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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 22.1978
- Erscheinungsdatum
- 1978
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197800000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19780000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19780000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 22.1978
-
- Ausgabe Nr. 1, 6. Januar 1
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- Ausgabe Nr. 5, 3. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 10. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 17. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 24. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 3. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 10. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 17. März 1
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- Ausgabe Nr. 15, 14. April 1
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- Ausgabe Nr. 24, 16. Juni 1
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- Ausgabe Nr. 28, 14. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 21. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 35, 29. September 1
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- Ausgabe Nr. 37, 13. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 20. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 27. Oktober 1
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- Ausgabe Nr. 41, 10. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
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Band
Band 22.1978
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UZ/38 20. Oktober 1978 Rezension/Annotationen 5 K ürzlich versuchte sich ein wohl angehender Poet in Anlehnung an einen bekannten Marxschen Satz mit dem folgenden: „Es ist leichter, die Welt zu verändern, als die Philosophie zu interpretieren.“ Auf alle Fälle ist es dem jungen Mann noch leichter gefallen, den kleinen „Aphorismus“ (Ist das einer?) nie derzuschreiben. Obwohl er dabei, um das einmal so zu sagen, „ganz schön auf die Pauke“ haut, will ich dennoch das Körnchen Wahrheit in puncto Verständlichkeit und Realitätsbezug mancher Philosophen, die sich bei uns an die Öffentlichkeit wenden, nicht abstreiten. Zu jenen gehört Walter Hollitscher ganz gewiß nicht. Eine lohnende Lektüre Ich will nicht aus Autoritätsgrün den irgendeinen Lobgesang abtragen. Im Gegenteil: Mir ist es ein persön liches Bedürfnis, Genossen Holit- scher für dieses Buch zu danken. Das mag sicher bei einer Bespre chung nicht üblich sein, doch wir sollten vielleicht nicht in jedem Fall versuchen, unsere Gefühle so ein fach wegzustecken. Populärwissen- schaftliche Darstellungen unserer Weltanschauung, besonders über die Philosophie in ihrer Verantwortung für unsere Zeit, gehören sicher noch zur Mangelware. Die vor schon vie len Jahren erschienenen Vorträge des sowjetischen Professors Nikolai Janzen („Kompaß fürs Leben“, „Ein Mensch — wie stolz das klingt“) und einige Hefte in der Reihe „NL — kon kret“ des Verlages Junge Welt bil den da, zumindest meiner Meinung, Ausnahmen. Wir bedürfen aber drin gend solcher Literatur und es ist er freulich, daß die vom Globus-Verlag veröffentlichten Essays Walter Hol- litschers (wenn auch nicht gerade zu einem einladenden Preis) in unsere Buchhandlungen gekommen sind. Mit den folgenden Themenkreisen nun werden wir etwas näher be kanntgemacht: „Humanismus“, „Frei denken und Religion“, „Mechanizis- mus und Biologismus", „Ad Perso nam“ (u. a. zu Moritz Schlick und Charles Darwin), „Verschmutzte Um- und Innenwelt“ und „Gegen den Antikommunismus“. Um einige der Fragen aus der breiten Palette zu nennen: Warum ist das Menschen bild