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Wochenblatt für Reichenvmnd, Siegmar, Neustadt und Rabenstein. Dieses Blatt wird an jede Haushaltung der obigen Gemeinden unentgeltlich vertheilt. ^2 34. Sonnabend, den 29. August 1903. Erscheint jeden Sonnabend Nachmittags. Anzeigen werden in der Expedition Meichenbrand, Pelzmühlenstraße 47vß sowie von den Herren Barbier Bast in Reichenbrand, Buchhändler Clemens Bahner in Siegmar und Kaufmann Emil Winter in Rabenstein entgegengenommen und pro Ispaltige Corpuszeile mit 10 Pfg. berechnet. Für Inserate größeren Umfangs und bei öfteren Wiederholungen wird entsprechender Rahatt, jedoch nur nach vorheriger Vereinbarung, bewilligt. ZUM alten Türmer bin ich geeilt Um die mitternächt'ge stunde — „Ramm, Alter, führe mich unverweilt Hinauf zu des Turmes Runde! Ich will der Deutschen herrlichsten Tag — Lern von der Welt pulsierendem Schlag Mit ihrem vaterlandslosen Geist — von frischen, freien Lüften umkreist, Die Erde zu meinen Lüßen, Mit lautem Zubel begrüßen!" Sedantag. (Sr. Majestät Kaiser Wilhelm H. gewidmet.) „Auf tat sich des Himmels Sternenzelt, Dort stand mit verklärter Miene Der greise Raffer und Äegesheld Und all' seine Paladine. vorbei schritt in endlos langem Zug Die Schar, der die letzte Stunde schlug Zm Rampf für des Reiches Herrlichkeit, Die mutig sich dem Tode geweiht, Um fest mit Blut und mit Lisen Die deutsche Einheit zu schweißen." Nachdruck verboten. Schon hatte das wunderbare Bild Sich wieder zum Schleier verdichtet, Da sah ich dich, Raiser — ernst und mild, Den Blick nach oben gerichtet! wie du, trotz allen stürmen der Zeit Mit ihrer Enttäuschung bitt'rem Leid, Doch hoffnungsfroh in die Ankunft schaust, Lest auf den Geist deines Volkes baust, Der immer aus schweren Banden So herrlich wieder erstanden! — von diesem Drange die Brust erfüllt Bin schnell ich empor gestiegen; Bun sah ich, leicht vom Nebel umhüllt, Tief unten die Erde liegen. vom Mondschein nur schwach die Nacht erhellt, Zn sanftem Schlummer die Gotteswelt — So hat" sich meine' Seele berauscht^ Der Mitternachtsglocke still gelauscht Und ist dann selbst wonnetrunken Zn köstlichen Traum versunken. „Und aus dem lichten Glorienschein Rlang's dumpf, wie von fernem Thore, vermischt mit dem Sang der wacht am Rhein, Mir leise mahnend im Ohre: „Seid eingedenk in Hütte und Schloß wofür unser.Blut in Strömen stoß Iffr^fetert heut' keinen Äegesiäg, — Nur die Befreiung aus langer Schmach; Das laßt euch von falschem Glauben Lür alle Zeiten nicht rauben!" Und laut hab' ich in die Sternennacht von des Turmes Höh' gerufen: „ Auf, deutsches Volk, zu getreuer wacht An des Thrones heil'ge Stufen! Schar' dich begeistert mit Allgewalt Um deines Raffers Heldengestalt — ^anu gw ff^^^eiii^S^sma^^^Dlsr^ Den: Vaterland die schönste Gewähr, Daß du wirst niemals vermessen Die Tat der Väter vergessen!" — Karl Emmrich. Bekanntmachung. Die nächste Reinigung der Schornsteine in hiesiger Gemeinde findet vom 2. bis 8. September d. I. statt. Reichenbrand, am 28. August 1903. Der Gemeindevorstand. Woget. Bekanntmachung. Den I. September ISO» wird der S. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen fällig. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwaugsvollstreckungsverfahrens bis zum 15. September a.«. an die hiesige Gemeindekaffe abzuführen sind. Rabenstein, am 25. August 1903. , Der Gemeinderat. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Sitzung des Gemeinderats zu Rabenstein vom 25. August 1903. 