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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 22.1978
- Erscheinungsdatum
- 1978
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197800000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19780000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19780000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 22.1978
-
- Ausgabe Nr. 1, 6. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 17. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 14. April 1
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- Ausgabe Nr. 19, 12. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 19. Mai 1
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- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 23. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 30. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 14. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 21. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 25. August 1
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- Ausgabe Nr. 35, 29. September 1
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- Ausgabe Nr. 37, 13. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 24. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 1. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 15. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 47, 22. Dezember 1
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Band
Band 22.1978
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M eta Karbe läuft neben mir die Treppe hinauf. Ich weiß, daß sie knapp fünfzig ist. Sie sieht be stimmt fünf Jahre jünger aus. Sie ist klein. Schmal ist sie seit ihrer Herz operation. Ein Fremder würde sicher nicht die Frau Oberschwester in ihr vermuten. „Frau Oberschwester“ sagt übrigens niemand. Während unseres Rundgangs durch die Zahn klinik ruft es immer wieder: „Guten Tag, Oberschwester!“ Die sie grüß ten, tun das auch vom anderen Ende des langen Flures oder wenn sie die Tür schon halb geschlossen hatten. Ein Mädchen im rosa Kittel bittet, den Wochenenddienst tauschen zu dürfen. Frau Karbe will den Grund wissen, dann nickt sie zustimmend. Sie wirkt unauffällig, solange man ihre klangvolle, leicht schlesisch ge färbte Aussprache nicht gehört hat. Ihre Augen sind überall: „Die Türen müßten mal abgewischt wer den. Solche Kleinigkeiten ärgern mich zum Beispiel.“ Am liebsten holte sie gleich selbst den Lappen. Eigentlich darf Oberschwester Meta weder schwer heben noch sich ärgern — wegen des Herzens. Aber wer hat nicht vor, sich nicht zu ärgern, und wer schafft das schon? Gleich, welchen der Behandlungs räume wir betreten, es entsteht nir gends besonderes Aufsehen durch die Anwesenheit der Vorgesetzten. Ein paar Sätze mehr oder minder dienst lichen Inhalts werden gewechselt, die manchmal in mehrstimmigem La chen enden. Meta Karbe neckt und lacht gern. Einer jungen Kollegin droht sie an, ihr „die Hosen straff zu ziehen“. Schwestern, die neu an die Klinik kommen, überrascht dieser vertrau liche Umgang. Eine Oberschwester, bei deren Erscheinen nicht die Ge spräche abbrechen, die nicht ange strengt nach Fehlern späht, eine solche Oberschwester gab es früher kaum, und es gibt sie heute bei uns zu selten. Der Ton macht die Musik, der Umgangston das Arbeitsklima. N