Volltext Seite (XML)
schritt er einigemal das Zimmer hastig 'auf und ab und ließ sich dann erschöpft in einen Sessel nieder. „Ist es denn möglich . . . ein Dieb!" entrang es sich stöhnend seinen Lippen. „Arme Marie — arme Kinder! Tot — begraben! Kinder haben, kleine, hilflose Kinder und so handeln! Tot. . . begraben! Entsetzlich!" Lange saß er, den Kopf in beide Hände gestützt, in düsterem Brüten, und als er sich erhob, war aus dem kräftigen, elastischen Manne ein Greis geworden. Mit zitternden Händen ergriff er die Glocke und läutete. „Wann geht der Postwagen nach Kelheim?" fragte er den eintretenden Diener. „Um 10 Uhr, Herr Ob . . . Herr General!" „Es ist jetzt 9 Uhr vorbei. Laß vom Dienstmädchen sogleich ein Billet nach Kehlheim lösen und mache dich schleunigst zur Reise fertig! Das Weitere werde ich dir sagen, wenn du . . . Apropos, kennst du den Mantel, den Herr Hartfeld trug, als er an Weihnachten nach Hause kam?" „Aus Hunderten heraus kenne ich den, Herr General! Hab ihn ja oft genug ... Ja, was ist geschehen, Herr Oberst — verzeihen, Herr General! ... Es wird doch kein Unglück . . . stotterte der alte Diener erbleichend. „Laß zunächst ein Billet besorgen, und wenn du reisefertig bist, kommst du zu mir!" „Sehr wohl, Herr General!" Langsam und gedankenvoll schritt der alte Herr, nachdem der Diener das Zimmer verlassen hatte, über den Korridor nach Hartfeld's Wohnung. „Vater, was ist dir zugestoßen?" rief Frau Hartfeld bei seinem Eintritt erschrocken. „Marie — Gewißheit, und sei sie noch so schreck lich, ist immer besser, als marternde Ungewißheit. Bist du gefaßt —" „Ist Georg . . .?" „Du bist aller Wahrscheinlichkeit nach Witwe", sagte der General gepreßt. „Vater — tot!" schrie die Frau erblassend. „Wer hat die Nachricht gebracht?" „Armes, unglückliches Kind — sei stark! Wir müssen's tragen!" sprach der General mit bebender Stimme. „Vater ... es kann nicht sein! Ich wäre . . . Heiliger Gott, ich bin seine Mörderin! Nein, Vater es muß ein Irrtum, eine Verwechslung sein! Georg kann das den Kinden nicht antun ... er konnte —" „Fasse dich, armes Kind, und lies selbst." Starren Blickes, und bebend überflog die junge Frau die für sie so inhaltsschwere Mitteilung. Plötzlich entfärbte sie sich, die Zeitung entglitt den zitternden Händen und mit einem röchelnden Laut sank sie, wie leblos, in die Arme ihres Vaters. V. Ueber den waldigen Höhenzug, der von Kaufbeuren aus wellenförmig nach Westen hin verläuft, schritt in früher Morgenstunde ein Mann. Er wählte vor sichtig die dichteren Baumgruppen und Gebüsche auf den beiden Seiten des Fußweges und näherte sich letzterem nur zuweilen, um die Richtung nicht zu ver lieren. Nach seiner Kleidung, die in ihren Hauptbe standteilen aus einem breitkrempigen, schwarzen Filzhut, einer dunklen Tuchhose und Joppe nebst Heller Weste bestand, konnte man ihn für einen Arzt vom Lande halten. Die gemessenen Bewegungen in Gang und Haltung rechtfertigten jedoch mehr die Vermutung, daß dem Manne, der in der Mitte der Dreißiger stehen mochte, eine mehrjährige militärische Schulung zu Teil geworden war. Auf den breiten Schultern der hohen, schlanken Gestalt saß ein ungewöhnlich schöner Kopf. Die edeln Linien des sonnengebräunten Gesichts bekundeten Mut und Entschlossenheit, der ernste, offene Blick, Herzengüte und Geist. Glück und Freude aber schienen diese Züge, die den Stempel