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Alter an ihrer äußeren Erscheinung gewinnen. Neben dem jungen Mädchen konnte man die üppig schlanke Dame mit den goldblonden Haaren, dem tadellosen Teint und den leuchtenden dunkeln Augen mit einer prächtigen, vollblüheuden Rose gegenüber einer reizen den eben aufgesprungenen Knospe vergleichen. Diesen Vergleich mochte auch der Rittmeister anstellen, als er die beiden Damen ein paar Augenblicke stillschweigend betrachtete. Wenn er dabei der Knospe den Vorzug gab, so war dies schon aus dem einen Grunde erklärlich, weil diese mit ihrem bestrickendem Liebreiz sein ganzes Sinnen und Denken beschäftigte, während er die Hoffnung, seine Cousine zu besitzen, längst zu Grabe getragen hatte. Fernwald hatte vor Jahren schon mit großer Beharrlichkeit versucht, das Geschick der schönen jungen Witwe mit dem seinen zu verknüpfen; allein sein Liebeswerben fand keine Gegenliebe. Im Verlaufe der Zeit gestalteten sich dann ihre beider seitigen Beziehungen zu einem treuen, kameradschaft lichen Verhältnis, die Baronin blieb Witwe und Fernwald hatte beschlossen, Junggeselle zu bleiben. „Gestern hat Herr Leutnant Schütz von den hiesigen Jägern bei uns Besuch gemacht", begann die Baronin wieder; „ich war etwas unpäßlich und habe ihn nicht empfangen. Ist Ihnen der Herr bekannt, Robert?" „Ich lernte ihn vorige Woche bei meiner Ankunft kennen. Soviel ich bemerkte, ist er ein Freund Ihres Herrn Bruders, gnädiges Fräulein?" „Ja, mein Bruder hat wiederholt seiner erwähnt. Es interessiert mich, den Herrn kennen zu lernen." „Schütz scheint ein netter Mann zu sein und, wie mir Hauptmann Schwarzwild sagte, auch ein vorzüg licher Sänger." „Wie sieht er denn aus?" fragte die Baronin. „Sie kennen ihn sicher vom Sehen, Emilie. Hübsche Erscheinung, flott gewachsen, hat ein leichtes, dunkles Schnurrbärtchen und Schwerenöteraugen." „Es ist möglich, daß ich ihn bereits gesehen habe", entgegnete die Baronin leichthin. „Mein Vater hat ihm eine Einladung für heute Nachmittag zugehen lassen." „Dann wird's klassisch", sagte der Rittmeister lachend. „Hoffentlich bringt er nichts aus der Messiade. Schütz ist nämlich außergewöhnlich schöngeistig ange haucht. Jedenfalls gibt's Abwechslung. Vielleicht amüsiert sich auch mein Freund Berger." „Glauben Sie, Robert, daß der Herr Major heute kommt?" fragte die Baronin. „Wenn ihn nicht zwingende dienstliche Gründe abhalten, sicher. Berger hat mir gestern Abend, allerdings mit Vorbehalt, seinen Besuch angekündigt und zugleich gebeten, daß die Herrschaften entschuldigen möchten, wenn er bei seiner ersten Aufwartung die übliche Besuchsstunde nicht sollte einhalten können." „Ihr Lebensretter, Robert, ist zu jeder Stunde auf Villa Nonnengut willkommen." „Der Herr Major hat Ihnen das Leben gerettet?" fragte Irma neugierig. „Ja, mein Fräulein. Wenn Major Verger nicht wäre, läge ich mit absoluter Sicherheit am Grunde des Starnberger See's oder an der Seite meiner Eltern unter der Erde." „Wie ging das zu, Herr Varon? Bitte erzählen Sie doch." „Mit Vergnügen, gnädiges Fräulein. Sie ent schuldigen schon, liebe Base, wenn Sie das Abenteuer etwa zum dutzendstenmale anhören müssen?" „Ich höre es immer wieder mit Interesse, Robert", entgegnete die Baronin. „Es war vor sechs Jahren, am 15. Juli", begann Fernwald. „Ich machte da von München aus einen Abstecher nach Starnberg und nahm dort im Laufe des Nachmittags ein Bad. Wie schon wiederholt, schwamm ich auch damals etwas weit in die See hinaus. Plötzlich befiel mich — die Ursache kann ich mir niemals erklären — eine derartige Schwäche im ganzen Körper, daß ich mich außer Stande fühlte, wieder in die Badehütte zurückzuschwimmen. Ich hatte sofort die Empfindung, daß ich verloren war und untersinken mußte, und rief angsterfüllt ein paar mal laut um Hilfe. Allein mein Rufen schien ver