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der bloßen Erinnerung. Er wischte sich den Schweiß von der Stirn. „Allein geh' ich nicht wieder nach der Mühle zurück", sagte er noch einmal, so fest, daß sie die Türe zum Hause aufmachte und ihn eintreten ließ. Der Alte war aus dem Bett gekrochen, einen Mantel umgeschlagen saß er zusammengekauert in einem Stuhl, einen Stoß Papiere mit seinen dürren Händen krampfhaft umschlingend. Nun sah er auf und nach der Tür. In dem Rahmen derselben stand seine Anna neben dem Sohn des Beekenmüllers. Die Mütze hatte der aus dem hübschen, jungen Gesicht zurückgeschoben, so daß das lockige Blondhaar ihm auf die heiße Stirn fiel, von der er den Schweiß wegwischte mit der rückseitigen Hand. „Willst Du nicht mit uns kommen, Onkel, nach der Mühle? Das Wasser steigt; hörst Du? Nun ist es bereits in gefährlicher Nähe!" stieß er atemlos hervor. „Nein, mein Junge", und die Stimme des Ellern- bauer bebte vor Erregung, „Dir will ich nicht gram sein, Du kannst nicht dafür, aber die Beekenmühl' hat mir allzulange zu hoch gelegen. Nun kann ich nicht mehr hinüberkommen. Dein Großvater selig hat das auch schon immer gesagt — damals hab' ich es freilich nicht verstanden und auch nicht geglaubt. Und wenn jetzt der Beekenmüller selber käme und wollte mich holen, ich ging nicht mit, Fritz! Auf dem Ellernhos bin ich groß geworden, hier hab' ich meine Arbeit liegen, und hier will ich auch sterben!" Das Wasser klatschte gegen die Mauern, daß sie zitterten und bebten unter seiner Gewalt und die erste Welle rieselte wie ein Tropfen durch die Türspalte, breiter und breiter wurde dieser glitzernde, unheimliche Schein. Einen Augenblick war es still in der Bauernstube, nur das Ticken der Uhr hörte man, die sich ruhig weiter bewegte, ihrer letzten Stunde entgegen, und das Sickern des Wassers welches unaufhaltsam herein quoll. Der Bursche unterbrach zuerst diese drückende, schwüle Stille; er faßte nach der Hand des Mädchens. „Komm, Anna", bat er, „komm Du doch mit; weißt Du nicht, daß es Sünde ist, das Leben so wegzuwerfen?" Aber sie stieß ihn zurück. „Fritz, meinst Du, daß ich mit Dir fortginge und meinen alten Vater hier zurückließe? Nein, und wenn wir hier zusammen um- kommen müssen, ich geh' nicht von ihm, Du bringst mich nicht von der Stelle!" „Anna, Du weißt nicht, was das heißt, so elendig lich umkommen und was leben heißt und wie schön das Leben sein kann, Du weißt das nicht!" Und der Bursche sah mit heißen Augen auf das Mädchen nieder. Sie wußte es nicht und sie verstand ihn auch nicht, aber sie sah ihn nicht an. Die roten Lippen preßte sie trotzig auf einander, als wollte sie die Zähne zusammenbeißen, vor all dem, was noch kommen konnte. Die großen grauen Augen sahen durch die Scheiben in die Dunkelheit der Nacht hinein. Da, was war das? Ein flackernder Lichtschein auf der Blänke des Wassers vor der Tür, ihre Augen gewahrten ihn. „Hilfe!" Nun waren sie da die Leute aus dem Dorf, nun waren sie da mit ihrer Hilfe. Zu spät! Denn ein Windstoß fuhr heulend durch die Luft und rüttelte an dem Strohdach, welches jahrelang den Frieden des Hauses beschirmt hatte. Er hob es hoch in die Luft, mit gräßlichem Getöse sank es wieder nieder. Die Mauern erbebten unter der Schwere und die Balken zitterten, als müßten sie zersplittern wie Rohr. Da — vor der Wucht des Wassers drückte sich die Wand ein und das Wasser drängte nach. Den Ellernbauer hatte es erfaßt, getroffen und kraftlos sank er zu Boden. Von draußen wagte sich niemand mehr hinein in diese totgeweihte Stätte, untätig, ratlos umstanden sie das Haus, welches jeden Augenblick zusammen zu brechen drohte. Vor sich das Ende, den sichern Tod, was ist da der Wille eines Menschen, der Wahn, wo man mit einem Höher» zu rechnen hat? Ein Leben hat man nur, und dies eine Leben, es wehrt sich in einem, wenn es jung ist. ^Fortsetzung folgt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 28. Dezember 1905 bis 4. Januar 1906. Geburten: 1 Sohn dem Strumpfwirker Otto Karl Tetzner, dem Brauer Max Friedrich Gottlieb Kahmann; 1 Tochter dem Eisenhobler Max Paul Uhlig, sämtlich in Rabenstein; 1 Sohn dem Hilfsweichenwärter Carl Franz Thate in Rottluff. Eheaufgebote: Der Eisenbahnarbeiter Carl Richard Meiner in Chemnitz mit Johanne Frieda Irmscher in Rabenstein. Eheschließungen: Keine Sterbefälle: 1 Sohn dem Hilfsweicheuwärter Carl Franz Thate, w/s Stunden alt, in Rottluff. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Epiphaniasfest Sonnabend den 6. Januar 1906 Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst mit Feier des hl. Abendmahls. Beichte Uhr. Kollekte für die Heiden mission. Am 1- Sonntag p. Opipban. den 7. Januar Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Epiphaniasfest Sonnabend den 6. Januar vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Kollekte für die Heidenmission. Am 1. Sonntag nach Epiphanias den 7. Januar vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. ist jetzt der patentamtlich geschützte Name für den weit und breit bekannten, bei Arzt und Publikum gleich beliebten 1ghlI8KIl'8 M-LKkII-lRdkI-tlM Der beste, vollkommenste und wirksamste Lebertran. Allen anderen Lebertran-Ersatz-Konkurrenz-Präparaten an Geschmack, Bekömmlichkeit, Wirksamkeit und Güte vorzuzieheu. Unübertroffen in seinen Erfolgen bei Drüsen, Skrofeln, engl. 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GMWMM „Harmonie" Reichenbrand. Nächsten Sonntag den 7. Januar nachm. 6 Uhr findet unser diesjähriges Christbaum vergnügen in Reichels Restaurant statt, wozu die Mitglieder liebst werten Frauen gebeten Werden, sich recht zahlreich zu beteiligen. Jedes Mitglied hat ein Geschenk im Werte von nicht unter 50 Pfg. mitzubringen, welche alsdann versteigert werden sollen. Der Vorstand. Kgl. LW. Militär-Nmin „Obmadeasteia". Montag den 8. Januar abends 8 Uhr Monatsversammlung und Montag den 22. Januar abends 8 Uhr Generalver sammlung^ M.-G.-U. Lyra, MglM. Morgen Sonnabend lHohneujahr) Abend Singstunde. Später finden die Uebungsabende wieder regelmäßig jeden Donnerstag statt. Der Vorstand. ErWlmgsMigoer. Rabenstein. Dienstag d. 9. Januar abends VeS Uhr im Hauptversammlung Gasthof zum Goldnen Löwen. Tagesordnung: 1. Wahlen. 2. Wintervergnügen betreffend. 3. Mitteilungen. Darnach großer Spielabend. Um recht zahlreiche Beteiligung bittet ocr Vorstand. Fr. Schmidt. ClUlmtiimmm WMein Morgen Sonnabend (Hohneujahr) General versammlung im Vcreinslokal. Beginn um 7 Uhr. Zahlreichem Erscheinen sieht entgegen der Vorstand. Tommili Mmimiitin zu Rabenstein (j. P.) Sonntag den 14. Januar abends 6 Uhr Jahres-Hauptversammlung. Tagesordnung: 1. Berichte. 2. Neuwahl. 3. Aufstellung des Haushaltplanes 1906. 4. Anträge. 5. Allgemeines. Um zahlreiches Erscheinen bittet der Turnrat. Tmmrtill Gmalmftein zu Rabenstein (j. P.) Heute Freitag den 5. d. M. abends 9 Uhr Vorturnervcrsammlung. Um zahlreiches Erscheinen wird gebeten. Der Turnw. Sonnabend den 6. d. M. nachmittag 2 Uhr gemeinsames Schlittschuhlaufen. Grsaogv. „AlMlWctett" Rabenstein. Den Mitgliedern zur Kenntnis, daß unser Silvestervergnügen Sonnabend den 6. Januar im Schweizerhaus stattfindet, wozu ich alle passiven und aktiven Mitglieder nebst werten Frauen einlade. Jedes Mitglied hat ein Paket im Werte von nicht nnter 30 Pfg. mitzubringen. Anfang Punkt 6 Uhr. Äuch werden daselbst Steuern entgegengenommen. D. V. Steuographenverein „Gabelsberger" Rabenstein. Heute Freitag Abend Hebung, Sonntag den 14. Januar a.c. Christbaumvergnügen. Einladungen können von heute ab beim Vor steher entnommen werden. Hohneujahr Christ baumvergnüge« des Vereins Siegmar- Neustadt im Gasthof zu Neustadt. Zahlreiche Beteiligung erwartet d. B.