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gebäude Brandkataster Nr. 31k- im Ortsteil Ober-Rabenstein gelegen, mit 37450 Mark Brandkasse und 35,1 a Grund und Boden, und Brandkataster Nr. 11v, Ecke Post- und Kirchstraße gelegen, mit 35210 Mark Brandkasse und 15,4 a Grund und Boden zu verkaufen. Infolge ihrer Geräumigkeit eignen sich beide Gebäude vorzüglich für industrielle Unternehmen. Reflektanten wollen Offerten an den unter zeichneten Schulvorstand einreichen. Weitere Auskünfte hierüber sind im Rathause zu erhalten. Rabenstein, am 6. Juni 1906. Der Schulvorstand. Lugen Werket, Vorsitzender. Bekanntmachung. Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß Sonnabend den 2». Jnni IS06 nachmittags Vr? Uhr auf dem Schulbauplatz die Hebung der neuen Zentralschule stattfindet. Nach dieser Feierlichkeit findet zwangloses Beisammensein im Restaurant von Herrn Gustav Müller statt. Die geehrte Einwohnerschaft wird hierzu ergebens! eingeladeu. Rabenstein, am 22. Juni 1906. Der Schulvorstand. Kugen Werket, Vorsitzender. Bekanntmachung Am 15. dss. Mts. ist der 3. Termin der Gemeindeanlagen und des Schulgeldes für das laufende Jahr fällig und bis spätestens zum 15. Juli ISO« an die hiesige Gemeindekassenverwaltung abzuführen. Es wird dies mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß nach Ablauf dieser Frist gegen Säumige das Mahn- bezw. Zwangsvollstreckungsverfahren eingeleitet werden wird. Neustadt, am 12. Juni 1906. Der Gemeindevorstand Heißler. Gertliches. Hlaöenstein. Es wird darauf hingewiesen, daß das Ariensingen und Choralblasen auf dem Friedhöfe anläßlich des Johannistages unmittelbar nach Be endigung des Gottesdienstes (VsH Uhr) beginnt. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 19. Juni 1906. 1. Es wird Kenntnis genommen: a) von einer Verfügung der Königlichen Amtshauptmannschaft, die Wettervorhersage betr. 5) von einem Schreiben der selben Behörde, die Gründung eines Revisionsverbandes für Sparkassen betr. Hierzu wird beschlossen, in Rücksicht auf die hier bestehenden Verhältnisse zurzeit einem solchen Verbände nicht beizutreten. 2. Das Gesuch eines hiesigen Grundstücksbesitzers um Ueberlassuug von 3000 Mk. Stiftungsgelder gegen hypothekarische Sicherheit wird bewilligt. 3. Die Gemeinde-, Armen-, Feuerlösch- und Parochialkassenrechnungen vom Jahre 1905 werden, nachdem sie vom Finanzausschuß geprüft und vier Wochen lang öffentlich ausgelegen haben, richtig ge sprochen. 4. a) In Bausachen wird beschlossen, den von den Anliegern der Stelzendorfer Straße aufgestellten Bau fluchtlinienplan zuzustimmeu und zur Genehmigung einzureichen, b) Die in drei Bausachen aufgestellten Gemeindebedingungen zu genehmigen. 5. In Armensachen wird den Vorschlägen des Ausschusses in zwei Unterstützungssachen zugestimmt. 6. Zu einigen Reklamationen gegen die Gemeinde- abgaben wird Entschließung gefaßt. 7. Für das zu erbauende Wohnhaus sind die An schläge für die Erd-, Maurer- und Zimmerarbeiten eingegangen. Infolge der zu hohen Ausführungs- kosteu schlägt der Ausschuß vor, den Bau nach diesen Ausführungen nicht Herstellen zu lassen. Der Ge meinderat beschließt dementsprechend. 