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Die Bedeutung der „Grundrisse" für die ökonomische Theorie des Sozialismus Garsat* VORTRAG 78 In den „Grundrissen“ trifft Karl Marx eine Vielzahl genialer Voraus sagen über die neue, von Ausbeutung freie Gesellschaftsordnung. Im Un terschied zu späteren Arbeiten, wie zum Beispiel in den „Rardglossen zum Programm der deutschen Ar beiterpartei“ (1875), war Marx in den „Grundrissen“ noch nicht zu der be deutsamen Erkenntnis von den zwei Phasen der kommunistischen Gesell schaft gelangt. Die von Marx in den •.Grundrissen“ gemachten Bemerkun- Sen über die neue Gesellschaft sind Bornit für beide Phasen gemeint. . Es gehört mit zu den vorrangigen Aufgaben der politischen Ökonomie des Sozialismus, den in den „Grund- rissen" enthaltenen Gedankenreich tum über die kommunistische Gesell schaft voll zu erschließen und ihn zum unverzichtbaren Bestandteil in Lehre und Forschung zu machen. Hier liegt meiner Ansicht nach ein bedeutsames und weites Feld der Karl-Marx-Forschung an unserer Universität. In den „Grundrissen“ gibt Marx eine klare Zielbestimmung der ge- meinschaftlichen Produktion, die er in der „Allseitigkeit der Entwick lung des Individuums“ erblickt. Nach der Beseitigung der Ausbeu tung des Menschen durch den Men schen sieht Marx in der Persönlich keit, ihren produktiven Potenzen, geistigen und ästhetischen Anlagen, Fähigkeiten und Fertigkeiten den „großen Grundpfeiler der Produktion Und des Reichtums.“ 1 ) Es bedarf keiner weitausholenden . . . ...Argumentation, um den Beweis zu erbringen, daß dieses von Marx eindeutig bestimmte Ziel der sozia listischen Produktion, in den Be schlüssen und Dokumenten unserer Partei zum obersten Gebot unseres Tuns und Handelns erhoben worden ist. Ganz im Sinne von Karl Marx Wurde im Programm der SED bei der Charakterisierung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft folgen des Merkmal an die Spitze gestellt: „Entwickelte sozialistische Gesell schaft — das heißt, alle materiellen, sozial-ökonomischen und politisch- ideologischen Voraussetzungen zu schaffen, damit der Sinn des Sozia lismus. alles zu tun für das Wohl des Volkes, für die Interessen der Arbei terklasse, der Genossenschaftsbauern, der Intelligenz und der anderen Werktätigen, auf ständig höherer Stufe verwirklicht wird.“ 2 ) Als entscheidende Voraussetzung zur Realisierung dieses Zieles, der Ausprägung allseitiger sozialistischer Persönlichkeiten sah Marx die Öko nomie der Zeit an. Marx erhebt in den „Grundrissen“ die Ökonomie der Zeit in den Rang des „ersten ökono mischen Gesetzes auf der Grundlage der gemeinschaftlichen Produk tion.“ 3 ) Außerordentlich bemerkenswert ist. daß Marx in den „Grundrissen" die Ökonomie der Zeit in der ge meinschaftlichen Produktion aufs engste mit der vollen Ausschöpfung der Natur vor allem durch die Wis senschaft verband, wofür nach der Sprengung der Fessel des Kapital- Verhältnisses keinerlei gesellschaft liche Schranken mehr vorhanden sind. „Also Exploieren der ganzen Natur, um neue nützliche Eigen schaften der Dinge zu entdecken; Universeller Austausch der Produkte aller fremden Länder und Klimate; neue Zubereitungen (künstliche) der Naturgegenstände, wodurch ihnen neue Gebrauchswerte gegeben wer den. Die Exploration der Erde nach allen Seiten, sowohl um neue brauchbare Gegenstände zu entdek- ken, wie neue Gebrauchseigenschaf ten der alten; wie neue Eigenschaf ten derselben als Rohstoffe etc.: die Entwicklung der Naturwissenschaft daher zu ihrem höchsten Punkt; ebenso die Entdeckung. Schöpfung und Befriedigung neuer aus der Ge sellschaft selbst hervorgehenden Be dürfnisse.