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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 22.1978
- Erscheinungsdatum
- 1978
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197800000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19780000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19780000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 22.1978
-
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- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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Band 22.1978
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Gudrun Freitag: Zur Theorie und Geschichte der Kultur revolution in der UdSSR. For schungsergebnisse und Pro blemstellungen sowjetischer Gesellschaftswissenschaftler. Akademie für Gesellschafts wissenschaften beim ZK der SED. Berlin 1977, 133 Seiten Die vorliegende Arbeit ist für all jene unentbehrlich, die sich mit Problemen der sozialistischen Kulturrevolution befassen. Sie stellt einen außerordentlich wich tigen Beitrag zur Effektivierung der Forschung auf diesem Gebiet dar. Die Autorin hat sich jedoch nicht das Ziel gestellt, Antworten auf offene Fragen zu suchen. Ihr geht es vielmehr um einen Über blick über all das, was seit 1917 in der UdSSR zur Erforschung der Kulturrevolution geleistet wurde. Der Wert der Arbeit be steht vor allem darin, daß die Entwicklung und Klärung ver schiedener Fragen im Meinungs streit der sowjetischen Wissen schaftler über Jahrzehnte hinweg verfolgt, geklärte Fragen resü miert und offene Problemstellun gen genannt werden. Die Auto rin legt Wert darauf, die in der sowjetischen Literatur allgemein anerkannten Antworten auf be stimmte Fragen darzulegen, auf denen die weitere Forschung (auch in der DDR) aufbauen kann. Zugleich wird die Aufmerk samkeit auf offene Probleme ge lenkt, die schnellstens einer Klä rung bedürfen, um wissenschaft liche Grundlagen für die Leitung ■ kultureller Prozesse zu schaffen. Das Studium der vorliegenden Arbeit führt zu der Erkenntnis, daß die wissenschaftliche For schung eines so vielseitigen Pro blems, wie es die Kultur der ent wickelten sozialistischen Gesell schaft darstellt, ohne ein hohes Niveau der wissenschaftlichen Zusammenarbeit von Philo sophen, Historikern, Vertretern des wissenschaftlichen Kommu nismus, Soziologen, Kunstwissen schaftlern und Kulturtheoretikern unmöglich ist. Die Autorin betont zu recht die Notwendigkeit der Entwicklung der Kultursoziolo gie und die Bedeutung, die eine solche Wissenschaft für die Pla nung und Leitung kultureller Prozesse hat. Immer wieder wird auf die praktische Relevanz der Klärung kulturtheoretischer Fragen ver wiesen. Mit der Errichtung der sozialistischen Gesellschaft ge winnt die gesamte Sphäre der gei stigen Kultur an Bedeutung. Im Mittelpunkt steht dabei die zen trale Aufgabe der Kulturrevolu tion überhaupt: die Herausbil dung der allseitig und harmo nisch entwickelten Persönlichkeit. L. I. Breshnew sagte dazu: „Mit jedem Jahr werden das geistige Leben und die Kultur des So wjetvolkes immer inhaltsreicher und vielgestaltiger. Das ist ge setzmäßig. Heute hängen das Tempo des gesellschaftlichen Fortschritts, das Tempo unserer Vorwärtsbewegung zum Kommu nismus immer deutlicher vom intellektuellen Potential, von der Entwicklung der Kultur, der Wissenschaft und Bildung ab." Die Autorin weist wiederholt auf die Rolle der Partei für die Orientierung der kulturtheoreti schen Forschung und bei der Lei tung des Erkenntnisprozesses hin. Nachgewiesen wird auch, wie sich