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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 22.1978
- Erscheinungsdatum
- 1978
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197800000
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19780000
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- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19780000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Bemerkung
- Teilweise mit vorlagebedingtem Textverlust.
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
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-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 22.1978
-
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- Ausgabe Nr. 30, 28. Juli 1
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- Ausgabe Nr. 42, 17. November 1
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- Ausgabe Nr. 45, 8. Dezember 1
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Band 22.1978
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Arbeitsstätte von K. Marx: Bibliothek des Britischen Museums in London Stürmische Entwicklung der Produktiv kräfte in der Mitte des vorigen Jahrhun derts (Maschinensaal der Firma Hart mann im damaligen Chemnitz) r Sar 2ar1 VORTRAG 78 D ie „Grundrisse“ wurden von Karl Marx in der erstaunlich kurzen Zeit von Mitte Oktober 1807 bis Mai 1858 verfaßt. Wer dieses 50 Druckbogen umfassende Werk in die Hand nimmt, wird freilich bald feststellen, daß sein Studium mit Mühe verbunden ist. Als Friedrich Engels das erste Heft der „Grund risse“ .durcharbeitete, teilte er in einem Errief vom 9. April 1858 Marx mit, daß ihn das sehr beschäftigt habe, da es sich um einen „sehr ab strakten Abriß“ handele und ihm „das abstrakte Denken fremd ge worden“ sei’) Die „Grundrisse“ stehen im Ge samtwerk von Karl Marx keinesfalls am Rande. Sie nehmen vielmehr im Schaffen dieses genialen Denkers, besonders aber bei der Ausarbeitung seiner ökonomischen Theorie einen zentralen Platz ein. Sie verdienen mehr Aufmerksamkeit, als gelegent lich nur zitiert zu werden. Jn den „Grundrissen" hot Karl Marx .. . \. erstmals seine ökonomische Theorie umfassend dargestellt. Theo riengeschichtlich sind sie die „ur sprüngliche Variante“ des Marx- sehen Hauptwerkes „Das Kapital“, dessen erster Band neun Jahre spä ter im Leipziger Wigand-Verlag er schienen ist. „Die Grundrisse“ haben aber nicht nur theoriengeschichtlich große Be deutung. Sie sind zugleich für die polit-ökonomische Forschung der Gegenwart von hoher Aktualität. Marx hatte bereits Anfang der fünfziger Jahre die Absicht, seine Studien zur bürgerlichen politischen Ökonomie abzuschließen und ein großes politökonomisches Werk her auszugeben, das der kapitalistischen Produktionsweise bis auf den Grund gehen sollte. In einem Brief vom 2. April 1851 teilte Marx an Engels voller Opti mismus mit: „Ich bin so weit, daß ich in 5 Wo chen mit der ganzen ökonomischen [Scheiße] (Plackerei) fertig bin. Wenn das erledigt ist, werde ich zu Hause die Ökonomie ausarbeiten und im Museum mich auf eine andere Wis senschaft werfen. Das fängt an, mich zu langweilen. Im Grunde hat diese Wissenschaft seit Adam Smith und David Ricardo keine Fortschritte mehr gemacht, so viel auch in ein zelnen Untersuchungen, oft supra delikaten, geschehn ist.“ 2 ) Einen Tag später antwortete Engels: „Ich bin froh, daß Du mit der Ökonomie end lich fertig bist. Das Ding zog sich wirklich zu sehr in die Länge, und“ — einschränkend fährt Engels fort — „solange Du noch ein für wichtig gehaltenes Buch ungelesen vor Dir hast, solange kommst Du doch nicht zum Schreiben.