geblich, denn ich erspähte niemanden, der mir in meiner äußerst bedrängten Lage noch rechtzeitig hätte helfen können. Die Insassen der da und dort über das Wasser gleitenden Kähne und kleinen Segelboote waren alle außer Hörweite. Am Ufer gingen mehrere Ver gnügungsgäste hin und her; einzelne von ihnen wurden aufmerksam und blieben stehen. Da war nichts zu helfen; bis jemand da drüben einen Kahn löste und die etwa fünfhundert Schritte breite Strecke vom Ufer bis zu mir zurückgelegt hatte, konnte ich zehn mal ertrinken. Das Für und Wider wird im Augen blicke der Todesgefahr rasch erwogen, meine Damen, die verschiedensten Gedanken schwirren da blitzschnell und mit außerordentlicher Klarheit durch's Gehirn. Gerade, bevor ich sank, vernahm ich eine Stimme, die mich zur Ausdauer aufmunterte, ich sah noch mit flimmernden Augen einen dunkeln Männerkopf über dem Wasser — dann gurgelten und brausten die grünen Fluten um meine Ohren und über mir zusammen. Es geht schnell, wenn man gänzlich ermattet untersinkt. Jedenfalls ist die Angst vorher hundertmal schlimmer, als das Ertrinken selbst. Ich möchte behaupten, daß ich den eigentlichen Prozeß dieser Todesart voll ständig durchgemacht habe; denn was nach dem Schwinden des Bewußtseins geschieht, empfindet man nicht mehr." „Und dann?" fragte Irma lebhaft gespannt. „Ja, als ich dann wieder zum Bewußtsein gelangte, lag ich auf dem grünen Rasen am Ufer, und neben mir kniete ein Mann, dessen herkulischer Brustkorb sich lebhaft hob und senkte. Ich blickte in zwei männlich schöne Augen, die in Freude aufleuchteten und sah eine hundertköpfige Menschenmenge, die uns umringte und meinen Retter bestürmte. Das war ein Hüteschwenken, ein begeistertes Beifallsrufen auf allen Seiten, ein Händedrücken . . . und ich — ich war dem sicheren Tod entrissen, sah wieder den blauen Himmel und die freundlichen grünen Höhen der See ufer und hielt sprachlos die Rechte des herrlichen Mannes in der meinen, der mir das Leben wieder schenkte, den ich von dieser Stunde an über Alles verehre und meinen Freund nennen darf. Seine Brust schmückt seitdem der schönste Friedensorden — die Rettungsmedaille." „Ich wollte Sie schon öfter fragen, Robert", begann die Baronin nach einer längeren Pause wieder: „Woher ist Ihr Freund gebürtig, und wer sind oder waren seine Eltern?" Fortsetzung folgt. Aus der Geschäftswelt. Die Anti-Alkoholbewegung ruft alljährlich beim Nahen der warmen Jahreszeit ein Heer von Ge tränken hervor, ohne daß bisher eines davon dem allgemeine» Bedürfnis wirklich abgeholfen hätte. Nun sind in diesem Jahre durch die bekannte Destillation von Gustav Uebel in Limbach Likör-Weine in den Handel gebracht worden, die sich schon nach kurzer Zeit die Gunst eines großen Teiles des Publi kums errungen haben. Sind es doch Getränke von vorzüglichem Geschmacke, die wegen ihres geringen Alkoholgehaltes selbst Kindern ohne Gefahr vorgesetzt werden können und doch dabei den verwöhntesten Feinschmecker befriedigen. Es kann darum im Interesse des Publikums allen Wirten nur warm empfohlen werden, diese Likör-Weine recht bald in ihren Lokalen einzuführen und sich zu diesem Zwecke an die oben erwähnte Firma Gustav Uebel in Limbach zu wenden. Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichenbrand vom 28. April bis 4. Mai 1906. Geburten: Dem Kranführer Julius Nimser in Siegmar 1 Mädchen; dem Schutzmann Paul Otto Mauersberger in Siegmar 1 Knabe; dem Buchdrucker Ernst Martin Flick in Siegmar 1 Mädchen; dem Fabrikant Friedrich Arthur Kühn in Siegmar 1 Mädchen. Aufgebote: Der Handarbeiter Josef Pioch in Siegmar mit Marie Elsa Rosa Opitz in Siegmar. Eheschließungen: Der Kutscherstubeninhaber Georg Herrmann in Siegmar mit Lina Milda Wolf in Siegmar. Sterbestille: Die Privatiere Auguste Sophie Marie Stoll in Siegmar, 82 Jahre alt. KLpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 