achdem wir auf Station und in der „Konserve“ waren, der Zahn erhaltung, gehen wir jetzt auf eine zweiflügelige Milchglastür zu: der OP-Trakt. Hier also befindet sich der liebste Platz der Ober schwester im Haus. Hier arbeitete sie fünf Jahre. Hier hat sie abends oft über die Zeit hinaus Fliesen ge wischt und Instrumente gewaschen, damit tags darauf Ordnung herrschte. Währenddessen wartete draußen auf dem Motorrad der Ehemann. Hinter der Milchglastür liegen die beiden Operationssäle. Den Namen haben sie übernommen, obwohl sie nur Wohnzimmergröße erreichen. Gleich wird sie mich auf den le dernen Tisch legen, fürchtet meine Ihre Augen sind überall Meta Karbe ~ porträtiert von G. Thomas Am kommenden Montag begehen die Mitarbeiter des Gesundheitswesens ihren Ehrentag. Zu ihnen gehört auch Meta Karbe seit rund 25 Jahren. 1960 übernahm sie - 32jährig - die Funktion der Oberschwester in der Zahnklinik an der Karl-Marx-Universität. Eine Herz operation drängte ihr Leben in vorsich tigere Bahnen. Sicher, sie könnte sich eine leichtere Beschäftigung in der Nähe Beuchas suchen, aber sie tut es nicht. Oberschwester Meta ist die „alte" geblieben ... übertriebene Phantasie. „Sobald schöne Sachen auf dem Plan sind, juckt’s mir in den Fingern“ (wobei schön in dem Falle kompliziert heißt). Dann reicht sie dem Arzt wie einst Schere, Tupfer, Knocheninstru mente und fühlt sich richtig froh. Dabei hatte sie bei der Qualifizierung zur OP-Schwester um ein Haar auf gegeben. Aber die Geschichte ist später an der Reihe. U nter anderen gesellschaftlichen Umständen wäre dem ehemali gen Fräulein Bormann wohl nie ein Wundhaken in die Hände ge raten. Es träumte nämlich vom Lehrerberuf. „Doch meine Eltern konnten keine großen Bogen spuk- ken.“ Vater und Bruder raubte der faschistische Krieg. Die Mutter ging aus Oberschlesien mit ihren vier Mädels über Prag ins Sächsische nach Wurzen. Die 17jährige Meta mußte ja irgendetwas lernen. Sie lernte tatsächlich irgendetwas, denn die kaufmännische Ausbildung war nicht ihr Geschmack. Zwei Jahre hielt sie als'Kaufmannsgehilfin zwi schen Lohnabrechnungen und Schreibmaschine aus. Wegen einer Blinddarmentzündung ins Kranken haus eingeliefert, faßte ihr unzu friedener Kopf den Entschluß, Kran kenschwester zu werden. 1950 zog das Mädchen ins Internat der Kran kenpflegefachschule Leipzig. So wurde aus Fräulein Meta Schwester Meta. Neun Jahre nach dem Examen sollte schon eine ge achtete Oberschwester daraus ge worden sein. Das ahnte Meta frei lich damals noch nicht. Sonst hätte sie vielleicht bei der Nachricht auf gemerkt, daß die Universität von dem neuen sozialistischen Staat <32 Millionen Mark erhielt. Mit Hilfe dieses Geldes konnte 1953 unter anderem die zerbombte Zahnklinik Wiedererstehen. Die Fachschülerin registrierte vorerst nur den gegen über der alten Volksschule ganz anderen und viel einleuchtenderen Gesellschaftskunde-Unterricht. Sie wollte eine gute Schwester werden, kranke Menschen durch ihr Zutun genesen sehen. Im praktischen Jahr mußte sie erfahren: Das ge lingt nicht immer. Die 23jährige hatte Dienst auf der chirurgischen Unfallstation. Ein junger Forstarbei ter wurde mit Knochenfrakturen und inneren Bauchverletzungen einge liefert. Alle ärztliche Kunst konnte ihn nicht retten. Die angehender Schwester sah ihn sterben und wußte, Frau und Kind werden um diesen Menschen trauern. Es ging ihr sehr nahe. Auf Station 17 der Medizinischen Klinik kam die große Liebe auf Meta zu. Besser gesagt, die Liebe lag im Bett und schmökerte dauernd in Elektrotechnik-Zeitschriften. Selten zog eine Krankheit so angenehme Folgen nach sich wie für den Fern melderevisor Hans-Joachim. Bevor sie heirateten, warnte die Braut: „Du mußt dir im klaren darüber sein, daß es auch an den Feiertagen, an Wochenenden und in der Nacht Kranke gibt.