“ 4 ) Marx unterbreitet hier ein ganzes Programm zur Aneignung der Natur für die immer bessere Befriedigung der materiellen und geistigen Be dürfnisse des Menschen, wobei er unter ..Exploration der Erde“, keines wegs nur die extraktiven Zweige (Landwirtschaft, Bergbau usw.) ver steht. sondern die Umwandlung der Naturkräfte überhaupt, die Um wandlung des „Naturprozesses“ in einen industriellen, von der Natur Weitestgehend unabhängigen, die Ge setze der Natur beherrschenden Pro zeß, die untrennbar mit der Entwick lung und Anwendung von Wissen schaft und Technik verbunden ist. Mit genialem Scharfsinn . . . ...hat Marx in den „Grundrissen" die revolutionierende Bedeutung der Wissenschaft und die praktische Nutzung ihrer Erkenntnisse für die Produktivkraftentwicklung der künf tigen Gesellschaft erkannt. Marx identifiziert direkt Umfang und Wirkungsgrad der Maschinerie als wichtigen Faktor für die Produktiv kraftentwicklung mit dem Stand der Wissenschaft. „Die Produktivkraft der Gesellschaft ist gemessen an dem .Capital fixe 1 “ (die Maschinerie—H. R.) und „ . die Maschinerie entwik- kelt (sich) mit der Akkumulation der gesellschaftlichen Wissenschaft.“ 5) Im „Capital fixe“ vollzieht sich die „Akkumulation des Wissens und des Geschicks, der allgemeinen Produk tivkräfte des gesellschaftlichen Hirns.“ 6 ) Es ist überhaupt die interessante Beobachtung zu machen, daß, begin nend mit der Arbeit an den „Grund rissen“. Marx sich zunehmend für Fragen der Technik, der Technologie und Maschinen interessiert. In den „Grundrissen“ analysiert Marx erst mals die Metamorphosen, die die Ar beitsmittel im kapitalistischen Pro duktionsprozeß durchlaufen, deren letzte die Maschinerie ist oder viel mehr ein automatisches System der Maschinerie. In den „Grundrissen“ setzte Marx die Ausgangsprämisse für die spätere Bestimmung der drei historischen Stadien der Erhöhung der Produktivkraft der Arbeit auf der Grundlage der kapitalistischen Produktionsweise: 1. die Koopera tion. 2. die Teilung der Arbeit in der Manufaktur und 3. die Maschinerie sowie die Anwendung der Wissen schaft. Bereits in den „Grundrissen" . . . ... kam Marx zu der Erkenntnis, daß die Entwicklung des Arbeitsmit tels zur Maschinerie nicht zufällig ist für das Kapital, „sondern ist die historische Umgestaltung des tradi tionell überkommenen Arbeitsmit- tels (des Werkzeugs — H. R.) als dem Kapital ädiquat umgewandelt.“ 7 ) Marx begründet hier, ausgehend von der Analyse der Mehrwertproduk tion, vor allem der Produktion des relativen Mehrwertes, den Zusam menhang. der zwischen dem Kapital- Verhältnis und der ihm adäquaten materiell-technischen Basis besteht. Marx deckte zugleich die wider sprüchliche Natur der unter kapita listischen Produktionsverhältnissen vor sich gehenden Verwandlung der Arbeitsmittel in Maschinerie auf. die einerseits in der- Vermehrung der Produktivkraft der Arbeit, anderer seits in der „Entkräftung“ der Arbeit des Arbeiters, seiner Unterordnung unter die Maschine, zum Teil seiner „Überflüssigmachung“ besteht In der Maschinerie in Form des .capital fixe* tritt die vergegenständ lichte Arbeit stofflich der lebendigen als die beherrschende Macht entge gen.