch seines Luftschiffs Probe fahrt, — das er lenkte auf jede Art. — Luftballons flogen um die Wett' — wegen den Preis Gordon-Benett — in Frankreich noch; wo stellte ein — die Arbeit schon nach kurzem Sein — Sarriens Ministerium, — Herrn Clemenceau zum Gaudium, — der nun an seine Stelle trat. — Auch in dem öst'reichischen Staat — mußt', weil die Ungarn drauf besteh'n, — der Herr von Goluchowski geh'n, — ein treuer Freund von dem Dreibund, — während in Rom zu gleicher Stund' — sein Fortbestehen stärkte sehr — v. Tschirschky, der Staatssekretär. — England und Rußland einten sich — schön über Asien brüderlich, — zweihunderttausend Pfund Sterling — borgte, weil gut die Sache ging, — John Bull dem neuen Freunde gleich, — der ihm erstand im Russenreich, — wo Tod, Verbannung durch den Zar — fort an der Tagesordnung war. —So ging nicht grade zum Gewinn — der Weinmond für die Menschheit hin, — Spaß machte Köp'nicks Gauner streich — nur ihr und Frohlieb Schmerzensreich. Freigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). „Das hoffe ich gleichfalls von Herzen, lieber Berger", erwiderte General v. Schiefweg. „Vor allem meinen innigsten Glückwunsch zu der hoch erfreulichen Wendung in Ihrem bisherigen traurigen Schicksale. Nun wird ja alles wieder gut werden. Ich glaube sicher, daß Sie unter der fürsorglichen Pflege Ihres Fräulein Tochter wieder vollkommen hergestellt werden. Ihr Arzt, den ich vorhin gesprochen habe, ist der gleichen Ansicht." „Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen; so plötzlich, so unerwartet hat sich's gewendet. Was ist's mit meinem Bataillon, Herr General?" „Entschlagen Sie sich jetzt aller Sorgen, lieber Berger", versetzte Schiefweg. „Sie haben mit Ihrem Bataillon Hervorragendes geleistet, und die verdiente Auszeichnung wird nicht ausbleiben. Doch verzeihen Sie, ich habe mich bereits zu lange aufgehalten. Bitte, lassen Sie sich nicht mehr stören; Sie bedürfen sehr der Ruhe und Schonung." Schiefweg wechselte noch mit Irma einige Worte, dann verabschiedete er sich. „Ich habe noch eine Bitte, Herr General", sagte Berger, als Schiefweg ihm die Hand reichte. „Haupt mann Schwarzwild hat kurz vor seinem Tode den