“ Ab Februar 1953 arbeitete die Ab solventin in der Hals-, Nasen-, Ohrenklinik. Alle vier, sechs Wochen wurde sie auf eine, andere Station versetzt, kam sich herumgestoßen vor. Als sie erneut wechseln sollte, tat sie den Mund auf: „Warum muß ich immer springen? Wenn ich eine schlechte Schwester bin, sagen Sie es mir, dann gehe ich!“ Stattdessen stellte die Oberin Metas Selbstbild vom Kopf auf die Füße: Gerade weil sie eine gute Kraft war, sich schnell jeder Situation anpaßte, hatte man sie stets dorthin geschickt, wo je mand fehlte. — Die Welt war wieder in Ordnung. E inen besonderen Reiz übte der Operationssaal auf die junge, ehr geizige Schwester aus. Meta Karbe zitterte nie ängstlich vor höheren Aufgaben, verspürte eher Neugier und Lust am Kräftemessen. (Das heißt — vor dem Autofahren hat sie doch Angst...). Meta trug sich für ein Fernstudiurri in Dresden zum Erwerb der Mittelstufenquali- fikation ein. Ihr Name auf der Umlaufliste blieb der einzige vom Bereich Medi zin. Vielen Frauen der fünfziger Jahre war der Kochtopf näher als das Lehrbuch. So wurde Meta Karbe also Schrittmacher für alle, die sich nach ihr im Fernstudium zur OP- Schwester weiterbildeten. Aber zu früh, gefreut, wer sie auf einem so zialistischen Sockel ausstellen will. Im Sommer 1955 hatte sie die Nase voll: anstrengender Dienst, lernen, Haushalt und schwanger sein? Ist eben nichts für eine Frau. Die „Schrittmacherin“ fuhr nicht zur Konsultation und fühlte sich eine Woche leicht und frei. Bis das schlechte Gewissen kam. Und die Vernunft. Denn sie tauschte nur den Dienst so, daß sie nur drei Nächte hintereinander dran war. Ende des Jahres erblickte Sohn Matthias , das Licht der Welt. Anfang des nächsten Jahres bestand sie die Prüfung. S o wurde aus Schwester Meta die Operationsschwester Meta. In zwischen wechselten die Ehe leute die Rollen. Neuerdings saß er abends über den Büchern, um seinen Ingenieur zu machen. 1958 bot die Oberin der tüchtigen Kraft die Stelle der leitenden OP-Schwester in der Zahnklinik an. Da die Schwieger mutter den Kleinen versorgte, konnte sich Schwester Meta voller Energie in die Arbeit stürzen. Sie erlernte selbständig und rasch die Grundzüge der kieferchirurgischen Operation. Darüber erfährt man von ihr selbst kein Wort. Lieber redet sie von der Freude am Operieren. Jede Operation sei aufregend, egal wie viele Male man sie schon ausführte. Wird alles gut gehen? Kein Beben der Hände darf die Frage verraten. Operation ist eine Sache des Handwerks, aber vor allem der Verantwortung. „Wer Krankenschwester lernt, der muß das von innen heraus tun, der darf nicht auf die Minute sehen.