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wandte er sich an Hasselbeck, nur um wieder den Klang einer menschlichen Stimme zu hören. Der Prokurist fuhr zusammen und drehte sich hastig um. Er hatte die Frage schon wieder vergessen. Seine blaugewordenen Lippen verzogen sich, er atmete schwer und stöhnte aus tiefster Brust: „Wenn das nur gut geht, Schefer, weuu das nur gut geht! Und das gnädige Fräulein ist auch mitgesahren — „Wir stehen alle in Gottes Hand," sagte Schefer andächtig und vertrauensvoll und begann seine Adition, die ihm soeben zum fünsteu Male ein anderes Er gebnis geliefert hatte, von neuem. * » * VII. Trotz der Leere, welche die frühe Nachmittagsstunde in den Straßen hervorrief, fand sich hier und da ein Bekannter, der mit offensichtlicher Verwunderung dem im schnellsten Trabe vorbei fahrenden Millionär nach blickte. Johann Wilhelm aber erwiderte keinen Gruß, sondern blieb ruhig in seinen Decken und Hüllen liegen. Die frische, kalte Luft griff ihn doch mehr an, als er geglaubt hatte, und er fühlte sich sehr müde. Weder er noch Thilda sprachen ein Wort. Sie hatte sich im Fond des Wagens ganz dicht an den Vater gedrängt und hielt seine Hand fest in der ihrigen. Wenn sie Furcht hegte, so war es uur um den Vater. Die stillen Häuser und schattigen Straßen, die sonnbeschienenen, freien Plätze, auf den sich klingelnd die Wagen der Straßenbahn kreuzten, flogen mit Windeseile vorbei: Schon wurden die Häuser ärm licher, zahlreiche kleine Kaufläden traten an die Stelle der glänzenden Kaufhäuser. Durch die steil abfallen den Seitengaffen zur rechten Hand ward der ruhige, silbern blickende Spiegel des Flusses sichtbar, auf dem Schiffe auf und nieder glitten. Der Hafen war nahe. (Fortsetzung folgt.) Mannigfaltiges. — In Amerika sucht man, ganze Städte unter ein Dach zu bringen und baut deshalb Häuser, deren Einwohnerzahl die einer deutschen Kleinstadt übertrifft. Besonders gefällig präsentieren sich diese „Wolken kratzer" nicht, ihr Anblick läßt in uns, die wir den Schönheitssinn noch nicht so ganz auf Kosten der so genannten praktischen Lebensanschauung quittiert haben, keinerlei Verlangen oder Neid aufkommen. Um so me^r interessiert die Schilderung 'eine^Neüyork^^tcm baues, den der Pariser Journalist Jules Huret in seinen amerikanischen Reiseskizzen entwirft. Es handelt sich um eines der größten Wohnhäuser der City, das 17 Stockwerke hoch ist, den Namen „Ansonia" führt und sich in seiner äußeren Erscheinung durch Gefälligkeit der Formen von den „Wolkenkratzern" unterscheidet. Der Koloß enthält 3000 Räume mit etwa 300 Wohnungen und ist von dem französischen Architekten Paul E. Duboy ausgeführt. Ueber seine innere Einrichtung plaudert Huret: Das ganze Parterre ist für allen Mietparteien zur Verfügung stehende, gemeinsame Räumlichkeiten bestimmt: ein großes Palmenhaus, das alle Einwohner des Hauses bequem faßt, Boudoirs für Damen, Empfangssäle, Konzert- und Tauzsäle, ein Restaurant, ein Frühstückslokal, ein Kaffeehaus, ein Bar, ein Aufbewahrungsraum für Pelzwerk, ein Tabak- und Zigarrenladen, ein Blumen laden, ein Papier- und Kurzwarengeschäft, ein Post amt, eine Apotheke, ein Bankhaus, ein Arzt und ein Zahnarzt. Sonst enthält dieses Parterre nichts. Die Gänge und Vorzimmer im ganzen Hause sind vou monumentaler Größe und verblüffendem Luxus. Eichenes Täfelwerk, mit Marmor verkleidete Mauern, Marmortreppen, dichte Teppiche. Natürlich gibt's überall Lifts, in allen Gängen und Winkeln. Neben solchen, die für Einwohner und Besucher bestimmt sind, gibt es acht Lifts für die Dienerschaft flnd zwei für den Transport von Möbeln, Klavieren re. Ja, in einem der Höfe ist ein Lift von unglaublichen Dimen sionen. Huret sah, wie man darauf ein Automobil und einen ganzen Transportwagen verlud und den Lift dann ins Untergeschoß hinabließ, um den Inhalt abzuladen. Jede Wohnung hat natürlich ein Telephon. Im sechszehnten Stockwerke befindet sich ein Speise saal für 450 Personen. Aus den riesigen Fenstern genießt man einen herrlichen Ausblick. In „Ansonia" gibt