heute so umstritten? — Worin bestehen die Wurzeln des politi schen Dogmatismus und des Revisio nismus? — Was ist der Wert der Geschichte? — Gibt es eine Aggres sivität des Menschen? — Was ist „Prestigekonsum“? — Worin besteht Personenkult? Welche Formen wechselt der An- tikommunismus? Viele wären noch zu erwähnen, doch das mag genügen. Selbstverständlich kann das auf den reichlich 300 Seiten, die zur Verfü gung' stehen, nur in aller Kürze ge schehen. Die zahlreichen Hinweise auf die Klassiker des Marxismus . und interessante Fakten, die der Verfasser vermittelt, machen es noch lesenswerter. Ich will mich dennoch, sozusagen im Stile eines Kurzreporters, drei Abschnitten („Freidenken und Religion“, „Me- chanizismus und Biologismus“ sowie „Gegen den Antikommunismus“) et was näher widmen. S eine umfangreichen Kenntnisse über die Religion, seine großen persönlichen Erfahrungen aus dem Dialog von Marxisten und Chri sten und in der Auseinandersetzung mit dem Klerikalismus nutzt er für eine deutliche, eine offensive und politisch kluge Argumentation. Als eine zentrale Frage findet sich im mer wieder die nach der Notwen digkeit und der Möglichkeit für ein Zusammenwirken mit Gläubigen. Walter Hollitscher bemerkt dazu: » . . . die überwiegende Mehrheit auch der religiösen Menschen sind für den Friedenskampf, den Befrei ungskampf, den Sozialismus zu ge winnen und müssen dafür gewon nen werden, soll der Übergang zu einer wahrhaft menschlichen Welt ohne vermeidbare Opfer, schnell und weltweit erfolgen. Dazu sind ge meinsame Kämpfe und gemeinsame Gespräche nötig“ (S. 98). Natürlich stellen sich manche der Probleme, zu denen Walter Hollitscher seine Meinung skizziert, anders als in der DDR. Das ist ganz natürlich. Schließ lich arbeitet und lebt der Verfasser unter kapitalistischen Verhältnissen mit einem bedeutend weniger fort geschrittenen Säkularisierungspro zeß. Großes Interesse dürften seine Aussagen zum Wesen, der Entste hung und der Entwicklung der Re ligion sowie zur Entstehung der Erde, des Menschen und des Be wußtseins in Auseinandersetzung mit religiösen (vor allem vom Ka tholizismus geprägten) Ansichten finden. Dazu möchte ich auch das zählen, was Walter Hollitscher zu gegenwärtigen Versuchen, Religions ersatz zu schaffen (ich will hier auch an den Schweizer Däniken er- nern, dessen Film vor mehreren Jahren sogar bei uns einige Verant wortliche unverantwortlich auffüh ren ließen) oder mittelalterliche Kulthandlungen aufzufrischen und für die Gegenwart zu rechtfertigen (uns ist noch der Tod der Annelise Michel in Erinnerung, die im Straußschen Freistaat Bayern in der BRD das Opfer einer „Teufels- austreibung“ wurde). D ie biologischen Wissenschaften haben in den vergangenen Jah ren und Jahrzehnten in ihrer Entwicklung zweifelsohne Sieben meilenschritte zurückgelegt. Und erst vor wenigen Wochen erhielten wir die Nachricht, daß es erstmals gelungen ist, menschliches Insulin unter Verwendung eines künstlich erzeugten Gens, welches in Koli- Bakterien eingebaut wurde, herzu- E. Panitz, Th. Billhardt, Gesichter Vietnams, Militärverlag Berlin, 248 S. m. Fotos, 29,- M, Bestell- Nr. 745 982 o, erscheint im IV. Quartal 1978 Der Bilddokumentarist Thomas Billhardt und der Erzähler Eberhard Panitz gestalten in diesem aus drucksvollen Text-Bild-Band ein großes Thema: Vietnam im Jahr des Sieges. Beide haben unabhängig Voneinander die Sozialistische Repu blik Vietnam bereist und ihre Ein drücke in künstlerischer Sprache fest gehalten. Der Band enthält einen 128 Seiten umfassenden farbigen Bild teil und einen mit Schwarzweiß-Ab bildungen reich illustrierten Textteil. In sechs literarischen Skizzen erhellt Eberhard Panitz streiflichtartig das dramatische Geschehen jenes drei ßigjährigen