“ 3 ) Engels sollte recht behalten ... ...Es erwies sich, daß von Marx zur Ausarbeitung der ökonomischen Theorie der Arbeiterklasse noch eine titanische Arbeit zu leisten war. Marx mußte selbst erst mit der bür gerlichen Ökonomie ins reine kom men, sich gründlich mit klein bürgerlichen Scheintheorien vom Sozialismus, wie dem damals in der Arbeiterbewegung verbreiteten Proudhonismus auseinandersetzen. Marx bemerkte später: „Der Kom munismus muß sich vor allem dieses falschen Bruders’ entledigen“ 4 ) — und eine ungeheure Fülle von Tat sachenmaterial aus den verschieden sten Bereichen der kapitalistischen Wirtschaft analysieren. Erst im Ok tober 1857 — beflügelt durch die ausgebrochene Wirtschaftskrise — begann Marx damit, seine politische Ökonomie niederzuschreiben. Der unmittelbaren Niederschrift der „Grundrisse“ gingen die von Marx im Juli 1857 verfaßte unvoll endet gebliebene Skizze über den französischen Vulgärökonomen Bas- tiat und den nordamerikanischen Vulgärökonomen Carey 5 ) und die von Marx Ende August und Anfang Sep tember 1857 geschriebene berühmte „Einleitung zur Kritik der politi schen Ökonomie“ voraus. 6 ) Beide Ar beiten sind als Prolog für die „Grundrisse der Kritik der politi schen Ökonomie“ anzusehen. In der Das geniale Marxsche Werk „Grundrisse der Kritik der poli tischen Ökonomie“ wurde erstmals im Jahre 1939, etwa 80 Jahre nach seiner Fertigstellung, vom Marx-Engels-Institut in Moskau veröffentlicht. Marx selbst hatte sich entschieden, das Resultat seiner 15jährigen Forschung, der besten Zeit seines Lebens — wie er in einem Brief an Lassalle vom 12. November 1858 be merkt 1 ’ — nicht zu veröffentlichen. Die „Grundrisse“ betrachtete er eher als „Selbstverständigung“ als ein für den Druck geschrie benes Manuskript Während der Arbeit an den „Grundrissen“ — plagten Marx - wie zu vielen Zeiten seines Gesamtschaffens — Krankheit und finanzielle Not. Marx arbeitete Tag und Nacht. Tagsüber sorgte er sich um das Brot, nachts saß er an der Ausarbeitung und Vollendung seiner Ökonomie. „Ich arbeite wie toll die Nächte durch an der Zusammenfassung meiner ökonomischen Studien, damit ich wenigstens die Grundrisse im Klaren habe vor dem deluge" (der Sintflut — H. R.), heißt es in einem Brief von Marx und Engels vom 8. Dezember 1857. 2 ’ Welch bittere Ironie klingt aus den Zeilen, die Marx an Engels ein reichliches Jahr später am 21. Januar 1859 schrieb: „Ich glaube nicht, daß unter solchem Geldmangel je über ,das Geld* geschrieben worden ist.“ 3 ’ 1) Brief von Marx an Lassalle vom 12. Nov. 1858. In: Marx/Engels, Werke, Bana' 29, Berlin 1963, S. 566 2 ) Brief von Marx an Engels vom 8. Dezember 1857. In: Ebenda, S. 225 3) Marx an Engels, 21. Januar 1859. In: Marx/Engels, Werke, Band 29, a. a. O., S. 385 Prof. Dr. Horst Richter während des Vortrags. Skizze über die Vulgärökonomen 1 Bastiat und Carey steckt Marx exakt die Grenzen der klassischen poli tischen Ökonomie ab und gibt eine treffende Charakteristik der Vulgär- Ökonomie. .Über die klassische poli tische Ökonomie schreibt Marx: „Die Geschichte der modernen poli tischen Ökonomie endet mit Ricardo und Sismondi: Gegensätze, von de nen der eine englisch, der andre französisch spricht — ganz wie sie am Ende des 17. Jahrhunderts be ginnt mit Petty und Boisguillebert.“ 7 ) Da die klassische bürgerliche poli tische Ökonomie den inneren Zu sammenhang der bürgerlichen Pro duktionsverhältnisse erforschte, Adam Smith und David Ricardo den Grundstein der Arbeitswerttheorie legten, Marx in seiner ökonomischen Lehre an den Erkenntnissen der klassischen Ökonomie anknüpfte, bildet sie gemeinsam mit der klassi schen deutschen Philosophie und dem utopischen Sozialismus eine Quelle des Marxismus. Die Literatur der Vulgärökonomen kennzeichnet Marx als „Epigonen literatur“, die den Einsichten in die tieferen Zusammenhänge der kapi talistischen Produktionsweise nichts Nennenswertes hinzufügt. Mehr noch, die Vulgärökonomie versucht, die „Harmonie der Produktionsverhält nisse da zu beweisen, wo die klassi schen Ökonomen naiv ihren Anta gonismus zeichneten.