Fragen der Kulturrevolu tion mit der Errichtung der ent wickelten sozialistischen Gesell schaft zunehmend in den Partei dokumenten widerspiegeln. Zu weiteren Vorzügen der Arbeit ge hören eine klare Gliederung, die ständigen Verweise auf die Aus sagen der Klassiker des Marxis mus-Leninismus zu dem jeweili gen Problem und das Bemühen um ihr adäquates Verständnis sowie eine relativ umfangreiche Auswahlbibliographie der sowje tischen Literatur zu Problemen der Kulturrevolution. Adelaide Grützner D ie Feststellung von Marx, daß eine „Aufgabe selbst nur ent springt, wo die materiellen Be dingungen ihrer Lösung schon vor handen oder wenigstens im Prozeß ihres Werdens begriffen sind“, trifft sicherlich auch auf die Aufgabe zu, Wege zu einer Geschichte der Ge- sellschaftswisseneschaften zu finden. Hierbei kommt den „Studien zu einer Geschichte der Gesellschafts- wissenschaften" von Jürgen Ku- czynski (künftig gemäß seines Me moirentitels J. K.), die auf 10 Bände berechnet sind, eine besondere Be deutung zu. Diese kann — nach einer ersten Durchsicht der Bände 1—8 unter unserem Aspekt auf 3 Punkte reduziert werden: 1. J. K. hat wie nur wenige die Notwendig keit erkannt und formuliert, eine Geschichte der Gesellschaftswissen schaften ins Visier zu fassen. 2. Er hat dafür viele theoretische und me- ODER neue _ SIKER ollektive ? thodische Anregungen vermittelt und Bausteine dafür gelegt. 3. Er stimuliert — und das ist in seinem eigenen Sinne besonders wichtig — durch Auffassungen, die zum Wi derspruch herausfordern, auch das weitere Denken über Wege, die zu einer Geschichte der Gesellschafts wissenschaften führen können. Das betrifft u. a. die folgenden Auffassungen: • J. K. trägt unter diesem Aspekt offenbar dem hohen Spezialisie rungsgrad ungenügend Rechnung, der auch im Bereich der Gesell schaftswissenschaften im Zuge der „Wissensexplosion“ (Bd. 2, S. 157) erzwungen wurde und den selbst die synoptische Genialität eines ein zelnen Gelehrten zu durchbrechen vermag. Vielmehr entstanden auch aus die sem Grund jene Kollektivunterneh men für umfassende Synthesen, die J. K. selbst ins Auge faßt (Bd. 2), wobei die von ihm unberührte Pro blematik bürgerlicher Welt geschichtsdarstellungen besonders instruktiv wäre. Auch die neue Qualitätsstufe sozialistischer Ge meinschaftsarbeit unter der Leitung und Mitwirkung herausragender Forscherpersönlichkeiten und die „Gesamtschau“ als ihr Resultat fin den — trotz der eindrucksvollen und bewegenden Behandlung der Varga schule (Bd. 7) — unzulänglich Be achtung. Für J. K. scheint auch diese Gemeinschaftsarbeit nur Vor stufe und „Kärrnerarbeit“ für eine Geschichte der Gesellschaftswissen schaften zu sein, für eine „Gesamt schau“, die in „ferner Zukunft ein bedeutender Gesellschaftswissen schaftler“ versuchen wird. (Bd. 6, S. 8) Angesichts der Dimension der Aufgabenstellung und der Notwen digkeit, sie bei voller Beachtung, des hohen Spezialisierungsgrades mit wissenschaftlicher Akribie zu be wältigen, ist jedoch offenbar das un kalkulierbare Risiko zu groß, daß der Erwartete ausbleibt bzw. das ihm zugedachte hohe Amt nicht wahrnimmt, daß sich somit die Vor aussage ad calendas graecas erfüllt. • Weiter scheint J. K. den Ent wicklungsstand der Geschichtsschrei bung einzelner gesellschaftswissen schaftlicher Disziplinen zu über schätzen und ihre Möglichkeiten und Aufgaben bei der systemati schen Vorbereitung einer Geschichte der Gesellschaftswissenschaften zu unterschätzen — abgesehen von der Geschichte der Wirtschaftsge- schichtsschreibung, der er sieh unter „dem