Krieges. Aus der Fülle der Eindrücke hebt er typische menschliche Schicksale hervor, die Bewunderung und Anerkennung Verdienen. Es entstand ein Buch, das Sin bewegendes und zugleich begei sterndes Zeitdokument ist. Wer nie eine WEISSE ZONE gesehen hat, kann es sich nicht vorstellen: kein einziger Baum, kein Haus, nur ein paar Mauer reste, Wegstücke, Asphaltbrok- ken, die von den Planierraupen und Bomben nicht vollends ge tilgt und in Grund und Boden gestampft sind. Hier und da wächst Unkraut, knorriges Ge strüpp, das nun Bauern und Sol daten in mühseliger Arbeit zu roden beginnen: ein neues Urbar machen des Bodens nach dem Zeitalter der Barbarei. Die Höh lenmenschen sind jetzt ins Licht der Geschichte gerückt, nachdem sie schon dreißig Jahre im schier unendlichen Dunkel Geschichte gemacht haben. Sie zei gen mir die Einstiegsluken zu ihrer unterirdischen Festung, füh ren mich hinab in die Gänge, wo ich mich nur auf Knien bewegen und endlich wie in einer Fall grube, auf den zugedeckten To despfählen, aufrecht stehen kann. Extra für mich haben sie Bretter in die Gänge gelegt, damit ich meine Kleidung nicht be schmutze, ein Benzinmotor ist nach mehrmals mißglückten Ver suchen in Gang gebracht worden: Elektrizität, die wohl nie zuvor diese Untergrundfestung erleuch tet hat, begleitet mich bequem und die düstere Wahrheit schmeichlerisch erhellend durch das unterirdische Labyrinth. Es scheint ein allzu menschli ches Bemühen zu sein, auch Kom munisten nicht fremd, die Kämpfe der Vergangenheit nicht in ihrer Härte und ihren Schwierigkei ten zu sehen, sondern in einer Art heroischer Schönheit, die wohl den Zukunftswünschen ent lehnt ist. Darüber sprach ich mit General Giap, den ich um Stun den verfehlt hatte, als ich kurz urone nach dem Saigoner Sieg in den Norden des Landes fuhr, um die Stätten der allerersten Kämpfe kennenzulernen. Auch der Gene ral hatte die Grotte von Pac Bo nochmals besucht, den Zufluchts ort Ho-chi-Minhs, der nun zu einer Wallfahrtsstätte des Volkes geworden war. Hier hatte Ho mit seinen engsten Kampfgefährten die Strategie der vierziger Jahre beraten, Lenins Schriften über setzt, Gedichte geschrieben, im Fluß unterm Felsen geangelt und auf einem Feuer seinen Tee ge kocht. Giap, der Gründer der Volksarmee, hatte hier viele Tage und Nächte verbracht, ihm war die tröpfelnde Höhle in anderer Erinnerung, als er sie nach drei ßig Jahren wiederfand. „Man hat alles schöner, romantischer aus gestattet, als es in Wirklichkeit war“, sagte er, als wir uns in Ha noi trafen. „Das Bett von Onkel Ho, eine harte Pritsche, hat man in ein behagliches Bett mit Bam busverzierungen verwandelt. Ich habe ungeordnet, der Wahrheit die Ehre zu geben!“ Prof. Dr. Dr. h. c. Walter Hollitscher (geb. am 16.5.1911 in Wien) ist mit unserer Universität eng verbunden und in jedem Jahr wieder angenehmer und streitbarer Vorlesender und Diskus sionspartner. Er ist seit Mitte der sech ziger Jahre Gastprofessor (für philoso phische Probleme der Naturwissen schaften); er erhielt 1971 die Ehrendok torwürde (Dr. phil. h. c.) und 1976 für seine Verdienste bei der Entwicklung und Verbreitung unserer wissenschaftli chen Weltanschauung (u. a. wirkte er auch 1951-1953 in Berlin) und beim Kampf in der kommunistischen Bewe gung (er ist Mitglied des ZK der Kom munistischen Partei Österreichs) durch den Staatsrat den „Stern der Völker freundschaft". Kürzlich sind die hier rezensierten Essays von ihm erschienen, die aus einer Reihe größerer und kleinerer Veröffentlichungen wie „Der Mensch im Weltbild der Wissenschaften" (1969), „Grundbegriffe der marxistischen politi schen Ökonomie und Philosophie" (1975), „Der überanstrengte Sexus“, seinen Artikeln in der Monatsschrift „Weg und Ziel“ der