“ 8 ) Die von Marx damals gegebene Charakteristik der Vulgärökonomie trifft auf die heutige bürgerliche Ökonomie voll und ganz zu. Ganz gleich in welches Gewand sie sich hüllt, ob in das der sogenannten In dustriegesellschaft. postindustriellen Gesellschaft, Konsumgesellschaft, gemischten Gesellschaft u. a., stets verfolgt sie den Zweck, das kapita listische Ausbeutersystem zu recht fertigen und die ihm wesenseigenen Gebrechen zu leugnen. Von fundamentaler Bedeutung . . . ... für die ökonomische Theorie der Arbeiterklasse ist die von Marx Ende August, Anfang September 1857 verfaßte „Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie“. In ihr definiert Marx den Gegenstand und die Methode der politischen Ökono mie. Marx rückt in das Blickfeld der politischen Ökonomie die Unter suchung der Produktionsverhältnisse und die in ihnen wirkenden ökono mischen Gesetze. „Wenn also von Produktion die Rede ist“ — bemerkt Marx —, „ist immer die Rede von Produktion auf einer bestimmten ge sellschaftlichen Entwicklungsstufe — von der Produktion gesellschaft licher Individuen.“ 9 ) Die exakte Gegenstandbestimmung der politischen Ökonomie, vor allem die Bestimmung des Platzes der Pro duktion im System der kapitalisti schen Produktionsverhältnisse, war für die Gesamtanalyse der kapitali stischen Produktionsweise von enor mer Bedeutung. Während die bis herige bürgerliche Ökonomie die „Produktion ... im Unterschied von der Distribution etc. als eingefaßt in von der Geschichte unabhängige ewige Naturgesetze“ dargestellt hat und damit den Zweck verfolgte, „ganz unter der Hand bürgerliche Verhältnisse als unumstößliche Na turgesetze der Gesellschaft in ab stracto“ 10 ) unterzuschieben, hebt Marx den vermeintlichen Unterschied zwischen Natur- und Gesellschafts gesetzen in der Totalität des Repro duktionsprozesses auf, legt erkennt nistheoretisch den Weg zur Ent rätselung des Geheimnisses der Mehrwertproduktion frei, die in er regender Weise in den „Grundrissen“ erfolgt und führt damit den unum stößlichen Beweis, daß der Kapita lismus keine ewige „natürliche“ Ord nung (ist), sondern historisch ebenso vergänglich ist wie die vorangegan genen Produktionsweisen. In der Einleitung zur Kritik ... ... der politischen Ökonomie“ ent hüllt Marx erstmals die komplizierte Dialektik, die zwischen den einzel nen Reproduktionsphasen — Produk tion. Distribution, Zirkulation und Konsumtion — besteht. Mit der Auf deckung der Wechselwirkungen zwi schen den Teilen eines einheitlichen Ganzen überwindet Marx die auch heute noch für die bürgerliche ökö-. nomie übliche eklektische Einteilung des Gegenstandes der politischen Ökonomie in Produktion, Distribu tion, Zirkulation und Konsumtion und schafft damit eine außerordent lich wichtige theoretische Grundlage für seine später ausgearbeitete Re produktionstheorie. Die von Marx entdeckten dialektischen Wechsel beziehungen zwischen den einzelnen Gliedern des Reproduktionsprozes ses; das Primat der Produktion, denn ohne sie gibt es weder Distri bution, Zirkulation noch Konsum tion: die aktive Rückwirkung der Distribution, Zirkulation und Kon sumtion auf die Produktion u. a. waren vor allem für die Gesamt analyse der kapitalistischen Produk tionsverhältnisse. die Marx in den „Grundrissen“ und später im „Ka pital“ vornimmt, von großer Bedeu tung. „Wir sind hier bei der Grund frage angelangt“, bemerkte Marx in den „Grundrissen“. „Die Frage wäre allgemein: können durch Änderung im Zirkulations instrument — in der Organisation — die bestehenden Produktionsverhält nisse und die ihnen entsprechenden Distributionsverhältnisse revolutio niert werden?