Volltext Seite (XML)
bekannten mit Humor und Lbic gewürzten Weise vor getragen, sowie mit verdientem Beifall belohnte Dar bietungen des Männergesangvereins die Anwesenden. Auch des Herrn Fabrikanten Tauscher soll ge dacht werden, der einen Musikautomaten, welcher sich von Herrn Garbe die Töne geliehen hatte, zur Vor führung brachte und reichlichen Beifall erntete. Ge waltige Lachsalven erzielte Herr Lehrer Hartmann mit den Bezeichnungen der Körperteile und Ausrüstungs stücke, wie sie in der militärischen Sprache China's üblich seien. Gegen 12 Uhr hatte der offizielle Kommers, in allen Teilen wohlgelungen, sein Ende erreicht. In zwangloser, fideler Unterhaltung, wobei die Wogen der Heiterkeit mehrfach Hen Saal durchbrausten, wobei aber mich der Diakonissin-Angelegenheit nicht vergessen wurde, blieben die Teilnehmer noch länger vereint. Erst als die von dem durch Herrn Lohse in der Eile zusammen gestellten Trommler- und Pfeifer-Corps gespielten, die Wände erzitternd machenden Märsche vorüber gerauscht waren, schlich so mancher — wohl in der Erwartung, sonst weitere Angriffe auf das eigene Trommelfell erleiden zu müssen — aus dem im Hinter gründe mit einem geschmackvollen Pflanzenarrangement, welches die lebende Umrahmung für die Büste Kaiser Wilhelms II. und das Bild König Georgs bildete, ausgestattcten Saale, um in der Gaststube Gambrinus noch weitere Opfer zu bringen. Wie die Fama erzählt, sollen die letzten Festteilnehmer erst in sehr vorge rückter Stunde ihre heimischen Penaten ausgesucht haben. Mit herzlichem Danke an alle Mitwirkenden und — last, not least — an den freundlichen Geber des edlen Nasses nehmen wir Abschied von der Kaisers- Geburtstags-Nachfeier, die den vollen Beweis erbracht hat, daß die monarchische Gesinnung in weiten Kreisen Rabenstein's eine Heimstätte besitzt. Zm kömgzsctiloh. Gedicht von Karl Emmrich. Im Königsschloß Schweigen, düster und schwer, Die Schaar der Diener geht flüsternd einher And huscht durch die Hänge ganz leise. „Lin Wrinz noch erkrankt, in all' diesem Leid, Das dem Kerrschcrhaus brachte die letzte Zeit" — Könt's bedauernd durch alle Kreise. Mud im hohen Gemach, nur ganz schwach erhellt, Kat sorgende Liebe stch eingestellt, ßW -HW jW MW« Dort sttzt, tief gebeugt von Kummer W^chmerz Der Water, — es ist ihm so weh' ums Kerz, So Vitter wie Klagen und Weinen. Da regt stch plötzlich das schwerkranke Kind Ilnd er fühlt, wie um seinen Kals geschwind Kold schmeichelnd zwei Kändchen stch legen — „Lieb' Väterchen, immer noch so allein? Wo bleibt nur mein herziges Mütterlein, Am mich, ihren Liebling, zn pflegen?" — „Dein Mütterchen, Kerzvlatt, ist krank—sehr krank, Ms wieder sie heimkehrt, dauert noch lang'!" — Kört traurig den Water es sprechen. Ind ihm ist's bei des Kindes Sehnsuchtsvlick, Mim Gedenken an das verlor ne Glück, Als ob ihm das Kerz sollte brechen. Da haucht fromm betend der kindliche Mund: „Du lieber Gott, mach' mein Mutt'chen gesund Ilnd schicke sie recht bald uns wieder, Damit sie wie einst mich liebkosend herzt, Aroh mit den Müdern und Schwesterchen scherzt Ilnd weiter uns singt süße Lieder!" — Os haben das unschuldsvolle Gebet Die Winde in weite Aerne geweht Ilnd bis zu der Mutter getragen. Wnn klingt es in ihr: „G, könnt' ich zurück! — Iu spät, — denn ich habe mein Wutterglück Mit eig'ner Kand frevelnd zerschlagen!" — Lori. Original-Roman von Irene