8. Es werden die Mittel bewilligt zum Ankauf einer weiteren Sanitätertasche für die Feuerwehr so wie für die Beschaffung eines Zubringerrohres für den Wasserwagen. Einige Punkte eignen sich nicht zur Veröffentlichung. Lreigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). Ich wollte unter keinen Umständen meinen Namen neunen und die wahre Ursache meines Hierseins den Leuten verraten, und so entschloß ich mich denn zu einer Notlüge. Ich gab mich als Geschäftsreisender aus und erzählte, daß ich, um den Weg abzukürzen, ein paar Stunden unterhalb Neunburg die Donau überschritten habe und vom Eisstoß überrascht worden sei. Der Alte lud mich hierauf ein, an der Mahl zeit teilzunehmen, während mir der jüngere Mann, der Sohn der beiden Alten, empfahl, vor allem meine triefenden Kleider auszuziehen und in's Bett zu gehen. Mich quälte jedoch ein wahrer Heißhunger, und noch nie in meinem Leben habe ich eine Speise als größere Wohltat empfunden, wie die einfache Christmettensuppe in der abgelegenen Holzfäller-Wohnung. Auf dem Boden der kleinen Wohnstube wurde aus Stroh, alten Kleidungsstücken und ein paar wollenen Decken ein Lager für mich zurechtgemacht, das ich dann drei Wochen nicht mehr verlassen habe. In der ersten Nacht schon hatte mich ein Nervenfieber ergriffen, und am Morgen des ersten Weihnachtslages fanden mich die Bewohner des Häuschens im heftigsten Delirium. Ich verdanke mein Leben der rührenden Sorgfalt jener alten Frau, die mich fremden Menschen wie ihr eigenes Kind pflegte und überwachte und mir wochenlang den Schlaf opferte. Meine Genesung schritt langsam vorwärts, da es mir fast an allem gebrach, was zu meiner Kräftigung hätte dienen können. Ich war zum Skelett abgemagert. Die armen Leute konnten mir nichts bieten und meine Barschaft bestand aus einigen Kreuzern. Nachdem ich bei meiner Ver haftung geglaubt hatte, daß ich in kürzester Frist wieder entlasten werde, sah ich mich mit keinen Geld mitteln vor, und die paar Gulden, die ich damals zufällig bei mir hatte, schmolzen aus der Rückreise von Aichach nach Ingolstadt bis auf Weniges zusammen. Auf meinem elenden Krankenlager hatte ich Zeit und Muße genug, über mein Los nachzudenken. Am meisten quälte mich die Sorge, auf welche Weise ich die armen Holzfällersleute schadlos halten sollte. Als ich von meinen Fieberphantasien zum Bewußt sein erwachte, war mein erster Gedanke, daß inzwischen meine Unschuld sich erwiesen haben könnte. Bald darauf gab ich Georg, dem Sohne des Hauses, mein letztes Geld mit dem Ersuchen, er möchte sämtliche seit Weihnachten erschienenen Lokalzeitungen besorgen. Die sehnlichst erhoffte Nachricht fand ich nun in den Blättern nicht, wohl aber an ihrer Stelle einen aus Kehlheim stammenden Artikel, der mir über das Schicksal meines Mantels Auskunft gab. Ein merk würdiger Zufall fügte es, daß gleichzeitig mit der Auffindung dieses Mantels, in dessen Tasche ein Notizbuch mit meinem Namen war, ein schon stark in Verwesung übergegangener, sehr beschädigter männ licher Leichnam am Donauufer aufgefunden wurde, den jene Zeitungsnachricht mit meinem Mantel in einen Zusammenhang brachte, der meinen Tod außer allen Zweifel setzen mußte. Ich habe den für mein späteres Schicksal entscheidend gewesenen Artikel, der von den meisten Blättern nachgedruckt wurde, wörtlich im Gedächtnis." Als Berger die bezügliche Nachricht dem Rittmeister mitgeteilt hatte, fuhr er fort: „Anfangs sträubte