tiefen Kummers trugen, selten zu beleben. Fast schwermütig ruhte sein Blick auf dem lieblichen Landschaftsbild, das sich, als er auf einer freien Anhöhe angelangt war, vor ihm geöffnet hatte. „Guate Morg, Herr!" vernahm er in diesem Augenblicke eine Stimme hinter sich. Er wandte sich um und erblickte einen alten, ver gnügt aussehenden Schafhirten, der mit Behaglich keit sein kurzes Pfeifchen schmauchte. „Guten Morgen!" erwiderte der Fremde und ging nach kurzer Ueberlegung auf den Alten zu. „Lieber Mann, Sie sind wohl in dieser Gegend gut bekannt?" fragte er ihn. „Ja, du liaber Himmel!" rief der Alte eifrig, „i bin a halb's Jahrhundert Schäfer da umher — da ischt kei' Haus, kei Bäuml und kei Schträuchle und au' nit leicht a Mensch, den i net kenn." „Was ist denn das für ein Kastell dort drüben auf der Höhe?" Des ischt der Römerturm vo' Großkeamlet — Kemnat tust ma schreibe; 's ischt a kloins Dörfle." „Und dieser Gutsbesitz da vor uns—dieses Schloß?" „Des ischt Bickenried, Herr. Seit vier oder fünf Jahr wohnt a pensionirter General d'rin, der Herr Baron von Seeberg, 's Hauswesen führt sei Tochter, a Witfrau mit zwei Kinderle." Im Gesichte des Fremden zeigte sich eine lebhafte Bewegung. Er wandte sich rasch zur Seite und ließ den Blick über das in nebeliger Ferne entschwindende Wertachtal schweifen. Fortsetzung folgt. Reichenbrand. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse er folgten im Monat Februar d- Js. 102 Einzahlungen im Betrage von 21966 Mk. 06 Pf. und 41 Rückzahlungen im Betrage von 14501 Mk. 89 Pf. Die Gesamteinnahme betrug 80153 Mk. 43 Pf., die Gesamtausgabe 66575 Mk. 17 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 13578 Mk. 26 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Februar beziffert sich auf 146728 Mk. 60 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vormittags von 8—12 Uhr und nachm. von 2—6 Uhr geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit und solche, welche bis zum 3. eines Monats erfolgen, noch für den vollen Monat verzinst. Alle Einlagen werden streng geheim behandelt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 2. bis 9. März 1906. Geburten: 1 Sohn dem Brauer Karl Wilhelm Schneider; 1 Tochter dem Schlosser Max Emil Heinig; dem Tischler Rudolph Floßmanu, sämtlich in Rabenstein. 1 Sohn dem Eisendreher Richard William Ziegler in Rottluff. Hierzu 1 totgeborenes Mädchen dem Gärtner Carl Oskar Beyer in Rabenstein. Ehcaufgcbote: Der Handschuhstricker Carl Otto Küchler mit Martha Elsa Unger, beide in Rabenstein. Der Eisenhobler Bruno Richard Werner in Stelzendorf mit Marie Auguste Polter in Rabenstein. Eheschließungen: Der Eisenfraiser Albin Bruno Schulze mit Anna Valeska Koch, beide in Rabenstein wohnhaft. Sterbefälle: 1 Tochter dem Fabrikstellmacher Ernst Emil Großer, 3 Monate alt in Rottluff. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Reminiscere den 11. März n. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Mittwoch den 14. März 1. Bußtag: Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte ^9 Uhr. Nachm. 5 Uhr Abendkommunion. Kollekte für die innere Mission. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Reminiscere den H.März n.c. vorm. Vs9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdieust mit hl. Abendmahl. Mittwoch den 14. März 1. Bußtag: Vorm. ^9 Uhr Beichte. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit hl. Abend mahl. — 6 Uhr Abendkommunion. — An beiden Gottesdiensten Kollekte für die innere Mission. Geschäfts-Empfehlung. Hiermit erlaube ich mir ergebenst anzuzeigen, daß ich mein chemisches Versand-Geschäft von Chtz.-Altendorf nach SiWllr-RMenbraO, MmWenstr. 1?? in meinen Neubau verlegt habe und empfehle ich bei geneigtestem Bedarf folgende Produkte: div. Dele und Fette für Hand- und Dampfbetrieb, wie: russ. Maschinen-Oel, Motor-Oel, Cylinder-Oel, Stick-, Strick-, Nähmaschinen- und Separator-Oel rc.; ferner: ff. Speise-Oele, Oliven-, Mohn- und Lein-Oele rc. Ferner: Geschirr-, Leder- und Wagenfette, techn. Vaseline, Lederlack rc., sowie: ff. Düsseldorfer Tafelmostrich, Essige rc. M. Nähmaschinen- und Separator-Oel gebe auch in kleineren Quantitäten ab. Hochachtungsvoll ergebenst! Vertreter der Sächsischen Viehnährmittelfabrik, Dresden. Heute und Dienstag s-W SWW und Kabeljau, sowie Braunschweiger Gemüse- u. Frucht - Konserven, Thüringer Salatkartoffeln empfiehlt billigst Flax Pelzmühlenstraße 47. FrischeSeefische und Elbkarpsen, sehr mehlreiche Zwiebelkartoffel, L Zentner 2 Mk. 50 Pfg., Futter möhren L Zentner 2 Mk. 25 Pfg. frei Haus empfiehlt 8. bißliki'mrtll, Reichenbrand. EmHllMuhmlWWm, wenig gebraucht, verkauft Chemnitz, untere Georgstraße 7, part. links. VorMos, Kleiderschränke, Kommoden, Bett stellen, Tische, Stühle, Spiegel, Vitragen, Gardineustangen und Rosetten verkauft zu ganz billigen Preisen llax TvkmslL, Reichenbrand. Auch werden Bilder gut und billig eingerahmt. Strickmaschinen, 7r und 8r Fuß-, mit und ohne Schlauch schloß, teils neu, auch 8r Finger maschinen, sowie eine 8r und eine Sr Längenmaschine verkaufe billig. Strickmaschinennadeln, gewöhnliche Sorten, L 100 Stck. 2,50 Mk., ferner beste Maschinenöle em pfiehlt kibin Zckeitdauki', Siegmar. Für KoußruMden: Anzüge fertig und nach Maß, Hüte, Chemisetts, Kragen, Manschetten und Krawatten billigst bei Rabenstein, Chemnitzerstr. KMsirimden- Schuhe mH -Stiesel in jeder Ausführung kauft man am besten und billigsten bei Mik kriMek, Schuhwarenlager, Reichenbrand, Lichtensteinerstr. 78. MUmWiM, beste Qualität, Walzenlänge 42 cm ... IS INs^lc, „ 39 „ . . . 14 „ „ 36 „ . . . 12 „ einzelne Walzen billigst, empfiehlt HI»ii» Siegmar. Kaustellen für Villen, Wohnhäuser, Fabriken an der hiesigen Pelzmühlenstraste, Turnhallenstraße, Forststraste, Stelzendorferstraste,sowieFriedrich- Auguststraße in Siegmar unter gün stigen Zahlungsbedingungen (ev.Bauvor- schuß zur Verfügung) billig zu verkaufen. Reichenbrand, Pelzmühlenstr. 47^- Husten! Ml Wer diesen nicht heilt, versündigt DM sich am eigenen Leibe! MW N Kaisers I» NM-kmmllM feinschmeckendes Malz-Extrakt. - Ärztlich erprobt und empfohlen — > gegen Husten, Heiserkeit, Katarrh, N » > > Verschleimung und Rachenkatarrhe. > > 4^10 not. begl. Zeugnisse be- weisen, daß sie halten, was sie versprechen. Pak. 25 Pfg. Dose 45 Pfg. bei Lmil Winter in Rabenstein, Lrnet Leümikll in Siegmar. Empfehle sämtliche zum Radsport gehörigen Artikel, als: Mäntel, Schläuche, Laternen, Glocken, Fustpumpen, Reparaturkästen u. s. w. zu äußerst billigen Preisen. IVIsx tiokmsnn, Rabenstein. Infolge Umzugs zu verkaufen: 2 MMsten, tief und 1Vs Meter hoch, passend fürHühnerhaus oderKaninchenstall, 18 MMWten, 1 Meter breit X 80 m/m stark, MWWiMtVS zu Werkbänken, Stalldielen u.s.w. Siegmar, Amalienstr. 4.