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sucht, wird in den sauber gekleideten, artigen, emsig und unver drossen tätigen Mädchen kaum Fabrikarbeiterinnen vermuten, die ein mehr oder weniger anstrengendes Tagewerk in oft engen Fabrikräumen hinter sich haben. 2. Die für konfirmierte Mädchen mittlerer Stände bestimmte Tagesschule ist am 7. April 1902 eröffnet worden, besteht also erst seit VrJahren. Der Unterricht in ihr wurde täglich von früh 8 bis 1, beziehentlich Uhr mittags erteilt. Besucht war die Schule von 8 Haushaltungsschülerinnen (Jahreskursistinnen), von 16 Fachschülerinnen, die sich im Schneidern und Weißnähen ausbildeten, und von 7 Fachschülerinnen, die das Kochen und Plätten erlernt haben. Während die Fachschülerinnen nur in den von ihnen er wählten Fächern unterrichtet wurden, erhielten die Haushaltungs- schülerinnen die zu ihrer lehrplanmäßigeu Ausbildung erforder liche Unterweisung in allen Fächern. Von den acht Haus haltungsschülerinnen waren stets wechselnd 6 in der Nähklasse und 2 eine Woche lang in Küche und Hauswirtschaft beschäftigt. Regelmäßig war also jede Schülerin innerhalb 4 Wochen je eine Woche lang in der Küche tätig. Dienstags wurde geplättet und Mittwochs versammelten sich allemal sämtliche Haushaltungsschülerinnen zu 2stündigem theoretischen Unter richt, in dem mit ihnen die Nahrungsmittel, deren Nährwert, ihre Verwendung, die Küchenrczepte u. s. w. unter Diktat durch gesprochen wurden. In der Nähklasse erstreckte sich der methodisch erteilte Unter richt auf alle einschlageudeu Fächer. Die Ausbildung der Mädchen in der Nähklasse vollzieht sich stufenweise. Zunächst nähen sie mit der Hand, bessern mit der Hand aus (Flicken) und lernen dann beides auf der Maschine. Hieran schließt sich das Schnitt zeichnen, Weißnähen und Schneidern, das Namen- und Weiß sticken und endlich das Kunststicken. Alles das geschieht nach fest vorgezeichnetem Lehrplane. Außerdem wird in drei Stunden wöchentlich wissenschaftlicher Unterricht <im Rechnen, Deutsch und gewerblicher Buchführung) erteilt. Die angestellten Lehrkräfte: Frau Elise Hofmaun, als erste Lehrerin (namentlich für Küche und Haushaltung), Fräulein Agnes Stuckenbruck, als zweite Lehrerin (namentlich für die Näh - und Schneidereiabteilung), und Herr Hilfslehrer Lange (für den wissenschaftlichen Unterricht) arbeiten mit voller Hin gabe an ihrem Lehrberuf, haben im Verkehr mit den Arbeiterinnen den richtigen Ton gefunden und sich die mit Ernst gepaarte Freundlichkeit angeeignet, die Lehrenden und Lernenden die Er reichung des gesteckten Zieles erleichtert. Rühmend wird in dem Bericht auch der leider nur kurzen Tätigkeit von Fräulein Magda lene Weise, als zweiter Lehrerin, gedacht. Eine ganz besondere Auszeichnung wurde der Schule da durch zuteil, daß am 12. April 1902 — gerade ein Vierteljahr nach deren Eröffnung — die Königin Carola die Schule in Augenschein nahm- Sonstige bemerkenswerte Ereignisse für die Schule und im Leben der Schülerinnen bildeten die Veranstaltung einer kleinen Ausstellung von Schulerzeugnissen zu Ostern, ein gemeinsamer Ausflug auf den Fichtelberg zu Pfingsten und eine Wohltätig keitsveranstaltung gegen Ende des Jahres. Wavenstein. Am Sonntag den 8. Februar hielt der Naturheilverein in Kühns Restaurant seine General versammlung ab, in welcher eine umfangreiche Tages