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Es haben zwar in letzter Zeit Hebungen der Psiichtfenerwehr nicht stattgefnnden, die dienstpflichtigen Einwohner sind aber trotz dem verpflichtet, bei Ausbruch eines Feuers sich sofort au die Brandstelle zn begeben und daselbst an den Lösch- nnd Rettungsarbeiten unter den Befehlen des Branddirektors zn beteiligen. Fernbleiben von der Brandstelle ohne genügende Be hinderungsgründe wird nach 8 55 der Fenerlösch-Ordnung mit Geldstrafe bis zu 30 Mark geahndet. Rabenstein, am 5. Juni 1903. Der Gemeinderat. Wilsdorf, Gemeindevorstand. Bekanntmachung. Der 2. Termin der diesjährigen Gemeindeanlagen ist am 1. Juni cr. fällig gewesen. Es wird dies mit dem Bemerken zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß diese Anlagen zur Vermeidung des Zwangsvollstreckungsverfahrens bis zum LS. Juni a. e. an die hiesige Gemeindekasse abzuführen sind. Rabenstein, am 5. Juni 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Den beteiligten Kreisen wird hierdurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß die am 1. Januar 1903 in Kraft getretenen Satzungen der land- und forst wirtschaftlichen Berufsgenoffenschaft für das Königreich Sachsen hier eiugegangeu sind und L4 Tage au Amtsstelle zur Einsicht anslicgen und daß Exemplare zum Preise von 10 Pfg. pro Stück bei dem zuständigen Vertauensmann zu haben sind. Rabenstein, am 2. Jnui 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Bekanntmachung. Nach Beschluß der Genossenschaftsversammlung der land- nnd forstwirt schaftlichen Berufsgenoffeuschaft für das Königreich Sachsen vom 31. März 1903 ist für das Jahr 1902 von jeder beitragspflichtigen Steuer-Einheit ein Beitrag von 4,15 Pfennig einznheben. Der hierüber für die Gemeinde Rabenstein mit den beiden Rittergütern ausgesertigte Auszug aus dem Unternehmerverzeichuis nebst Heberolle und Anlage liegt zwei Wochen lang und zwar: vom S. bis mit L«. Juni LSOS zur Einsichtnahme der Beteiligten öffentlich in der Expedition der Gemeinde verwaltung hier aus und sind etwaige Einsprüche der Unternehmer gegen die Höhe der Beiträge re. innerhalb einer weiteren Frist von zwei Wochen direkt an die Geschäftsstelle der Genossenschaft, Dresden-A., Wiencrstr. l II, zn richte». Die Beiträge find auch trotz erhobenen Einspruchs bis spätestens den SS. Juni L»vrr an die hiesige Gemeindekassenverwaltung abznsühren. Rabenstein, den 2. Juni 1903. Der Gemeindevorstand. Wilsdorf. Oertliches. Weichenvrand, am 2. Juni 1903. Bei der hiesigen Gemeindesparkasse erfolgten im Monate Mai dss. Js. 94 Einzahlungen im Betrage von 20175 Mk. 18 Pf. und 17 Rückzahlungen im Betrage von 1112 Mk. - Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage vor mittags von 8 bis 12 Uhr und nachmittags von 2 bis 6 Uhr geöffnet und expediert anch schriftlich. Alle Einlagen werden mit S^/o nnd solche, welche bis zum 3. eines Monats erfolgen, noch fürdenvollenMonat verzinst. Waöenstein, am 2. Juni 1903. Bei der hiesigen Gemeinde-Sparkasse wurden im Monate Mai dss. Js. 77 Einzahlungen im Betrage von 24081 Mk. 43 Pf. geleistet; dagegen erfolgten 43 Rück zahlungen im Betrage von 4317 Mk. 86 Pf. Eröffnet wurden 21 neue Konten, geschlossen 4 Konten. Zinsbar angelegt wurden 19206 Mk. 30 Pfg. Die Gesamt einnahme betrug 24 288 Mk. 73 Pf., die Gesamt ausgabe 23530 Mk. 46 Pf. und der bare Kassen- HeHaj^^n^MM^es^r^ Der "gesämteGeloumsaff' im Monat Mai beziffert sich auf 47819 Mk. 19 Pf. Die Sparkasse ist an jedem Wochentage von 8—12 Uhr Vorm, und 2—6 Uhr Nachm. geöffnet und expediert auch schriftlich. Alle Einlagen werden mit »VL°/o verzinst und streng geheim behandelt. Am 1., 2. und 3. des Monats erfolgende Ein zahlungen werden voll verzinst. Forsthaus Lulenruf. Eine deutsche Familiengeschichte von L. M. Paul. <6. Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Allerdings ist noch nicht nachgewiesen, ob Lub- linow etwa ungesehener Ohren- und Augenzeuge der lauten und erregten Auseinandersetzung zwischen dem Angeklagten und Fräulein Lieber gewesen und erst nach der raschen Entfernung des Nebenbuhlers her vorgetreten ist und der jungen Dame Vorwürfe über ihr Benehmen gemacht hat. Was zwischen den Beiden geschehen ist, wird erst durch die Aussage Lublinows aufgeklärt werden können. Es ist jedoch bei der Un kenntnis der Ortsverhältniffe sehr erklärlich, daß er einen anderen Weg zur Rückkehr nach A. eingeschlageu hat, als deu, auf welchem er gekommen war. — Be weis : daß Lublinow Fräulein Werner nach dem Wege gefragt hat. Daß er sich allen Erörterungen entziehen wollte, beweist zur Genüge, daß er die Rückfahrkarte, die er doch gelost hatte, nicht mehr benutzte, sondern nach 6 Uhr an demselben Abend laut Aussage des Zeugen Winter ein Telegramm nach Liebenstein auf gab, iu welchem der Auftraggeber bittet, seine Effekten an die angegebene Adresse nach Hannover zu schicken und nach Aussage anderer Zeugen den nach dieser Richtung die Station A. passierenden Schnellzug benutzt hat. Da Lublinow au dem Bergwerk iu Liebenstein nur als Volontär beschäftigt war, so ist dessen Wunsch erfüllt und seine Effekten sind nach Hannover abge sandt worden. Wenn auch aus allem Gesagten nicht zur unum stößlichen Gewißheit hervorgeht, daß Lublinow die Veranlassung zu Fräulein Liebers Tod gegeben hat, so ist doch zur Evidenz nachgewiesen, daß der Ange klagte nicht bis zu diesem Akte mit der jungen Dame zusammen gewesen ist und deshalb nicht die geringste Schuld an deren Ende hat. Ich stelle deswegen an den hohen Gerichtshof den dringlichen Antrag: Die heutige Verhandlung abzubrechen, einen zweiten Termin zur endgiltigen Entscheidung anznberaumen, den An geklagten, Forstassessor und Leutnant der Reserve Hans Werner, sofort bezw. nach einer binnen 24 Stunden zu stellenden Kaution von 1000 Talern aus der Haft zu entlassen!" Gegen den zweiten Teil dieses Antrages erhob der Staatsanwalt Einspruch und der Gerichtshof zog sich zur Beratung zurück, um jedoch bereits nach zehn Minuten wieder zu erscheinen. Unter lautloser, er wartungsvoller Stille eröffnete der Präsident die Sitzung wieder und sprach: „Angeklagter, treten Sie vor. Sie sind verpflichteter königlich preußischer Forst assessor, Lehrer an der Akademie in M. und Leutnant der Reserve?" „Ja!" antwortete Hans. „Wollen Sie mir unter Handschlag Ihr Ehren wort als Beamter und Offizier geben, daß Sie sich zur Verfügung des hiesigen Landsgerichts halten und unweigerlich jeder Anordnung zur Stellung vor diesem Folge geben wollen?" „Ja, das gebe ich!" „So reichen Sie mir die Hand, der Gerichtshof hat beschlossen, Ihr Ehrenwort anzunehmen und Sie Den StuMWWsMmlden Beffalleswer Zuhörer konnte der Präsident nur durch ein energisches Glocken zeichen beschwichtigen, dann fuhr er fort: „Der Ge richtshof bedauert mit mir, daß durch ein Zusammen treffen von Umständen Ihre so lange Haft und die heutige Verhandlung veranlaßt wurde und wird nicht säumen, deu Aufenthalt des Bergbefliffenen Lublinow zu ermitteln und dessen Vernehmung bezw. Verhaftung zu veranlassen. Der Gerichtshof darf dabei wohl auf Ihre gütige Mithilfe rechnen, Herr Justizrat? — Sie sind entlassen, Herr Assessor!" Der Justizrat brachte Hans, dessen Vater und Schwester durch ein Nebenzimmer rasch ins Freie, nachdem die erste, herzliche Begrüßung zwischen den Dreien stattgefunden hatte. Vor dem Gerichtsgebäude trennte sich der Justizrat von den Wiedervereinigten so rasch als möglich, um den stürmischen Danksagungen von Vater «nd Sohn zu entgehen. Im Hotel ange kommen, ließ Werner den Sohn gar nicht erst zur Ruhe kommen: „Du mußt sofort an die Mutter telegraphieren," drängte er, „mit welchen Worten, das überlasse ich Dir." Im Laufe des Abends suchte der Förster deu Justizrat auf, um diesem die Mittel zur weiteren Ver folgung der Angelegenheit zuzustellen. Die Geschwister blieben allein. Olga hatte sich nach der ersten Begrüßung dem Bruder gegenüber sehr reserviert gehalten. Wenn auch die Augen eine deutliche, innige Sprache redeten, so legte sie sich in dem Verkehr mit Hans doch volle Zurückhaltung auf. Sie war auch feinfühlend genug, um die Veränderung zu bemerken, welche mit Hans selbst vorgegangen war. Ihn durchströmte ein heißes Dankgefühl gegen Olga, wenn er sich vergegenwärtigte, mit welchem