“ War der OP-Saal noch zu schrubben, tat sie es, ohne Zögern. Für keine Ohne sie war und ist die Entwicklung unserer Alma mater undenkbar: Hun derte Arbeiter und Angestellte sorgten und sorgen für die Bedingungen, unter denen Erziehung, Ausbildung und For schung erst möglich werden. Stellvertre tend sollen in der UZ bis zum 30. Jah restag der DDR einige vorgestellt wer den. Die über 60 Porträts entstanden als Jugendobjekt von Studenten der Sektion Journalistik. Sie wurden auf der Leistungsschau '78 prämiert und sollen später in Buchform veröffent licht werden. Arbeit war sie. die leitende Schwe ster, sich zu schade. Eine Überspannte, eine, die mög lichst in der Klinik übernachtete etwa? Sonnabends wußte sie manch mal nicht, wie sie nach spätem Dienstschluß in ihren 15 Kilometer entfernten Wohnort Beucha gelan gen sollte. Den übrigen Schwestern gefiel die lange Arbeitszeit vorm Wochenende auch nicht, aber sie schimpften nur hinter dem Rücken des Arztes. Meta Karbe schimpfte öffentlich. Seitdem fanden sonn abends lediglich leichte Operationen statt. Das Aufräumen anschließend ging schneller. Es ist also gewiß nicht ihre Art, sich nach Arbeit zu drängeln. Denn neben der Zahn klinik existieren für Meta Karbe auch der Mann, die Verwandten und Bekannten, ein gemütliches Heim, das Stricken, das Schachspiel, das Lesen, das Kegeln, das Theater. Bloß — die vielzitierte Einsicht in die Notwendigkeit, die hat sie eben obendrein. 1960 schied Oberschwester Else Frey aus dem Amt. Mit 32 Jahren trat die leitende Operationsschwester die Nachfolge an, obwohl sie zu dem Zeitpunkt noch nicht über die ent sprechende Qualifikation verfügte. Dafür verfügte sie über Organi sationstalent, Menschenkenntnis, Geradheit. Eine Nachfolgerin für Frau Karbe selbst gab’s nicht. Sie versah ab sofort beide Pflichten. Das Kollektiv der Bettenstation be stimmte sie zu ihrer Gewerkschafts vertrauensfrau und Kassiererin. Spä ter übernahm sie die Hauptkassie rung. D ie neuen beruflichen und gesell schaftlichen Anforderungen er weiterten Metas Gesichtskreis. Hatte sie bisher hauptsächlich die fachgerechte Behandlung des Pa tienten im Auge, sah sie jetzt, daß seine Genesung keineswegs nur vom Können des Personals abhängf. Die Gesellschaft mit ihren staatlichen und ehrenamtlichen Organen muß sich um die besten Bedingungen da für bemühen. Überzeugende Ant worten auf ihre Fragen fand Meta bei Genossen wie Professor Dr. Dr. Bethmann, Oberin Schmidt und der damaligen Vorsitzenden der Frauenkommission Dr. Berger. So wurde sie 1963 Mitglied der Partei der Arbeiterklasse. Und bald hatte sie Sitz und Stimme in der Frauen kommission der SED-Kreisleitung KMU. 1964 nahm sie die Gelegenheit wahr, die Oberschwester-Qualifika tion auf einem mehrmonatigen Lehr gang in Potsdam nachzuholen. Eine neue leitende Operationsschwester konnte eingesetzt werden. Meta Karbe „brauchte“ nicht mehr die durchsichtigen Handschuhe überzu streifen, den Mundschutz anzulegen. Sie saß wie Zu Zeiten der Kauf-, mannsgehilfin an einem Schreib tisch, an manchen Tagen wieder vor Lohnabrechnungen. Worauf habe ich mich da einge lassen, dachte sie. Sie trug jetzt die Verantwortung über alle Schwestern der Stomatologischen Kliniken. Die traditionellen Disziplinen der Stoma tologie — konservierende, chirur gische, prothetische und orthopä dische — waren zu einer Fach richtung zusammengefaßt worden. Dadurch wird ein gutes Zusammen spiel der drei Gebiete gewährleistet. Diese sinnvollere Arbeitsorganisation mußte die Hausoberschwester mit durchsetzen. Sie stieß und stößt da bei auf Widerstand bei Ärzten und Schwestern, die