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August - Betrachtungen des Rentiers Frohlieb Schmerzensreich. Was der August in diesem Jahr — auf seinem Gang der Menschheit war, — spricht klar und deutlich aus der Lust, — die froh bewegt des Landmanns Brust. — Bei glühend heißem Sonnenschein — fuhr er die reiche Ernte ein, — die dieses Jahr so herrlich stand — im ganzen deutschen Vaterland. — Von reichstem Erntesegen spricht — aus jeder Gegend der Bericht, — und laut schallt nun nach regem Fleiß — dem Herrn der Welten Lob und Preis — aus gläub'gen Herzen auf das best' — zum frohen Erntedankesfest! — So fleißig wie der Bauersmann — rührte am Schluß des Monats dann — in jeglichem Beruf und Stand — man wieder schaffensfroh die Hand — nach Sommerfrische oder Bad; — sogar Reichskanzler- Bülow trat — die Reise an von Norderney — nach Oberhof, um frank und frei — mit dem Kaiser zu konferier'u, — welch' Maßnahmen sind auszuführ'n, — da nicht geht von Podbielski — trotz Tippelskirch und Kompagnie. — Dem Herrn Minister recht fatal — kam der Kolonial-Skandal, — der in Berlin würd' aufgedeckt — und viel Unwillen hat erweckt — im ganzen deutschen Vaterland, — dort hofft man, daß mit kräft'ger Hand — die Reichsregierung fest greift zu, — daß bald die Sache kommt zur Ruh. — Ab spielte sich noch unterdes — in Landau der Spieler prozeß, — und auch der Bierkrieg tobte fort — im Reiche fast in jedem Ort; — kurzum, zum Erntelust getön — war's rings im Lande nicht g'rad schön! — Des König Eduards Besuch — in Cronberg bei dem Kaiser trug — auch nicht zu bess'rer Stimmung bei — durch Unistände gar vielerlei. — Recht kühl war wirklich der Empfang, — drum dauerte es auch nicht lang — bis wieder fort vom Neffen fuhr — der Onkel zur Entfettungskur! — Von hier will zu Be such nach Wien — er noch zu Oest'reichs Kaiser zieh'n, — der tief gebeugt ist von dem Leid, — durch den endlosen Völkerstreit. — Hierzu kam, daß von neuem brennt — die Zwietracht in dem Orient, — wo Grieche, Serbe und Vulgär — sich wieder lagen in dem Haar. — Zu allem diesen Streit und Zank — würd' noch der Türkensultan krank, — sein Tod brächte viel Mißgeschick — der ganzen Balkan-Politik, — das Revoltier» ging sicher los, — drum ist mit Argusaugen groß — all' den Ereignissen dort nah — Frankreich, England, Italia. — Auch Rußland möchte gern mit tun, — doch ließ das große Reich nicht ruhn — Mord, Brand, Aufruhr und Meuterei — und Attentate vielerlei; — wofür manchen die Todesstraf' — durch Henker oder Kugel traf, — da der Zar keine Tat verzieh; — während hier herrschte Despotie, — gab seinem Volk im Perserland — eine Verfassung in die Hand — zu bestem Wohl der edle Schah. — Was sonst man in der Welt noch sah: — die Weinernte nicht einmal halb, — die Bergabstürze von der Alp, — den Mailänder Ausstellungsbrand, — das Erdbeben im Chileland, — den Untergang des Sirio, — das stimmte nicht gerade froh — die Menschheit, doch ein lichter Blick — erstrahlte hell ihr aus dem Glück — im Potsdamer Kronprinzen- schloß, — wo man den jüngsten Zollernsproß, — des Herrgotts Gnade laut zum Lob, — frohbewegt aus der Taufe hob; — als Paten war'n für ihn bestellt — die größten Herrscher von der Welt. — „Gott nehm' das Kind in seinen Schutz, — laß es dem Vaterland zu Nutz — stets kräftig, recht gesund ge- deih'n, — daß es sich ihm einst treu kann weih'n!" — Dies wünscht, mit Deutschlands Volk zugleich, — von Herzen Frohlieb Schmerzensreich. Lreigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). Eine trübe Ahnung beschlich mich. Ich konnte meinen Schmerz nicht mehr zurückhalten und mußte weinen. „Wir sehen uns wieder, Otto, — nach vielen Jahren", fuhr sie fort, und ihr Blick nahm jenen starren, geistesabwesenden Ausdruck au, den ich schon als Knabe wiederholt an ihr beobachtet hatte. „Ich seh' den Ort . . . ein Wald . . . ein Park ist es. An den Ufern eines ruhig fließenden Baches und über diese hinaus stehen Lärchen, Akazien, Ahornbäume. Auf den beiden Seiten steigen grüne Höhen an; Haselnuß- und Schlehdorngebüsch zieht sich hinauf. Pulverdampf. . . Kämpfende, Verwundete, Tote. . . Otto, — dort — dort. . ." Sie brach plötzlich ab, und ihr Kopf sank in die Kissen