v. Hellmuth» (17. Fortsetzung.) Die Villa Tante Kathinkas war in der Tat ein reizender Aufenthalt. Lori hatte sich schon ein wenig eingelebt, inan unternahm herrliche Bootfahrten auf dem Rhein. Das einzige, was Lori mit zunehmender Angst erfüllte, war die Beobachtung, daß Tante Kathinka ihren „lieben Goldsohn," wie sie Theo stets zu nenueu pflegte, in seinen Bewerbungen um Loris Gunst noch unterstützte. Fräulein Kathinka kam es sehr erwünscht, daß Theo sich in die „kleine Fee" verliebt hatte. Da sie vor Loris Ankunft öfters die Bemerkung gemacht zu haben glaubte, daß der junge Mann nach Wally schielte, und viel häufiger mit dem Mädchen sprach, als Kathinka lieb war, so fürchtete sie fast, Theo habe sich so weit vergessen, mit der Dienerin ein Liebesverhältnis anzufangen, das man doch durchaus nicht billigen konnte. Und dem geliebten „Goldsohn," an dem die Tante nun einmal mit ganzer Seele hing, etwas abzuschlagen, zumal wenn etwa sein zukünftiges Lebensglück davon abhing,—das ging nun schon gar nicht an. So kam Lori ihr gerade recht. Wenn die bei den sich in einander verliebten, so war allen gehol fen, da Loris Vater ja auch geschrieben hatte, das Mädchen müsse von einer unwürdigen Liebelei ge heilt werden. Deshalb war es bei Fräulein Kathinka beschlossene Sache, die beiden — Lori und Theo — mußten sich heiraten. Dies erschien der Tante um so wünschens werter, da erstens Theo schon manchen dummen Streich gemacht hatte; er spielte gern, und verlor nicht selten größere Summen. Das würde er bleiben lassen, wenn er ein hübsches Weibchen sein eigen nannte, sagte sich Fräulein Kathinka. Andererseits brauchte sie sich, wenn er Lori heiratete, nicht von ihrem „Gold sohn" zu trennen, was ihr ebenfalls sehr angenehm war. Die jungen Leutchen konnten hier leben, wie es ihnen gefiel, das paßte alles sehr gut. Es galt nur, Lori für den Plan zu gewinnen, und — das würde sehr schwer nicht sein; Theo war nach der An sicht seiner Tante ein Prachtmensch, man mußte dem jungen Mädchen nur Gelegenheit geben, ihn näher kennen zu lernen. Fräulein Kathinka beschloß, über das alles mit Lori ernstlicher zu reden, sobald sich dazu eine Ge legenheit fand. Seit einigen Wochen lebte Lori in der reizenden Villa am grünen Rhein. Regelmäßig, alle zwei Tage, erhielt sie einen Brief von Johannes. Er schrieb von seinem Vater, der wie ein gereizter Löwe herumginge, — an eine Verständigung wär garnicht zu denken, — dann von den Schritten, die er bereits getan, um eine passende Stelle zu erhalten. Lori sollte nur Geduld haben, es würde sich schon alles zum besten wenden. In diesem Tone ging es fort, Lori las die Briefe so oft, daß sie dieselben fast auswendig konnte. Sie waren ihre liebste Unterhaltung. Seit zwei Tagen aber hatte sie keinen mehr erhalten; doch sie beun ruhigte sich deswegen nicht. „Es kann ja sehr leicht Vorkommen," dachte sie sich, „daß Johannes durch irgend etwas am Schreiben verhindert wird." Doch als der nächste Tag verging, ohne daß sie eine Zeile erhielt, da wollte ihr etwas bange werden. So oft sie Wally fortschickte, immer kam das Mäd chen mit leeren fänden Luiker Post. Drei-Briefe. übergeben, — heute ging der vierte ab, und Lori be schloß, eher keine Zeile mehr zu schreiben, bis eine Nachricht von Johannes eintraf. Vielleicht war er verreist wegen einer Stelle, am Ende krank,—oder ja,— was sonst wohl? Lori zerbrach