ihren Bereich als. eigenständig betrachten, in den sich niemand einmischen soll. Kein leich tes Brot für Meta Karbe, die Be treuung der Patienten in allen Be reichen zu koordinieren. Fachrich tungsleiter Professor Birnbaum schätzt an, ihr, daß sie nicht im Büro steckengeblieben ist. Etwas Schlim meres als das könnte einer Frau ihres Charakters auch gar nicht passieren. Bei Personalmangel und in schwierigen Situationen, zum Bei spiel bei der Rekonstruktion der kieferchirurgischen Abteilung, war sie im OP oder auf Station zu finden. Abends ging sie befriedigter als sonst heim; sie hatte den unmittelbaren Nutzen des Arbeitstages verspürt. Zur Leitungstätigkeit gehört auch, ein wachsames Auge auf die Aus- und Weiterbildung des Personals zu haben. Nicht jeder ist davon gleich begeistert, wie sie selbst es war. Sie brauchen einen ermunternden Schubs. Meta Karbe schaffte es, daß sich während ihrer „Amtszeit“ bis her 38 Mitarbeiter zur Qualifizierung entschlossen. I hre eigene Operation drängte das Leben der Oberschwester in vor sichtigere Bahnen. Sie muß öfters wochenlang pausieren. „Das Scho nungsjahr verbrachte ich in der Gewißheit, meine Stelle in der Kli nik wartet auf mich. Das ist ein großer Vorzug bei uns. Ich fühlte mich nachher nicht fremd und aus sätzig. Durch Telefongespräche und Besucher war ich immer auf dem laufenden.“ Sie könnte sich eine leichte Be schäftigung in der Nähe Beuchas suchen. Sie tut es nicht. Oberschwe ster Meta, ist also die „alte“ geblie ben: optimistisch, zielstrebig, von Resignation keine Spur. Die Einführung der neuen Urlaubsregelung an der KMU Von Dr. sc. A. Süßmilch, Sekretär der UGL f. Arbeit u. Löhne Der Erlaß der VO vom 28. 9. 1978 über den Erholungsurlaub (GB I Nr. 33, S. 365) stellt einen weiteren Schritt zur Verwirklichung unseres sozialpolitischen Programms dar. Die Politik unseres Staates, die Le bensbedingungen der Werktätigen in Übereinstimmung mit der gestiege nen Leistungskraft unserer Volks wirtschaft ständig zu verbessern, wurde damit konsequent weiter geführt. Inhalt dieser VO ist nicht nur eine Erhöhung des Urlaubs anspruchs, sondern eine völlige Neu regelung des Urlaubssystems. Damit ist gleichzeitig eine Erhöhung des Erholungsurlaubes von mindestens 3 Tagen für alle Werktätigen ver bunden. Entsprechend der genannten VO gibt es folgende Urlaubsarten: 1. Grundurlaub Ihn erhalten alle im Arbeits rechtsverhältnis stehenden Werktä tigen. Er garantiert gleichzeitig die Mindesthöhe des Erholungsurlaubs. Der Grundurlaub beträgt 18 Arbeits tage. Bestimmte Personengruppen (Jugendliche, Lehrlinge, z. T. werk tätige Mütter) erhalten einen erhöh ten Grundurlaub von 20 bis 24 Ar beitstagen. 2. Zusatzurlaub a) arbeitsbedingter Zusatzurlaub: Für besondere Arbeitserschwer nisse oder Belastungen bzw. beson ders verantwortungsvolle Tätigkei ten. Er beträgt 1 bis 5 Tage. Für welche Tätigkeiten im Hochschul wesen er gewährt wird und in' wel cher Höhe, ergibt sich aus dem Ur laubskatalog des Rahmenkollektiv vertrages (RKV). Auf dieser Grund lage wird unsere Urlaubsvereinba- rung abgeschlossen, die Bestandteil des BKV ist. Sie enthält die Ar beitsaufgaben, für die an der KMU Zusatzurlaub gewährt wird und die jeweils zutreffende Zahl der Ur laubstage. b) Schichturlaub: Für ständige Arbeit im Mehr schichtsystem von 3 bis 6 Arbeits tagen. Dazu ist