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kkenbsbn-sMpIan Giltig vom 1. Mai 1903 ab. Aorsietzung svlgl.- ählt die „Münch. Allg. Ztg.": An regnerischen Abenden ann man auf dem Odeonsplatz einen gut gekleideten Herrn, einen stellenlosen Kaufmann, mit einem riesigen Familienparapluie ausgestattet, beobachten, der höflich en Hut lüftend an „unbedacht" ihres Weges wandelnde Zaffanten herautritt und sich gegen die geringe Ent- chädigung von 5 Pfg. erbietet, sie unter seinem Schirm rach Hause zu begleiten. Einem seiner „Kunden" er zählte der spekulative Kopf hierbei, daß er sich schon einmal auf diese Weise bis zu 3 Mk. verdient habe, da man ihm immer ein Extratrinkgeld zukommen lasse, und daß er das wohl einzig in seiner Art bestehende Geschäft nun schon seit Anfang dieses Jahres betreibe. und feierlich. Johann Wilhelm zuckte ärgerlich zusammen. „Aber keine Szene mehr, wie am letzten Gesell schaftsabende, wenn ich bitten darf." Unbeirrt fuhr der Bürgermeister fort: „Du kannst und willst das auch nicht leugnen. Und Deine Schuld lastet schwer auf Dir. Sie wird Dich eines Tages erdrücken, wenn Du Dich nicht von ihr befreist. Du batest mich am heiligen Abend um Verzeihung. Ich habe sie Dir nicht gewährt. Sei wohltätig, wie Du es bist, wirf Dein Geld mit vollen Händen unter die Armen, werde ein Frommer und flehe zum Himmel Tag und Nacht — mag Gott Dir dann Deine Sünden vergeben; meine Verzeihung er- hälst Du darum noch nicht. Nein, Neumann, Du sollst leiden wie auch ich leide, den Du zum Schurken gemacht hast; ich werde mich hüten, Dein Gewissen zu erleichtern." „Schweig, Du langweilst mich," sagte Neumann und stand auf. Aber seine Stimme bebte; Trauer und Groll kämpften in seiner Seele, bis letzterer die Oberhand gewann. „Du kamst mir Halbwegs entgegen, Du warst leicht zum Schurken gemacht, wie Du Dich auszudrücken beliebst — Neumanns Selbstgefühl empörte sich; für einen Augenblick schoß ihm sogar der Gedanke durch den Kopf, einen Bruch mit dem Bürgermeister herbeizu führen. Wenn ihn nur nicht die seltsame Zuneigung an den Mann gefesselt Hätte, der da vor ihm saß und ihm mit starrem Blick seine Vorwürfe entgegen schleuderte Aber er wollte doch Verwahrung gegen eine Wiederholung einlegen. Er schleuderte die halb zu Ende gerauchte Cigarre in die Bronceschale und setzte sich wieder. „Nun hör' mal, Franz," begann er verdrießlich, „von nun an verbitte ich mir derartige Vorwürfe ganz entschieden. Finde Du Dich mit Dir ab, so gut Du es vermagst. Wie ich Dir schon letzthin sagte, ist es zwecklos, in Erinnerungen zu kramen. Aus welchem Grunde hast Du mir denn eigentlich die Predigt gehalten? Nun? Du weißt es selbst nicht?" Der Bürgermeister zuckte die Achseln. Johann Wilhelm war im Zweifel darüber, ob er nicht antworten konnte oder wollte. „Es schien fast, als wolltest Du mir Deine Ver- Aufwartung wird für Vormittags gesucht. Rabenstein, Limbacherstraße 6 i, rechts. Mannigfaltiges. — Friedrich Wilhelm IV. hatte im Mai 1848 sein Hoflager nach Sanssouci, dem Lustschlosse bei Potsdam, verlegt. Der Königliche Garten wurde da mals, namentlich in nächster Nähe des Schlosses, einer sehr strengen Absperrung unterzogen. Die