ich mich lauge gegen den Ge danken, daß meine Familie mich für tot halten sollte, schließlich aber erschien mir der Zufall hinsichtlich der Auffindung des Ertrunkenen als ein höherer Finger zeig, dem ich folgen zu müssen glaubte. Ich dachte mir, daß es unter den gegebenen Umständen wohl am besten sei, wenn mit meiner Person nicht mehr gerechnet wurde. Die schwere Krankheit hatte eine große Umwandlung in mir vollzogen. Ich dachte jetzt ruhig und klar über alles Vergangene nach, und das Bewußtsein meiner Unschuld gab mir einen festen Halt. Die lieblosen harten Worte meiner Frau schmerzten mich noch tief, aber sie waren mir zugleich ein Sporn, mein Leben weiter zu schleppen. Ich nahm mir endlich vor, die Welt solange im Glauben zu lassen, daß ich tot sei, bis meine Unschuld an den Tag kommen würde. Was sollte ich aber ohne Mittel und ohne jegliche Personalpapiere beginnen? Eines Tages betrat mein Krankenstübchen ein aus wärtiger Offizier, bei dessen Anblick ich sehr erschrak. Er war Pächter der Schüttenjagd jener Gegend und hielt sich seit Jahren wiederholt in Ingolstadt auf, und bei diesen Gelegenheiten besuchte er in früheren Jahren regelmäßig meinen Vater, in dessen Regiment er als Junker gedient hatte. Georg, der Sohn des Holzfällers, war sein Jagdhüter. Der Offizier, der mich augenblicklich erkannte, war selbstverständlich sehr überrascht, mich an diesem Orte zu finden. Von ihm erfnhr ich, daß ich allgemein als tot galt, daß mein Schwiegervater als General pensioniert wurde, und daß er mit meiner Familie ein paar Tage zuvor von Ingolstadt weggezogen sei, um sich an einem welt fremden Orte, in Schloß Bickenried, niederzulaffen. Ich erzählte jenem Offizier eingehendst meine Erlebnisse, und fand in ihm einen edeldenkenden und warmfühlenden Freund in der höchsten Not, der er mir bis heute geblieben ist. Er beriet sich mit mir in teilnehmendster Weise über meine nächste Zukunft. Als ich ihm mit teilte, daß ich bis zur Enthüllung meiner Unschuld für die bekannte Welt tot bleiben wolle, ging er grübelnd das Stübchen auf und ab. Er mußte schließlich meinen Vorsatz billigen, allein zu dessen Ausführung fanden wir beide keinen Weg. Bevor er ging, drängte er mir in schonendster Weise seine Barschaft auf, die er bei sich trug und versprach, andern Tags, wieder zukommen. In der darauffolgenden schlaflosen Nacht kam mir plötzlich ein Gedanke, der mich anfangs entsetzte, den ich aber schließlich nicht mehr los werden konnte. Georg, der Jagdhüter, hatte mir am Abend zuvor erzählt, daß er sich durch eine hohe Losnummer vom Militär freigespielt habe. Wir hatten so ziemlich das gleiche Alter, die gleiche Größe und die gleiche Farbe der Haare, so daß dessen Personalbeschreibung im allgemeinen auch auf mich stimmte. Da kalkulierte ich den», daß es wohl keiner Schierigkeit begegnen würde, wenn ich unter dem Namen und mit den Personalpapieren des Jagdhüters als Freiwilliger in die Armee eintrete. Es würde mich dieser Schritt aus meiner verzweifelten Lage befreien und mir zu gleich die Möglichkeit gewähren, mit der Zeit meinen Verpflichtungen der so aufopfernden und uneigennützigen Holzfällersfamilie gegenüber gerecht zu werden. Nicht wahr, du bist etwas sonderbar berührt, von dieser bedenkllichen Findigkeit, Robert?" „Ich bin überzeugt, daß