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nur! Hartfeld begleitet Sie. Wie heißt's doch gleich, das prächtige Lied da, von Baumbach . . . Heute ist auch ein Tag, Sonnenschein, Wetterschlag, Wenn sie mich heut nur mag — Heute ist heut!?" Fernwald lehnte sich in den Stuhl zurück und sang mit dröhnendem Baß: „Wenn's dem Geschick gefällt, Sind wir in alle Welt Morgen zerstreut; Drum laßt uns lustig sein, Wirt roll das Faß herein, Mädel schenk ein, schenk ein, Heute ist heut! Ob ihren Rosenmund Morgen schon Hildegund Anderen beut — Danach ich nimmer frag, Das schafft mir keine Plag. Wenn sie mich heut nur mag — Heute ist heut! Brüder stoßt an und singt, Morgen vielleicht erklingt Sterbegeläut. Wer weiß, ob nicht die Welt, Morgen in Schutt zerfällt, Wenn sie nur heut noch hält — Heute ist heut!" „Prosit, Herr Baron! Ausgezeichnet! Prosit, meine Herren!" rief Schwarzwild begeistert, „Komme, was kommen mag, Sonnenschein, Wetterschlag - - - Sie haben was ausgelassen, Herr Baron — schade! Wenn sie mich heut nur mag — Heute ist heut! Ja, lieber Hartfeld, was ich vorhin sagen wollte — Sie erinnern mich lebhaft an einen unvergeßlichen Jugendkameraden. Er hieß auch Hartfeld . . . Georg Hartfeld; vielleicht sind Sie verwandt mit ihm? Sein Vater war Oberst. Wir waren mitsammen im Kadettenkorps und wurden gleichzeitig Junker. Bald darauf quittierte er den Dienst und soll dann Kaufmann geworden sein. Ich habe seit 25 Jahren nichts mehr über ihn gehört." „Das war mein Vater, Herr Hauptmann", ent gegnete Hartseid, und sein Blick hing mit freudiger Spannung an Schwarzwild. „Ihr Vater? Das freut mich! Sie sehen ihm auch auffallend ähnlich. Wie geht es Ihrem alten Herrn? Es würde mich ungemein freuen, ihn nach so langer Zeit einmal wiederzusehen." „Ich kann mich meines Vaters nicht mehr erinnern; er ist vor 17 Jahren zu Ingolstadt in der Donau verunglückt. Ich war damals erst drei Jahre alt." „Verunglückt ist er — vor 17 Jahren schon? Wie schade um diesen prächtigen, lebenslustigen Menschen?" sagte Schwarzwild und ließ gedankenvoll den Kopf finken. „Pardon, Herr Kamerad", begann der Rittmeister, „sind sie vielleicht ein Bruder von Fräulein Hartfeld, die gegenwärtig bei meiner Cousine aus Besuch weilt?" „Jawohl, Herr Rittmeister ... der einzige Bruder. Wir sind nur zwei Geschwister." „Ah, das trifft sich aber hübsch! Ich kenne ihr Fräulein Schwester noch nicht persönlich; meine Cousine hat mir von ihr geschrieben; werde morgen die Ehre haben. Wie geht es Ihrer Frau Mutter und Ihrem Großvater, dem Herrn General?" „Danke, gut, Herr Rittmeister." „Wir treffen uns jedenfalls öfter auf Villa Nonnen gut, Herr Kamerad", sagte Fernwald, sich erhebend. „Danke für die liebenswürdige Bewirtung! Gute Nacht, meine Herren! Ich bin von der Reise etwas müde und bitte, mich zu entschuldigen. Auf Wiedersehen!" Bald darauf wurde allgemein aufgebrochen, und auch Hartfeld und Schütz wanderten durch die stillen, mondhellen Straßen ihren Quartieren zu. „Und Du sagst mir kein Wort, Georg, daß Deine Schwester hier ist?" begann Schütz, nachdem sie das Lokal verlassen hatten, mit leisem Vorwurf, „Im Trubel der letzten zwei Tage vergaß ich darauf. Meine Schwester ist erst vorgestern angekommen." „Es interessiert mich sehr, sie kennen zu lernen. „Dem Namen nach bist Du Irma längst bekannt. Wenn ich ihr von meinen kleinen Erlebnissen erzählte, konnte ich natürlich Deine Person nicht umgehen." Empfehle täglich: O«INÜ8«, Wie: Kopfsalat, Gurken, Spinat, Radieschen, Rotkraut, Blumenkohl, sowie ff. ^i«»8U»ii«N«« ^«Iv, ff. geräuch. L<»«li8, französische Ül8«r«iliieii, ff echte liivl. kü«li linx«, prima kr»u»8«I»««iKvr <S«mü8v- u W>u«!»tlioiii8«rveu, feinsten Klüt«»- und 8«ü«il»«»- üoniK, Flaltakartoir«!» und ff ZI«lIv8Ü«rinx«. Billigste Tagespreise! bernhard Metrer, Siegmar, Limbacherstr., Ecke Rosmarinstr. „Das ist reizend von Dir. Hast Du ihr auch Schlimmes von mir erzählt?" „Das wäre ja die größte Lästerzunge nicht im Stande." „Du Schmeichler! Ich bin nicht besser als andere. Kommst Du öfter zu Barons?" „Bis jetzt kam ich nur