Volltext Seite (XML)
Freigesprochen. Familien-Roman v. Ludw. Nutzer. (Fortsetzung). „Das gibt's nicht, Herr Oberst!" entgegnete der alte Diener. „Jedenfalls werde ich dann für dich sorgen", sprach der Oberst lächelnd. „Nun geh' und besorge den Brief!" In dem Augenblicke, als der alte Bursche die Türe öffnete, hörte man jemanden die Treppe herauf kommen und gleich darauf erschien Hartfeld auf dem Vorplatze. Der Diener stand ein paar Augenblicke wie angewurzelt und starrte auf den Ankommenden. Das eisige an Hartfeld gerichtete „Darf ich bitten" des Obersten brachte ihn aber rasch zur Besinnung und bedächtig ging er die Treppe hinab. „Guten Abend, Vater!" grüßte Hartfeld etwas gedrückt, indem er dem Obersten die Hand zum Gruße reichte. „Einen Augenblick ... ich will erst Licht machen", entgegnete dieser, sich kühl von Hartfeld abwendend. „Es ist mir angenehm", begann» er dann, „daß ich Sie treffe, bevor Sie — meine Tochter sprechen. Erörterungen so peinlicher Natur, wie sie unerbittlich an mich herantreten —" „Wenn ich noch einen Augenblick verweilen soll, dann einen andern Ton, Vater!" unterbrach ihn Hartfeld, sich hoch aufrichtend, mit blitzenden Augen. „Sie haben sich bereits bei meiner Verhaftung unver antwortlich gegen mich benommen, und das in Gegen wart eines Fremden!" „Unverantwortlich?" fuhr der Oberst auf. „Ich bin gewohnt, für meine Handlungen jederzeit einzustehen!" „In diesem Falle können Sie das nicht! Sie vergessen, daß ich unschuldig bin!" „Sie wurden freigesprochen, ich weiß es," sagte der Oberst etwas gedehnt: „Herr Lorenz war bereits bei mir. Das Ergebnis ihrer Verhandlung hat mich übrigens veranlaßt, sofort um meinen Abschied ein zukommen." „Das war jedenfalls ein übereilter Schritt, Vater! Meine Unschuld kann jede Stunde an den Tag kommen — muß an den Tag kommen, wenn es einen Gott gibt!" Der Oberst zuckte leicht mit der Schulter. „Herr Lorenz hat einen Brief für Sie zurückgelassen", sagte er dann: „hier! In der Hauptsache ist mir sein Inhalt bekannt." Hartfeld öffnete langsam das Siegel und überflog den Brief. In seinen Zügen machte sich nicht die geringste Bewegung bemerkbar. „Herr Hartfeld!" las er, „Sie dürften gleich mir zu der Ueberzeugung gekommen sein, daß, so lange das unglückliche Vor kommnis unaufgeklärt bleibt, Ihre Tätigkeit in meinem Geschäfte unterbrochen werden muß. Ich bedaure Ihr Ausscheiden aufrichtig, finde aber in dieser heikeln Angelegenheit keine andere Lösung. Am besten wird es sein, wenn Sie auf einige Zeit von hier fortgeheu. Mit dem beigefügten Zeugnisse in Händen dürfte es Ihnen nicht schwer werden, in den ersten Häusern eine Ihren Kenntnissen entsprechende Stellung zu er halten. Indem ich Ihnen alles Glück auf Jhreu ferneren Lebensweg wünsche, bin ich in Hochachtung Ihr ergebener Carl Lorenz." Ruhig legte Hartfeld den Brief anf den Tisch. „Herr Lorenz hat mir eine unangenehme Aufgabe erspart", sagte er dann, dem Obersten, der ihn während des Lesens scharf beobachtet hatte, fest ins Auge sehend. „Daß ich meine Stelle unter den gegebenen Umständen nicht mehr antreten kann und von hier fort muß, darüber bin ich mir längst im Klaren." „Sind Sie sich auch darüber im Klaren, was Sie in Zukunft zu tun