“ 11 ) Indem Marx nachwies, daß jede gesellschaftliche Form der Produk tion die ihr adäquate Form der Di stribution, Zirkulation und Konsum tion hat, daß die Distribution, Zirku lation und Konsumtion nicht unab hängig von der gesellschaftlichen Form der Produktion existieren, diese vielmehr Erscheinungsformen des tieferen Prozesses Produktion sind, setzte er in der „Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie“ eine außerordentlich wichtige theo retische Prämisse für die in den „Grundrissen“ sowie in späteren Arbeiten geführte Auseinanderset zungen mit Auffassungen, die über die Veränderung der Verhältnisse der Zirkulation oder Distribution die Verhältnisse in der Produktion ver ändern wollen. Die von Marx nachgewiesenen... ... dialektischen Wechselbeziehun gen zwischen den einzelnen Gliedern des Reproduktionsprozesses besitzen ebenfalls für die politische Ökono mie des Sozialismus fundamentale Bedeutung. Ist es doch erst unter so zialistischen Produktionsverhältnis sen möglich, die komplizierten Be ziehungen zwischen Produktion, Di stribution, Zirkulation und Konsum tion planmäßig zu gestalten und aus zunutzen. Da die Produktion im So zialismus kein anderes Ziel kennt, als nach einer Bemerkung von Lenin „der Sicherung der höchsten Wohl fahrt und der Entwicklung aller Mitglieder der Gesellschaft“ 12 ) zu die nen, gewinnt beispielsweise die Marxsche Feststellung in der „Ein leitung zur Kritik der politischen Ökonomie“ : „Das Produkt erhält erst den letzten Finish in der Konsum tion“ 13 ), es bewährt sich im Unter schied zum bloßen Naturgegenstand erst in der Konsumtion, für das ge samte Leitungs- und Planungssystem im Sozialismus erstrangige Bedeu tung. Die auf die Befriedigung ma terieller und kultureller Bedürfnisse gerichtete Produktion, die im poli tischen Kurs der Hauptaufgabe in ihrer Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik ihren Ausdruck findet, bestätigt voll und ganz die von Marx in der „Einleitung zur Kritik der politischen Ökonomie“ getrof fene Feststellung, daß die Konsum tion, die Befriedigung materieller und kultureller Bedürfnisse immer mehr zur Triebkraft der Produktion wird. Es gehört mit zu den wichtigsten und kompliziertesten Aufgaben bei - der weiteren Verwirklichung der Einheit von Wirtschafts- und Sozial politik den mit dem wirtschaft lichen Fortschritt verbundenen so zialen Fortschritt ständig in soziale Energie, in gesellschaftliche Aktivi tät, in eine Triebkraft der Produk tion zum weiteren Leistungsanstieg unserer Volkswirtschaft umzuwan deln. Das Ergebnis der von Marx in der Zeit von Oktober 1857 bis Mai 1858 geleisteten Arbeit ist das geniale Werk „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“. Wenn Fried rich Engels in der „Einleitung“ zu Marx Schrift „Lohnarbeit und Kapi tal“ den Hinweis gibt, daß Marx in den vierziger Jahren seine Kritik der politischen Ökonomie noch nicht zum Abschluß gebracht habe, son dern daß diese erst gegen Ende der fünfziger Jahre geschah 14 ), so kann heute mit Fug und Recht festgestellt werden, daß dieser Abschluß in den „Grundrissen“ erfolgte. Die „Grundrisse“ vermitteln einen tiefen Einblik in die Forschungsmethode von Marx, die — wie Marx im Nachwort zur zweiten Auflage des „Kapital“, Erster Band, festellte - sich den Stoff im Detail anzueignen, seine verschiedenen Entwicklungs formen zu analysieren und deren inneres Band aufzuspüren hat. 15 ) Mit Hilfe der dialektischen Forschungs methode vollzog Marx in den „Grundrissen“ eine Umwälzung der gesamten ökonomischen Theorie, die zugleich mit einer Vielzahl polit ökonomischer Entdeckungen ver bunden war. Wichtige Entdeckungen in den „Grundrissen" In den „Grundrissen“ arbeitete Marx erstmals detailliert seine Wert-, Geld- und Mehrwerttheorie aus. Walter Tuchscherer —als pro funder Kenner der „Grundrisse“ — hat recht, wenn er feststellt, die Werttheorie bildet die fruchtbare Basis, auf der Marx die gesamte ökonomische Theorie umwälzte. 