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nett bei der der agt-." epunkt errei (Nachdruck verboten.) und fügte bei, hier Noch vor die unfreundliche Entgegnung. Heinrich fing die Worte Vorwurf für ihn enthalten war. deutschen Bühnen." „Voreingenommenheit, nichts weiter." „Hans rühmte sie auch außerordentlich, und muß so was doch wissen," wehrte Thilda. „Ja, der muß so was wissen," bestätigte Bürgermeister, Johann Wilhelni anlächelnd. auf, in denen ein Zu Thilda geneigt, fragte er, für alle vernehmlich: „Das Sträußchen wird -Ihnen wohl nicht weniger lieb sein, wenn ich Ihnen sage, daß ich es mit selbst- ^tuu^c^e^whate^z^ Als so die Situation Der Spekulant. Original-Roman von HanS Dahlen. <6. Fortsetzung.) Thilda lachte hell auf. „Wars nicht Schefers?" fragte sie lebhaft. „Gewiß," antwortete Johann Wilhelm, in einer Laune, die er nicht deuten konnte, in der Villa sei es dennoch behaglicher, einer Stunde hatte er anders gedacht. Dieser wurde fast unwillig und gab sich keine Mühe, seine Stimmung zu verbergen. Dem Bürger meister hingegen schien es auf einmal Freude zu machen, Neumann zu quälen. Lächelnd und die Beine bequem von sich streckend, fragte er nach Hans. Johann Wilhelm errötete und zog die buschigen Brauen hoch. „Abgereist ist er ohne Sang und Klang. Das wollten Sie doch hören, oder nicht?" Bei diesen Worten beugte er sich vor, so heftig, daß sein Glas umstürzte, und blickte sein Gegenüber fast feindselig an. „Mein Gott, was gibt's?" rief Thilda erschreckt. „Hans ist abgereist, weil er an der Universität etwas erworbenem Gelde gekauft habe." Neumann freute sich über die Offenheit des jungen Mannes. „Ich meinte, Sie ließen Ihr Gehalt im Geschäft verzinsen. Wo sind Sie noch in Stellung?" „Beim Architekten Paulsheim, Herr Neumann. Gewiß, mein Gehalt bleibt unangetastet. Aber ich gebe in meiner freien Zeit Privatunterricht, in Algebra, Projektionszeichnen, Statik und dergleichen schönen Sachen." Johann Wilhelm ergriff Heinrichs Hand mit schnellem Druck und lobte seinen Fleiß. Wo es an der Ordnung war, Anerkennung zu spenden, pflegte er niemals damit zu kargen." Der Bürgermeister saß still da und regte kein Glied. Nur die dunklen Augen ruhten vorwurfsvoll auf Johann Wilhelm oder glitten über die lustig plaudern den und scherzenden, jungen Leute, denen der Millionär satte, klopfte es leise, doch fest an der Tür, und Heinrich Schefer trat ein. Die Verlegenheit, in der die im Zimmer anwesenden befangen waren, blieb ihm nicht verborgen und ließ ihn stutzen. Langsam schritt er auf den Prinzipal seines Vaters zu. „Ich befürchte, ungelegen zu kommen," meinte er mit einem Seiten blick auf den ihm bekannten Bürgermeister. „Aber der Diener wies mich kurzer Hand hier herein." „Und es war ganz recht so," sagte Johann Wilhelm wohlwollend und rückte mit dem Rohrsessel seitwärts, so daß der neue Gast zwischen ihn und Thilda zu sitzen kam. Der Diener brachte eine neue Flasche und Gläser. Johann Wilhelm war sehr erfreut über den Besuch, da er ihn von der peinlich gewordenen Unterhaltung mit dem Bürgermeister befreite. Heinrich seinerseits empfand, daß Neumann ihn gern sah, und so fiel es ihm leicht, sich ganz so zu geben, wie es sein frisches, heiteres Naturell mit sich brachte. Für seine Jugend freundin hatte er ein lose gebundenes Veilchenbouquet bereit, iu dessen Mitte eine farbenprächtige Orchidee prangte. Thilda errötete vor Vergnügen und dankte überaus herzlich. „Es ist mein erstes Geschenk, was