sich vergebens den Kopf. Eine Er klärung konnte sie freilich nicht finden. Wally hätte wohl Auskunft darüber zu geben vermocht, wohin die Briefe jetzt wanderten, doch sie mußte schweigen, in ihrem eigenen Interesse. - — Vor einer Woche war es gewesen. — Die Däm merung senkte sich eben leise herab auf den duftenden Garten, das hellgetünchte Haus leuchtete ordentlich gespensterhaft aus dem dunklen Grün der Bäume, Leuchtkäfer durchschwirrten die laue Luft; ruhig, fast lautlos zog unten der breite Strom vorüber, an dessen Ufer Wally ruhelos auf- und abging, immer den Weg entlang spähend, zuweilen schwer und schmerzlich auf seufzend. Eine kleine Weile setzte sie sich auf die in der Nähe befindliche, unter einem, mit zahllosen Blüten übersäten Rosenstrauch stehende Bank, und stützte den hübschen Kopf in die Hand. Sie sah nichts von der Pracht der Blumen, von der Lieblichkeit, die sie um gab. Wieder und wieder lauschte Wally mit verhal tenem Atem, endlich knarrte droben die Gartentür, und ein elastischer Schritt kam dem Orte näher. Wally sprang auf, und eilte der Gestalt entgegen, sie wollte ihren Arm zutraulich in den des An kommenden schieben, doch eine ungestüme Bewegung desselben hielt sie davon ab. „Ich danke Dir, daß Du gekommen bist, Theo," sagte sie leise uud zärtlich, „denn ich muß ungestört mit Dir sprechen können, ich —kann es nicht länger mehr ertragen. Bitte, sage mir die Wahrheit, Theo, seit jenes—jenes Mädchen ins Haus kam, hast Du Dein Benehmen mir gegenüber geändert, — o, ich be merkte es wohl, Du liebst mich uicht mehr wie sonst: über der anderen hast Du mich vergessen, — denkst Du nicht daran, was Du mir hier, au dieser Stelle, als wir auf der Bank dort saßen, versprochen hast? Die Rosen blühten und dufteten gerade so, wie heute, ich liebte Dich, und Du —Du küßtest mich und versprachst, in einem Jahre sollte ich Deine Frau sein? Wie hältst Du Dein Versprechen? Ich habe geduldig gewartet, Mouat um Monat, und Theo —ich liebe Dich heute heißer und inniger als damals, während Du um jener anderen willen mich vernachlässigst. O, höre mein Flehen, Geliebter, sprich — sage, — daß ich mich täuschte, daß ich falsch gesehen, daß Du mich noch liebst, mich allein, —und ich will Dir glauben, willig geduldig sein, kein Wort soll mehr über meine Lippen kommen, das Dich mahnt an Dein Versprechen, — nur verlaß mich nicht, Theo!" Er hatte sie ruhig aussprecheu lassen. Auch jetzt schwieg er, finster vor sich herblickend, und zerpflückte mit der weißen Hand nervös eine dunkle, eben erblühte Rose, die er vom Strauch gerissen. Wally klammerte sich an seinen Arm uud suchte dem Blick des jungen Mannes zu begegnen; er wich ihr aus, und wollte sich von ihr befreien, doch nur fester, umschlang sie ihn. Endlich machte er eine heftige, ungeduldige Bewegung und schob sie unsanft zur Seite. Wally schlug, in leidenschaftliches Weinen aus brechend, die Hände vor das Gesicht. „Ich wußte es ja, Du liebst mich nicht mehr. Seit Lori hierherkam, bist Du verändert, Du hast nur noch Augen für sie, o —ich ertrage es nicht!" — Dann versiegte» urplötzlich ihre Thräueu, ein finsterer, trotziger Ausdruck trat in das hübsche Gesicht, und verzerrte es in erschreckender Weise. Die Fäuste ballend, rief Wally laut, ganz ihrer Leidenschaft hin gegeben: „Wie ich sie hasse, diese Lori, — jenes Ge schöpf, das mir mein Glück gestohlen, ich kann