Nähe der Hauptstadt, wo die Gesetzlosigkeit vou Tag zu Tag größer wurde, zwang zu derartigen Maßregeln. Der König liebte es, lange Spaziergänge in dem Park zu machen und dehnte diese oft bis spät in die Nacht hinein aus. Der wachthabende Offizier war ange wiesen, den König hierbei unbemerkt mit einer Patrouille zu begleiten. Der König selbst wurde stets sehr auf gebracht, wenn er merkte, daß seine Person unmittelbar bewacht wurde. Eines Abends kehrte der hohe Herr einmal wieder spät, in seinen Mantel gehüllt, von einem nächtlichen Spaziergange heim, und zwar kam er hierbei an einen anderen Eingang wie gewöhnlich. Hier hatte ein Wasserpole den Posten inne. Mit lautem „Halt wer da" stellte der Grenadier die ihm unbekannt scheinende Person. Auf die Antwort: „Der König" erwiderte der Pole: „Kann jeder angeben; kommt sich König immer durch anderes Portal." — „Na, da komme er mal unter die Laterne, mein Sohn, da kann er sehen, wen er vor sich hat," entgegnet hierauf der Monarch. Das tat nun der Posten und präsentierte stramm, als er bei der Beleuchtung dei König erkannte. Auf die Frage: „Woran hat er mic denn erkannt?" antwortete der Grenadier: „An Ihre dicke Kupp." — Der hohe Herr, bekanntlich selbst sehr witzig und ein Freund des Humors, war von der drolligen Antwort dermaßen erheitert, daß er laut lachend an ihm vorbeiging. Die Königin, die, schon besorgt über das lange Ausbleiben ihres hohen Gemahls, ihm vor dem Schlosse entgegengekommen war, fragte nun den König, was ihn so belustigt habe. „Das wirst Du gleich hören, liebes Kind," erhielt sie zur Antwort. Nun wurde der Posten, dessen Ablösungs zeit herangekommen war, in die Gemächer des Königs berufen und antwortete nochmals auf Befragen, woran er seinen König erkannt habe: „An Ihre dicke Kupp." Friedrich Wilhelm IV. ging jetzt an seinen Schreib tisch, nahm eine Handvoll Talerstücke heraus und überreichte sie dem Grenadier mit den Worten: „Hier, mein Sohn, hast Du noch zehn von den Dickköppen." — Wie man in der Großstadt „Geld macht," er- zeihung zum Kauf anbieten," bemerkte er mit leisem Hohn, als jener hartnäckig schwieg. Der Bürgermeister fuhr mit einem Ruck empor und richtete die weit geöffneten Augen wie erschreckt auf Johanu Wilhelm, der vergeblich in den Zügen seines Freundes zu lesen versuchte. Er bemerkte nicht mehr, wie der Bürgermeister immer röter und verlegener ward, als ob er sich selbst schäme, denn in diesem Augenblick klopfte es an die Tür, und die Haushälterin überreichte ihin eine Visitenkarte. Der Bürgermeister drehte den schmalen, elfenbein farbenen Papierstreisen zwischen den Fingern. „Die Polanco!" teilte er Neumann mit. „Sie macht mir ihren Pflichtbesuch. Willst Du bleiben? Ja? Nun denn — ich lasse bitten." Gräfin Polanco war eine bewegliche, nervöse Dame von wenig über Mittelgröße. Mit gleitenden Schrittchen huschte sie auf den Bürgermeister zu, der ihr entgegen gegangen war und sie liebenswürdig begrüßte. „Gnädigste haben also dennoch dem Schneewetter Trotz geboten?" Die Polanco hob den hübschgeformten Kopf und ließ die schwarzen, untermalten Augen mit dem Diamant stern in ihrem krausen, blauschwarzen Haar nm die Wette funkeln. „Was