ordnung zu erledigen war. Den Hauptpunkt derselben bildeten die Neuwahlen. Dieselben ergaben, daß Herr Max Ernst als Vorstand, Herr Albin Tauscher als sichrer und Herr Osw. Herold als Kassenvorstand wiedergewählt wurden. An Stelle des Herrn Wilh. Reim, welcher bisher das Amt des Vereinsboten mit verwaltet hatte, wurde Herr Oskar Hößler gewählt. Der Gesamtvorstand wurde um 4 Manu erhöht und gehören demselben folgende Herren an: Herm. Melzer, Jul. Plätschke, Emil Keil, Ernst Münch, Max Hof mann, Joh. Straßner, Heinrich Schöne, Arth. Breit feld, Herm. Meier, Emil Müller, Rich. Weiland, Osw. Hofmann, Herm. Silbermann, Paul Bertram und Paul Herre. Unter dem letzten Punkt der Tages ordnung wurde von einem Mitglied beantragt, die Monatssteuer von 15 auf 20 Pfg. zu erhöhen mit der Begründung, daß dadurch den Mitgliedern im Winterhalbjahr wenigstens 2 Vorträge mehr geboten werden könnten. Dieser Antrag wurde einstimmig ange nommen und wird nun ab Monat März pro Monat 20 Pfg. Steuer erhoben. Weiter wurde beschlossen, im Monat März einen Vortrag halten zu lassen und werden alle Mitglieder, sowie auch andere Freunde der Naturheilmethode schon heute darauf aufmerksam gemacht. Nähere Einladung hierzu erfolgt im Wochen blatt. Auch wird geplant, in diesem Jahre wieder ein größeres Sommerfest abzuhalten, wie dies immer bei den Mitgliedern großen Beifall gefunden hat. Mit dieser Aussprache war die Tagesordnung erledigt und schloß der Herr Vorsitzende Max Ernst mit dem Wunsche die Generalversammlung, daß der Naturheil verein so weiter blühen und gedeihen möge und daß ihm noch viele Freunde und Verehrer der Naturheil methode zugeführt werden mögen. Am Ende sei noch bemerkt, daß alle Bekanntmachungen des Vereins im Wochenblatt erscheinen. Eine Lastnachtsfeier im Ortsverein zu Rabenstein. Wir schreiben den 16. Februar 1903. Draußen herrscht eine grimmige Kälte und unter unseren Tritten knirscht der Schnee, der in mehr oder minder hoher Decke die erstarrte Erdkruste bedeckt. Freudig begrüßen wir die mollige Wärme, welche bei unserem Vereins wirte den Saal durchflutet. An langen Tafeln reiht sich Mann an Mann; die Mitglieder sind in großer Zahl herbeigeeilt, um teilzunehmen an den Verhand lungen über ernste Fragen, an der lustigen Sitzung, die diesen folgen soll. Ueber der Versammlung liegt jener den Fastnachtsveranstaltungen eigene prickelnde cllLrme, der es nur bei der Diakonissin-Angelegenheit zu einer kurzen Debatte kommen läßt. Dann wird zu der Aufnahme neuer Mitglieder geschritten und auch dieser Punkt der Tagesordnung in Kürze erledigt. Als darauf der Vorsitzende erklärt, daß er für den Rest des Abends seiner Würde entsage, und daß an seiner Stelle Humor und Witze, Gedankenblitze, Männergesang Und Zitherklang das Scepter schwingen und die nächsten Stunden ein weiteres Glied in der Kette zur Festigung der Mit glieder an den Ortsverein bilden mögen, ist es mit der Ruhe vorbei. Ein lautes Bravo ertönt, als noch bekannt gegeben wird, daß die Herren Gastwirt Börner, Fabrikant L. Knauth, Or. Gebauer und Oskar Berthold Bier, Cigarren und popierne Kopfbedeckungen mannigfacher Art gespendet haben. Jetzt bekommt das Bild ein anderes Gesicht. Mit dem Türken im Fez plaudert lustig der Matrose von S. M. Schiff Brandenburg, daran schließen sich an Philister, den Kopf mit dem Käpsel bedeckt, Leute