besonders zu bemer ken. daß durch die VO über den Er holungsurlaub zwar dieser Zusatz urlaub neu geregelt wurde, sich aber an der bisherigen Definition des unterbrochenen und durchgehen den Schichtsystem nichts ändert. c) gesundheitsbedingter Zusatzurlaub: für Schwerbeschädigte, Tbk- Kranke und -rekonvaleszenten 3, für Blinde 5 Arbeitstage; d) Klimaurlaub: für Arbeit in anderen Staaten un ter klimatisch erschwerten Bedingun gen. 3. Personengebundener Urlaub Ihn erhalten Werktätige, denen nach der Neuberechnung des Ur- laubsanspruchs keine Verlängerung von 3 Tagen entstehen würde. Bei der Berechnung des Urlaubsanspru ches ist immer von dem zutreffen den Grundurlaub aüszugehen. Zu diesem werden alle Arten von Zu satzurlaub hinzugerechnet. Dazu ein Beispiel: Eine Mitarbeiterin erhält die Vergütungsgruppe V 5, sie ist schwerbeschädigt: Grundurlaub — 18 Tage arbeitsbedingter Zusatzurlaub — 4 Tage Zusatzurlaub f. Schwerbeschädigte — 3 Tage Gesamturlaub — 25 Arbeitstage. Nicht immer bleiben die Voraus setzungen für die Berechnung des Urlaubsanspruchs während des ge samten Jahres konstant. Wie in die sen Fällen zu verfahren ist, regelt die 1. DB zur VO über den Erho lungsurlaub (GB I Nr. 33, S. 365). Danach wird der erhöhte Grund urlaub für die Monate gewährt, in denen die Voraussetzungen bestehen. Anspruch auf arbeitsbedingten Zu satzurlaub, Schichturlaub, gesund heitsbedingten Zusatzurlaub besteht anteilig für die Monate, in welchen die Bedingungen bestehen. Damit ist eindeutig geregelt, daß der Be rechnung immer volle Monate zu grunde gelegt werden, selbst wenn die Voraussetzungen in den ersten Tagen des Monats wegfallen. Der errechnete Anspruch ist immer auf volle Tage aufzurunden. Auf dieser Grundlage ist in den nächsten Wochen der Urlaubs anspruch für alle Mitarbeiter der KMU neu zu berechnen. Das ge schieht in den Sektionen und Be reichen. Jedem Werktätigen ist sein gesamter Urlaubsanspruch und die Zusammensetzung nach einzelnen Urlaubsarten mitzuteilen und zu er läutern. Diese Neuberechnung wird listenmäßig erfaßt. Die Direktoren haben zu sichern, daß in jedem Ar beitskollektiv eine Liste der Ur laubsansprüche der Kollegen, aus der auch die Zusammensetzung des Anspruchs hervorgeht, existiert. Da sich die Dauer des Erholungsurlaubs aus Rechtsvorschriften ergibt, stellt sie im Arbeitsvertrag keine Verein- barung, sondern eine Information dar. Es ist deshalb nicht erforder lich, Änderungsverträge abzuschlie ßen. Für die Gewährung des Erho lungsurlaubes ist in der VO ver bindlich geregelt, daß diese nun mehr nach Arbeitstagen erfolgt. Da mit entfällt die bisher erforderliche Einbeziehung arbeitsfreier Sonn abende. Entsprechend der geltenden 5-Tage-Arbeitswoche werden 5 Ar beitstage (in der Regel Montag bis Freitag) als Urlaubstage gewertet. Es ist deshalb nicht möglich, den bisherigen Urlaubsanspruch als ab soluten Vergleich heranzuziehen. Erhielt z. B. ein wissenschaftlicher •Mitarbeiter bisher einen Urlaub von 24 Tagen, so mußten 4 arbeitsfreie Sonnabende in den Urlaub ein bezogen werden. Nach neuer Be rechnung erhält er 18 Tage Grund urlaub und 5 Tage arbeitsbedingten Zusatzurlaub, also 23 Tage. Das ent spricht aber 23 Arbeitstagen, so daß eine tatsächliche Erhöhung um 3 Tage vorhanden ist. Arbeiten Teilbeschäftigte plan mäßig nicht an allen 5 Arbeitstagen der Woche, so haben die Einrich tungen nach wie vor zu gewähr leisten, daß keine ungerechtfertigte Verlängerung des Urlaubs erfolgt. D. h., für sie sind alle 5 Arbeitstage der Woche, unabhängig davon, ob sie persönlich an diesem Tag zu ar beiten hätten, in die Gewährung des Erholungsurlaubs einzubeziehen. Die Berechnung der Urlaubsvergütung erfolgt natürlich nach der tatsäch lich ausfallenden Arbeitszeit. Neben dem auf der Grundlage der VO vom 28. 