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Wochenblatt Fernsprecher: Amt Siegmar Nr. 144. für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. ^2 3. Sonnabend, den 20. Januar 1906. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition (Reichenbrand, Pelzmühlenstraße 47v), sowie von den Herren I. Oebser, Barbier Kirsch in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahnerin Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige CorpuSzeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rabatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde findet vom SS. bis SS. Januar ISS« statt. Reichenbrand, am 16. Januar 1906. Der Gcmeindevorstand. Vogel. Auktion. Montag den SS. Januar vormittags ^»12 Uhr gelangt im Wendler'scheu Gasthofe eine größere eiserne Geldkassette zur öffentlichen Versteigerung. Erstehungslustige werden hierzu eingeladen. Reichenbrand, am 16. Januar 1906. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Denjenigen Steuerpflichtigen, welche mit den Schulgeldern, Gemeinde steuern auf das Jahr 1905 noch im Rückstände sind, wird andurch bekannt gegeben, daß nunmehr das Mahn- und bezw. Zwangsvollstreckungsverfahren beginnt und die Säumigen die dadurch entstehenden Kosten sich nunmehr selbst zuzuschreiben haben. Rabenstein, am 11. Januar 1906. Der Gemeinderat. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Bekanntmachung, die Anmeldung der schulpflichtig werdenden Kinder zur Schule betreffend. Nach 8 4 des Volksschulgesetzes vom 26. April 1873 in Verbindung mit 88 5 und 6 der dazu gehörigen Ausführungs-Verordnung vom 25. August 1874 werden bevorstehende Ostern alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllen. Auf Wunsch der Eltern oder Erzieher dürfen jedoch auch solche Kinder ausgenommen werden, welche bis zum 30. Juni cr. das 6. Lebensjahr vollenden. Der unterzeichnete Schulvorstand hat beschlossen, die Anmeldung der Knaben Montag den 29. Januar er. nachmittag von 4 bis 6 Uhr, der Mädchen Dienstag den 30. Januar er. nachmittags von 4 bis 8 Uhr im Klassenzimmer Nr. i (Schule an der Kirche) entgegenzunehmen. Für jedes aufzunehmende Kind ist bei der Anmeldung ein Impfschein und für die nicht in Rabenstein geborenen Kinder außerdem noch ein Tauf und Geburtszeugnis beizubringen. Zur Vermeidung von Nachteilen wird dies hiermit zur Kenntnis gebracht. Rabenstein, am 4. Januar 1906. Der Schulvorstand. Augen Werket, Vorsitzender. Bekanntmachung. Nach 8 12 der Verordnung der Königlichen Ministerien des Innern und der Finanzen vom 2. April 1901, den Verkehr mit Fahrrädern auf den öffent lichen Wegen betr., hat jeder Radfahrer, der in Sachsen seinen Wohnsitz hat, eine auf seinen Namen lautende und aus die Dauer des Kalenderjahres gültige Radfahrkarte bei sich zu führen und den Aufsichtsbeamten auf Verlaiiaen vorzuzeigeu. Es ergeht deshalb andurch an die betr. Personen hiesigen Ortes die Aufforderung, die neuen für das Jahr IVOS gültigen Radfahrkarten im Rathaus zu lösen. Rabenstein, am 18. Januar 1906. Der Gemeindevorstand. Witsdorf. Bekanntmachung. Gefunden wurde: 1 Portemonnaie mit Inhalt und IPferdepeitsche. Verloren: 4 Taschentintenfast. Rabenstein, am 18. Januar 1906. Der Gcmeindevorstand. Witsdorf. Sitzung des Gemeinderats zu Rabenstein am 17. Januar 1906. 1. werden die laufenden Armenunterstützungssachen einer Prüfung unterzogen; 2. gelangen die Haushaltpläne der Gemeinde für 1906 zur Beratung. Nach denselben werden folgende Anlagen erforderlich: 13 650 M- — Pf. zur Gemeindekaffe, 160 „ 3 640 „ 6 770 „ 10 380 „ — „ zur Feuerlöschkaffe, — „ zur Armenkasse, — „ zur Parochialkaffe, einschl. Friedhofskasse, — „ zur Schulkasse, 34 600 M. — Pf. Sa. Es wird beschlossen, diese Anlagen nach dem einfachen Normalsteuersatz aufzubringen. 3. werden die Herren Oswald Arnold, Her mann Arnold, Emil Berthold, Max Hofmann, Karl Hofmann, Julius Karte und Hermann Reinhardt als Schätzungsausschußmitglieder für 1906 wiedergewählt. 