Gesichtspunkt ihrer Verwen dung für eine Gesamtgeschichte der Gesellschaftswissenschaften“ widmet (Bd. 8). So gibt es im Gegensatz zur Mei nung von J. K. (Bd. 1, S. 7, Bd. 8, S. 7) noch keine bürgerliche und auch leider noch keine umfassende marxistische Geschichte der Ge schichtswissenschaft, wenn darun ter — ganz im Sinne v. J. K. — ihre Entwicklung von den Anfängen in den ersten Klassengesellschaften bis zur Schwelle der Gegenwart ver standen wird. Das resultiert sicher lich nicht aus einem mangelnden Eifer der Spezialisten auf diesem Gebiet, sondern aus ihrer Gewissen haftigkeit. Die „Studien“ haben je doch zu einer weiteren Konkretisie rung der Vorstellungen herausgefor dert, wie über die Forschungen zu bestimmten zeitlichen, räumlichen und thematischen Bereichen der Ge schichte der Geschichtswissenschaft, durch ihre Zusammenfassung und Erweiterung, stufen- und etappen weise der Weg zu einer solchen um fassenden Darstellung — gleichfalls mit dem Blick auf eine Geschichte der Gesellschaftswissenschaften — zurückgelegt werden kann. Der Lehrstuhl Geschichte der Ge schichtswissenschaft an der Sektion -Geschichte der KMU — er widmet sich neben weitgespannter Lehr thematik in Abstimmung mit den Berliner Zentren historiographischer Forschung, an denen vor allem die Entwicklung der bürgerlichen Ge schichtsschreibung sowie neuerdings auch der Geschichtswissenschaft der DDR in den fünfziger Jahren unter sucht wird, primär der Geschichts wissenschaft'(1917/18 bis 1945/46) — hat dazu u. a. folgende Vorstellun gen, die von ihm allein selbstredend nicht zu realisieren sind: I. Zusammenfassende Darstellung seiner Forschungsergebnisse in Publikationen sowie auf einer Konferenz, die im Januar 1979 in Leipzig unter dem Thema statt finden soll: „Die Entwicklung der Wege zu einer Geschichte der Gesellschafts wissenschaften Von Prof. Dr. sc. Werner Berthold, Sektion Geschichte marxistisch-leninistischen Ge schichtswissenschaft, des marxi stisch-leninistischen Geschichtsden kens und -bildes in der KPD (1917/ 18 bis 1945/46) im Rahmen des For- schungs- und Lehrgebietes Ge schichte der Geschichtswissen schaft — Resultate und Probleme“. H. Vorbereitung der Darstellung einer Geschichte der marxistischen Geschichtswissenschaft seit Marx und Engels (Projekt für den kom menden 5-Jahr-Plan und anläßlich des 100. Todestages von Karl Marx 1983. Analoge Synthesen wurden hinsichtlich der Geschichte der bür gerlichen Geschichtsschreibung an geregt. III. Vorbereitung einer umfassen den Geschichte der Geschichtswis senschaft von den Anfängen histo rischen Denkens bis an die Schwelle zur Gegenwart. Prinzipien und Grundlinien dafür sind bereits in den Lehrprogrammen „Geschichte der Geschichtswissenschaft“ enthal ten. Die Projekte I. und II. sind Stufen zum Projekt III. und zugleich zu einer Geschichte der Gesellschafts wissenschaften: denn schon bei der Realisierung des Projektes I. wurde der Blick immer stärker auf die parallele Entwicklung der marxi stisch-leninistischen Philosophie, der Politischen Ökonomie, des Wissen schaftlichen Kommunismus und auch der sozialistischen Literatur gelenkt. Und je umfassender das Darstellungsprojekt in zeitlicher, räumlicher und struktureller Hin sicht. um so stärker treten seine Ver bindungen und Verflechtungen mit anderen Disziplinen hervor. Zugleich wächst mit den For schungsdimensionen aber der Zwang zur streitbaren und -lustigen Ge meinschaftsarbeit auf der Grund lage einer erstrittenen Gesamtkon zeption, an der natürlich ein einzel ner oder einzelne stets einen beson deren Anteil haben werden. Die Er fahrungen, die z. B. in der einein halb Jahrzehnt umfassenden Arbeit an den verschiedenen Auflagen des Bandes „Unbewältigte Vergangen heit ...