österreichischen Kommunisten stammen bzw. sich darauf stützen. Unser Foto: Prof. Hollitscher (re.) 1973 im Gespräch mit Prof. Czok von der Sektion Geschichte. Foto: UZ/Archiv stellen. Das natürlich ist die eine Seite, denn noch nicht alle Erkennt nisse der Naturwissenschaften die nen der menschlichen Wohlfahrt. Die ganze Verkommenheit des Im perialismus zeigt sich auch in der forcierten Betreibung biologischer Forschung, die nur einem Ziel die nen soll: Menschen zu töten oder deren Lebensweise zu der eines Tieres zu degradieren! Walter Hol litscher macht darauf aufmerksam; „Heute ist es ...möglich, durcl künstlich hervorgerufene Mutationen besonders giftige Virusarten zu züch ten; und dies geschieht auch be kanntermaßen in den Vereinigten Staaten und in Großbritannien. Ge- netische Einwirkungen können zur Erzeugung neuartiger Organismen zum Zwecke der sogenannten bakte riologischen Kriegsführung dienen“ (S. 153). Eine Vielzahl von Fragen, vor allem weltanschaulich und poli tisch relevant, werden damit aufge worfen. Das zwingt uns zu neuen Überlegungen, wie naturwissenschaft liche Kenntnisse nicht nur schlecht hin vermittelt sondern in ihrer ge sellschaftsbezogenen Tragweite, ih rem weltanschaulichen Gehalt noch besser dargeboten werden können und müssen. In den Essays von Walter Hollitscher scheint mir dies besonders gut gelungen, wenn er sich mit den Auffassungen, vor al lem den von Lorenz, zur „Aggressi vität des Menschen“ auseinander setzt. Als Wiener kann er selbstver ständlich auf Humor nicht so ganz verzichten. Anknüpfend an neuere Erkenntnisse im Bereich der Ge dächtnisforschung, erinnert Walter Hollitscher an einen Strudelwurm der hierbei zu Versuchszwecken ge nutzt wurde. Diese sehr niedrig ste henden Tierchen jedenfalls lassen sich durch elektrische Stromeinwir kung und auch Lichtstrahlung „trai nieren“, Allerdings haben die klei nen Würmchen die für den Versuchs fall angenehme und nützliche Eigen schaft, sich einfach gegenseitig auf zufressen. Das interessante Ergebnis war dabei: Die Tierchen, die „trai nierte Opfer“ verspeisten, waren an deren überlegen, die nur „untrai nierte“ aufgefressen hatten. Den noch, so Walter Hollitscher in char manter Art: „Bis auf weiteres wer den Studenten jedenfalls ihren Leh rern zuhören müssen, anstatt sie einfach aufzuessen“ (S. 147). B eim Antikommunismus handelt es sich keineswegs nur schlecht hin um die „Grundtorheit unse res Jahrhünderts", sondern vielmehr ist „Der Antikommunismus ... Aus druck der grundsätzlichen Opposi tion der Gegner dieser Freiheit, Planmäßigkeit und Würde (in der Praxis und Theorie des Sozialismus, R. K.)“ (S. 287). Walter Hollitscher skizziert sowohl die Krise als auch den Formenwechsel dieses imperia listischen Konzepts. Nicht zuletzt sollten die Bemerkungen zum Kom plex Menschenrechte Beachtung finden, und sie sind auch nutzbar für unsere tägliche Argumentation, die sich im Grunde durch das ganze Buch ziehen und in ihrer Gesamt heit zeigen, warum das von den Carter und Brzezinski inszenierte, von Leuten wie Sacharow oder Biermann mitgewollte und nachge plapperte Spectaculum so dreist und falsch ist. „Wir bestreiten entschie den“. so schreibt Walter Hollitscher, „daß Gutes und Böses, dem Fort schritt der Menschheit zur Entfal tung ihrer schöpferischen Kraft Dienliches und Abträgliches gleiche Rechte haben: und daß dies zur Vor aussetzung von Schlußfolgerungen gemacht werden darf, die wahr sein sollen! Solche angemaßten Rechte zur Propagierung und Verbreitung des gegen die Gesamtinteressen der Menschheitszukunft Gerichteten ge währen wir auch nicht im heutigen, im realen Sozialismus. Wir sind ge- willt - und bekennen uns mit vol lem Ernst dazu — ihn gegen seine Widersacher mit den dazu geeigne ten Mitteln zu verteidigen.