zuweilen hin. So lange meine Schwester hier ist, werde ich selbstredend häufiger dort zu finden sein." „Ist Deine Familie mit Fernwalds verwandt?" „Nein. Der alte Baron ist ein Kriegskamerad meines Großvaters und seine Tochter, die Baronin Rembach, eine Pensionsfreundin meiner Mutter. Vor einigen Jahren kamen Fernwald's gelegentlich einer Jtalienreise zu uns auf Besuch, und da ist die alte Freundschaft wieder aufgefrischt worden. Die Baronin ist eine liebenswürdige Dame, natürlich und un gezwungen, und ihr Vater ein ausgezeichneter Mann, der anregende Unterhaltung und heitere Gesellschaft liebt. Es ist schade, daß Du auf Villa Nonnengut nicht verkehrst." „Diese Woche noch mache ich Besuch dort. In nächster Zeit dürfte es beim Baron ohnehin größere Gesellschaft geben, da der Rittmeister und Major Berger befreundet sind." „Karl, mir ist immer, als träumte ich. Major Berger kommt hierher! Ein eigentümliches Geschick!" „Es ist das Erfreulichste, was sich überhaupt dienstlich ereignen konnte." „Ich fühle mich in seltsamer Weise zu diesem Manne hingezogen. Neben meinem Großvater war hauptsächlich Major Berger die Ursache, daß ich im Kadettenkorps parrierte. Anfangs hatte ich gar nicht das Zeug zum Soldaten." „Ja, es ist merkwürdig; Berger übt auf jeden einen allmächtigen Zauber aus. Alle im Korps hängen mit schwärmerischer Verehrung an diesem immer ernsten Manne." „Und dieser ernste Mann hat ein Herz, wie man es selten findet. Du erinnerst Dich noch, daß ich vor zwei Jahren in München längere Zeit krank lag? Da besuchte er mich jeden Tag, saß oft eine Stunde neben mir am Bette und plauderte so teilnahmsvoll und herzlich, daß ich mich jeden Tag nach seiner Ankunft sehnte. Seit dieser Zeit liebe ich ihn, wie man nur seinen Vater lieben kann." „Major Verger hatte stets ein besonderes Auge auf Dich; mir ist das nicht entgangen. Berger's Versetzung hierher kann Dir nur von Nutzen sein. Wirst sehen, in einem Jahre bist Du Adjutant." „Du weißt, ich bin kein Streber, laß mich erst in der Leutnantsuniform warm werden. Für heute wollen wir uns übrigens verabschieden und noch ein paar Stunden schlafen. Ich bin zu Hause wie Du siehst. Entschuldige, wenn ich Dich nicht mehr begleite. Gute Nacht, Karl!" „Ja, hast recht. Ich habe morgen Wachtdienst auf Oberhaus. Gute Nacht, lieber Freund!" Als Hartfeld sein Zimmer betrat, fand er einen Brief von seinem Großvater vor. Der junge Mann konnte sich nicht erinnern, den alten Herrn jemals am Schreibtische gesehen zu haben, und mit Interesse überflog er deshalb die markigen, aber mit unsicherer Hand geschriebenen Zeilen. Der Bries des Generals lautete: „Bickenried, den 20. Mai 1870. Lieber Georg! Nach einer langen Reihe von Jahren ist mir am Lebensabend noch eine große Freude zu Teil geworden: Deine Beförderung zum Unter leutnant. Ich wünsche Dir von Herzen Glück dazu! Zufällig erfuhr ich soeben auch, daß Herr Haupt mann Berger, der Dir stets ein besonderes Wohlwollen erwies und für den Du so außergewöhnlich schwärmst, Major geworden ist und Dein Bataillonskommandant wird. Du kannst diesen Umstand als eine gute Vor bedeutung für Deine Zukunft betrachten. Ich bin überzeugt, daß Du bestrebt sein wirst, Dir die Zu neigung dieses Herrn, den ich zu meinem Bedauern nicht persönlich kenne, zu erhalten. Beim Lesen der erfreulichen Nachricht von Deiner Beförderung erinnerte ich mich wieder einmal lebhaft an jenen Tag, an dem ich zum erstenmal die Leutnants uniform trug. Es war bei Wilma in Rußland. ! Wrede und Deroy führten an jenem Tage die zwei dem Untergange geweihten bayerischen Divisionen Napoleon vor, der von einer kleinen Anhöhe aus, durch l ein Fernglas unsere Truppen musterte und laut seinen Beifall kundgab. Fernwald wurde mit mir befördert. ! Ein fast wunderbarer Zufall ließ uns beide die ent setzlichen Strapazen und das unbeschreibliche Elend jenes unglücklichen Feldzuges überwinden. Unter den Wenigen, die bewaffnet bei Wrede blieben und am 13. ! Dezember 1812 den Niemen überschritten und preußischen ! Boden betraten, befanden sich auch Fernwald und