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Lreigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). „Du sprichst ja wie ein Buch, Karl. Das Bild meiner Heimat hat Dir also gefallen?" „Herrlich Freund! Du verzeihst schon, wenn ich Dir Bekanntes schildere. Es ist mir ein Bedürfnis, Dir alle Einzelheiten jener wunderbaren Stunde zu erzählen. Nun kommt die Hauptsache. Beim Betrachten der Gegend fiel mir ein seltsames Bauwerk, ein hoch gelegener, von Wald umschlossener Turm in die Augeu, den ich in der Nähe sehen wollte. Nach meiner Schätzung mußte er in einer halben Stunde zu er reichen sein. Ich wanderte also am Waldsaum und an der alten Stadtmauer entlang zu Tal und erfuhr, unten angelangt, das Wissenswerteste über mein Ziel. Nach einer viertelstündigen Wanderung schlug ich einen bergab führenden Fußpfad ein und bald darauf um fing mich ein mäßig ansteigender, prächtiger Tannen wald." „Auf diesem Wege bist Du aber zum Römerturm nicht gelangt. Du hättest auf der Straße bleiben und links abschwenken müssen. Der von Dir einge schlagene Weg führt nach Bickenried und Irsee." „Das ist ja eben das Merkwürdige, daß mir jedweder Orientierungssinn abhanden gekommen war. Eine höhere Fügung wollte es so. Ich hatte erst wenige Schritte im Walde zurückgelegt, da gewahrte ich etwas seitwärts vom Wege eine von Buchen umwölbte Lourdes grotte. Die einfache, geschmackvolle Anordnung von außen fesselte mich, und ich trat näher heran." „Die Grotte kenne ich nicht. Sie kann erst in den letzten zwei Jahren entstanden sein. Seit dieser Zeit war ich nicht mehr zu Hanse." „Wann sie erbaut wurde, ist mir nicht bekannt. Das Innere der Grotte ist märchenhaft schön. Ein nicht sichtbares, farbiges Oberlicht übergießt die edel geformte, blendendweiße Gestalt der Gottesmutter mit einem rosigen Schimmer. Die tiefer liegenden Gruppen, ein kleiner Altar mit Betstuhl, das verzückte Hirtenmädchen und dessen holzsammelnde Schwester und die Felsen und Gesträuche und der dämmerige Widerschein der glanzumflossenen Himmelserscheinung: Es weht etwas Geheimnisvolles, Zauberhaftes über dem Ganzen, das ein gläubiges Gemüt dem Alltags leben entrücken und zum Höheren stimmen muß. Mir fiel da Lenau's fein empfundene Wurmlinger Kapelle in den Sinn . . . Und Mariens schönes Bild, Schien sich vom Altar zu senken, Schien in Trauer, heilig mild, Alter Tage zu gedenken. Leise werd' ich hier umweht, Von geheimen, frohen Schauern, Gleich als hält' ein fromm Gebet, Sich verspätet in den Mauern. Ich hatte eben die geweihte Stätte verlassen und wollte mich nach einem auf dem Waldesrasen blühenden Maiglöckchen bücken, da vernahm ich einen leichten, flüchtigen Schritt, und gleich darauf erschien in der Lichtung vor der Grotte ein reizendes Mädchen. Einen Augenblick blieb es wie zögernd stehen, dann trat es an den Altar und ließ sich auf die Knie nieder. Ich war vorsichtig hinter ein Gebüsch getreten und betrachtete regungslos und den Atem anhaltend, die anmutige Gestalt. Die tiefe, stille Andacht des Mädchens ergriff mich. In völliger Weltabgeschlossenheit von einem plötzlichen Impuls getrieben allein zu seinem Gotte beten, das ist keine tote Formensache, keine gedanken lose Alltagsgewohnheit, das ist echte, wahre Religion. Wer so betet, ist gut und lauter wie Gold. In den Anblick des schönen Mädchens versunken, das ich von meinem Standpunkte aus nur im Rücken und von der Seite sehen konnte, hatte ich die Vorstellung, als wäre das lichtvolle Marienbild von der Grotte zum Betstuhl herabgeschwebt. Ein blaßrotes Kleid umschloß die jugendlichen Formen der Betenden. Die dunklen Wellenlinien der Haare und die breiten Flechten, die edlen, feinen Linien des Profils und der berückend süße Mund . . . Georg, Du kannst Dir kaum vor stellen, wie schön dieses Mädchen ist!" „Wer weiß", entgegnete Hartfeld, und ein feines Lächeln umspielte