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Namensänderung und Deinem neuen Verhältnis in Kenntnis gesetzt?" „Ich sah ihn bald nach meinem Einrücken gelegentlich der Bataillons-Inspizierung wieder", erwiderte Berger; er war damals Brigade-Adjutant. Mein Schritt machte ihn sehr besorgt, allein nachdem er nun einmal getan war, verzieh er mir ihn. Ich war tief ergriffen von seiner Güte und Teilnahme. Dieser herrliche, seltene Mann hat mir den Glauben an gute Menschen und an ein höheres gerechtes Walten wiedergegeben. Er war in einflußreicher Stellung, und ihm verdanke ich es, daß ich als Unteroffizier, der ich damals war, an jener Aufgabe mich beteiligen durfte, die mir den ersten Preis von zweitausend Gulden eintrug. Von dieser Summe tilgte ich in erster Linie das Darlehen jenes Offiziers, tausend Gulden sandte ich anonym an meine Familie, und den Rest behielt ich für mich zur Bestreitung meiner bald darauf notwendig ge wordenen Equipierung. Es ist sonderbar: Auf der einen Seite verfolgt mich das denkbar größte Elend, und auf der andern ein unerhörtes Glück. Mein Leben ist eine närrische, unendlich traurige Komödie." Fernwald fühlte, wie die Hand seines Freundes leise zitterte. „Verzage nicht, Georg", sprach er bewegt; „es wird noch alles gut werden." „Robert, mich erfaßt manchmal die Verzweiflung. Es steht hoffnungslos aus . . . ganz hoffnungslos! Siebzehn Jahre habe ich nun gewartet, von Tag zu Tag — umsonst. Und immer hoffe ich noch." Fernwald besann sich, auf welche Weise er den düsteren Gedankengang seines Freundes ablenken sollte. „Du wurdest bereits nach einer zweijährigen Dienst zeit Leutnant", begann er bald darauf, „und kamst dann in den Generalquartiermeisterstab. Mußtest Du in München nicht befürchten, daß Dich einer Deiner früheren Kameraden erkannte?" „Ich traf zuweilen mit einem solchen flüchtig zusammen und sah dann wohl, daß der Betreffende stutzig wurde; allein ich hatte mich auf meine Rolle vorbereitet. Seit meiner Kadettenzeit waren außerdem zehn Jahre verflossen, und die meisten meiner Kame raden kannten mein Geschick und hielten mich für tot. Wer hätte unter diesen den so rasch emporrückenden Generalstäbler mit Georg Hartfeld in Verbindung bringen sollen? Eine schwere Probe war mir das Wiedersehen mit Hauptmann Schwarzwild, meinem liebsten Jugendkameraden. Niemals fand ich die Rolle, die ich zu spielen gezwungen bin, erbärmlicher, als in jenem Augenblicke." „Deine Familie scheinst Du wohl fortwährend im Auge behalten zu haben?" fragte Fernwald weiter. „Fünf Jahre nach der Trennung sah ich sie zum erstenmal wieder. Eine glückliche Fügung führte mich meine Frau und die beiden Kinder in die nächste Nähe. Ich habe jene Gegend wiederholt umsonst bereist und Schloß Bickenried heimlich umschlichen. Meine Frau habe ich nunmehr zehn Jahre nicht gesehen, und vor zwei Monaten sah ich Irma nach sieben Jahren zum erstenmal wieder. Du wirst nun mein auffallendes Benehmen begreifen, als mir bei meinem ersten Besuche auf Villa Nonnengut plötzlich das Mädchen entgegen trat. Damals wäre ich beinahe aus der Rolle gefallen. Ich wußte nichts von Jrma's Anwesenheit in Passau, und sah nun mein zur Jungfrau herangeblühtes Kind