4. auf Vorschlag des Bauausschusses sind zur Straßenbesserung 186 cbm Klarschlag und 40 cbm ungeschlagene Steine zu beschaffe». 5. der untere Trakt der Poststraße soll 1906 plan mäßig ausgebaut werden und wird der Bauausschuß mit der Vornahme der erforderlichen Vorarbeiten und Berichterstattung beauftragt. 6. In einer Besitzwechselabgabensache wird Ver tagungund Anstellung weiterer Erörterungen beschlossen. 7. von einer Zuschrift der Königl. Forstverwaltung, die künftige Wasserversorgung für die Gemeinde betreffend, wird Kenntnis genommen und mit der Anstellung weiterer Erörterungen, beziehentlich der Vorarbeiten, der Bauausschuß betraut. 8. willigt man noch in Pfandfreigabe eines Grund stücks hinsichtlich eines Sparkassendarlehns und nimmt von verschiedenen Mitteilungen Kenntnis. Sitzung des Gemeinderates zu Reichenbrand vom 12. Januar 1906. 1. Es wird Kenntnis genommen a) von der Be willigung einer Beihilfe für die Volksbibliothek aufs Jahr 1906; b) von einem Beschluß der Kgl. Amts hauptmannschaft, den Nachtrag zum Regulative über die Erhebung einer Wertzuwachssteuer betr.; die An gelegenheit wird dem Verfassungsausschuß überwiesen. 2. In einer Reklamationssache wird gemäß dem Verfahren bei der Staatseinkommensteuer Entschließung gefaßt. 3. In den Sparkaffenausschuß werden die bis herigen Mitglieder, Herren Gemeindeältester Enge, Paul Jun g Hänel, Gustav A uersw ald und Her mann Helbig, auf die Jahre 1906 und 1907 wieder gewählt; desgleichen in den Schulsparkaffenausschuß die Herren Edmund Brüch und Paul Fiedler auf 6 Jahre. 4. In Sparkaffensachen werden auf Vorschlag des Ausschusses drei Darlehnsgesuche bewilligt. 5. Das vom Verfassungsausschuß aufgestellte Orts gesetz über Entschädigung von Dienstreisen der Ge meindebeamten wird unter Abänderung des letzten Absatzes angenommen. 6. Die über die Wartung des Wasserwerks auf gestellten Dienstvorschriften gelangen zur Vorlage und werden angenommen. 7. Der Gemeinderat nimmt Kenntnis vom Ein gang eines Bebauungsplanes für das Areal westlich der Weststraße. 8. In Feuerlöschsachen wird die Anschaffung zweier Strahlrohre beschlossen. Lreigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Butz er. „Gewaltiger als das Schicksal erscheint der Mut, der's unerschüttert trägt." I. Auf die im November 1853 nach starken Schnee fällen eingetretene strenge Kälte war um die Weih nachtszeit ein plötzlicher Witterungsumschlag gefolgt. Ein warmer Regen hatte die Wälder binnen wenigen Stunden ihrer blitzenden Diamanten beraubt und die Eiszapfen von den Dachrinnen geworfen. Durch die Hohlwege der bewaldeten Höhen stürzten tosend Bäche herab, und die überfüllten Wiesengräben im Tale zollten ihnen reichlichen Tribut. Vereinigt zu großer Macht gelangt, zogen die Fluten den durch die Ebene rauschen den Flüssen zu Leibe und verschlangen deren Ufer, und gleich Strömen von gewaltiger Breite wälzten sich die Wasscrmassen mit leichtem Wellenschläge der Donau zu. Der kurze regnerische Tag vor Weihnachten neigte sich zum Ende. Die hereingebrochene Dämmerung vermochte jedoch nur einen geringen Teil des Publikums, das sich auf der Ingolstädter Donaubrücke eingefunden hatte, um das seltene Schauspiel eines Eisgangs zu genießen, zur Heimkehr zu bewegen. Das hölzerne Geländer war dicht besetzt von Jung und Alt und erwartungsvoll blickten alle auf die unbeweglichen, übereinander geschobenen Eisschollen, die den Strom in seiner ganzen Breite gefesselt hielten. „Du wartest wohl auf den Eisstoß, Schweizer?" fragte ein soeben angekommener Mann im Jagdkostüm einen älteren Herrn. „Gewiß." „Dann laß dich's Warten nicht verdrießen, Freund. Nach den neuesten Hochwasser-Mitteilungen stauen sich in der Stromenge zwischen Weltenburg und Kelheim ungeheure Eismaffen. Nicht einen Zoll rückt's."