1. genehmigt man eine laufende wöchentliche Armenunterstützung.. von 4 Mk., sowie in einem anderen Falle, die Übernahme von Krankenhauskosten auf die Armenkasse, beschließt jedoch die Regrcßnahme an die Verpflichteten; 2. , in einer Bausache wird nach längerer Debatte beschlossen, das Grundstück gemäß den Bestimmnngen des Ortsgesetzes vom 11. April 1901 als ein unbe bautes anzusehen und zu behandeln, und hiernach die ev. Beiträge zu den Straßen-, Fußweg- und Schleusen baukosten zu berechnen; 3. werden verschiedene Beleihungen von Grund stücken nach den Beschlüssen des Sparkaffenausschusses genehmigt; 4. , die Bauvorschriften zu dem Bebauungspläne v, welche ministerielle Genehmigung nach der Petition des .Gemeinderats nicht erlangt haben, werden bis nach weiterer Klärung der Sache vertagt; 5. wird eine geringfügige Aenderung zu dem Be bauungspläne L genehmigt, und der Banausschuß beauftragt, in dem Lokaltermine am 31. dss. Mts. die Gemeinde allenthalben zu vertreten; 6. gelangen eine Anzahl Reklamationen und Steuererlaßgesuche zur Erledigung; 7. nimmt der Gemeinderat Kenntnis von der er folgten Zahlung einer Entschädigung von 250 Mk. für Straßenbauzwecke, der Bewilligung von 500 Mk. Beihilfe zum Ausbau der Kirchstraße aus Bezirks mitteln, sowie genehmigend von dem Abkommen mit dem Straßenbauunternehmer der Kirchstraße. Eingesandt. T^ucliatur et altera pars! Mit diesem Wunsche wende ich mich au die Ein wohnerschaft Rabensteins, nicht aber auch an den Ver fasser des „Eingesandt" in voriger Nummer dieses Blattes, weil seine darinnen niedergelegten Ansichten über die Notwendigkeit eines Zentralschulhausbaues diejenigen eines Fernstehenden sein sollen, aber nur zu deutlich sich als diejenigen eines an der baldigen Erbauung einer Zentralschule großes Interesse Haben den erweisen. Denn ein solcher Mann sieht bekanntlich zu sehr durch die von ihm selbst so hübsch gesagte „Parteibrille" und hat dann für die Ausführungen Andersdenkender nur ein überlegen sein sollendes Lächeln. Stach der Ansicht des Schreibers des vorigen mit „Schrnmm" geschloffenen Artikels sind diejenigen Männer „unvernünftig", die seine Ausführungen nicht allenthalben teilen. Nun ich glaube, mau kann das Urteil hierüber dem die Kosten eines zirka 200000 Mark betragenden Zentralschulhausbaues bezahlenden großen Publikum ruhig überlassen. Der Schreiber des beregten Artikels dürfte allerdings von diesen Kosten, .die sich durch einen mindestens 50prozentigen Gemeindesteuerznschlag äußern müssen, für seinen Teil recht wenig dazu beizutragen haben, da man aus seiner Aenßerung von den „sogenannten besseren Kreisen" mit Recht schließen kann, daß er nicht zu diesen gehört. Der Schreiber des Schrumartikels spricht von einem stetigen Wachstum der Gemeinde; diese ist aber seit einem Jahre nicht gewachsen, wenn man von den nur vorübergehend hier beschäftigten und wohnhaften Bahn- und Bauarbeitern absieht. Zu behaupten aber, Rabenstein müsse in den kommenden Jahren unter allen Ümständen an Einwohnern zunehmen, ist eine Hypothese, deren Richtigkeit jedenfalls nicht zu be weisen sein dürfte. Die Industrie Rabensteins liegt, wie Jedermann weiß, seit »/j Jahren arg darnieder, viele Arbeiter sind ohne Beschäftigung und darum auch ohne Ver dienst. Da der alte Erfahrungssatz, wonach auf 7 fette Jahre 7 magere zu folgen pflegen, vermuten läßt, daß sich in den nächsten Jahren der Geschäfts gang Rabensteins kaum beleben wird, so dürften wohl eher Familien fortzuziehen gezwungen sein, als um gekehrt. Das Heil aber aus dem Zuzuge anderer Industriezweige, sowie Rentnern, zu erwarten, tritt mit positiver Sicherheit dann nicht ein, wenn Raben stein im Gerüche steht, in Folge kostspieliger Bauten einen baldigen hohen Zuschlag an Gemeindesteuern auf-