zurück. Mit umflorten Augen prüfte ich ihre Gesichtszüge und lauschte atemlos. Ihre Finger um schlossen krampfhaft meine Hand. „Oh, mein armes, armes Kind!" jammerte plötz lich ihr Vater. „Herr Leutnant, die Rosa ist nicht mehr." Einige Minuten später drückte ich ihr die halb geschlossenen Augen zu. — Mein Jugendtraum war zu Ende." Schwarzwild hatte die letzten Worte mit bebender Stimme gesprochen. Nun saß er gesenkten Hauptes da und sann schweigend vor sich hin. Längere Zeit herrschte Stille; nur die Atemzüge der Schlafenden waren zu vernehmen. „Das war eine schöne, entsagungsvolle Liebe mit sehr traurigem Ausgang", begann Schütz endlich. „Wollen wir nicht sentimental werden, alter Freund", erwiderte Schwarzwild in seinem gewohnten Plaudertone. „Die Zeit läßt bekanntlich alle Wunden vernarben, und auch ich bin alt und dick geworden, wie Sie sehen. Haben Sie noch einen Tropfen, lieber Hartfeld?" „Mehrere Flaschen noch", erwiderte dieser. „Ver zeihen Herr Hauptmann, wenn ich bei Ihrer Erzählung darauf vergaß —" „Bitte sehr, lieber Freund . . . einen halben Becher noch; danke vielmals, Prosit, meine Herren!" „Sie haben ein warmfühlendes Herz, Herr Haupt mann", sagte Berger, den der Schluß der Erzählung auffallend erregt hatte. Er erhob sich bei diesen Worten und trat zu Schwarzwild heran. „Prosit, Otto! Es gilt Schmollis." „Die Freundschaft des Herrn Majors ehrt mich sehr", versetzte Schwarzwild freudig überrascht, indem er den Becher leerte. „Ich habe Dich schon längst in mein Herz ge schlossen, Otto", sagte Berger herzlich, während sie sich die Hände drückten, „und mit Deiner Erzählung hast Du mir einen tiefen Blick in Dein Inneres ge stattet. Eines interessiert mich sehr: Glaubst Du an das letzte Gesicht Deiner verstorbenen Herzens- frcundin?" „Ich glaube sicher, daß ich meinen Tod auf dem Schlachtfelde finde", antwortete Schwarzwild. „Ob in diesem oder einem späteren Kriege, das weiß ich nicht." Wieder trat ein längeres Schweigen ein, das durch einen in der Dunkelheit austauchenden Reiter unter brochen wurde. „Herr Adjutant, suchen Sie mich?" rief Verger denselben an. „Jawohl, Herr Major", erwiderte dieser, rasch näher kommend. „Der Herr Brigadekommandant läßt den Herrn Major bitten." „Wo ist der Herr General?" „Bei Aillicourt, Herr Major. Seine Exzellenz, der kommandirende General, sind soeben angekommen. Die Herren befinden sich von hier aus links des Weilers, auf dem im Bau begriffenen Bahnkörper Sedan-Mouzon." „Danke, Herr Adjutant", sagte Berger grüßend. Dann verabschiedete er sich rasch von Schwarzwild und den beiden Freunden. Hartfeld war auf den Adjutanten zugeeilt, um ihm einen Becher Wein an zubieten, den dieser dankend leerte. Dann bat Hart feld den Major, ob er ihn nicht bis zum Feldstalle begleiten dürfe. Berger nahm das Anerbieten freund lichst an. „Herr Major, ich gehe so ungern nach Remilly zurück", begann Hartfeld, während sie rasch dahin schritten. „Ich möchte bei der Kompagnie, möchte an der Seite des Herrn Major bleiben." „Das kann nicht sein, Hartseld", erwiderte Berger; „Sie sind ja verwundet." „Mir ist so eigentümlich bang, Herr Major. Ich meine, es wäre besser, wenn ich bei der Kompagnie bleiben könnte." „Sie sind krank, Hartfeld. Sie hätten in Remilly bleiben sollen." „Ich habe wohl Schmerzen, aber das macht nichts. Wenn ich nur da bleibeu dürfte! Lassen mich der Herr Major bei der Kompagnie! Mein rechter Arm ist gesund, und meinen Zug kann ich führen. Ein mächtiges Gefühl zwingt mich, bei der Kompagnie — beim Herrn Major zu bleiben." „Das könnte ich nicht verantworten, lieber Freund, Sie müssen sich unbedingt schonen", sprach Berger bewegt. Dann schlug er plötzlich die Arme um den jungen Offizier. „Ihre Zuneigung freut mich herzlich", fuhr er mit überguellender Zärtlichkeit und zitternder Stimme fort. „Auch Sie werden längst gefühlt haben, daß ich Ihnen mehr bin als ein wohlwollender Vor gesetzter. Oh, Gott, ich darf ja nichts sprechen! Nehmen Sie diesen Brief, Hartfeld . . . man weiß nicht, wie der Zufall ... Sie dürfen ihn aber nur absenden, wenn ... Sie wissen schon. Und sagen Sie Ihrer Mutter, ihr unglücklicher Mann habe ihr keinen Groll nachgetragen; er habe