Freimut das tapfere Mädchen während der Verhandlung für seine Unschuld eiugetreten war und es drängte ihn, diesem Gefühl durch herzliche Worte Ausdruck zu geben. Olga wehrte seinem Dank, indem sie ihm zunächst eine kurze Schilderung der häuslichen Verhältnisse machte und erzählte, was alles während seiner Ab wesenheit vorgefallen war, wie Vater und Mutter sich gegrämt. Dann kam sie wieder auf die Verhand lung zurück und berichtete dem znhörenden Bruder alles, was der Justizrat getan und wie sie erst durch diesen an die Begegnung mit Lublinow erinnert worden sei, wodurch die ganze Sache so ungeahnt günstig verlaufen wäre. IX. Es war au dem Verhaudluugstage bereits gegen 7 Uhr abends. Der trübe Herbsttag war längst in Nacht übergegangen, die tiefbetrübte Frau Mathilde saß mit der alten treuen Magd strickend am Tische, als die Hunde anschlugeu, und der alte Christian Schmidt, ein Waldausseher, welcher auf Veranlassung des Försters während seiner Abwesenheit im Hause geblieben war, gewissermaßen als Schutz der beideu Frauen, die Zimmertür aufriß mit den Worten: „Ein Telegramm, Frau Försterin!" „Ach Gott, — das kann nur etwas Gutes seiu!" rief Frau Mathilde aufspringend, doch ehe ihre zittern den Hände das Papier in Empfang nahmen, gab sie Befehl, den Boten durch einen kräftigen Imbiß zu stärken, dann las sie mit überströmenden Augen die wenigen Worte: „Liebe Mutter, ich komme morgen mittag mit den anderen zu Dir zurück! Ich biu frei! Dein Hans!" Die überglückliche Mutter war im Uebermaß der Freude in die Knie gesunken. „Mein Gott, wie danke ich Dir!" Weiter brachte sie vorläufig nichts hervor. Aber ihre Lippen bewegten sich in heißem Dankgebet! — Die Ankunft auf dem Bahnhofe zu A. gestaltete Mathilde waren der BürMmeister, der Amtsrichter und noch viele angesehene Einwohner aus der Stadt und Umgegend erschienen. Doch Haus fühlte sich zu angegriffen, um all den Fragen und Glückwünschen länger standzuhalteu. Ihn drängte es, mit der Mutter, die er so lange entbehrte, allein zu sein und ihr sein Herz auszuschütten. Er fühlte eine große Erleichterung, als er mit der Mutter im Wagen saß und dem stillen Vaterhause entgegenfuhr. Der ebenfalls mit anwesende Doktor stellte dem Förster und Olga seinen eignen Einspänner zur Verfügung. Diese nahmen dankbar an, denn auch sie fühlten sich totmüde. Im Forsthause konnte man kaum zur Ruhe kommen. Es gab für Hans sehr viel zu erledigen. Obwohl seine persönlichen Angelegenheiten hinsichtlich der Anklage noch nicht als erledigt angesehen werden konnten, hatte er doch einen ausführlichen Bericht darüber an den ihm persönlich wohlwollenden Landes- Oberforstmeister verfaßt und am Schluffe desselben um Urlaub bis zum 1. Januar gebeten. Wenige Tage darauf traf die Antwort ein, daß der Urlaub nicht allein bewilligt werde, sondern daß die Nent- kammer angewiesen sei, das rückständige Gehalt bis zum Anfang nächsten Jahres auszuzahlen. Diesem amtlichen Schreiben lag ein Privatbrief des Oberforstmeisters - bei, in welchem derselbe im Namen der Vorgesetzten und Kollegen das Geschehene herzlich bedauert und seine Freude aussprach, eine so geschätzte junge Kraft dem Lande erhalten zu sehen, und wünsche baldige günstige Regelung der Angelenheit. Ganz besondere Scheu hatte Haus vor der ihm obliegenden dienstlichen Meldung bei dem Bezirks kommandeur in A., aber schon am zweiten Tage nach seiner Rückkehr ins Vaterhaus hatte Hans die große Freude, diesen Herrn am Forsthause vorreiteu zu sehen. Derselbe stieg ab, übergab dem herbeieilenden Gott fried sein Pferd und kam Hans mit ausgestreckteu Händen entgegen. „Ah, da sind Sie ja, junger Kamerad! Ich freue mich, Sie zu sehen und Ihnen und den Ihrigen Glück wünschen zu können!" rief er. Dem erstaunten Försterpaar kräftig die Hand schüttelnd, erbat sich der liebenswürdige alte Herr von Frau Mathilde einen frischen Trnnk, aber anch das Vergnügen, die so tapfer für den Bruder einge tretene Tochter und Schwester kennen zu dürfen und machte Olga, als diese das Gewünschte brachte, viele Schmeicheleien über ihr Verhalten. Er blieb über eine Stunde iu dem gemütliche» Kreise und sprach