“ 8 ) Diese von Marx vor über 120 Jahren entdeckte Widersprüchlich keit der Anwendung von Maschinen unter kapitalistischen Produktions verhältnissen ist vom Gesamtverlauf der kapitalistischen Entwicklung voll und ganz bestätigt worden. In ihr offenbart sich die Potenz und die Im potenz des kapitalistischen Systems. Marx gibt in den „Grundrissen“ ebenfalls einen Ausblick über die Anwendnung der Maschinen, vor al lem der automatischen Maschinen systeme in der gemeinschaftlichen Produktion. Bei der automatisierten Produktion geht es nicht um irgend eine Veränderung des „mechanischen Einwirkens“ auf den Arbeitsgegen stand. sondern um eine grundlegende Umwälzung des Produktionsprozes ses. der sowohl mit einer qualitati ven Veränderung der Technik als auch mit der Veränderung der Stel lung des Menschen im Produktions prozeß selbst verbunden ist. Ein we sentliches Merkmal der automati sierten Produktion besteht darin, daß bisher vom Menschen ausgeübte Operationen von Maschinen ausge führt werden, so daß der Arbeiter selbst nicht mehr Hand anlegt, son dern „neben den Produktionsprozeß Fußnoten: 1) K. Marx, Grundrisse.,., a. a. O., S. 593 2) Programm der SED, Dietz Verlag, Berlin 1976, S. 19/20 3) K. Marx, Grundrisse ..., a. a. O„ S. 39 • Ebenda, S. 312 5) Ebenda, S. 586 6) Ebenda, S. 586 7) Ebenda, S. 586 8) Ebenda, S. 585 9) Ebenda, s. 593 Zu „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ Von Prof. Dr. sc. Horst Richter, Direktor des Franz-Mehring-Instituts, gehalten am 11. 5.1978 im Festsaal des Alten Rathauses (Teil 2 / unwesentlich gekürzt) (tritt), statt sein Hauptagent zu sein.“ 9 ) Mit der gemeinschaftlichen, direkt auf die Bedürfnisbefriedigung ge richteten Produktion entstehen erst mals die Bedingungen dafür, daß sich der Mensch von der knechten den Unterordnung unter die Ma schine befreit und sich zum Wächter und Regulator, zum Beherrscher der Produktion erhebt.. „Es ist nicht mehr der Arbeiter, der modifizierten Naturgegenstand als Mittelglied zwi schen das Objekt und sich einschiebt; sondern den Naturprozeß, den er in einen industriellen unwandelt, schiebt er als Mittel zwischen sich und die unorganische Natur, deren er sich bemeistert.“ 10 ) Die effektive Aneignung der Na tur schließt ebenso ein. die Natur nicht nur zum Zweck der Konsum tion umzuwandeln, sondern diese ständig zu erhalten. Marx hat in den „Grundrissen“ auch dieser Seite die erforderliche Beachtung geschenkt. Die Natur ist die elementare, ur sprüngliche Grundlage jeder menschlichen Produktion. Sie ist der „unorganische Leib des Menschen“. Marx schreibt: „Die Erde ist das große Laboratorium, das Arsenal, das sowohl das Arbeitsmittel, wie das Arbeitsmaterial liefert, wie den Sitz, die Basis des Gemeinwesens.“ 11 ) Aus der Marxschen Analyse ... ... der Umwandlung und Aneig nung der Natur zur Befriedigung der Bedürfnisse der Menschen ergeben sich bedeutsame Erkenntnisse für die bewußte Gestaltung der gemein schaftlichen Produktion, deren wich tigste im folgenden bestehen: Erstens: Die von Marx in den „Grundrissen“ getroffene Feststel lung. daß in der großen Industrie die Schöpfung des wirklichen Reichtums weniger von der Arbeits zeit und dem Quantum angewandter Arbeit abhängig ist, als vielmehr von der „Macht der Agentien". die wäh rend der Arbeitszeit in Bewegung gesetzt werden, wobei Marx unter der „Macht der Agentien“ die An wendung der Wissenschaft auf die Produktion, die Einführung der fort ¬ geschrittensten Technik und Techno logie verstand, ist heute eine der entscheidenden theoretischen Grund lagen für die Intensivierung der Pro duktion und die Rationalisierung im großen Stil. Die entscheidende Be schleunigung das wissenschaftlich- technischen