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Die 9. Sinfonie von Dmitri Schostakowitsch entstand 1945. Das Werk wurde im gleichen Jahre in Leningrad uraufgeführt. Wenn in Reclams Konzertführer des Jahres 1956 (Stuttgart) zu lesen ist, daß dieses „Werk von geradezu volkstüm licher Sinnfälligkeit des Ausdrucks sich bei uns nicht durchzusetzen vermochte", so ist das eine gehässige Verleumdung, denn in Ost und West hat sich gerade diese Sinfonie in jeder Beziehung durchgesetzt, sogar in den USA erschienen zwei Schallplatten-Aufnahmen. Hatte Schostakowitsch mit seinen vorhergehenden Sinfonien sieben und acht große, inhaltlich bewegende Themen des Krieges gestaltet, ließ er sich in diesem knappen, reichlich 20 Minuten dauernden Werk von der Stimmung, der Heiterkeit und des Frohsinns anregen. Unproblematisch, witzig, stellenweise fast an Rossini erinnernd, läßt der Komponist fünf gedrängte Sätze vor uns ablaufen. Klar Um rissen ist die Thematik des ersten Satzes, der von spielerischer Gelöstheit ist, in der Durchführung sogar ein wenig ironisch, immer jedoch geistvoll. Eine Melodie der Soloklarinette eröffnet den zweiten Satz, der in seiner Stimmungsdichte an eine schöne Romanze erinnert. Reizvoll ist die Abstufung zwischen Bläsern und Streichern. Der dritte Satz (Presto) stellt das Scherzo dar: Humorig wirkt der 6,8-Takt mit dem kammermusikalisch aufgelichteten Beginn der Klarinetten und Fagotte. Dieser Satz geht unmittelbar in den vierten Satz über: Largo. Beginn mit einem Choralthema der Blechbläser. Weiterführung durch ein ausdrucks volles Rezitativ des Solofagotts, das gleichsam improvisiert wird. Die Streicher treten wieder hinzu und begleiten das Soloinstrument. So kurz dieses Largo auch ist, so inhaltlich gewichtig steht es im Gesamtablauf der Sinfonie. Pausenlos schließt sich der letzte Satz an, ein Rondo mit Elementen des Sonatensatzes. Wie hier der Komponist mit den Kontrasten von Spannung und Lösung arbeitet, mit Konsonanz und Dissonanz, und wie er das alles leicht und heiter hinstrichelt, das ist eine meisterliche Arbeit. Wolfgang Amadeus Mozart verwendete die Bezeichnung „Notturno" nur für mehrorchestrige Werke: Außer der „Serenata notturna", KV 239, für zwei Orchester nur noch für das Notturno in D (KV 286) für vier Orchester. Die „Serenata notturna" in D, KV 239, entstand im Januar 1776, wahrscheinlich als Neujahrsmusik, denn zu Mozarts Zeiten verstand man unter Serenaden in erster Linie Zweckmusiken und Gebrauchswerke: Abendmusiken, Ständchen oder Musiken des Abschieds („Kassationen"). Die „Serenata notturna" KV 239 stellt zwei Orchester gegenüber: Das erste besteht aus zwei Soloviolinen, einer Bratsche und einem Kontrabaß, im Sinne des barocken „Concerto grosso" gleichsam das „Concertino" darstellend. Das zweite Orchester setzt sich aus dem normalen Streichkörper zusammen. Reizvoll ist die bei Mozart seltene Koppelung mit Pau ken. Zahlreiche Echowirkungen (man hat einmal sogar von einer regelrechten Echotechnik gesprochen!) lassen darauf schließen, daß Mozart diese Serenade als Freiluftmusik komponierte.