“ und am Projekt I gewonnen werden konnten, ermutigten über haupt erst, die umfassenden Pro jekte II. und III. anzuvisieren und schrittweise anzugehen. Sie offen baren aber auch die Arbeit, die da für noch zu leisten ist. Andere Kol lektive, die sich gleichfalls der Ge schichte einzelner gesellschaftswis senschaftlicher Disziplinen widmen, bewegen zweifelsohne analoge Vor stellungen, die mit dem Ziel der ma ximalen Entwicklung der eigenen Disziplin zugleich ihren besonderen Beitrag zu einer Geschichte der Ge sellschaftswissenschaften ins Auge fassen. Um diese Bestrebungen und Tendenzen an der KMU zielstrebig zu entwickeln, wäre zu empfehlen, beim Prorektor für Gesellschafts wissenschaften ein Gremium zu bil den, das die Leiter der Lehrstühle, der Lehr- und Forschungsgruppen umfaßt, die die Geschichte einzelner gesellschaftswissenschaftlicher Dis ziplinen zum Gegenstand haben. Hier sollte über die weitere Ent wicklung dieser Disziplinen mit der perspektivischen Zielstellung — evt. auch im Sinne des von J. K. gewür digten X-Klubs (Bd. 2, S. 158 ff) - beraten werden, einen wesentlichen Beitrag zu einer Geschichte der Ge sellschaftswissenschaften zu leisten. Ein sicherer und solider Weg da hin könnte über’ folgende Stationen führen: 1. Maximale Entwicklung der ein zelnen Disziplinen, wobei ihr Kern und Hauptinhalt, das marxistisch- leninistische Stadium ihrer Entwick lung, zuerst gründlich erforscht und dargestellt werden müßte. Damit- sollte zugleich die Verbindung zu den anderen Disziplinen bewußter ins Auge gefaßt werden. 2. Nach bzw. mit der Realisierung dieser Aufgaben wären im Arbeits kontakt der Vertreter der einzelnen Disziplinen Inhalt, Form und Me thoden einer Geschichte der Gesell schaftswissenschaften ebenso sorg fältig zu bestimmen, wie die Etap pen des Weges zu ihr. Auch hierbei sollte zuerst eine Geschichte der marxistisch-leninistischen Gesell schaftswissenschaften in Angriff ge nommen werden. Mit dieser neuen Zusammenarbeit innerhalb der KMU müßten die bewährten Formen der Kooperation über diese hin aus — im Rahmen der DDR, mit der UdSSR und den anderen soziali stischen Ländern — noch intensiver genutzt und weiterentwickelt wer den. 3. Ein erstes Vorhaben auf dem skizzierten Wege könnte ein Heft der WZ unter dem Arbeitstitel sein: Zur Geschichte der Gesellschafts- Wissenschaften. In diesem sollten die politisch-ideologischen und theo retisch-methodologischen Grundfra gen. wesentliche Ergebnisse, Pro bleme und Perspektiven der einzel nen Disziplinen mit dem Blick auf die Nachbardisziplin und auf eine Geschichte der Gesellschaftswissen-' schäften sowie der Wissenschaften und der Universität umrissen wer den. Die gründliche Auswertung der kompletten „Studien“ bzw. „Vor studien“ (Bd. 6, S. 8) von J. K. dürfte dabei in Zustimmung und im Wider spruch zu weiteren Vorstellungen führen. Hervorhebungen: d. Red. Unbewältigte Vergangenheit. Kri tik der bürgerlichen Geschichts schreibung in der BRD. Hrsg, von Akademie für Gesellschafts- Wissenschaften beim ZK der SED, Lehrstuhl Geschichte der Arbeiter bewegung; Akademie der Wis senschaften der DDR, Zentral institut für Geschichte; Karl-Marx- Universität Leipzig, Sektion Ge schichte. Herausgeberkollektiv Gerhard Lozek (Leiter), Werner Berthold, Heinz Heitzer, Helmut Meier, Walter Schmidt; 3., neu bearbeitete und erweiterte Auf lage, Akademie Verlag Berlin, 