gedenken?" „Nein. Bis heute hat mich nur die Hoffnung aufrecht erhalten, daß meine Unschuld sich herausstellt. Ist dies nicht der Fall, dann kann ich mir eine Zukunft überhaupt nicht denken." Der Oberst wandte sich rasch um und ging ein paarmal im Zimmer auf und ab. „Nun ich nehme an", begann er nach einer Weile, „Sie sind unschuldig —" „Sie nehmen das au?" brauste Hartfeld auf. „Ich bin unschuldig!" „Und was ist Ihnen und Ihrer Familie mit Ihrer uuerwiesenen Unschuld gedient?" entgegnete der Oberst. „Der Schein, oder wollen wir sagen, das Vorurteil, ist gegen Sie. Diese Tatsache werden Sie wohl selbst nicht verkennen?" „Es widerstrebt mir, Ihnen gegenüber ein Wort zu meiner Verteidigung zu sprechen. Wenn man jahre lang in so innigem Familienverkehr gestanden hat, wie wir, dann sollte eine Frage, wie die vorliegende, von vornherein für Sie entschieden sein! Ein ehrlicher Mann kann nicht über Nacht zum Schurken werden!" „Ich habe alles Für und Wider in Ihrem Falle hundertmal erwogen. Es dürfte ja einzig dastehen, daß derjenige, dem eine Kasse anvertraut ist, einen großen Teil derselben unterschlägt und, statt das Weite zu suchen, beim Gericht Anzeige erstattet. Man möchte annehmen, daß einer, der sich schuldig fühlt, unmöglich in dieser naiven Weise hätte Vorgehen können, wie Sie. Die Sache ist ja rätselhaft genug. Was wollen Sie aber dagegen tun, wenn selbst anständige, vernünftige Leute die Achseln zucken, wenn angenommen wird, daß Sie in einer leichtsinnigen Stunde einen hohen Betrag verloren und Geld vielleicht in der Ab sicht der Kasse entnommen haben, dasselbe in kürzester Frist wieder zu erstatten. Das Glück . . . Das Hazard- spiel verdirbt den Menschen. Ein Spieler —" „Ich bin kein Spieler!" entgegnete Hartseld, sich mit Mühe beherrschend. „Seit dem Tode meines Vaters habe ich keine Karte mehr berührt. Daß der unselige Klatsch erfunden ist, ist gerichtlich festgestellt worden. Fortsetzung folgt. Reichenbrand. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse er folgten im Monat Januar d. Js. 202 Einzahlungen im Betrage von 51759 Mk. 96 Pf. und 145 Rückzahlungen im Betrage von 31852 Mk. 75 Pf. Die Gesamteinnahme betrug 134314 Mk. 69 Pf., die Gesamtausgabe 120247 Mk. 7 Pf. und der bare Kassenbestand am Schluffe des Monats 14067 Mk. 62 Pf. Der gesamte Geldumsatz im Monat Januar beziffert sich auf 254561 Mk. 76 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vormittags von 8—12 Uhr und nachm. von 2—6 Uhr geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit 3>/e0/g und solche, welche bis zum 3. eines Monats erfolgen, noch für den vollen Monat verzinst. Alle Einlagen werden streng geheim behandelt. Nachrichten des K.Standesamtes zu Neichenbrand vom 26. Januar bis 2. Februar 1906. Geburten: Dem Kaufmann Kurt Willy Oesterreich in Reichen- braud 1 Mädchen; dem Handarbeiter Anton Albustin in Reichenbrand 1 Mädchen. Aufgebote: Vakat. Eheschließungen: Der Kaufmann Richard Georg Hahn in Siegmar mit Klara Johanna Schulze in Reichenbrand; der Schneidermeister Friedrich Wilhelm Reber in Chemnitz mit Selma Milda Lindner in Reichenbrand; der Betriebsleiter Carl Wilhelm Hugo Reimann in Chemnitz mit Marie Elisabeth Gabler in Siegmar. Sterbefälle: Dem Hilfsweichensteller Karl Bernhard Reichel in Siegmar 1 Tochter, 2 Monate alt; der Strumpfwirker Christian Anton Hofmann in Reichenbrand, 79 Jahre alt. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 26. Januar bis 2. Februar 1906. Geburten: 1 Tochter dem Fabrikschlosser Paul Arno Pester, dem Geschirrführer Andreas Paul, beide in Rabenstein; 1 Sohn dem Eisenformer Paul Willy Schindler in Rottluff. Eheaufgebote: Der Monteur Emil Otto Winter in Hart mannsdorf mit Frieda Martha Mittag in Rabenstein; der Strumpfwirker Max Rudolf Müller in Grüna mit Elsa Hedwig Tetzner in Rottluff; der Kutscher Max Arthur Fiedler in Chemnitz-Altendorf mit Minna Martha Wagner in Raben stein. Eheschließungen: Vakat Sterbefälle: Die ledige Trikotagennäherin Elise Liddy Irmscher, 28 Jahre alt; 1 Sohn dem Handschuhwirker Max Willy Weichert, 3 Monate alt, beide in Rabenstein. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 5. Sonntag nach Epiphanias den 4. Februar L. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 5. Sonntag inuch~Epiphanias den 4. Februar s. c. vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Eigensinnige AGUiWWw und solche zum Anlernen mit 1« Mark Lernwochenlohn in die Fabrik sucht bei höchsten Löhnen und ausdauernder Arbeit L'. i Handschuhfabrik, Rabenstein. Geübte Slrmps- >i. SMchrmmmii sowie Repassiererinnen und Appreturmädchen werden sofort gesucht. Neustadt Nr. 25. jl . Gewandter Arbeiter für Motorstrickmaschine bei hohem Lohn und ausdauernder Beschäftigung sofort gesucht von Handschuhfabrikation, Rabenstein. Heute: Lebendfrischer N WWW, WeiMche, ff. ger. Flensburger Aal, ff. echte Kieler Bücklinge, sowie alle Sorten Braunschweiger Gemüsekonserven empfiehlt billigst SerMarü IWrer, Siegmar, Limbacherstr., Ecke Rosmarinstr. Nllim-LM verleiht billig MKMM KlNM, 8wgmar. Hults ckr Hillllin für Spülmaschine mit Motorbetrieb gesucht L 80NNt-lg, Reichenbrand. Für die vielen Beweise der Liebe und Teilnahme beim Heimgange meiner lieben Tochter, unserer unvergeßlichen Schwester und Schwägerin ZWsM W Ml JrMk sagen wir unseren herzlichen Dank, insbesondere dem Herrn Pastor Sattler für die trostreichen Worte am Grabe, sowie dem werten Arbeiterpersonal der Firma Emil Müller und Verwandten Bekannten für den reichen Blumenschmuck. Rabenstein. Die tieftrauernden Hinterbliebenen. Lssangküvken von M. 1,5V an bis M. 10,— und darüber (Nameneindruck in Gold unentgeltlich), pkokognspkie-^lkums, I vniekinsi-leen-^Ibuni», Kalender 1008 in großer Auswahl von 10 Pfg. an. Lvsivkls-Illlssstvn, sowie ssniAivke Vsnnvvsl-Ki-Astvl von den einfachsten bis zu den feinsten empfiehlt zu äußerst billigsten Preisen Telephon 10. Buchhandlung, Siegmar. Im Damensrisiere» empfiehlt sich Frau ZLIarr» Siegmar. Damenfrisieren separat. "MU Eine flotte Ränderstrickerin, sowie einigeOstermädchen für Strick maschine sucht für dauernd bei gutem Lohn niIl'i-QvIit Rabenstein. Zur Frühjahrspflanzung liefert OWiiim, öttmMinchkr in gesunden, Sorten echter Ware fnitr Ibikle, Obstbaumwärter, Rabenstein, Limbacherstr. 30 k. Bestellungen bitte rechtzeitig anzu^ben. Ein ordentliches Ostermädche« oder jüngeres Dienstmädchen gesucht. Zu erfahren in öabnor'o Buchhandlung Siegmar.