Fortschritts ist der Schlüssel für die weitere Vertie fung der Intensivierung der Produk tion und die Sicherung eines hohen und stabilen Wirtschaftswachstums. Die weitere erfolgreiche Verwirk lichung des sozialpolitischen Pro-' gramms erfordert gebieterisch, in noch umfassenderer Weise als bisher die Potenzen von Wissenschaft und Technik für das rasche Wirtschafts wachstum zu erschließen. Bekannt lich liegen dem Plan 1978. was die Zielstellungen für die Intensivierung anbetrifft, höhere Maßstäbe zu grunde. als es der Fünfiahrplan für das kommende Jahr vorsah. Der Volkswirtschaftsplan 1978 stellt die Aufgabe, mindestens 300 Millionen Stunden Arbeitszeit einzusparen, das sind 60 Millionen Stunden mehr als im Fünfjahrplan für das Jahr 1978 vorgesehen waren. Der spezifische Verbrauch von Energieträgern, Roh- und Werkstoffen ist statt um drei, um vier Prozent gegenüber 1977 zu verringern. Ebenso sind die Leistun gen je Einheit Grundfonds weiter zu erhöhen. Der Plan sieht vor. die zeit liche Auslastung hochproduktiver Anlagen in der Industrie von 14,7 Stunden 1977 auf 15,2 Stunden 1978 zu erhöhen. Der Umfang der Waren produktion mit dem Gütezeichen „Q“ soll 1978 im Vergleich zu 1977 auf 126 Prozent steigen, das ist ein Zu wachs von über 5 Milliarden Mark Warenproduktion. Diese Dimensio nen machen den Kraftquell Wissen schaft deutlich, der für die Erfüllung der anspruchsvollen Planaufgaben voll zu erschließen ist. Zweitens: Die Beschleunigung ... .. I des wissenschaftlich-techni schen Fortschritts in unserer Gesell schaftsordnung ist untrennbar mit der schrittweisen Herausbildung eines den sozialistischen Produktionsver hältnissen adäquaten neuen Typs der Technik verbunden. 12 ) Ebenso wie unter kapitalistischen Produk ¬ tionsverhältnissen ein vollkommen neuer, dem Kapital entsprechender Typ der Technik entstanden ist, der dadurch charakterisiert ist. daß sich das Arbeitsmittel in eine Maschine verwandelte, in der die Werkzeug- oder Arbeitsmaschine den entschei denden Teil bildet, weil sie mit un vergleichlich höherer Produktivität dieselben Operationen verrichtet, die früher der Arbeiter mit ähnlichen Werkzeugen verrichtete, was zu gleich damit verbunden ist, daß „die Maschine nicht den Arbeiter von der Arbeit befreit, sondern seine Arbeit vom Inhalt... daß nicht der Arbei ter die Arbeitsbedingung, sondern umgekehrt die Arbeitsbedingung den Arbeiter anwendet“, 13) gilt es unter sozialistischen Produktions verhältnissen einen Typ der Technik zu schaffen, der voll und ganz der neuen Qualität der neu entstandenen gesellschaftlichen Verhlätnisse Rech nung trägt und der mit dazu bei trägt, diese Qualität immer mehr auszuprägen. Bei Sicherung einer hohen Arbeits produktivität hat dieser neue Typ der Technik die Herausbildung pro gressiver Arbeitsinhalte zu unter stützen, schwere körperliche und gei stig monotone Arbeit mit geringen Qualifikationsmerkmalen zu reduzie ren und schließlich zu beseitigen: er hat insgesamt die Verwandlung der Arbeit in das erste Lebensbedürfnis zu fördern. Von diesen Grunderfor dernissen der sozialistischen Produk tionsverhältnisse ausgehend, heißt es im Programm der SED: „Die .Arbeitsbedingungen sind planmäßig so zu gestalten, daß sie Arbeitsfreude. Einsatzbereitschaft und Schöpfertum sowie das Streben der Werktätigen nach Ordnung. Si cherheit und Disziplin fördern ... Körperlich schwere und gesundheits schädigende Arbeit ist planmäßig ein zuschränken. Arbeitsmittel und Ar beitsverfahren sind zunehmend siche rer und erschwernisfrei zu gestal ten.