sie geliebt bis zum letzten Atemzuge. Sagen Sie ihr . . . Ich muß gehen — leben Sie wohl, lieber Freund! Wenn ich fallen sollte — der Brief wird das Dunkel lichten. Sie werden dann das Elend Ihres Vaters ermessen können und sein Schicksal beweinen. Gehen Sie zum Biwak zurück. Auf Wiedersehen, Hartfeld!" Berger, dessen Brust heftig arbeitete, drückte dem Verwundeten die Hand, dann ging er rasch hinweg. Hartfeld blickte dem in der Dunkelheit Entschwin denden mit umflorten Augen nach. „Armer toter Vater", sprach er leise, - Du hattest diesen Mann zum Freunde! Und meine Mutter hat Dich schuldig befunden!" XII. Der eiserne Ring um Sedan war geschlossen. Der Flügeladjutant Napoleons, General Reille, hatte dem greisen König Wilhelm, der auf der Marsee den Gang der Schlacht verfolgte, den Degen seines Kaisers überbracht. Die Sonne verschwand soeben hinter dunkeln, scharfgeformten Wolkenmaffen, die wie ein fernes Gebirge die westlichen Höhen des Maastales überragten. Sie hatte in den Morgenstunden mit einem dichten Nebel gerungen und brannte dann mit sengender Glut auf die kämpfenden Heere herab, bis die Würfel gefallen waren. Gegen Abend wurde der letzte Durchbruchsversuch abgeschlagen. Mit der um einen Tag verspäteten Losung: „Carignan-Montmedy!" stürmten die todesmutigen Reiterscharen der Generale Margueritte und Gallifet, einer unaufhaltsamen, alles verheerenden Lawine gleich, durch die Ebene von Floing; aber die tapferen Helden erlagen dem ruhigen wohl gezielten Feuer der deutschen Infanterie, und lange, blutige Wälle vou Mensch- und Pferdeleibern bedeckten den grünen Wiesenplan. Dann eilten die Trümmer der geschlagenen Armee in wilder, regelloser Flucht hinter die Mauern der Festung. Fortsetzung folgt. Nachrichten desK.Standesamtes zu Reichenbrand vom 25. bis 31. August 1906. Geburten: Vakat. Aufgebote: Der Handschuhzuschneider Friedrich Georg Neubert in Siegmar mit Helene Charlotte Pohler in Rcichenbrand. Eheschließungen: Der Drechsler Julius Karl Dietze in Chem nitz-Altchemnitz mit Helene Friedrich in Reichenbrand; der Privatmann Karl August Friedrich Weiß mit Anna Marie verw. Jrmschler geb. Lindner, beide wohnh- in Reichenbrand. Sterbefälle: Dem Packer Ernst Albin Bretschneider in Sieg mar 1 Knabe, 1 Jahr alt; dem Handarbeiter Anto» AlbustiN in Reichenbrand 1 Mädchen, 7 Monate alt; dem Schlaffer Georg Max Gruner in Siegmar 1 Mädchen, 7 Monate alt; die Eisendrehcrs-Ehefrau Emma Rosa Krämer geb. Pfüller in Siegmar, 24 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 2». bis 31. August 1906. Gebürte«: In Rabenstein: 1 Sohn dem Brauer Friedrich Carl Albert Rothe, 1 Tochter dem Elektromonteur Ernst Reinhold Leusmann, dem Maler Emil Paul Weichert, dcM ansäff. Materialist Richard Arthur Ahnert, dem Eisendreher Emil Karl Schneider und dem Handschuhstricker Otto Alfred Martin; — in Rottluff: 1 Sohn dem Ziegelmeister Paul Camillo Julius Neßler- Eheaufgebote: Der Kaufmann Curt William Igel in Chem nitz mit Florentine Elisabeth Hößelbarth in Rabenstein. Eheschließungen: Der Eisendreher Friedrich Paul Rehnert in Rottluff mit Elsa Camilla Baldauf in Rabenstein. Sterbcfällc: Die Aufwärterin Amalie Christiane Hößler geb- Schindler, 67 Jahre alt, in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 12. Sonntag r>. Irin, den 2. September L. c. vormittag ^9 Uhr Predigtgottesdienst. — Pfarrer Schmalz, Mittelbach. Parochie Rabenstein. Am 12. Sonntag p. Irin, den 2. September L. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Halte mich bei Bedarf von Bindereien aller Art bestens empfohlen. 4). Gärtnerei Reichenbrand, Pelzmühlenstr. 1 Wäschemangel ist billig zu verkaufen. mi-» »niinvi, Reichenbrand, Pelzmühlenstr. 47L. Gut möbl. Zimmer Garyonlogis (mit Klavier) an bess. Herrn billig zu zu vermieten, »sinke, Reichen- vermieten. k. Limbacherstr. 6u. brand, Pelzmühlenstr. 476. Sosas, Malratzea, Betlslellea, MrUle, Spiegel zu billigen Preisen bei Neustadt. Freimillige FaaiMsboloniit Rabenstein. Nächsten Mittwoch, den 5. Septbr., abends 9 Uhr Uebung in der Turnhalle. Aller Erscheinen erwünscht. Der Kolonncnfiihrer. Mützen- und Nationaleverteilen. D. O. 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