Volltext Seite (XML)
Beilage zum Wochenblatt für Reichenbrand, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Ne. 51. Donnerstag, den 31. Dezember 1903. Zum Jahreswechsel. Von neuem sinkt ein Jahr in den unendlichen Schoß der Ewigkeit hinab, mit allen seinen Freuden und Leiden, die es der Menschheit in verschiedenerlei Gestalt beschert hat. Es herrscht das gleiche Bangen und die gleiche Zuversicht wie immer au jeder Jahres wende und die Frage, „was wird dir das neue Jahr bringen", zieht heute durch jedes Menschen Seele. Noch liegt es verhüllt in dem dunklen Raume der Zukunft und wir können glücklich sein, daß es die Vorsehung will, daß wir nicht unterrichtet sind von unseren künftigen Schicksalswegen. Glaubt doch der Mensch alles das, was ihm eine höhere Fügung be stimmt hat zu erdulden, nicht ertragen zu köuuen. Sie alle, die in dem verflossenen Zeitenlauf in schwerer Prüfung des Lebens Leid und Trübsal kennen lernten, sei es durch Kummer, Not, Sorge oder Tod, meinten, den tiefen Wunden unterliegen zu müssen, die ihnen das alte Jahr in nicht geahnter Weise grausam schlug. Und trotzdem ist ihr Herz nicht gebrochen, trotzdem regt sich noch die schmerzerfüllte Brust, ja es klingt sogar darin wie ein leises Hoffen auf eine bessere Zeit, bricht ja von neuem ein junges Jahr an, das der Mensch mit derselben innigen Freude begrüßt wie das alte, dem er jetzt mit gemischten Gefühlen den Abschied gibt. Wo ist es hingeschwunden das alte Jahr mit seinen langen trüben Tagen? In Sturmes- eile ist es dahingeflogen, so unendlich schnell, wie das Leben des Menschen selbst verfliegt. Ein Jahr dahin! — Mit seinen Freuden, Leiden Ging es an uns vorbei im Schmerz und Glück, Versunken in der Zeiten Ewigkeiten War eS in Wahrheit nur ein Augenblick! In dem ewigen Zeitenlauf ist alles, wie das Leben selbst, bloß ein Augenblick, und nur der Mensch ist es, der in seinem 'fortwährenden Drange nach Ab wechslung darnach trachtet, immer besondere Punkte hervorzuheben und festzuhalten. Ein solcher ist auch der Schluß eines Jahres, denn es sind dieselben schwanden, es ist derselbe gleiche Schlag der alten Turmuhr, welcher dumpf die zwölfte Stunde verkündet, und doch ist er imstande, bei Hellem Becherklang einen Jubel in der gesamten Menschheit hervorzuru^r, weil diese das Bedürfnis hat, einmal mit dem cken zu brechen und vertrauensvoll mit etwas neuem zu beginnen. Und sie tut recht daran, so zu handeln, denn nur die immer wieder frisch angefachte Zuversicht auf eine bessere Zukunft wird es ermöglichen, den Kampf mit den wechselvollcu Bürden des Lebens erfolgreich aufzunehmen. Geht mit diesem Kampfes- mute ein festes Gottvertrauen Hand in Hand, dann kann und wird der Sieg nicht ausbleiben! Es ist eine schöne Sitte, bei Beginn eines neuen Jahres sich gegenseitig die besten Wünsche darzubringen, und kommen diese, wie es sein soll, von Herzen, dann sind es die edelsten Ausflüsse der alles umschließenden reinen Menschenliebe. Diese aber besteht darin, daß man alles das Gute, was man für sich und seine Angehörigen erhofft, seinen Mitmenschen nicht nur wünscht, sondern, soweit es in den Kräften eines jeden Einzelnen liegt, dafür Sorge trägt, daß auch diesem Wunsche die nötige Unterstützung und Förderung nicht fehlt. Deshalb ist es rechte Art, zu Beginn des neuen Jahres frohen Herzens allen seinen Mitmenschen ein frisches Glückauf für die Zukunft zuzurufen, das darin ausklingt, größtes Glück und reichsten Segen dem teuren, deutschen Vaterlande durch ein herrliches Fort gedeihen zu bescheren. rc. L—cd. Dezember - Betrachtungen des Rentier Frohlieb Schmerzensreich. (Nachdruck verboten). Gleichgiltig ließ die Witterung —In dem Dezember- alt und jung, — obwohl sie g'rade dieses Jahr — im großen Ganzen leidlich war. — Was stört die Menschheit Kälte, Schnee, — wenn sie, vergessend alles Weh, — von Kindesjubel angefacht, — entgegengeht der heil'gen Nacht? — Das war ein Treiben, bunt und schön, — ein frisches, lautes Lustgetön, — ein froh Erwarten ohne Ruh', — ein heimlich Schaffen immerzu; — und wohin auch das Auge schaut' — im alten Heimatsstädtchen traut, — da liefen schnell, hin. — So"zog des Weihnachtsglückes Schein — mit Macht in jedes Herz hinein, — und als dann gar der Kinder Schar — des bösen Schulzwangs ledig