es Appartements zu zwanzig Piecen um 25000 Frks. und Junggesellenwohnungen zu 3000 bis 4000 Frks. Letztere bestehen aus 2 Salons, einem Schlaf zimmer und einem Badezimmer. Im Durchschnitt kosten die Wohnungen 7000 bis 8000 Frks. Natür lich hat jede Familienwohnung zwei Badezimmer, eins für die Herrschaft und eins für die Dienerschaft. Man erhält gratis beigestellt: Beheizung, Elektrizität, Eis und destilliertes Wasser. In jeder Wohnung befinden sich: ein in die Wand eingebauter Speiseschrank, Oefen, Herde, Eiskasten. Wandschränke laufen über die ganze Länge der Wohnungskorridore hin. In den Erdgeschossen sind Maschinen mit 2000 Pferdekräften untergebracht; sie erzeugen Wärme, Elektrizität, Eis und betreiben die Lifts. Es gibt auch ein Bassin von 32 m Länge und 8 m Breite. Es steht zur allge meinen Verfügung. Für gewöhnlich ist süßes Wasser drin, doch ist eine besondere Vorrichtung vorgesehen, um Meerwasser einlassen zu können. Neben dem Teich befinden sich ein Ruhezimmer, ferner eine vollständig eingerichtete Kaltwasserheilanstalt! Kein Fleckchen im Riesenbau ist ungenützt geblieben. Man war auf alles bedacht, man hat alles ausgenützt. — Ja, selbst das Dienstbotenproblem ist hier gelöst. Die Dienst boten dürfen nämlich in Amerika ihre Posten ohne Kündigung sofort verlassen, wenn es ihnen beliebt. Hat nun eine Dame ihren Jour und macht sich ihre Dienerschaft den Spaß, auf Knall und Fall davon zugehen, so wäre die Verlegenheit nicht gering. Aber in „Ansonia" ist auch dagegen Abhilfe möglich. Es stehen einfach alle Bediensteten der Ansonia zur Ver fügung und treten aus dem allgemeinen Dienst des Hauses in den speziellen Dienst der Partei. — Die Ansonia hat 25 Mill, gekostet. Der Bau wurde 1899 begonnen und im Dezember 1902 vollendet. Der Mietzins beträgt 4^ Mill. Frks. jährlich. Zieht man davon die Regiespesen ab, so bleiben 2'^ Mill. Reingewinn pro Jahr. — Fritz Knirschens Konfession. Das „Plattdütsch Sünndaas-Bladd" erzählt von Fritz Kmi^He^^ls^e^^Hcii^olHend^G^A also, wie Sie wissen, als Zeuge vernommen werdeii^ seggt dei Amtsrichter tau Fritz Knirschen. „Wie ist Ihr Vorname?" — „Friedrich, Herr Amtsrichter" — „Vatername?" — „Knirsch." — „Alter?" — „Jn't dreiunföftigst." — „Konfession?" — „Je, Herr Amtsrichter, mit dei Konfeschon, dat's so'n Sak; von rechtswägen bin ick jo Buer; äwerst ick heww mi dat uu tau Johanni entseggt un heww mi up miu Ollen- deil seit un heww min Gewes' minen Sähn äwer- gäben und..." — „Ach, Sie verwechseln da Kon fession mit Profession; ich meine, was Sie glauben." — „Je, Herr Amtsrichter, ick glöw, de Sak ward Woll gähn. Seihn S', min Sähn is jo 'n düchdigen Kierl, un sei, wat sin Fru nu is, hett jo ock 'n poor Schilling Geld mitbröcht un is jo ock 'n repntierlich Frugensminsch." — „Aber, Knirsch, das kümmert uns hier alles nicht. Ich meine..." Un dorbi kraugt hei fick in dei Hoor und keek sinen Schriewer an, dat dei em tau Hülp kamen süll. Dei set äwerst ock doa un makt 'n Gesicht, as wenn dei Rott' dunnern hürt. Endlich föt dei Amtsrichter von frischen nah: „Ich meine, welcher Kirche gehören Sie an?" — „Ick hür na Sietow." Dei Amtsrichter sprüng up un lepp 'n poor mal achter den'n grennen Disch hen un her, as 'n Löw in'n Käfig. Tauletzt bögt hei fick öwer den'n Disch räwer, keek den'n Bueru in dei Ogen un brüllt: „Glauben Sie an Gott?" — „Huching," säd Fritz Knirsch un versiert sick ganz möglich: „Herr Amts richter, so'n Knäp verbidd ick mi! Wo känen Sei 'n ollen Minschen Woll so verfiereu! Ob ick an'n leiwen Gott glöwen dauh? Hollen Sei mir vielleicht for 'n Sozialdemokraten?" — „Glauben Sie an Christus?" — „Dat verflecht sick!" — „Kennen Sie Doktor Martin Luther?" — „Nee, Herr Amtsrichter, den'n kenn' ick nich. Wenn wir krank sünd, dann gah'n wie ümmer nah Doktor Meiern." . . — Lohnender Nebenverdienst wird häufig in den Zeitungen empfohlen, Damen, Beamte, Kaufleute usw. werden eingeladen, diese Gelegenheit, reich zu werden, nicht ungenutzt zu lassen. Ein Herr wandte sich, wie die „Neuen Westpr. Mitt." erzählen, dieser