tut man nicht für die Kunst?" deklamierte sie mit theatralischer Handgeberde. „Aber wollen Sie mich nicht Ihrem Freunde vorstellen?" Der Bürgermeister nickte zustimmend mit feinem Lächeln. „Herr Neumann wird sich freuen, Ihre Bekannt schaft zu machen." Trotz ihres gelben von der Schminke verdorbenen Teints erbleichte die Schau spielerin für einen Augenblick. Johann Wilhelm, der die Situation nicht in die Länge ziehen wollte, sagte kühl und klar: „Mein Sohn hat mir von Ihnen erzählt." „So sind Sie der Vater von Hans Neumann?" „Allerdings." Gräfin Polanco deutete mit Mienen und Gesten an, daß sie nicht abgeneigt sei, dem Millionär mit töchterlichen Gefühlen um deu Hals zu fallen. Johann Wilhelm aber fuhr eisigen Tones fort: „Ihr Name wurde mit dem meines Sohnes gerücht weise in enge Verbindung gebracht. Es wird Ihnen, meine Gnädige, ebenso peinlich sein wie mir, in dieser Weise in den Mund der Leute zu kommen." Die Schauspielerin schlug die Hände schallend in einander und rief enthusiastisch: „Die echte, wahre Liebe kümmert sich um dergleichen nicht." „So beruht das Gerücht auf Tatsachen?" Statt aller Antwort hielt ihm die Polanco die Hand vor die Augen, an der ein Verlobungsring glänzte. vergällen. Es fehlte nur noch, daß Thilda auch an- fänge, ihm Kummer zu machen. Der Kopf brummte ihm vou all den Gedanken, mit denen er sich unausgesetzt beschäftigte, und er gab sich Mühe, sich derselben zu entschlageu. Der Bürgermeister schien seinen Besuch erwartet zu haben, denn die Haushälterin hatte Weisung, Neu mann sogleich nach oben zu schicken. Neumann stieg die breite, bequeme Treppe empor und war bald im Zimmer des Bürgermeisters, der mit noch mißmutigerer Miene am Schreibtisch saß, als er am Vormittag gezeigt hatte. „Dachte mir, daß Du kommen würdest." „Aha," sagte sich Neumann, „meine Vermutung hat mich nicht getäuscht, er wird wieder sein Inneres auskramen." Er wußte, wenn sich sein Freund des traulichen „Du"'s bediente, folgten immer intime Gespräche. So war es auch bei ihm; im äußeren Verkehr traten sie sich weniger vertraulich gegenüber. „Ob ich kam, war bis vor Kurzem ungewiß," antwortete Johann Wilhelm, während er die dar gebotene Cigarre in Brand setzte. „Du hattest mich heute Morgen wirklich beleidigt. Das Kind hat's wohl gemerkt. Was war Dir eigentlich in den Kopf gefahren? Dergleichen Seltsamkeiten sollte man sich abgewöhnen." „Ja," meinte der Bürgermeister nachdenklich, „Dein Tadel ist nicht ohne Grund; eigentlich weiß ich selbst nicht wie es kam, daß ich so plötzlich die Herrschaft über mich verlor. Ich glaube, der Neid war es zu meist. Du klagtest vor einigen Tagen über Verein samung, und da sah ich, wie unberechtigt diese Klagen gewesen waren. Neumann, wenn ich so eine Tochter hätte, wollte ich dem Himmel auf deu Knieeu danken. Sie ist so fröhlich, so unschuldig; sie hat etwas, was mich an meine Selige erinnert. Ich meine, mein Herzblut könnte ich hingeben für Deine Tochter. Und als ich da sehen mußte, wie sich unter Deiner Protektion unter dem Deckmantel einer Jugendfreundschaft ein ernstliches Verhältnis anbahnt — ich konnte es nicht über mich bringen, kaltblütig zu bleiben. Sie, Deine