es nicht sagen; —aber rächen werde ich mich an ihr,— rächen,—o, sie soll es büßen, wahr und wahrhaftig, so gewiß ich hier stehe!" — „Um Gottes willen!" flüsterte Theo erschrocken, und schaute sich ängstlich nach allen Seiten um, ob niemand diesen Ausbruch gehört; „was fällt Dir ein, Wally, so zu schreien? Mein Gott, wenn uns jemand belauscht, ich bitte Dich, nimm doch Vernunft an! Komm', setze Dich hier auf die Bank und laß uns ruhig miteinander reden. Es muß klar werden zwischen uns, deshalb kam ich auch her. Sieh' Wally," sein Tou wurde milder, als er fortfuhr: „Es war eine Ueber- eilung von mir, daß ich Dir das Heiraten versprochen habe, ich tat unrecht daran, das sehe ich wohl ein, aber —es ist doch nun nicht mehr zu ändern. Mein Gott, Du mußtest aber auch bedeuten, daß wir beide nicht zusammenpaßten, die verschiedene Stellung, — ich, der Herr, — Du die Dienerin. Deshalb durftest Du alles von Anfang an nicht so ernst nehmen, —so etwas kommt doch tausendmal im Leben vor, und dann, — ich wußte nicht, was Liebe war, bis Lori kam; ich glaubte wirklich und wahrhaftig, daß es die Liebe sei, was ich für Dich fühlte, — nun, ich — hatte mich eben getäuscht. Ich habe gefehlt uud werde versuchen, Dich zu entschädigen. Du sollst eine hübsche Summe be kommen, und dann gehst Du, und suchst anderswo Dm^lück ^Macken. Du bist undMLsck_TeiM findest Du einen anderen, der Dich lieben und hei raten wird." (Fortsetzung folgt.) Briefkasten. k. k., Rabenstein. Das Doppelkopf-Turnier in der „Schillereiche" zu Reichenbrand findet am 15. und am 22. Februar statt. Nachrichten des K. Standesamtes zu Reichenbrand vom 3t. Januar bis mit «. Februar ISO». Geburten: Dem Klempner Emil Max Morgenstern in Sieg mar 1 S.; dem Gärtner Max Richard Hertel in Siegmar 1T.; dem Fabrikarbeiter Otto Walter Knobloch in Reichenbrand 1T.; dem Werkmeister Paul Bruno Görner in Siegmar 1 T.; dem Fabrikarbeiter Franz Louis Türpe in Reichenbrand 1 S.; dem Fabrikarbeiter Otto Emil Hartig in Reichenbrand 1 T.; dem Reisenden Gustav Hermann Zenker in Siegmar 1 S. Aufgebote: Der Wirtschaftsfiihrer Gustav Emil Bonitz in Siegmar mit der Gutsbesitzerin Sidonie Marie vertv. Boch mann geb. Wächtler. Eheschließungen: Der Gutsbesitzer Georg Max Rudolf in Reichenbrand mit der Wirtschaftsgehilfin Martha Linda Stein bach in Reichenbrand; der Schneider Carl Bruno Enderlein in Hermsdorf mit der Repassiererin Anna Martha Claus in Reichenbrand. Sterbefälle: Dem Strumpfwirker Emil Oskar Böhm in Reichenbrand 1 T., 24 Tage alt. Nachrichten des Kgl. Standesamts Rabenstein vom 3V. Jannar bis 6. Februar 1903. Geburten: Ein Sohu: Dem Gasanstaltsarbeiter August Wilhelm Obermeier in Rottluff. Eine Tochter: Dem Fabrikarbeiter Ernst Paul Meier in Rottluff. Eheaufgebote: Der Bäckergeh. Ernst Hugo Schreiner in Rabenstein mit der Handschuhstrickerin Anna Frieda Koch in Rabenstein. Eheschließungen: Keine. Sterbefälle: Eine Tochter der ledigen Cartonnagenarbeiterin Auguste Lina geschied. Scheibe geb. Neuhaus in Rabenstein, 3 Wochen alt. Zusammen: 2 Geburten und zwar 1 männl, und 1 wcibl. 1 Eheaufgebot. — Eheschließung. 1 Sterbefall und zwar 1 Weibl. Kirchliche Nachrichten. Parochie Reichenbrand. Am Sonntag Septuagesimae d. 8. Febr. a. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst. Parochie Rabenstein. Am Sonntag Septuagesimae d. 8. Febr. a. c. Vorm. 9 Uhr Predigtgottesdienst.