wir hinsichtlich der Be deutung und der möglichen Folgen jenes Planes beide der gleichen Anschauung sind", entgegnete Fernwald. „Einen Menschen, der über das Geleise einer glatt geordneten Lebensbahn nie herausgedrängt wurde, muß ein solcher Schritt ungeheuer erscheinen. Versetze Dich aber in meine damalige Lage. Was sollte ich beginnen? Meiner Frau und meinem Schwiegervater nochmals unter die Augen zu treten, oder sie in anderer Weise mit einem Anliegen zu behelligen, dazu würde ich mich unter keinen Umständen entschlossen haben. Ich war geächtet in der eigenen Familie und vor der Welt, und lag elend und hilflos unter der Obhut armer Menschen, die ich entschädigen mußte und nicht konnte. Den Prokuristen Georg Hartfeld hatte ein Zufall zu den Toten geworfen; es war am besten, wenn er unter den Toten blieb. Mein Schritt ins Dunkle schädigte niemanden, sondern nützte einer armen Familie, und für mich bedeutete er die äußerste Notwehr gegen ein gräßliches Verhängnis. Andern Tags kam mein Wohltäter, und ich teilte ihm meinen Plan mit. Wie ich voraussah, erklärte dieser ihn als abenteuerlich und ungesetzlich. Er riet mir, daß ich mich brieflich an meinen Schwiegervater wenden und ihn um die Uebersendung meiner Papiere ersuchen sollte. „Ich habe mir die Sache reiflich überlegt", fügte er hinzu, „und bin zu dem Schluffe gelangt, daß es keinen anderen Ausweg für Sie gibt." Gegen diesen Schritt aber sträubte sich alles in mir, und ich weigerte mich mit Entschiedenheit, ihn zu tun. Der Offizier entgegnete hierauf, daß er mich in diesem Falle meinem Schicksal überlassen müsse, doch sei er jederzeit bereit, mir mit Rat und Tat beizustehen, sobald ich mit einem Anliegen an ihn komme, das auf vernünftiger und solider Basis beruhe. „Sie werden bald einsehen", fuhr er fort, „daß Sie ohne Ihre Personalpapiere und Zeugnisse nichts unternehmen können." Fortsetzung folgt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 16. bis 22. Jnni 1906. Geburten: Dem Hilfsbahnwärter Hermann Otto Lindner in Reichenbrand 1 Mädchen; dem Versicherungsbeamtcn Robert Rudolf Gruner in Reichenbrand 1 Mädchen; dem Kontorist Oskar Eugen Matthes in Siegmar 1 Mädchen. Aufgebote: Der Strumpfwirker Albrecht Bruno Müller in Reichenbrand mit Anna Marie Dörr in Siegmar; der Tischler Ernst Curt Guhlmann in Neustadt mit Elsa Martha Hertzsch in Siegmar. Sterbefülle: Dem Hilfsbahnwärter Hermann Otto Lindner in Reichenbrand 1 Tochter, 4 Tage alt; die Anstreichcrs- ehcfrau Anna Lina Mehlhorn geb. Ulbricht in Reichenbrand, 28 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 15. bis 22. Juni 1906. Gebürte«: In Rabenstein: 1 Sohn dem ans. Feuermann Willy Max Schmidt und dem Eisendreher Carl Richard Claus. In Rottluff: 1 Sohn dem Schraubendreher Paul Max Steuer und ein unehelich geborenes Mädchen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 2. Sonntag p. Irin, den 24. Juni Ä. c. Vorm- 1/26 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abend mahls. Beichte 8 Uhr. — Vorm. 11 Uhr Unterredung mit den Jünglingen. — Nachm. 5 Uhr Johannis feier auf dem Friedhöfe. Parochie Rabenstein. Am 2. Sonntag x>. Irin, den 24. Juni a. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — 1-/4 Uhr Katechismüs- unterredung. — Freitag den 29. Juni vorm. 10 Uhr Wochenkommunion.