ich in diesem Jahre zu Weihnachten erhalte. Siehst Du, Onkel Bürgermeister, andere Leute denken auch an Dein Nichtchen." „Blumen welken bald, auch teure Orchideen," lautete holdes Prinzeßchen. Brave Kinder darf man ver wöhnen." „Wenn ich so ein Prinzeßchen im Hause hätte, ölch ein Sonnenschein wie Thilda, ein Jahr meines Lebens gäb' ich drum/ seufzte der Bürgermeister. „Das Dienstvolk macht alles verkehrt." „Neidhammel," neckte der Millionär. „Es genügt hm nicht, daß sic ihn zum Onkel ernannt hat, wie?" lnd er füllte von neuem die Gläser. Frau Marie rauschte zur Begrüßung ins Zimmer, lm ihre frisch angelegte Marie-Antoinette-Frisur nach Möglichkeit zu schonen, hielt sie den Hals so steif wie ein Grenadier. Sie nippte am dargeboteuen Glase und verschwand sofort wieder, eine Wolke von Veilchen duft zurücklassend. „Der reine Frühling!" witzelte der Bürgermeister, fielt die hohle Hand an den Mund und flüsterte dann in geheimnisvollem Tone nach der Tür zu, die sich eben hinter der rauschenden Seidenschleppe der Davon- chreitenden schloß: „Die Gräfin Polanco kommt also wirklich, meine Gnädige." Neumann warf einen unmutigen Blick auf den Sprecher und deutete auf Thilda. „Verschollen Sie uns doch mit der Polanco," knurrte er. „Aber Papa, wie unliebenswürdig Du Dich gezeigt hast! Ich bin ganz entzückt darüber, diesen Stern am Kunsthimmel bald auf der Bühne bewundern zu dürfen." »Ob ihr Spiel ihrem Ruhm entspricht —." „Aber Väterchen, wie zweifelsüchtig! Die Polanco st doch unstreitig die allererste Kraft auf den nord- „Ob Heinrich wohl nicht ausbleibt?" „Wird er wohl nicht, das wäre unartig." „Ich freue mich auf seinen Besuch." '„So." Er hob ihr rundes Grübchenkinn empor und schaute in die klaren Augen. „Warum freust Du Dich denn auf seinen Besuch?" Thilda lachte unbefangen. „Er ist ja mein Jugend freund. Väterchen, wie entsetzlich dumm Du fragen kannst!" Neumann legte die Hände wie segnend auf das Köpfchen seiner Tochter. 'Liebevoll streichelte er das seidenweiche, schlichtgekämmte Haar. Das Herz ward ihm warm. Heute war er sich so recht bewußt, wie sehr er sein Kind liebte. „Was wirft Du jetzt noch beginnen, mein Thildchen?" fragte er zärtlich, indem er sich tiefer herabbeugte. Sie schlang die Arme um seinen Hals und lehnte die Wange an die Schulter des Vaters. „Vielleicht noch ein wenig musizieren," antwortete sie schläfrig. „Dann geht's ins Bett. Thildchen ist müde. Mama hat sich auch schon zurückgezogen, sie jammerte über Migräne!" „Ich muß Dich nun allein lassen. Es ist an der Zeit, daß ich mich mal im Kasino blicken lasse. Lieber freilich blieb ich bei Dir." Jetzt zog sie ihn ganz zu sich hernieder und reichte ihm die rosigen Lippen zum Gutenachtkuß. Darauf schritt Johann Wilhelni langsam die Treppe hinab, hüllte sich vorsorglich ein und begab sich zu Fuße auf den Weg zum Kasino. Nach verhältnismäßig guter Nachtruhe hatte Neu mann einen ruhigen Morgen hinter sich. Er war mit seiner Familie beizeiten im Münster gewesen, hatte dann mit Hasselbeck, den er auf ein Stündchen her übergebeten hatte, im Kontor die eingelaufene Post gesichtet und das Wichtigste gleich beantwortet. Darauf hatte er seine Morgencigarre geraucht, sich gefreut, daß er die Träume der Nacht nicht mehr in die Er innerung zurückzurufen vermochte, die Zeitungen durch stöbert — und als er sich so langsam zu langweilen begann und Thilda mit seinem Gähnen ansteckte, kam » - „Der Onkel Bürgermeister!" jauchzte Thilda und