ich. ! Das sind nun 58 Jahre her und aus dem damals! zweiundzwanzigjährigen Leutnant ist ein achtzigjähriger i Greis geworden. Ich habe in meiner militärischen Laufbahn nicht l erreicht, was ich anstrebte und mit ziemlicher Sicher- ! heit erwarten durfte. Dir noch unbekannte unglückliche l Familienverhältnisfe veranlaßten mich, in den besten ! Jahren meinen Abschied zu nehmen, und deshalb bin ! ich der vergrämte, einsilbige Mann geworden, als den ' Du mich von Deiner Kindheit auf kennst. Diesen i Punkt habe ich nun seit einigen Jahren verwunden. Zuweilen nur ergreift es mich seltsam, wen» ich der großen Zeit der Befreiungskriege gedenke, und wenn die schönen Stunden im Kreise lieber Kameraden und ) die mannigfaltigen Bilder aus den erlebten Kriegs- und Friedenszeiten an meinem Geiste vorüberziehen. — ! Noch nie in meinem Leben hat mich der Frühling so wundersam berührt, wie Heuer. Ob es wohl der letzte für mich sein wird? In meinem Alter ist man so dankbar, wenn man den Frühling wieder erlebt; man betrachtet da jedes gesunde Erwachen und jeden sonnigen Tag als ein besonderes Gnadengeschenk des Himmels. Wir hoffen bestimmt, Dich anfangs Juli bei uns zu sehen. Irma mag sechs bis acht Wochen bei Fernwald's bleiben, länger aber nicht. Das Haus ist so leer, seitdem sie fort ist. Am besten wird es j sein, wenn sie ihre Rückreise mit Deiner Nrlaubsreise hierher verbindet. Fortsetzung folgt. Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichenbrand vom 14. bis 20. April 1006. Geburten: Dem Schlosser Max Hugo Schindler in Siegmar 1 Knabe; dem Vernickler Karl Emil Hempel in Siegmar 1 Mädchen; dem Bierhändler Edmund Bernhard Weinelt in Siegmar 1 Knabe. Aufgebote: Der Schlosser Ernst Paul Weber in Rabenstein mit Anna Lina Fischer in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Schlosser Walter Volkmar Gerhard Kleist in Siegmar mit Johanna Olga Weber daselbst. Sterbefällc: Dem Expedienten Karl Friedrich Müller in Siegmar 1 Sohu, 3 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 12. bis 20. April 1006. Geburten: 1 Sohn dem Feuermann Johann Kutsche, dem Maurer Emil Hermann Münch, dem Handschuhstricker Oswald Emil Irmscher, dem Metallschleifer Theodor Otto Herold, dem Oberschweizer Karl Wilhelm Fischer, dem Hilfsweichen steller Emil Friedrich Matthes; 1 Tochter dem Handschuh stricker Karl Friedrich Scharf, dem ans- Handschuhstricker Richard Steiner, dem Handschuhstricker Oswald Hermann Uhlig, dem Strumpfwirker Hermann Emil Zschache, sämtlich in Rabenstein. Eheaufgebote: Der Maurer Otto Reinhold Ehrt in Raben stein mit Lina Franziska Müller in Rottluff; der Fabrik arbeiter Ernst Emil Kühnert mit Klara Frieda Augustin in Rottluff. Eheschließungen: Der Eisenhobler Bruno Richard Werner in Stelzendorf bei Chemnitz mit Marie Auguste Polter in Rabenstein; der Gärtner Otto Max Uhlig in Chemnitz mit Flora Elsa Steuer in Rottluff; der Musterzeichner Richard Johannes Köhler in Chemnitz mit Elisabeth Ella Fiedler in Rabenstein. Sterbefälle: Die Gutsauszüglers-Ehefrau Amalie Wilhel mine Richter geb. Müller, 58 Jahre alt; 1 Sohn dem Hand schuhwirker und Brunnenbauer Ernst Emil Weber, 9 Monate alt, beide in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Quasimodogeniti d. 22. April u. c. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst. — Vorm. 11 Uhr Unterredung mit den Jünglingen. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Quasimodogeniti d. 22. April a. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. — Nachm. ^2 Uhr Katechismusunterredung. Kurtmurbeiter und Arbeiterinnen, sowie Laufburschen werden gesucht Lmil jNÄrlLvI, Rabenstein. Stube mit Mmn zu vermieten bei f.I.ouis kögnen, Reichenbrand 35u. Eine Wohnung im Seitengebäude ist zu vermieten. Siegmar, Rosmarinstraße 38. ÄM Mensch, schnhschneiderei, eigens. Handschuh- Näher bei höchsten Löhnen und aus dauernder Arbeit gesucht. Reichenbrand. 1 neumeikeue Ziege, unter 3 die Wahl, und L Hundehütte zu verkaufen bei Reichenbrand. Ein anständiger Herr kann Logis erhalte». 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