“ (S. 291) Einige (wenige) Wiederholungen (die meines Erachtens bei der Aus wahl der Essays hätten vermieden werden können) sowie ein paar „Oberflächlichkeitsfehler“ (sicher bei der Korrektur überlesen) sind zu bedeutungslos, um den Wert des Buches zu schmälern. Vielleicht greift auch einmal unser eingangs erwähnter Dichter, greifen jene, die sich mühen um die Grundfelder un serer Philosophie, unserer Welt anschauung überhaupt, zu ■ diesen Essays. Es sollte sich lohnen. Roland Krayer Annotationen ■ Annotationen Jelena Stassowa Genossin „Absolut“ Erinnerungen Übersetzung aus dem Russischen von Leon Nebenzahl Dietz Verlag Berlin 1978, 260 Sei ten mit 18 Abbildungen, Leinen, 7,50 M, Bestell-Nr. 736 924 3 „Diese Seiten lehren uneinge schränkt Treue zur Sache der Partei des Volkes, Prinzipien festigkeit, Unermüdlichkeit in der Arbeit zum Wohle des Kom munismus, Aufgeschlossenheit, Aufmerksamkeit und kamerad schaftliche Einstellung zu den Menschen“, schrieb Anastas Mi kojan zu den Erinnerungen von Jelena Stassowa (1873—1966) und empfahl das Buch besonders der jungen Generation. Jelena Stassowa oder Genossin „Absolut“, wie einer ihrer Deck namen unter illegalen Kampf bedingungen lautete, konnte auf ein langes und reiches kämpfe risches Leben zurückblicken. Seit 1898 Mitglied der Partei, stellte sie sich von Anfang an auf die Seite W. I. Lenins und wirkte un ermüdlich beim Aufbau der bol schewistischen Partei. Sie war Neu bei Dietz eine flammende Propagandistin der Ideen des Marxismus-Leni nismus, des proletarischen Inter nationalismus. Ihre Genossen sa hen in ihr einen „Hüter der Tra dition“ der Partei. So vermitteln ihre Schilderun gen ein lebendiges Bild von der Persönlichkeit Wladimir Iljitsch Lenins und ein Stück authen tischer Geschichte der bolsche wistischen Partei. Bei ihrer internationalen Tätig keit war Jelena Stassowa auch mit der deutschen Arbeiterbewe gung eng verbunden. Unter dem Decknamen Herta arbeitete sie an der Seite von Wilhelm Pieck und leistete eine gewaltige Arbeit bei der organisatorischen und ideolo gischen Festigung der KPD. Sehr enge persönliche Beziehungen hatte sie auch zu Clara Zetkin, Johannes R. Becher und vielen anderen namhaften Zeitgenossen. 1956 besuchte Jelena Stassowa als Mitglied der sowjetischen De legation anläßlich des 80. Ge burtstages von Wilhelm Pieck die DDR. Voller Hochachtung spricht sie in ihren Aufzeich nungen von der gewaltigen Ar beit, die hier in den ersten Jah ren der Entwicklung der Arbei- ter-und-Bauern-Macht geleistet wurde. Dieses Buch ist eine wertvolle Bereicherung der Dietz-Memoi renliteratur aus der Feder her vorragender Persönlichkeiten der internationalen revolutionären Arbeiterbewegung. P. Dohm . * Seit Anfang Oktober dieses Jahres sind weitere Publikatio nen zum 60. Jahrestag der No vemberrevolution und der Grün dung der Kommunistischen Par tei Deutschlands im Buchhandel erhältlich: V. I. Kasjanenko: Der entwickelte Sozialismus: Histographie und Me thodologie des Problems, Verlag „Mysl"", Moskau 1976, 269 S. V. I. Kasjanenko, der in den letz ten Jahren als Verfasser der Mono graphie „Die Erringung der ökonomi schen Unabhängigkeit der UdSSR (1917—1940)“ (Moskau 1972) bekamt geworden ist, läßt sich in seinem neuen Werk von der These leiten, daß die Verallgemeinerung der welthistorischen Erfahrungen der KPdSU, die Erforschung der Pro bleme der entwickelten sozialisti- schen Gesellschaft (in der UdSSR unter dem Terminus „entwickelter Sozialismus“ gefaßt), der Gesetz mäßigkeiten ihres Übergangs zum Kommunismus und des Mechanis mus ihrer Wirkungen und ihrer An wendung große Bedeutung besitzt. Besonders nach dem XXIV. Partei tag sei in der UdSSR eine Fülle von Publikationen über die