seine Lippen. „Als dann die Schöne sich erhob und die Grotte verließ, sah ich ihr volles Gesicht nur noch ein Paar- Augenblicke; allein diese haben hingereicht, mir ihr Bild unvergänglich in mein Herz zu prägen. Mein erster Gedanke war dann, dem Mädchen, das der Wald bereits meinen Blicken entzogen hatte, unauf fällig zu folgen; gleich darauf aber erschien mir mein Vorhaben profan. Was ich nun tat, magst Du über schwänglich finden — im nächsten Angenblicke kniete ich auf dem Betstühle vor dem Altäre, und ein heißes Flehen, ein inniges Gebet durchschauerte mich: „Süße, holde Himmelsmutter gib mir dieses Mädchen!" „Karl, Dn bist ein großes Kind, ein beneidenswerter, reizender Mensch!" sagte Hartfeld mit Wärme. „Welche Empfindungen mich in der stillen Grotte durchströmten, kann ich Dir nicht schildern. Ich hatte das Gefühl, als knie das holde Mädchen an meiner Seite und der Blick des Marienbildes ruhe ernst und mahnend auf mir. Ich habe den Ort mit dem Bewußtsein verlassen, daß mein Gebet ein Verlöbnis war, von dem niemand mich entbinden kann, als meine Auserwählte selbst, und bin überzeugt, daß das herrliche Wesen mir vom Schicksal zugedacht ist." „Hast Du das Mädchen dann nicht mehr gesehen?" fragte Hartfeld. „Von weiter Ferne noch flüchtig. Der Römerturm war mir natürlich gleichgültig geworden, und ich wandte mich raschen Schrittes wieder dem Städtchen zu. Dort angekommen, schlenderte ich lange die Straße auf und ab in der Hoffnung, das schöne Mädchen nochmals zu sehen, allein es sollte nicht sein. Inzwischen wurde es Mittag und höchste Zeit, daß ich zu meinem Onkel zurückkehrte. Am Abend des gleichen Tages reiste ich nach Passau zurück." „Daß die Begegnung unter den geschilderten Umständen einen außergewöhnlichen Eindruck auf Dich machte, finde ich bei Deiner Gemütsanlage und Deinen religiösen Sinn begreiflich. Weniger begreiflich ist mir bei der unsicheren Grundlage Deiner Hoffnungen die Nachhaltigkeit dieses Eindrucks. Ich wünsche Dir von Herzen, Karl, daß Du keine Enttäuschung erlebst!" „Wie ich Dir schon wiederholt bemerkte — mich leitet ein ganz sicheres Gefühl. Im Juni nehme ich 14 Tage Urlaub und werde mich so lange in Kauf beuren und dessen Umgebung aufhalten, bis ich meine Auserkorene gefunden habe. Sage, Georg, hast Du vielleicht eine Ahnung, wer das Mädchen sein könntet" „Eine ganz leise nur", entgegnete Hartfeld, und wieder umspielte seine Mundwinkel ein Lächeln. „Meine Vermutung könnte Dich indessen auf eine falsche Fährte leiten. Suche nur einstweilen selbst. Komm, trinken wir auf das Wohl Deines Ideals!" Fortsetzung folgt. Reichenbrand. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse er folgten im Monat März dss. Js. 99 Einzahlungen im Betrage von 23477 Mk. 10 Pf. und 46 Rückzahlungen im Betrage von 14589 Mk. 49 Pf. Tie Gesamteinnahme betrug 117746 Mk. 18 Pf., die Gesamtausgabe 85094 Mk. 48 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 32651 Mk. 70 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Mouat März beziffert sich auf 202840 Mk. 66 Pf. Die Sparkasse ist au jedem Wochentage vormittags von 8—12 Uhr und nachm. von 2—6 Uhr geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit M/zv/g nud solche, welche bis znm 3. eines Monats erfolgen, noch für den vollen Monat verzinst. Alle Einlagen werden streng geheim behandelt. Rabenstein, Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wnrden im Monate März ds. Js. 91 Einzahlungen im Betrage von 20846 Mk. 06 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 48 Rückzahlungen im Betrage von 9244 Mk. 41 Pf. Eröffnet wurden 14 neue Konten, geschlossen 5 Konten. Zinsbar angelegt wurden 31500 Mark. Die Gesamteinnahme betrug 52997 Mk. 48 Pf., die Gesamtausgabe 45821 Mk. — Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 14864 Mk. 98 Pf. Der gesamte Geld umsatz im Monat März beziffert sich auf 98818 Mk. 48 Pf. Die Sparkasse ist au jedem Wochentage von 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. geöffnet und expediert auch schrift lich. Alle Einlagen werden mit 3V2°/o verzinst und streng geheim behandelt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 7. bis 12. April 1906. Geburten: Dem Buchhalter Hugo Johannes Meyer in Siegmar 1 Knabe; dem Zimmermann Emil Clemens Naumann in Reichenbrand 1 Knabe. Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: Der ledigen Strickerin Anna Frieda Lieberwirth in Reichcnbrand 1 Sohn, 2 Monate alt- Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 7. bis 12. April 1906. Geburten: 1 Sohn dem Fabrikarbeiter Emil Bruno Straßner in Rabenstein. Ehcaufgcbote: Keine. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Die Kassenboten-Ehefrau Anna Klara Franke geb. Lohse, 29 Jahre alt, die Handschuhrepassicrerin Emma Bertha Müller, 21 Jahre alt, 1 Tochter dem Strumpfwirker Richard Ernst Eiding, 4 Monate alt, sämtlich in Rabenstein wohnhaft. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 1. Osterfeiertag den 15. April vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte 8 Uhr. Am 2. Osterfeiertag den 16. April vorm. Vs9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte für die Sächs. Haupt bibelgesellschaft. Parochie Rabenstein. Am 1. Osterfeiertag den 15. April vorm. Vz9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit hl. Abend mahl. Kirchenmusik: „Christ ist erstanden", Oster motette von Schletterer. Am 2. Osterfeiertag den 16. April vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. An beiden Feiertagen Kollekte für die Sächsische Hauptbibelgesellschast. WM zm Bm Nm, Milstein. Am 2. Osterfeiertag üttenkl. ksümusik. LmH »üller. HarzesliWMtin ZiMlic. Nächste Woche keine Uebung. Der Vorstand. ", Sonntag den 22. April nachm. 4 Uhr in Eckerts Gasthaus, Mittelbach, Mitglieder- Bergnügc». Um recht zahlreiche Beteiligung wird ersucht. Einladungen sind bei den Herren Rudolf Elaus, Max Irmscher, Willy Tischendorf und Willy Bretschneider zu haben. . Ter Vorstand. Stenographenverein „Gabelsberger" Rabenstein. Freitag den 20. April a. c. abends 9 Uhr -Nonatsversammlung. Wichtige Tages ordnung. Es wird gebeten, recht zahlreich Und pünktlich zu erscheinen. .Der Vorstand. GchWmin Keimknis Rabenstein. Heute keine Singstunde, die nächste findet Sonnabend den 21. d. M. abends 9 Uhr statt. Zu dem am 2. Osterfciertag vorm. 10 Uhr Uattfindeuden Frühschoppen bei Mitglied Affweg (Bahnhofs-Restaurant) werben die Mitglieder gebeten, sich recht pünktlich und Zahlreich einzustellen. D. V. TmuminWkMmi, - P Zur Beerdigung der Ehefrau unseres Turn- wartS Franke sammelt sich der Verein am 1. Osterfeiertag nachmittag Uhr in Gustav Müllers Restaurant. Zahlreiche Beteiligung erbittet der Turnrat. ImdkimstelMeiiOstei'feü empfehle: Täglich krl8«Iiv8 <Svinü8«, wie: Kopfsalat, Gurken, Spinat, Radieschen, Rotkraut, Blumenkohl, sowie ff. Vi««8- kurxvr ^«1«, ff. geräuch. französische Ül8«rärii»i», ff. echte ILtvIvr nrüvkUuKv, prima s» <A«N>Ü8«- und l^r»<;NlIraii8«rv«o, feinsten und und ff Billigste Tagespreise! Serndsra Miro, Siegmar, Limbacherstr., Ecke Rosmarinstr. Ostermädchen für leichte Kartonarbeit sucht Reichenbrand. Rosen! Zur jetzigen Frühjahrspflanzung empfehle ich meine großen Vorräte in hoch-, halbstämmigen und niedrig veredelten Rosen in den besten neueren, neuesten, nur erprobten Sorten zu be deutend herabgesetzten Preisen. llislnivk, Spezial-Rosenkulturen, Reichenbrand. Mehrfach prämiiert. MüKWh 5 Stück 2 Mk., empfiehlt LnrN ILirs«!», Bäckermstr., Siegmar. SM Nii Mieschen empfiehlt Vivtviok, Rosenschule, Reichenbrand. Gilt Ml. Zimer L, an bess. ruhigen Herrn zu verm. mouatl. f. 15 Mk. Limbacherstr. 6, II. M SchnMmMW sucht Frau pistugkvil, Siegmar. 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