in Käppis, in Ballonmützen u. s. w. Es ist en un moi ein buntes, ergötzliches Durcheinander, ein schillerndes, farbenprächtiges lebendes Gemälde. Nunmehr tritt das aus den Herren Tauscher, Steiner Vater und Söhne, Ottomar Hugo Steiner und Kühn bestehende Ensemble in Tätigkeit. Macht volle Töne durchbrausen den Saal und finden ver diente Würdigung. Mit guter Betonung von Herrn Tauscher gehaltene Deklamationen lösen den Gesang ab. Darauf betritt Herr Pöge die Bretter, welche die Welt bedeuten, und läßt die Saiten seiner Zither in reizvollen, zarten Tönen erklingen, belohnt vom Beifall der aufmerksamen, dankbaren Zuhörer. Hieran schließt sich die Vorführung Mes Gxammo-, phon^^urch^AerrnFMikam^^^^ger^^SuM setzt es ein, laut und deutlich hören wir die einzelnen Stimmen in den Duetten, die Weisen der Märsche, die Kommandoworte, das Gewehrknattern, das Hurra rufen, die Trompetensignale beim Sturme auf die Taku-Forts. Letztere Tonübertragung zählt zweifellos zu den interessantesten Sachen auf diesem Gebiete und der Beifall bleibt denn auch nicht aus. So geht es fort in abwechselungsvoller Reihe bis im Saale die Temperatur zu weichen anfängt. Dann ergießt sich die Menge in die wohldurchwärmte Gaststube und setzt bei Spiel und Gesang die Feier fort in launiger Weise, in froher Stimmung. Endlich brechen auch die letzten Festteilnehmer auf. Ein rundliches, sonst wenig gesprächiges Mitglied, sowie die Herren . . doch nominn 8uni ocliosn — schildern in allen Tonarten unter Aufwendung ihrer ganzen Ueberredungskunst die Freuden, die Genüsse, die sich uns noch bieten auf dem Bockbierfeste: sie sind begeistert und sie wollen begeistern. Doch es ist schon spät, deshalb „Gute Nacht!" .... Humor und Witze, Gedankenblitze .... (Nachdruck verboten.) bat so bescheiden, fast demütig, daß sie es nicht gut abschlagen konnte. Es war in der Tat kühler hier. Der Fluß bildete den natürlichen Abschluß des Gartens. Lori blickte sehnsüchtig den grünlich schimmernden Wellen nach, die geschäftig vorüberzogen. Sie dachte an Johannes. Wo mochte er weilen? Warum schrieb er nicht mehr? Sollte er sie schon vergessen haben? Auf all' die flehentlichen Bitten hatte sie keine Antwort er halten, der heutige Brief an ihn war der letzte gewesen, — nun wollte sie, da alles nutzlos erschien, nicht mehr schreiben. Aber das Herz tat ihr zum Zerspringen weh. Was hätte sie alles hingegeben um eine Zeile von des Geliebten Hand. Eine eigentümliche Beklemmung bemächtigte sich des Mädchens, das schweigend am Flußufer entlang schritt. „Darf ich von einem Strauch dort einen Strauß Rosen für Sie pflücken, Lori?" fragte Theo leise, mit seltsam vibrierender Stimme. Sie nickte nur, ihr ward unheimlich unter seinen glühenden Blicken; sein Atem streifte ihre Wange, so tief neigte er sich herab, um in die schönen Augen blicken zu können. Er trat etwas seitwärts und ging rings um den Busch herum, die schönsten Blüten auszusuchen. Da plötzlich sprang, einer Katze gleich, jemand zwischen den Bäumen hervor, Lori fühlte einen heftigen Stoß, und flog mit lautem Aufschrei klatschend in das Wasser, — das hoch aufspritzte. — Dann war alles lautlos still, wie zuvor. — Ehe Theo noch begriffen hatte, was eigentlich geschehe», war die dunkle Gestalt wie ein Spuk verschwunden, der junge Mann hatte sie gar nicht wahrgenommen, das ganze hatte sich