1977, 751 S., 32,- M. Wenn die Gesellschaftswissen schaftler nach dem VIII. Parteitag der SED in der Auseinandersetzung mit der imperialistischen Ideologie mit einem breiten Literaturangebot aufwarten konnten, wenn es ihnen gelang, die internationale Verflech tung dieser Ideologie aufzudecken, wenn deren Hauptrichtung im Zen trum der Kritik standen, und wenn sich die Kooperation zwischen den Wissenschaftlern der sozialistischen Länder verstärkte, so stellt dieses Buch nicht nur den Beitrag der Hi storiker zu dieser Entwicklung dar, sondern es beweist, daß die Vertre ter der Geschichtswissenschaft dar an einen hervorragenden Anteil hat ten. Daß zwei Auflagen diesem Buch vorausgingen und der Pahl- Rugenstein-Verlag bereits 1970 (1977 erneut) die Lizenz für die BRD er warb, erleichterte und erschwerte die Arbeit der Herausgeber und Autoren zugleich. Einmal konnten zahlreiche Rezensionen und Annota tionen ausgewertet werden (kein hi- storiographiegeschichtliches Werk aus der DDR fand ein derartiges na turgemäß breit gefächertes interna tionales Echo), und zum anderen wa ren mit den ersten Auflagen Maß stäbe gesetzt und Erwartungen auf Künftiges erweckt worden. Ver gleicht man die erste und dritte Auf lage (die zweite und die erste sind identisch), so ist ersichtlich, daß die Herausgeber die Grundstruktur bei behielten, diese aber modifizierten, Unbewältigte 32 pn *8 ♦ MM «MW Wg ga. E = Vergangenheit neue Teilgebiete aufnahmen und auf andere verzichteten. Die beiden ersten Teile des ersten Kapitels sind bei der Weiterführung der Untersuchung — das trifft auf das Werk übrigens generell zu — bis in die Mitte der siebziger Jahre im wesentlichen unter der Überschrift „Geschichtsschreibung und Politik. Politische und gesellschaftstheoreti sche und geschichtswissenschaftliche Grundprobleme der Auseinanderset zung zwischen marxistisch-leninisti scher und bürgerlicher Geschichts schreibung“ als Kapitel I beibehal ten worden, wobei die von Dr. Fricke verfaßte Abhandlung über das bür gerliche „Piuralismus“-Konzept eine wesentliche Bereicherung darstellt. Der dritte und vierte Abschnitt sind in das neue Kapitel II eingegangen, das ferner den Aufsatz von H. Schleier über „Grundlinien der bür gerlichen deutschen Historiographie vor 1945“ und einen Gemeinschafts beitrag (P. Gerstenberger, A. Loes- dau, R. Richter) über die Einwirkun gen historisch politischer und ge- schichtsmethodologischer Konzepte der Geschichtsschreibung der USA, Großbritanniens und Frankreichs auf die der BRD enthält. Die beiden fol genden Kapitel sind ihrer Anlage nach beibehalten worden, wobei auch hier Umstellungen und wich tige Erweiterungen zu vermerken sind (im Kapitel II Neuaufnahme von z. B. Französische Aufklärung und Große Französische Revolution, die bürgerlich-demokratische Revo lution 1848/49 in Deutschland, zur Interpretation chinesischer Zeitge schichte. Kulturgeschichte, Wirt schaftsgeschichte; im Kapitel IV Ge schichte der Kommunistischen Inter nationale. Geschichte der KPdSU, Zur Geschichte der SED). Das ehemalige Kapitel IV über die progressiven Tendenzen findet sich in der dritten Auflage infolge einer konsequenten Auslegung der Konzeption (bürgerliche bzw. impe rialistische Geschichtsschreibung) nicht mehr. In mehreren Abschnit ten werden jedoch diese mittlerweile verstärkten Tendenzen im Zuge der Gegenüberstellung analysiert. Das Kapitel über die Organisatio nen, Institutionen und Publika tionsorgane der bürgerlichen Histo riographie in der BRD ist in verän derter, teilweise verkürzter Form in den Anhang