9. 1978 zu berechnenden Urlaub für 1979 wird sicher in eini gen Fällen auch noch Urlaub des Jahres 1978 zu gewähren sein. Die ser kann ja, gern. § 186 AGB. noch bis zum 31. 3. des Folgejahres ange treten werden. Dessen Berechnung erfolgte noch nach den bisher gelten den Bedingungen. Deshalb sind auch bei der Gewährung diese anzuwen den. Das heißt für den Resturlaub aus 1978 haben die Bereiche nach wie vor die Einbeziehung eines arbeits freien Sonnabends für je 6 Urlaubs tage zu sichern. Zu Beginn des Jahres 19.79 steht dann vor den Sektionen und Berei chen die Aufgabe, die konkreten Termine des Erholungsurlaubs im Urlaubsplan festzulegen. Nur auf diese Weise ist eine ständige Erfül lung der Aufgaben durch Verteilung des Urlaubs zu sichern. Immer wie der ist es notwendig, darauf hinzu weisen, daß der Urlaub gewährt wird. Natürlich sind dabei (§ 197 Abs. 1 AGB) die Wünsche des Werk tätigen weitgehend zu berücksichti gen. Die letzte Entscheidung liegt jedoch beim Betrieb. Es ist also nicht dem Ermessen des Werktätigen überlassen, seinen Urlaub zu einem beliebigen Zeitpunkt zu „nehmen“. Beginn und Ende des Urlaubs sind durch den Sektionsdirektor mit Zu stimmung der zuständigen Gewerk schaftsleitung im Urlaubsplan fest zulegen. Eine solche planmäßige Ge staltung des Urlaubs ist noch nicht in allen Bereichen der KMU ver wirklicht, gewinnt jedoch durch die Verlängerung des Urlaubs eine be sondere Bedeutung. Bei der Aufstellung des Urlaubs planes ist zu beachten, daß dem Werktätigen gern. § 197 Abs. 1 AGB mindestens 3 Wochen seines Erho lungsurlaubes (also 15 Arbeitstage) zusammenhängend zu gewähren sind. Damit entsteht die Pflicht, einerseits eine solche zusammenhängende Ur laubszeit einzuräumen und anderer seits konsequent auf die Werktäti gen einzuwirken, welche diese ge setzliche Garantie nicht in Anspruch nehmen wollen und eine kürzere zu sammenhängende Urlaubszeit for dern. Mit der Erhöhung des Urlaubs anspruchs ist neben der Verbesse rung der Lebensbedingungen des einzelnen Werktätigen natürlich auch ein Ausfall an Arbeitszeit ver bunden. Dieser Ausfall kann, wie jedem bekannt ist, nicht durch zu sätzliche Arbeitskräfte kompensiert werden. Deshalb steht vor uns die Aufgabe, durch intensivere Nutzung der Arbeitszeit und der vorhandenen Geräte, durch Verbesserung der Ar beitsorganisation usw. zu sichern, daß die Planaufgaben erfüllt werden. Diese Aufgabe ist ohne die Initiative aller Mitarbeiter nicht lösbar. Es sind'aber, da wir an der KMU mehr als 900 Kollektive der sozialistischen Arbeit haben, gute Voraussetzungen vorhanden, gemeinsam dieses Pro blem zu lösen. In den Wettbewerbs programmen der Kollektive, die in den nächsten Wochen erarbeitet sind, sollten deshalb konkrete Ver pflichtungen enthalten sein, wie — trotz des Ausfalls an Arbeitszeit — die Erfüllung des Planes 1979 ge währleistet wird.
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