überhaupt in einer Sekunde abgespielt. Theo stürzte herzu, er hatte den Schrei gehört. (Fortsetzung folgt.) Nachrichten des K.Standesamtes zu Reichenbrand vom 15. bis mit 2V. Februar 1902. Geburten: Dem Rittmeister z. D. und Pferdevormusterungs kommissar Carl Hans Hugo Graf von Hallwyl in Siegmar 1S-; dem Eisendreher Ernst Hugo Hecht in Siegmar 1 T-; dem Strumpfwirker Bruno Otto Aurich iu Reichenbrand 1 S.; dem Hausmann Friedrich Moritz Robert Uhlmann in Sieg mar 1 T. Aufgebote: Der Metalldreher Hugo Bruno Walther in Sieg mar mit der Strickerin Emma Clara Schubert in Reichenbrand; der Fabrikarbeiter Ernst Bruno Löschner in Chemnitz mit der Strickerin Alma Lina Böhm in Reichenbrand. Eheschließungen: Vakat. Sterbefälle: Dem Böttcher Emil Hermann Flohr in Reichen brand 1 T., 1 Monat alt; dem Handarbeiter Oskar Alwin ülÜ Li. Franz Eduard Robert Claus iu Reichenbrand, 81 Jahre alt; die Strumpfwirkers-Ehefrau Christiane Karoline Dietze geb. Löffler in Siegmar, 71 Jahre alt; dem Handarbeiter Bernhard Emil Reichel in Reichenbrand 1 T., 5 Monate alt. Nachrichten des Kgl. Standesamts Nabenstein vom 13. bis zum so. Februar 1903. Geburten: Ein Sohn: Der led. Strickerin Liddy Clara Heil, in Rabenstein wohnhaft; dem Handarbeiter Franz Eduard Kranke, in Rabenstein wohnhaft; der led. Handschuhstrickerin Lina Laura Neuber, in Rabenstein wohnhaft (Todtgeburt). Eine Tochter: Der ledigen Strickerin Lina Alma Hoppe, wohnhaft in Rottluff; dem Holzbildhauer Oswald Robert Reichel, wohnhaft in Rabenstein; dem Stricker Ernst Max Merkel, wohnhaft in Rabenstein; der led. Handschuhrepassie rerin Marie Rosa Steurich, wohnhaft in Rabenstein; der led- Handschuhstrickerin Frieda Olga Schmeling, wohnh. in Rottluff. Eheaufgebotc: Der Wagenbauer Max Georg Oehme, wohn haft in Grünhainichen mit der Wirtschaftsgehilfin Johanne Louise Uhlmann, wohnhaft in Rabenstein. Eheschließungen: Der Zimmermann Josef Kaas in Raben stein mit der Wirtschafterin Ida Wilhelmine verw. Lorenz geb. Martz in Rabenstein. Sterbefälle: Ein Sohn dem Handarbeiter Friedrich Wilhelm Fischer in Rabenstein, 1 Jahr alt; der Schuhmachermeister Friedrich Ehregott Möbius in Rabenstein, 61 Jahre alt. Zusammen: 8 Geburten und zwar 3 männl, und 5 wcibl-, 1 Eheaufgebot. sdarunter 1 Todtgeburt. 1 Eheschließung. 2 Sterbefällc und zwar 2 männl. Original-Roman von Irene v. Hellmuth. (19. Fortsetzung.) „Wollen wir ein wenig an den Fluß hinunter?" fragte Theo seine Begleiterin, „es herrscht eine uner trägliche Hitze, dort ist es etwas kühler." Lori war es nicht angenehm, mit dem jungen Vetter allein im Garten zu promenieren, zumal er sie vorhin durch seine Leidenschaftlichkeit erschreckt hatte, doch er Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Estomihi d. 22. Febr. L. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Estomihi d. 22. Febr. n. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Wir suchen noch einige für leichte Arbeiten per sofort. Verdienst bis Mk. 15,— wöchentlich. Reichenbrand. Eine Wue Halb-CtM pr. 1. April zu vermieten. Preis: 240 Mk. Zu erfahren in Bahners Buchhandlung, Siegmar. Ein krustiges Wichen, welches nächste Ostern die Schule ver läßt, sucht Stellung bei besserer Herrschaft. Off. 8.8. an die Exp.d.Bl. LuoÜDiväsrsi VON M ks, Nm, keil M Kel keligfs Wim WlWee. 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