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„Der die erste Stimme gesungen hat, das war der Jäger Ritter von meiner Kompagnie", erwiderte Hartfeld. „Den kenne ich schon, den Mundharmonikakünstler", versetzte Schütz. „Er ist im ganzen Bataillon unter dem Namen Schneidersepp bekannt." Auf Schwarzwild schien das einfache Volkslied einen tiefen Eindruck gemacht zu haben. Gesenkten Hauptes saß er lange schweigend da, und die beiden Freunde glaubten, er sei eingeschlafen. Plötzlich aber sang er leise, wie traumverloren vor sich hin: „O selige Stunde, verlorenes Glück, Wann kehrst du wieder zn mir zurück." „Das war ein hübsches Lied, Herr Hauptmann", sagte Schütz. „Ich habe es noch nie gehört, obwohl ich auf dem Lande aufgewachsen bin." „Mich hat das Lied gewaltig gepackt, meine Herren", erwiderte Schwarzwild mit merklich ange griffener Stimme. „Seit dreißig Jahren habe ich die liebe Weise nicht mehr gehört. Es war das Lieblings lied eines Mädchens, das ich von meiner Kindheit auf kannte und liebte, und das ich schmerzlich vermisse, so lange ich lebe." „Haben Herr Hauptmann Ihre Braut durch den Tod verloren?" fragte Schütz teilnahmsvoll. „Wir waren nie verlobt und haben niemals vom Heiraten gesprochen, und geküßt habe ich mein Lieb zum erstenmal, als sein Herz nicht mehr schlug und seine Lippen erkaltet waren." „Das war eine ungewöhnliche, ideale Liebe", bemerkte Schütz gerührt. „Ungewöhnlich war auch das Mädchen, das ich liebte", fuhr Schwarzwild fort. „Wenn die Herren nicht den Schlaf vorziehen sollten, will ich Ihnen kurz meinen Jugendtraum erzählen." Schwarzwild tat einen mäßigen Zug aus seinem Becher und begann: „Ich wurde in der frühesten Jugend Doppelwaise. Meine Mutter kannte ich nicht Mehr und im Alter von sieben Jahren habe ich meinen Vater, der Kriegsinvalide war und als solcher einen mageren Dorfschullehrer-Posten erhalten hatte, zur letzten Ruhe begleitet. Nach dem Tode des Vaters zog ich mit seiner alten Haushälterin ins Armenhaus. Was ich heute bin verdanke ich dem Pfarrer meines Heimatdorfes, einem edlen Manne von seltener Herzens güte. Im Alter von acht Jahren kam ich zu einem Bauern als Kuhhirte, und bei dieser beschaulichen Beschäftigung leistete mir meine kleine Nachbarin, das Sängerrosle, die im gleichen Alter mit mir stand, täglich Gesellschaft. Sie war das Kind fahrender Leute, des Aelteren von zwei Brüdern, die in den vierziger und fünfziger Jahren unter der Kunstfirma „Die weißen Sänger" im Lande umherzogen. Sie besaßen im Dorfe ein kleines Häuschen, das eine Verwandte von ihnen bewirtschaftete. Rosa, die eben falls ihre Mutter fehl früh verloren hatte, war ein seltsames Kind. Ich sehe die Kleine mit ihrem bleichen Gesichte, den ungebändigten, tiefschwarzen Haaren und den großen fragenden Märchenaugen noch lebhaft vor mir, wie sie oft stundenlang an meiner Seite saß und die Flöte blies, die ihr später einen Künstlerruf ver schaffte. Sie hatte eine geheimnisvolle Gabe, von der außer mir lange niemand wußte. Wenn zum Beispiel die Kühe auf einer großen Wiese meines Dienstherrn weideten und so gesammelt waren, daß wir innerhalb einer bemessenen Frist nicht zu befürchten brauchten, daß sie sich zerstreuten und auf ein fremdes Grundstück überliefen, so geschah es zuweilen, daß wir uns in den nahen Wald begaben und dort Schwämme oder Beeren suchten. Mitten im Walde nun, von dichtem Unterholz eingeschlofsen, sagte Rosa plötzlich: „Wir müssen g'schwind 'naus und die scheckig Lies'l z'rück treiben; sie ist im Krautacker vom Wirt, und der Höfelbauer schaugt von der Straß' aus zua." Fortsetzung folgt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 11. bis 17. August 1908. Geburten: Dem Klempner Oskar Bruno Kaden in Reichen brand 1 Knabe; dem Handarbeiter Josef Kotalik in Siegmar 1 Mädchen; dem Restaurateur Friedrich Hermann Uhlig in Reichenbrand 1 Mädchen. Aufgebote: Der Eisendreher Max Richard Aurich in Mittel bach mit Minna Elsa Müller in Reichenbrand; der Schlaffer Carl Friedrich Teichmann mit Anna Martha Drechsler, beide in Reichcnbrand; der Ober-Postpraktikant Arthur Robert Kürschner in Königsberg in Preußen mit Theresie Hedwig Elisabeth Müller in Siegmar. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: Die Strumpfwirkers-Ehefrau Ernestine Wilhel mine Polster geborene Nestler in Siegmar, 77 Jahre alt; dem Gärtner Max Richard Hertel in Siegmar 1 Mädchen, 14 Tage alt; dem Strumpfwirker Max Emil Kupfer in Siegmar 1 Knabe, 13 Tage alt; dem Bauarbeiter Johann Kreuzer in Siegmar 1 Knabe, 2 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 10. bis 17. Augnst 1906. Geburten: In Rabenstein: 1 Tochter dem Strumpfwirker Max Emil Hähle, und dem Gutspachter Friedrich Bruno Otto, sowie zwei unehelich- und 1 totgeborener Knabe. In Rottluff: 1 Sohn dem Fraiser Ernst Alfred Groß und 1 Tochter dem Gutspachter Max Gerhard Morgenstern. Eheanfgebote: Der Steindruckcr Guido Moritz Türk mit Rosa Auguste Mosig, beide in Rabenstein wohnhaft. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: In Rabenstein: Der Stiumpfwirkermeister und Altersrentner Franz Gustav Koblischeck, 80 Jahre alt; der Pensionär Gottlieb Friedrich Hartwig, 80 Jahre alt; 1 Tochter der ledigen Tricotagenzuschneiderin Maria Michl, 11 Monate alt, und 1 Sohn der ledigen Tricotagennäherin Frieda Alma Lohse, 2 Monate alt. In Rottluff: 1 Tochter dem Schneider Hermann Ferdinand Schenk, 8 Wochen alt. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbra«d. Am 10. Sonntag p. Irin, den 19. August L. c. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte 8 Uhr. Parochie Rabenstein. Am 10. Sonntag p. Irin, den 19. August L. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte für die Mission unter den Volke Israel. Für die uns beim Begräbnis unseres mmggeliebten Walther entgegengebrachten Beweise herzlicher Liebe und Teilnahme sagen wir allen Freunden und Bekannten hiermit unseren tiefge fühltesten Dank. Reichenbrand, 13. August 1906. Paul Berndt und Frau. Schutzmann gesucht. Am 1. Oktober dieses Jahres ist die für Militäranwärter vorbehaltene Stelle eines 2. Schutzmanns zu besetzen. Der Stellinhaber hat den Nachtdienst mit zu besorgen. Anfangsgehalt 800 Mark und 60 Mark Bekleidungsgeld, steigend nach 11 Dienstjahren auf 1400 Mark. Geeignete Bewerber, welche das 33. Lebensjahr noch nicht überschritten haben, wollen selbstverfaßtes und selbstgeschriebenes Gesuch mit Lebenslauf, Militärpapieren und Zeugnisabschriften bis zum 8. September ISO« anher einreichen. Reichenbrand, am 17. August 1906. Der Gemeinderat. Woget, G.-V. VugNSO in allen pneialagen, lk.Ssmos Gk. 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Die geehrten Mitglieder werden gebeten, sich mit ihren werten Familienmitgliedern recht zahlreich zu beteiligen. Gäste sind herzlichst willkommen. Glück auf! Fr. Schmidt, Vorsitzender. MäunnzesauWmiu Rabenstein. Heute Sonnabend abend von Vs9 Uhr ab geselliges Beisammensein im Carolabade. Große Vorlage! Um zahlreiche Beteiligung bittet der Vorstand. Kirchenchor (Sopran und Alt): Montag abend von V<9 Uhr Uebung im Schulhause. Turnverein Oberrabenstein zu Rabenstein (j. P.) Zu unserm Sonntag den 19. August statt findenden Schauturnen laden wir werte Turn genosse», sowie Freunde der Turnsache herzlich ein. Nachm. 2 Uhr Sammeln der Mitglieder und Gäste auf dem Turnplatz. 3 Uhr Beginn des Schauturnens. Nach dem Schauturnen gemütliches Beisammensein. Montag abends 6 Uhr Ball im Goldnen Löwen. Einladungen sind beim Vorsteher Ernst Möckel zu haben. Der Turnrat. Möckel, Vors. stsninchenrüchler hierein ftabenttein. Heute Sonnabend 9 Uhr Versammlung im Gasthaus Weißer Adler. Alle Mitglieder werden ersucht, zahlreich zu erscheinen. Heute Sonnabend sind alle Anmeldebogcn mit Stand geld für die Kaninchen-Ausstellung ab zugeben an Linus Drechsler, Chemnitzerstraße. Sämtliche angemeldeten Tiere müssen Freitag den 24. August abends 7 Uhr im Ausstellungs lokal eintrcffen. Der Borstano. Caneertinaverein Rabenstein Nächsten Dienstag den 21. dss. Mts. abends 9 Uhr steht den Mitgliedern ein Faß Freibier zur Verfügung. Zahlreichem Erscheinen steht entgegen der Vorstand.