aufgenommen worden. Das 1970/71 begrüßte ausführliche Literaturverzeichnis fand eine ad äquate Fortsetzung. Trotz dieser Kürzungen hatten die Veränderun gen eine Erweiterung des Umfangs um nahezu 200 Seiten und der Zahl der Autoren um etwa 25 zur Folge. Dazu zählen erstmals zwei nam hafte sowjetische Historiker (A. J. Kunina, W. I. Salow). Von den Uni versitäten der DDR ist die Karl- Marx-Universität mit einem Heraus geber und sechs Autoren am stärk sten vertreten. Ein Gewinn war ebenfalls die Ein beziehung von Vertretern der Wirt schafts- und Kulturgeschichte. So ist ein Gemeinschaftswerk entstanden, das Historiker der verschiedensten Spezialgebiete vereinte, in dem alle Erkenntnisse schöpferisch verwer tet werden konnten, die sich aus dem VIII. und dem IX. Parteitag der SED ergeben und das für alle Histo riker, Geschichtslehrer und in der Vermittlung historischer Erkennt nisse Tätigen hohen Wert besitzt, da es eine prinzipielle Orientierung mit lexikalischem Wert verbindet. Hervorzuheben ist der besondere Anteil von G. Lozek, der nunmehr auch im Titel als Leiter des Heraus geberkollektivs genannt wird, und der von ihm geleiteten Fachrichtung Historiographiegeschichte an der Akademie für Gesellschaftswissen schaften beim ZK der SED, die sich auf die Auseinandersetzung konzen triert und in der die wesentlichen Voraussetzungen für die neue Quali tätsstufe (z. B. Einziehung der bür gerlichen Geschichtsschreibung in den USA, Frankreich und England) geschaffen worden ist. Für die weitere Arbeit an diesem Handbuch sind im Sinne der Her ausgeber selbst und unter Einbezie hung von ihnen geäußerten Gedan ken vier Probleme bzw. Wünsche bedenkenswert. Erstens. Vor allem im Kapitel über die Darstellungen zur deut schen und allgemeinen Geschichte ist offensichtlich, daß der Aufbau teil weise davon abhängt, welche Auto ren von den Herausgebern gewonnen werden konnten. Zweitens. Von den drei wichtigen Strukturelementen der bürgerlichen Geschichtsschreibung werden die hi storisch-politische Konzeption und das Geschichtsbild ausführlich be handelt. Eine ähnliche Ausführlich keit hätte auch die Geschichtsphilo sophie verdient. Drittens. Auch in dieser Auflage konnte noch nicht der Schritt ge gangen werden, darzustellen, wie das Geschichtsbild in der BRD massen wirksam umgesetzt wird und welche Differenzen sich zwischen der offi ziellen Geschichtsschreibung und der der Massenkommunikationsmittel ergeben. Das weist auf den Stand diesbezüglicher Forschungen hin. Über erste Ansätze sind die Histo- riographiehistoriker noch nicht hin ausgekommen. Außerdem ist hier interdisziplinäre Gemeinschaftsar beit dringend notwendig. Viertens. Dem Stand der For schung entspricht auch, daß ledig lich die Gebiete bearbeitet worden sind, auf denen auch DDR-Histori ker tätig sind. Was ist aber mit je nen, die das Gesicht der BRD-Histo- riographie prägen, die aber von den Historikern der DDR aus unter schiedlichen Gründen nicht oder nur kaum bearbeitet werden? 1970 schrieb die „Frankfurter All gemeine Zeitung“, daß die „Unbe wältigte Vergangenheit“ ein Werk sei, das nicht den Dialog, sondern die eigene Abschließung fördert. Das bedeutete nichts anderes als ausgegossene Erbitterung über die Zerstörung von Illusionen von einer vermeintlichen ideologischen Koexi stenz, einer angeblichen „Einheit der deutschen Geschichtswissen schaft“. Die Auflage von 1977 dürfte erneute diesbezügliche bundes deutsche Hoffnungsblüten ebenso rasch dahinwelken lassen. Günter Katsch
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