16 ) Interessanterweise beginnen die „Grundrisse“ mit dem „Kapitel vom Geld“. Im Unterschied zum „Kapi tal“, Erster Band, in dem Marx die Analyse der kapitalistischen Produk tionsverhältnisse mit der Ware be ginnt, verfolgte Marx mit diesem Beginn den Zweck, die damals von Proudhon verbreitete kleinbürger liche Illusion zu zerschlagen, die Wurzel aller Übel der bürgerlichen Gesellschaft lägen im Geld und mit der Beseitung des Geldes über die Reformierung der Banken und der Zirkulation überhaupt könnten die Gebrechen des Kapitalismus über wunden werden. „Herrn Proudhon aber und seiner Schule blieb es Vor behalten“ — bemerkte Marx —, „die Dregradation des Geldes und die Himmelfahrt der Ware ernsthaft als Kern des Sozialismus zu predi gen.“ 17 ) Es war also nötig, den Schein . . . ...zu zerstören, das Geld sei die Wurzel aller Übel in der bürger lichen Gesellschaft. Es galt, eine wissenschaftliche Geldtheorie auszu arbeiten. Dies geschah durch Marx in den „Grundrissen“. Unerläßliche Voraussetzung dafür war der be gründete Nachweis, daß das Geld seine tiefste ökonomische Wurzel nicht in der Zirkulation, wie das die gesamte bürgerliche Ökonomie bisher behauptete, sondern in einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Form der Produktion, nämlich der Waren produktion, hat. Über die Geld analyse gelangt Marx zur Wert analyse und von dieser zur spezi- • fisch kapitalistischen Form der Wa renproduktion. Marx gelangt in den „Grundrissen“ zu der fundamentalen Erkenntnis, daß sich das Wertver hältnis zweier Waren in einer drit ten — der Geldware — ausdrücken muß, die sich gegenüber den ande ren Waren fixiert und verselbstän digt. Das Geld oder die Geldware ist zwar al s Erscheinungsform etwas Äußerliches, sie ist aber nicht von außen in die Zirkulation hinein getragen, sondern sie ist organisch mit dem Wert verbunden und ist als Verkörperung des Wertes ebenso wie die Ware ein Resultat einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Form der Produktion. Wenn Proudhon und seine An hänger die dem Geld immanenten Widersprüche durch dessen Ab- Friedrich Engels: Wie Darwin das Gesetz der Entwicklung der organischen Natur, so entdeckte Marx das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter ideologischen Über wucherungen verdeckte einfache Tatsache, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trin ken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissen schaft, Kunst, Religion usw. treiben können; daß also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomi sche Entwicklungsstufe eines Volkes oder Zeitabschnittes die Grundlage bildete, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vor stellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben und aus der sie daher auch erklärt werden müssen — nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt. Schaffung und die Einführung von „Arbeitsgeld“ oder „Stundenzettel“ aufheben wollten, so hat Marx erst mals in der Geschichte der politi schen Ökonomie den Nachweis ange treten, daß die Widersprüche im Geld ihre Wurzel im Wesen des Gel des, d. h. in den ihm zugrunde lie genden Produktionsverhältnissen ha-, ben. Fortsetzung auf Seite 5
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