26. April bis 4. Mai 1906. Geburten: 1 Sohn dem Schlosser Oskar Alfred Berthold, dem Steinbildhauer Max Richard Wolf, 1 Tochter dem Handarbeiter und Schleifer Ernst Paul Ahnert, sämtlich in Rabenstein; 1 Tochter dem Ziegelmeister Friedrich Karl Ernst Gerke in Rottluff. Eheanfgebote: Der Eisendreher Oskar Alfred Müller mit Selma Bertha Scheffel, beide in Rottluff. Der Monteur Max Bruno Schulze in Chemnitz mit Hedwig Anna Müller in Rottluff. Eheschließungen: Der Tricotagenfabrikant Guido Erhard Müller in Reichenbrand mit Anna Frieda Berger in Rabenstein. Sterbefälle: Der Strumpfwirker Ernst Otto Merkel, 62 Jahre alt, in Rabenstein. Heschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr norm, und 2—6 Uhr nachm. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Jubilate den 6. Mai s. c. Vorm- 1/28 Uhr Predigtgottesdienst. Vorm. 11 Uhr Unter redung mit den Jünglingen. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Jubilate den 6. Mai a. c. Vorm- 9 Uhr Predigtgottesdienst. — 1^/4 Uhr Katechismus unterredung. Eine Wohnung, best. aus Stube, Küche und 2 Kammern nebst Zubehör zu vermieten Rabenstein, Kirchstraße Nr. 26. Eine Erkerwohnung für 150 Mark per 1. Juli zu vermieten Siegmar, Rosmarinstr. Nr. 13. Aube mi AIkMN zu vermieten bei Iff. I-oui» kügnvi-, Reichenbrand 35 L. 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Mai nachmittags 2 Uhr in der Turnhalle ein Prüfungswettturnen der Vorturnerschaft stattfindet, wozu alle Mitglieder, sowie Freunde und Gönner der Turnsache freundlichst eingeladen sind. Nach dem Wett turnen findet geselliges Beisammensein in Rcichel's Restaurant statt, zu welchem um recht zahlreiche Beteiligung gebeten wird. Der Vorstand und die Borturnerschaft. I'. k'. Reistienbmnii. Nächsten Montag abends 8 Uhr Kompanie- Uebnng. Sammeln am Spritzenhaus. Das Kommando. Schützengesellschast Reichenbrand. Nächsten Donnerstag abends VB Uhr Haupt- Versammlung bei Hermann Uhlig hier. Recht zahlreiches Erscheinen wünscht der Vorstand. NS. Morgen Sonntag Punkt 2 Uhr Beginn des Schießens, es wäre wünschenswert, wenn sich die Schützenbrüder recht zahlreich dazu einfänden. Auch für diejenigen die nicht schießen ist für launige Unterhaltung gesorgt. Freitag, 11. Mai, Monatsversammlnng. Gesangverein „Harmonie" Reichenbrand. Morgen Sonntag d. 6. Mai nachm. V26 Uhr Monatsversammlung im Vereinslokal. Um zahlreiches Erscheinen bittet der Vorstand. König!. Sächs. MMr-Nerein Rabenstein. Nächsten Montag d- 7. Mai abends ^9 Uhr bei Kamerad Börner Monatsversammlung. Allseitiges und pünktliches Erscheinen er wartet mit kameradschaftl. Gruß der Vorfitzende. Raninchenrüchler-lleerin Rabenstein. Alle Mitglieder werden gebeten heute Sonn abend den 5. Mai abends Punkt 9 Uhr in Ahnert's Restaurant zu erscheinen. Der Vorstand. MiikvMlkt-Pkmn für Rabenstein und Umgegend. Nächsten Montag d. 7. Mai Versammlung im „Waldschlößchen." Anfang Vs9 Uhr. Tagesordnung: 1. Beratung der Vereinssatzungen. 2. Wahlen der Vorstandsmitglieder. 3. Vereinsangelegenheitcn. Alle Bienenzüchter von Rabenstein, Siegmar u. Umg. werden hierzu freundlichst eingeladen. MMNttgchlMMN Rabenstein. Heute Abend Uebung. Um zahlreiches Erscheinen bittet d. B. Der Ktrchenchor hat Sonntag um bfl2 Uhr nachmittags kurze Uebung im Schulhause (Trauungsgesang). Um allseitiges Erscheinen bittet A. Sch- Turnverein Oberrabenstein zu Rabenstein (j. P.) Heute Sonnabend den 5. Mai abends pünkt lich 9 Uhr Vierteljahres-Versammlung im Vcreinslokal. Tagesordnung: 1. Berichte der Vereinsbeamten. 2. Abrechnung von der Abendunterhaltung. 3. Schauturnen und Ball. 4. Anträge und Allgemeines. Einen recht pünktlichen und zahlreichen Besuch erwartet der Turnrat. CMertinaverein Rabenstein Nächsten Dienstag den 8- Mai pünktlich 9 Uhr Uebung, hieraus Monatsversammlung. Heute Sonnabend ^9 Uhr Kapelle im Vereinslokal. Der Vorstand.