sprang dem Eintretenden entgegen. „Guten Tag, Onkclchen. Wie geht's, wie steht's? Hast Du mir etwas mitgebracht?" Es war die Kinderfrage, die sie in früheren Jahren gern und selten erfolglos an zuwenden Pflegte. Der Bürgermeister lächelte. „Das nenne ich eine liebe Ueberraschung; mein Nichtchen, das ich drüben in Holland bei den Gräften und Windmühlen wähnte, begrüßt mich in Person! Leider habe ich nichts Gutes mitgebracht — eine Portion schlechter Laune — an Munterkeit nicht viel nachgab. Als jetzt Neumanns Blick zufällig den Bürgermeister streifte, sah er an seinem Mienenspiel, daß er innerlich in heftiger Be wegung sein mußte, ja, er glaubte sogar in seinen Augen einen verräterischen Schimmer zu bemerken. „Was ist Ihnen, Bürgermeister?" fragte er, um etwas zu sagen. „Fühlen Sie sich nicht wohl?" Der Bürgermeister antwortete nichts, sondern erhob sich und ging mit flüchtigem Kopfnicken. Johann Wilhelm sprang auf und eilte ihm nach. „Sie wollen doch zu Mittag hierbleibeu. Was soll das heißen?" Doch jener riß sich mit Hast los. „Laß mich, laß mich!" bat er mit abgewandtem Gesicht. „Wenn Sie nicht wollen, ist nichts zu machen," meinte Neumann achselzuckend und half ihm in den marineblauen Wintermantel mit den breiten Aufschlägen aus Zobelpelz. Ueber die Lippen des Bürgermeisters kam kein Wort mehr. Ebenso stumm blieb Johann Wilhelm über den Vorfall und gab fogleich den Befehl, das Essen aufzutragen. Später nahm man den Kaffee im Wintergarten ein. Da die jungen Leute wie Ketten aneinander hingen und seine Gesellschaft wenig zu entbehren schienen, blieb Johann Wilhelm ein wenig abseits an der Seite seiner Frau, die ihm sogleich seine schlechte Laune vorwarf. Er zuckte die Achseln. Das Benehmen des Bürgermeisters hatte ihn in der Tat sehr ver drossen und seinen Stolz empfindlich verletzt. Dazu der Aerger über den Jungen — Grund genug, miß gestimmt zu sein. „Der arme Hans!" seufzte Frau Marie über den leichtgewellten Rand des durchsichtigen Mokkatäßchens. Auch das noch! Neue Auflage des Gesprächs vom gestrigen Abend — nein, das hielt er ganz bestimmt nicht aus. „Verschone mich mit derartigen Klagen," sagte er barsch. „Du kennst ja meinen Standpunkt!" „Rabenvater, der das Glück seines Kindes mit Füßen tritt," zischte sie ihm ins Ohr. Johann Wilhelm sah seine Frau mit hilflosem Blicke an. „So sei doch vernünftig," bat er. „In jener Heirat könnte ja das Glück des Jungen nie beruhen." „Was weißt Du davon?" fragte sie überlegen. Dann nahm sie die Züge einer Themis an und fragte strengen Tones weiter: „Warum behandelst Du Deine Kinder nicht nach gleichen Grundsätzen?" „Bitte, erkläre Dich deutlicher. Ich verstehe Dich nicht." Sie lachte ihm ins Gesicht. „Dummer Jean! Da schau' einmal hin! Dein Sohn darf keine Gräfin .heiratenswird Desire Tochter Dir esiieu Taqschr.eibers- soMals^i^ömlW^umen^urten?^^^^^^ Johann Wilhelm blickte nach der Palmengruppe, unter deren breiten, glänzendgrünen Wedeln die jungen Leute wie gute Freunde Hand in Hand standen. „Nein," sagte er, „das darf meine Tochter nicht. Ich halte aber Deine Befürchtungen für unbegründet." Nichtsdestoweniger hob Johann Wilhelm sofort die Gesellschaft auf und zog sich mit Frau Marie und Thilda zurück. Heinrich Schefer verabschiedete sich aufs liebenswürdigste. Neumann entgegnete artig, fast zu artig, aber kein „Auf Wiedersehen" kam über seine Lippen. Thilda kräuselte unmutig die Lippen und stieß ihn mit dem Ellenbogen in die Seite, aber ohne