so unerwartet wieder. Meinen Sohn Georg hatte ich dagegen, da ich vier Jahre Lehrer im Kadetten korps war, fast ständig um mich. Selbstverständlich habe ich nicht unterlassen, meiner Familie die ganze Zeit über Unterhaltungsbeiträge anonym zuzusenden, soweit dies aus meinem Gehalte und dem Ertrage von fachwissenschaftlichen Arbeiten mir ermöglicht war." „Die auffallende Zuneigung Deiner Kinder zu Dir ist übrigens interessant. Man möchte da an den magnetischen Zug des Blutes glauben." „Ich finde für diese Erscheinung keine Erklärung," erwiderte Berger. „Jedenfalls ist sie nicht allgemein, sondern individuell; aber sie ist nach meiner Ueber- zeugung Tatsache. Es ist dies ein Gebiet, das wohl niemals ganz erschlossen werden wird. Zunächst dürfte die Ursache dieser Erscheinung darin zu suchen sein, daß ich den Kindern mit Liebe und Teilnahme ent gegenkam." Nach einer Zeit fuhr er fort: „Ich habe mich heute Abend, als ich mit Irma allein war, im Affekt zu weit Hinreißen lassen und zerbreche mir nun ver geblich den Kops, wie ich das wieder gut machen soll. Wir haben durch Deine Dazwischenkunft ein Gespräch abbrechen müssen, dessen Ende bei meinem Gemüts zustände nicht abzusehen war. Du hast mich momentan aus einer großen Klemme befreit." Berger erzählte Fernwald hierauf sein Gespräch mit Irma. „Das wirst Du kaum mehr gut machen können", sagte der Rittmeister nachdenklich. „Es ist selbstver ständlich, daß Dich Fräulein Irma in diesem Punkte weiter drängt, und wenn ihr das persönlich nicht mehr möglich sein sollte, so wird ihre Mutter oder ihr Großvater Aufklärung von Dir verlangen." Verger stützte den Kopf in die Hand und atmete tief. „So wird es wohl kommen", sprach er besorgt. „Ich weiß mir keinen Nat." „Wir wollen die Sache Lberschlafen und morgen weiter beraten", meinte Fernwald. „Ich werde Fräulein Irma und ihren Bruder morgen früh auf den Bahn hof begleiten; da treffen wir ohnehin zusammen." „Du erinnerst mich eben, daß ich wegen Georg's Urlaub noch mit seinem Hauptmann sprechen muß", erwiderte Berger, indem er sich erhob. „Es ist ziem lich spät geworden — elf Uhr! Ich denke, daß ich den Hauptman noch auf dem Keller treffe." Als die Freunde von einander Abschied nahmen, sagte Fernwald, indem er Berger die Hand reichte: „Ich danke Dir für das Vertrauen, das Du mir entgegenbrachtest. Sei versichert, Georg: Deine Sorge ist von nun an auch die meine. So lange Dich das Unglück verfolgt, will auch ich nicht glücklich werden. Durch Dein Geständnis ist mein Vorsatz hinfällig geworden. Fräulein Irma würde meine Werbung unter den gegebenen Umständen ablehnen, und diese bittere Pille möchte ich mir ersparen. Ich will mit Dir auf eine glückliche Zukunft hoffen." Fortsetzung folgt. Rabenstein. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden im Monate Juni ds. Js- 93 Einzahlungen im Betrage von 11125 Mk. 55 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 39 Rückzahlungen im Betrage von 17653 Mk. 84 Pf. Eröffnet wurden 7 neue Konten, geschlossen 7 Konten. Zinsbar angelegt wurden 7500 Mark. Die Gesamteinnahme betrug 23858 Mk. 46 Pf., die Gesamtausgabe 25245 Mk. 34 Pf. und der bare Kasseubestand am Schluffe des Monats 4012 Mk. 79 Pf. Der gesamte Geld umsatz im Monat Juni beziffert sich auf 49103 Mk. 80 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. geöffnet und expediert auch schrift lich. Alle Einlagen werden mit 3Vz o/g verzinst und streng geheim behandelt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 30. Juni bis 6. Juli 1908. Gebürte«: Dem Strumpfwirker Karl Otto Drechsler in Reichenbrand 1 Knabe, dem Kutscher Paul Emil Steinbach in Siegmar 1 Mädchen, dem Bahnarbeiter Friedrich Hugo Weiße in Siegmar 1 Knabe, dem Kutscher Karl Max Wagner in Reichenbrand 1 Knabe. Aufgebote: Der Former Paul Willy Schindler in Rottluff mit Alma Marie Uhle in Reichenbraud; der Hilfsbahnsteig- schaffner Karl Ernst Hantusch mit Minna Clara gcsch. Polster geb. Wilhelm, beide in Siegmar. Eheschließungen: Der Oberschweizer Wilhelm Friedrich Schubert mit Anna Lang, beide in Siegmar; der Handarbeiter Josef Pioch mit Marie Elsa Rosa Opitz, beide in Siegmar. Arpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom S9. Juni bis 6. Juli 1906. Geburten: In Rabenstein: 1 Sohn dem Handschuhstricker Paul Bernhard Blüher und dem Maler Ernst Friedrich Möckel, 1 Tochter dem Brauer Ernst Heinrich Mose, 1 Sohn und 1 Tochter dem Tüllwebcr Louis Kurt Weinhold. In Rottluff: 1 Sohn dem Modelltischler Ernst Alwin Wieland, 1 Tochter dem Fabrikschmied Hermann Wendelin Reichel. Eheaufgebote: Der Schlosser Emil Hugo Lohse mit Ida Marie Müller in Rabenstein, der Geschirrführer Alfred Oskar Gerlach mit Lina Clara Rüger in Rottluff. Sterbcfälle: 1 Tochter dem Gartenarbeiter Augustin Horniak, 11 Monate alt und 1 Tochter dem Handschuhwirker Georg Arthur Pester, 16 Wochen alt, in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 4. Sonntag p. Irin, den 8. Juli L. c. vorm. 4^9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 4. Sonntag x>. Irin, den 8. Juli L. c. Vorm. ^9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit hl. Abendmahl. — 14/4 Uhr Katechismusunterredung. k'ür die uns anlässlich unserer SllfftzrilOIl Ii06ll- 2611 erwiesenen J.uiinerl<8Linlceüen sa^en hiermit herzlichsten und aufrichtigsten Davit Lüuanü I.3MM6I unä frau. stabenZtkin, luni 1906. Für die vielfachen Beweise herzlicher Liebe und Teilnahme beim Heimgange meiner lieben Frau, unserer guten Mutter, sagen wir allen Bekannten und Verwandten herzlichsten Dank. Besondern Dank Herrn Pastor Rein für seine trostreichen Worte am Grabe. Hermann Lindner und übrige Hinterbliebene. Reichenbrand, den 5. Juli 1906. Handwerker-Verein Siegmar. Montag den I« Juli beabsichtigt der Verein eine Gesellschaftsfahrt mit Frauen nach Zwickau, um die dortige Ausstellung zu besuchen. Einer allseitigen Beteiligung der Mitglieder sieht freundlichst entgegen Näheres durch Zirkular. der Vorstand. Auch ist werten Gästen die Gesellschaftsfahrt mit gestattet. WWMeiMiWWr mit 5 Jung. v. 5 Mk. an, ein deutsch, rauhhaariger salz- u. pfefferfarbigcr Pinscher umzugshalber b. z. verk. Kalkwerk Rabenstein. HMWlM bei Koppe, Rabenstein, Chemnitzerstraße. Milk Halb-Etagk, 1 Treppe, und ein kleines Logis billig zu vermieten. Rabenstein, Antonstraße. Mliertes Zimmer srei. Siegmar, Wiesenstr. 2, Part, rechts. 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