“ 14 ) Das heißt, die Technik entwicklung ist zunehmen mit den Erfordernissen der sozialisti schen Produktionsverhältnisse, mit der allseitigen Entfaltung der Per sönlichkeit in Übereinstimmung zu bringen, woraus sich ganz bestimmte Konsequenzen für die Vervollkomm nung der materiell-technischen Ba sis des Soizalismus. für den Einsatz von Wissenschaft und Technik er geben. Drittens: Entscheidende ... ... Voraussetzung dafür, die stän dig wachsenden materiellen und kul turellen Bedürfnisse immer besser zu befriedigen, ist die Erhöhung der Effektivität der Produktion. Erst un ter sozialistischen Produktionsver hältnissen sind die Bedingungen ge geben, daß jede Steigerung der Ef fektivität den Werktätigen selbst zu gute kommt. Erhöhung der Effektivi tät der Produktion heißt aber nicht nur mehr und bessere Gebrauchs werte für die Gesellschaft, für die Befriedigung der mannigfaltigen Be dürfnisse, sondern ist zugleich die Voraussetzung dafür, die Freizeit zu vermehren. Marx schreibt in den „Grundrissen“: „Die Ersparung von Arbeitszeit gleich Vermehren der freien Zeit, d. h. Zeit für die volle Entwicklung des Individuums.“ 15 ) Ein entscheidendes Kettenglied in der ökonomischen Strategie der Par tei bildet deshalb die Erhöhung der Effektivität der Produktion, die am Wachstum des Nationaleinkommens gemessen wird, das die Grundlage für die Hebung des Niveaus der Be friedigung der Bedürfnisse, für die „volle Entwicklung des Individu ums“ und für die weitere Stärkung der materiell-technischen Basis ist. Erich Honecker betonte in seiner Rede vor den 1. Sekretären der SED- Kreisleitungen am 17. Februar 1978: „Unsere volkswirtschaftlichen Rech nungen gehen auf, wenn wir noch zielstrebiger ein Höchstmaß an Ef fektivität und Qualität der Arbeit sichern und das auf diesem Weg Er reichte voll für die Steigerung des Nationaleinkommens wirksam ma chen.“ 16 ) Viertens: die Ausprägung ... ... einen neuen Typs der Technik und die Erhöhung der Effektivität der Produktion, die Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts, erfordern die rationelle, den gesellschaftlichen Interessen ent sprechende Nutzung der natürlichen Ressourcen. Gerade dieser Aspekt verdient an gesichts der angespannten Rohstoff lage bei der weiteren Vertiefung der Intensivierung der Produktion im mer größere Beachtung. Generell gilt auch für den sozialistischen Produktionsprozeß: „Der Arbeiter kann nicht schaffen ohne die Natur, ohne die sinnliche Außenwelt. Sie ist der Stoff; an welchem sich seine Ar beit verwirklicht, in welchem sie tä tig ist, aus welchem und mittels wel chem sie produziert.“ 17 ) Durch die sozialistischen Produk tionsverhältnisse sind vollkommen neue Bedingungen für die Gestaltung des Verhältnisses von Produktion Und natürlicher Umwelt entstanden. Es sind erstmals die Voraussetzun gen gegeben, den Produktionsprozeß in Übereinstimmung mit den Repro duktionserfordernissen der natürli chen Umwelt durchzuführen. Das Ziel der sozialistischen Produktion und die Reproduktionserfordernisse der natürlichen Umwelt stimmen voll und ganz überein. Hieraus leitet sich jedoch für die planmäßige Ge staltung der Beziehungen zwischen Produktion und natürlicher Umwelt eine Reihe Konsequenzen ab. Der Effekt der laufenden Produk tion wird in zunehmendem Maße mit vom Aufwand für die Reproduk tion der natürlichen Umwelt be stimmt. Die Planung der natürlichen Umwelt ist deshalb unter sozialisti schen Produktionsverhältnissen ebenso