Tage an eine solche Adresse in Zürich unter gleichzeitiger Ein sendung der verlangten Nachweisgebühr von 3 Mark, war aber nicht wenig erstaunt, als er postwendend folgenden Ratschlag erhielt: „Es gibt nichts Häßlicheres und Entstellenderes für ein Zimmer, als wenn die Bilder, Spiegel usw. vom Fliegenschmutz bedeckt sind, was gerade in den Sommermonaten häufig zu geschehen pflegt. Es ist also für jedermann eine gewiß lohnende Arbeit, (!) in den Mußestunden die Bilder vom Schmutz zu reinigen und dadurch dem Zimmer wieder ein sauberes, anmutiges Aussehen zu verleihen." Daß der Herr von dieser Auskunft nicht sehr erbaut war, nachdem er seinen Taler dafür losgeworden, läßt sich begreifen, um so mehr, da er noch Junggeselle ist. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 15. bis 21. August 1903. Geburten: Dem Schneider Emst Paul Richard Gärtner in Siegmarl Mädchen; dem Handarbeiter Friedrich Otto Häuer in Siegmar 2 Mädchen; dem Kutscher Hermann Otto Bonitz in Siegmar 1 Knabe; dem Eisenhobler Emst Emil Mauers berger in Siegmar 1 Knabe; dem Handarbeiter Ernst Otto Kotte in Reichenbrand 1 Knabe; dem Kaufmann Robert Paul Hermann Sternkopf in Siegmar 1 Mädchen. Aufgebote: Der Bäcker Ernst Louis Hähl in Mittelbach mit der Wirtschafterin Alma Elsa Neubert in Reichenbrand. Eheschließungen: Der Tüllweber Paul Willy Weißbach in Reichenbrand mit der Repassiererin Frieda Veronika Berthold in Reichenbrand. Sterbefälle: Dem Zimmermann Karl Ernst Klemm in Rcichenbrand 1 Mädchen, 3 Monate alt. KLpedikionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: V?12—12 Uhr Vorm. nur zur Entgegennahme von Totgeburtsanzeigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein Ä. MW E dem Eisenfraiser Emil Otto Müller in Rottluff. 1 Tochter dem Handschuhstricker Richard Albert Martin in Rabenstein; dem Handschuhstricker Paul Bernhard Blüher in Rabenstein. Eheaufgebote: Der Färbereiarbeiter Paul Rudolf Gütter mit der Handschuhnäherin Anna Selma Siegert, beide wohn haft in Rabenstein. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Der Eiscnbohrer Arthur Otto Bitterlich in Rabenstein, 26 Jahre alt. Zusammen: 3 Geburten und zwar 1 männl, und 2 weibl. 1 Eheaufgebot. — Eheschließungen. 1 Sterbcfall nnd zwar 1 männl. Geschäftszeit. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: 11—12 Uhr vorm. nur zur Entgegennahme vou Totgeburtsanzeigen. Kirchliche Nachrichten. Parochie Rcichenbrand. Am 11. Sonntag x>. Inn. den 23. Ang. u. c. Vorm. Vr9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am 11. Sonntag x>. Irin, den 23. Ang. L. c. vorm. Vs9 Uhr Predigtgottesdienst. — Freitag den 28. August a. c. vorm. 10 Uhr Wochenkommunion. Suche sofort Besetzerinnen bei den höchsten Akkordlöhnen, sowie noch einen tüchtigen Spuler oder Spulerin. 6. Ilwoöoi' Wllen, Trikotagcufabrik, Neichenbrand. Ein MMS MMMliM für ein Restaurant in Rabenstein bei guter Behandlung per 15. Sept, gesucht. Näheres durch die Exped. d. Bl. Eine schöne sonnige Halb-Etage, bestehend aus 3 Zimmern, Vorsaal und Zubehör, sowie Benutzung eines schönen großen Gartens, ist für 250 Mk. zu vermieten. Näheres durch Kalinor'« Buchhandlung, Siegmar. In meinem Neubaue, Zwickauerstr. 77, sind pr. 1. Oktober einige Halb-Etagen zu vermieten. 6arl N. Kopp. T-Irpd-n SSI. 1 Zweirad, sowie S gebrauchte Spülmaschinen sind billig abzugeben bei Neustadt Nr. 11. Ein heizbarer Badestuhl ist wegen Umzugs preiswert zu ver kaufen. Näheres in Kalinors Buch- handlung in Siegmar. Sehr schöne MMsllldeWlchmW ist per sofort billig zu vermieten. Rabenstein Nr. 806. Tmmmi« MMriM <J. P.) Allen Turngenoffen, sowie Freunden und Gönnern der Turnsache zur ge fälligen Kenntnisnahme, daß morgen Sonntag den 23. August das dies jährige Schauturnen stattfindet, wozu freundlichst einladet der Turnrat. IW. Gleichzeitig werden die Mit glieder zu dem Sonntag Abend in Reichels Restaurant stattfindenden ge selligen Beisammensein und zu dem Montag den 24. August statt findenden Ball ergebenst eingeladen und bittet um recht zahlreiche Beteili gung d. Ob.