Thilda, das Prachtmädel, an der Seite eines — nun ja, eines Schreibersohnes zu denken —." „Nun hör' aber auf," unterbrach Neumann ärgerlich lachend den Sprechenden. „Mit einem solchen Verdacht stehst Du auf einer Stufe mit Frau Marie." „Und wenn auch. In solchen Dingen ist jede Frau scharfsichtig." „Du müßtest mich doch gut genug kennen, um zu wissen, daß jene Vermutung unsinnig ist." Der 3^l^^meister neigte langsam und nachdenklich sein Haupt. Dann richtete er sich aus seiner liegenden Stellung mit einem Ruck empor, stützte beide Hände auf die Kniee und sah den Millionär scharf an. „Neu mann, Du stehst in meiner Schuld," sagte er ernst Besetzerinnen sucht bei den höchsten Löhnen 6. Ilikoäon Wllen, Trikotagenfabrik Reichenbrand. Iminen im Rechne:: und Schreiben bewanderten jungen Burschen oder ein Mädchen sucht sofort 8vkneil>ei-kein-ie, Reichenbrand. Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichenbrand vom 1. bis 7. August 1903. Geburten: Dem Färbereiarbeiter Franz Hermann Sternitzky in Rcichenbrand 1 Sohn; dem Strumpfwirker Gustav Adolf Koblischeck in Neichenbrand I Sohn. Aufgebote: Vakat. Reichelt in Chemnitz mit der Haustochter August^lar^nger in Siegmar. Sterbefälle: Vakat. Krpeditionszeit des Standesamtes. Wochentags: 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr nachm. Sonntags: V212—12 Uhr Vorm. nur zur Entgegennahme von Totgeburtsanzeigen. Nachrichten des Kgl. Standesamtes Rabenstein vom 31. Juli bis 7. August 1903. Geburten: 1 Sohn dem Kernmacher Max Richard Gläser in Rabenstein; dem Strumpfwirker Carl Emil Eckardt in Rabenstein; dem Fabrikarbeiter Emil Bruno Straßner in Rabenstein. 1 Tochter dem Bäcker Max Arthur Reichel in Rabenstein; dem Strumpfwirker Alfred Arthur Steiner in Rabenstein; dem Barbier Ernst Alwin Thiem in Rottluff. Eheaufgcbote: Keine. Eheschließungen: Der Handschuhwirker Adolf Isidor Jung hans mit der Handschuhstrickerin Klara Fanny Müller, beide wohnhaft in Rabenstein. SterbcfäUe : 1 Tochter des Schneidermeisters Josef Lohwasser in Rabenstein, 10 Jahre alt. Zusammen: 6 Geburten und zwar 3 männl, und 3 weibl. — Eheaufgebot. I Eheschließung. 1 Sterbefall und zwar 1 weibl. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am 9. Somftag p. Irin, den 9. Aug. L. c. Vorm. Uhr Predigtgottesdienst. Pfarrer Dinter- Grüna. Parochie Rabenstein. Am 9. Sonntag p. Drin, den 9. Aug. L. c. Vorm. ^9 Uhr Predigtgottesdienst. Von Siegmar Von Nicolai nach nach nach Chemnitz Hohenstein-Er. Siegmar Nachts 12«8 Nachts 14? Nachts 13s Früh 3»» (nur in der Nacht nach (nur in der Nacht nach Sonn- u. Festtagen) Sonn» u. Festtagen) — 530 Früh 4»» — 5»7 Früh 444 — 548 Vorm. 628 Vorm. 7°2 Vorm. 653 nach Sonn- u.Festtagen) — 937 — 92» Vorm. 6»4 — 1052 — 1044 723 Nachm. 1227 Nachm. 1248 — 8°8 — ZV5 255 944 — 324 — zi4 — 1101 447 433 Nachm. 12»5 Abends 6°» — 558 136 (nur am Werktage (nur am Werktage vor Sonn- u. Festtagen) vor Sonn- u. Festtagen) . 234 Abends Ci» Abends 6°5 — 35» — 644 — 6»4 — 5°2 718 70s Abends 701 (nur am Werktage (nur am Werktage — ZI» vor Sonn-u. Festtagen) vor Sonn-u. Festtagen) Abends 7»o Abends 720 8^8 — 1033 — 744 (hält in Grüna nicht) 733 946 Abends 92k — 1148 — IM