entwickelte sozialistische Gesellschaft erschie nen, wobei sowjetische Gesell schaftswissenschaftler nachgewiesen haben, daß die entwickelte soziali stische Gesellschaft keine selbstän dige Phase innerhalb einer Gesell schaftsformation darstellt, sondern als ein Stadium der Entwicklung der niederen Phase des Kommunis mus, dem sowohl allgemeine als auch spezifische Gesetzmäßigkeiten, Prinzipien und Züge eigen sind, auf zufassen ist. Das Anliegen von K. besteht in der Einschätzung def wichtigsten Veröffentlichungen zur Problema tik der entwickelten sozialistischen Gesellschaft, der Charakterisierung ihrer starken und schwachen Seiten, der Herausforderung zur Positions bestimmung in strittigen Fragen so wie in dem Hinweis auf Lücken in der Forschung. G. K. B. G. Safronov: Die historische Weltanschauung R. Ju. Vippers und seine Zeit, Verlag der Moskauer Universität 1976, 221 S., Zu den herausragenden Leistun gen der sowjetischen Historiogra- phiegeschichtsforschung der letzten Jahre zählen aussagestarke Biogra phien über russische und sowjeti sche Historiker, wobei das Buch von M. V. Neckina über V. O. Klju- cevskij an erster Stelle zu nennen ist. Zu diesem Genre zählt auch die vorliegende dem Historiker R. Ju. Vipper gewidmete biographische Studie. Ihr Verfasser ließ sich von der These leiten, daß der Einfluß V. auf die Geschichtswissenschaft und auf seine Zeitgenossen, die Beson derheiten seines Talents als For scher und die Originalität seiner theoretischen Ansichten und deren Wurzeln in enger Verbindung mit der Periode seines Lebens, da er in Moskau wirkte, stehen. Ihm kam es nicht nur darauf an, die Resultate der wissenschaftlichen Forschungen, die V. erzielte, darzustellen, sondern sein Interesse galt den gewählten Forschungsmethoden und ihrer Be gründung. Diese beiden Thesen widerspie geln sich im Aufbau der Arbeit. Das erste Kapitel beinhaltet den Prozeß der Herausbildung der Auffassun gen V. in den Jahren 1859—1900. Im zweiten werden ältere Zeit genossen und Lehrer behandelt (V. O. Kljucevskyn, A. S. Sachov, V. I. Gere). Das dritte hat Fragen der historischen Theorie in den Werken von V. im letzten Drittel des 19. Jh. zum Gegenstand. Kapitel vier um faßt Leben und Werk V. Bis zur Emigration (1900—1923). Im ab schließenden Kapitel analysierte S. die Veränderungen in den Auffassun gen V. über die Geschichte als Wis senschaft und das Problem der Me thode. Die Studie beruht auf um fangreichen gedruckten und unge druckten Quellen. M. B. Illustrierte Geschichte der deut schen Novemberrevolution 1918/ 19 Hrsg.: Institut für Marxismus- Leninismus beim ZK der SED. Dietz Verlag Berlin 1978, 454 Seiten mit 856 Abbildungen, 16 Farbtafeln und 9 Karten, Lei nen, 35 Mark, Bestell-Nr. 736919 8 Anschauungsmaterial Novemberrevolution 1918/19 Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Günter Hort- schansky. Hrsg.: Institut für Mar xismus-Leninismus beim ZK der SED, Dietz Verlag Berlin 1978, 80 Seiten, Broschur 3,50 M, Be stell-Nr. 736 921 9 ★ Eine neue, Kunstwissenschaft ler, -erzieher und -Studenten so wie alle Kunstinteressierten an sprechende, Publikation liegt vor: Junge Künstler im Sozialismus Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Ingrid Beyer Dietz Verlag Berlin 1978, 288 Sei ten, mit 36 Bildern, Broschur 8,80 M, Bestell-Nr. 736 966 5 * Zur Agrar- und Bündnispolitik der SED bei der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Ge sellschaft Von einem Autorenkollektiv unter Leitung von Dieter Sachse Hrsg.: Parteihochschule „Karl Marx“ beim ZK der SED, Dietz Verlag Berlin 1978, 256 Seiten mit 23 Tabellen im Text und 14 Tabellen im Anhang, Bro schur. 6,20 M. Bestell-Nr. 73689 6 (2. Auflage)
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