fester Bestandteil der Pla nung wie die laufende Produktion. Im Interesse eines rationellen Einsat zes von natürlichen Ressourcen ist in der materiellen Produktion Schritt für Schritt, entsprechend den vor handenen Möglichkeiten von soge nannten offenen zu „geschlossenen“ Kreisläufen, zu umweltfreundlichen Technologien überzugehen. Es sind Technologien zu schaffen, die das Masse—Nutzen-Verhältnis wesentlich verbessern, die den Naturstoff voll ständig zu Produkt verwandeln bzw. Abprodukte als Ausgangsstoff wie der in die Produktion zurückführen. Mit Hilfe moderner Technologien ist das zu verwirklichen, was Marx in den „Grundrissen“ voraussah: „End lich die in die direkte Konsumtion eingehenden Produkte gehn aus der Konsumtion selbst wieder als Roh stoffe für Produktion heraus, Dünger im Naturprozeß etc., Papier aus Lumpen etc.“ 18 ) Ganz im Marxschen Sinne der rationellen Umwandlung und Aneignung der ganzen Natur zur Bedürfnisbefriedigung der Menschen heißt es im Programm der SED: „Die Natur als Quell des Lebens, des ma teriellen Reichtums, der Gesundheit und der Freude der Menschen zu er halten, rationell auf wissenschaft licher Grundlage zu nutzen, ist not wendig, damit sie dem gesicherten glücklichen Leben kommender Ge nerationen in der kommunistischen Gesellschaft dienen kann. Durch wirksame gesellschaftliche Anstren gungen zum Schutz des Bodens, zur Reinhaltung von Luft und Wasser sowie zur Verminderung des Lärms werden bessere Bedingungen für Ar beit und Freizeit geschaffen.“ 19 ) Obwohl Marx mit dem Abschluß ... . 1 . der „Grundrisse“ den Stoff bewältigt hatte, mit der bürgerlichen Ökonomie ins reine gekommen war, seine eigene Wert-, Geld- und Mehr werttheorie ausgearbeitet hatte, sah er einen wesentlichen Grund für die Nichtveröffentlichung der „Grund risse“ in der Form, in der Darstel lungsweise seiner ökonomischen Theorie, die nach Marx durch seine Krankheit gelitten habe. „In allem aber, was ich schrieb, schmeckte ich aus dem Stil das Leberleiden her aus.“ 20 ) Mit der Herausgabe seiner ökonomischen Theorie beabsichtigte 10) Ebenda, S. 592/593 11) Ebenda, S. 376 12) Vgl. H. Nick, Wissenschaftlich-tech nische Revolution und Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft In: Einheit, Heft 12/1977. S. 1340 ff. 13) K. Marx, Das Kapital. Erster Band, a. a. O., S. 446 14) Programm der Sozialistischen Ein heitspartei Deutschlands, Dietz Verlag, Berlin, 1976, S. 26 15) K. Marx,- Grundrisse a. a. O.; S. 599 16) E. Honecker, Die Aufgaben der Par tei bei der weiteren Verwirklichung der Beschlüsse des IX. Parteitages der SED, Neues Deutschland, 18./19. Februar 1978, S. 5 17) K. Marx: ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1/44. In: Marx/Engels, Werke, Ergänzungsband, Erster Teil, Berlin 1974, S. 512 18) K. Marx, Grundrisse .... a. a. o., S. 605 19) Programm der SED, a. a. O., S. 26 20) Brief von Marx an F. Lassalle von 12. November 1858, a. a. O. 21) Brief von Marx an Carl Klings vom 8. Oktober 1864, In: Marx/Engels, Werke, Band 31, Berlin 1965, S. 418 22) Brief von Marx an Lassalle vom 12. November 1858, a. a. O. Marx, „der Bourgeoisie theoretisch einen Schlag zu geben, von dem sie sich nie erholen wird.“ 21 ) In den „Grundrissen“ erblickte Marx noeh nicht die dazu erforderliche ge schliffene Waffe. Diese Schrift, be merkte er, vertrat „zum erstenmal eine wichtige Ansicht der gesell schaftlichen Verhältnisse wissen schaftlich. Ich schulde also der Par tei, daß die Sache nicht verunstaltet wird."22) Schluß