Erfolg. „Du hättest ihn noch einmal für einen Abend in der Woche einladen sollen," schmollte sie, während sie neben dem Vater die Treppe Hinausstieg. „Das wäre des Guten doch zu viel," meinte Neu mann. „Schefers stehen gesellschaftlich tief unter uns, dann ist auch bald an Deine Abreise zu denken." Frau Marie fuhr auf ihre Art plump dazwischen. „Es wird nämlich Zeit, daß Du Deine Bildung ver vollständigst, die noch manche Lücke aufweist. Mit dem jungen Schefer hast Du viel zu frei, zu — zu kindisch verkehrt. Das muß anders werden, Du bist eine Millionenerbin. Merke Dir das." Kurze Zeit darauf trat Johann Wilhelm aus der Tür seiner Villa und schlug den Weg zum Bürger meister ein. Die Zuneigung, welche er zu dem Bürger meister hegte, hatte Neumann zu diesem Entschlusse gebracht, der ihm nicht leicht geworden war. Dazu kam die Neugier, zu erfahren, aus welchen Gründen der Bürgermeister am Vormittag ein so seltsames Wesen gezeigt hatte. Nachdenklich verfolgte Johann Wilhelm seinen Weg. Vielleicht hatte den Bürgermeister nur sein Gewissen gequält wie vorgestern Abend, und nur die Anwesenheit seiner Tochter ihn an der Erneuerung seiner Vorwürfe gehindert. Sollte er jetzt wieder eine . ähnliche Sprache führen, so würde er sich ganz energisch dagegen verwahren. Wenn er auch dem Bürgermeister die Beteiligung an seinen unehrlichen Geschäftspraktiken angeboten hatte, war nicht Jener, von der Gier nach Gewinn getrieben, ihm bereitwillig auf halbem Wege entgegengekommen? Seine Schuld schien ihm auf einmal ganz gering; büßte er doch sozusagen in jedem . Augenblick für dieselbe. Ueberhaupt bestand sein Leben fast ausschließlich : aus Unannehmlichkeiten. Der Aerger mit seiner Frau, ' mit Hans allein genügte schon, ihm das Leben zu „Puh!" schauderte Thilda in komischem Entsetzen. „Die soll er bei uns schon los werden. Meinst Du nicht auch, Väterchen?" „Jawohl," entgegnete Johann Wilhelm. Er fühlte den Blick und zürnte innerlich darüber. Immer Vor würfe im Wort oder Blick. Einen Tag lang war er in leidlich erträglicher Stimmung gewesen — nun kam dieser Bürgermeister und weckte sein Gewissen. „Machen Sie doch ein gemütliches Gesicht, Freund chen!" bat er in verstecktem Aerger. „Seien wir fröhlich, es ist Weihnachten." „Ja, es ist Weihnachten," seufzte der Bürgermeister und starrte auf die modernen Blumenmuster des Brüsseler Teppichs. Johann Wilhelm sprang ans und rang die Hände. „Seien Sie doch nicht gar so melancholisch ,Bürger meisterchen! Ich bin froh, daß ich so etwas wie Stimmung habe. Verderben Sie mir das nicht! Aber warten Sie, ich weiß was not tut." Er läutete heftig mit der Tischglocke, daß Thilda sich die Ohren zuhielt; die Dienerschaft kam zu Haufen angelaufen. „Champagner!" kommandierte er. „Gleich zwei Flaschen! Aber nicht in Eis, hört ihr!" Der Bürgermeister schüttelte den Kopf, Thilda drohte neckisch mit dem Finger. Johann Wilhelm schickte den Diener hinaus und schenkte selbst ein. „So! Nun laßt's Euch schmecken. Und wer noc ein mürrisches Gesicht macht oder gegen den Strich redet, der hat's mit mir zu tun." „Nun denn, auf das Wohl meines liebenswürdigen Nichtchens," toastete der Bürgermeister und hob sein Spitzglas in Augenhöhe. „Gilt!" lachte der Millionär. Mit Hellem Klingen stießen die Kelche aneinander. Thilda freute sich über die Ehre und sprach die Be fürchtung aus, sie würde allzusehr verwöhnt. Johann Wilhelm schaute ihr liebevoll in die leben sprühenden Züge. „Das wäre nicht schlimm, mein