war, — beherrschte selbst das kleinste Haus — ein einzig schöner Jubelbraus. — D'rauf kam der lang ersehnte Tag, — wo überall mit einem Schlag, — zugleich entflammt für groß und klein — des Tannenbaumes Kerzenschein. — Dasselbe Glück, dieselbe Lust, — denselben Frieden in der Brnst, — bracht' wieder wie von alters her — des Christ- fests fromme Wundermär! — Und bei dem Anblick all' der Freud', — beim Jauchzen all' der kleinen Leut' — ward selber nochmals ich zum Kind, — ein Träumen führte mich geschwind, — gleich einem gütigen Geschick, — hinweg von jeder Politik. — Ich sah in einem großen Raum, — bei strahlend Hellem Lichterbaum, — für alle, die mir lieb und wert, — auf einem Tische reich bescheert. — Für Bülow lag bei Stoll'n und Nuß — vom Reichsetat das erste Plus. — Ein kleines Rohrrücklaufgeschütz — erhielt v. Einem und v. Spitz, — Rheinbaben zum Gebrauch für sich — ein kräft'ges „Es'lein strecke dich", — Podbielski Landwirtschafts getier, — Lucanus blaues Briefpapier, — v. Möller ein Toastbuch bloß, — Ballestrem eine Rute groß — zur Leitung fürs Reichstagsgeschäft, — Eugen ein neues Rechenheft. — Für Bebel lag noch da sodann — ein feuerroter Hampelmann. — Für Deutschland war'n zu sehen dort — viel neue Schiffe und so fort. — Oestreich bekam, weil es stets brav, — sehr paffend einen Phonograph, — der mit verschiednem Zungen schlag — die sämtlichen Kommandos sprach, — Ungarn sür die Opposition — Trompeten, Trommeln, gut im Ton, — Frankreich ein großes Wetterhaus, — d'raus sprang Dreyfuß fortwährend 'raus; — Eng land ein Buch für Galant'rie, — auf dem stand: „Nacke in Oerman^r. — Für Rußland und Italia — war je ein strammer Kronprinz da; — und Serbiens Peter, hochverehrt, — erhielt ein großes. Schaukel pferd, — viel Bleisoldaten der Vulgär, — Reform kleidung der Türken Schar, — Amerika manch' Kriegs rüstzeug, — damit sich Japan ja nicht beug'. — Kurzum ein jedes war bedacht, — ich selbst mit einer Frohlieb - Dacht, — auf der ich repartieren sollt, — doch weil mir stets das Schicksal grollt — und nie zum Himmel wächst ein Baum, — war alles leider nur ein Traum. — So mag's denn bleiben wie es ist, — und ! eil zu End' des Jaljres TchN — leg' ich Euch hpn- Svlve<tl"-punsch — 211 Fäßer meinen Herzenswunsch: — „Gott gebe Mch im tünst'gen Jahr — Glück und Gesundheit immerdar!" — Vergeßt bei Hellem Becherklang, — was bitter durch die Seele drang, — laßt's hinter Euch, — der Kummer schweig' — Pros't Neujahr! Frohlieb Schmerzensreich. Linem geekrten Nuklikum von Liegmar unck Lmgsgenck ckie ergebene Mitteilung, ckass ick in 8i«Ain»r, Halvrstrsssv 8, eine eröffnet bade. Ick emptekle mick iN8kesonckere 2um Lillkinücu allor ehrten Lücker — Linrukmen aller Urteil Lücker — ^konnemeiit aut alle ^eitsekrikten und LitzkeruNKeu. ^.usserckem kalte iek reickes Täger in sämtlieken 8ekreidmaterialivn, Lontor- unck 8vdulartilrelli, ^N8iekt8- postkarteo, Lratulationskarteu 2U allen Oelegenkeiten, kkotoKiapkie-, Lostlrarten- unck Poesie-Eikums, Lilckerrakmen, Lampensekirmen, Poptmanseketten, Tedervvaren ete. Eleickreitig kalte ick rnick ^ur Lieferung aller Ll'UvliSaeKell kür Lesekätt uoä LamMe Kestens empkoklen. prompte kockionung. killigo proiso. Inckem ick um freuncklicke Unterstützung meines Lnternekmens kitte, reickne Mockacktungsvoll Luckkinckermeister. M Krv88k LumM in jikuMrzksi'tkii. Unseren werten Kunden, Freunden und Bekannten senden wir zum ueuen Jahre Lie besten KM- nnb ZvimmMe. Reichenbrand. KU8lLV WkI'NKI- und ^LU. Die besten Glück- und Segenswünsche zum Jahreswechsel senden ihrer werten Kundschaft M Reichenbrand. Tmil unck Kohlengefchäft. Goldner Löwe, Nabenstein. Allen unsern werten Gästen, sowie Freunden und Bekannten bringen wir beim Jahreswechsel die herzlichsten Glückwünsche! Osmar Richter und Frau. KllWnstM Goldm lim, MeMm. Wünschen allen unseren werten Gästen ein glückliches Neujahr! krmt SchmM Md flau. Unserer geehrten KmLsW, sowie allen Freunden und Gönnern senden zum Jahreswechsel die besten Glückwünsche. Fleischermeister ^li»8tuv <««88»«!* Ueichenvraild, Sylvester 1903. und Frau. ^LyUin bevorstehenden Jahreswechsel senden wir allen unseren verehrten Kunden, sowie Freunden, Bekannten und Nachbarn Lie hrrpWtn GM- mb ZeMsmiMe. Siegmar. ttvrMLNN Wk«88 und fn Materialwarenhandlung.