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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 21.1977
- Erscheinungsdatum
- 1977
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19770000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19770000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 21.1977
-
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- Ausgabe Nr. 6, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 18. Februar 1
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- Ausgabe Nr. 11, 18. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 25. März 1
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- Ausgabe Nr. 37, 14. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 28. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 2. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 9. Dezember 1
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Band
Band 21.1977
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4 Kultur 2. Dezember 1977 UZ/44 Musik von und um Beethoven Es ist gut, wenn Beiträge zur Beethoven-Ehrung vom üblichen Schema abweichen und (bei der möglichen Übersättigung) das In- teresse für Beethoven wachhal ten, Kenntnisse und Wissen ver tiefen. Dies tat auch die Kammer musikgruppe der Sektion Physik mit ihrem 49. Abend. Die „Musik von und um Beethoven“ umfaßte Kompositionen seiner Lehrer Neefe, Albrechtsberger, Haydn und Salieri sowie als Beispiele der Nachfolgenden Franz Schu bert und Fanz Xaver Mozart. Ein führung und Werke machten die musikalischen Beziehungen zu Beethoven deutlich. Interessant ist hierbei vielleicht, daß Beet hovens Lehrer in Bonn. Christian Gottlob Neefe, in Leipzig studiert hatte und hier noch den Nach hall der Bach-Tradition mitbe kam, Bachs Werke, zumal das „Wohltemperierte Klavier“ Beet hoven dann auch wärmstens empfahl. Das Programm wurde mit einer schönen Albrechtsberger-Sonate für Streichtrio begonnen, die von der Wiener Klassik noch weit entfernt schien. Neefe war mit einer seiner Klaviersonaten ver treten. Eine Überraschung bot ein Rondo für Flöte und Klavier von Mozarts zweitem Sohn Franz Xaver — virtuos vor allem im Klavierpart, die Flöte sehr kan- tabel behandelt. Einen ebenfalls gewichtigen Beitrag leistete Franz Schuberts Adagio und Rondo op. posth. für Klavier, Violine, Viola und Vio loncello. Nicht zu kurz kam auch das heitere Musizieren. Sa lieris Harlekinade und besonders die kunstvollen, witzigen aber auch heiklen Haydn-Kanons machten Ausführenden wie Zu hörenden großen Spaß. Ludwig van Beethoven selbst war schließ lich mit Schottischen Liedern und dem Rondo a Capriccio G- Dur op. 129 für Klavier vertreten. Musikalische Vielfalt war nicht nur hinsichtlich der verschiede nen „Stile“ und „Richtungen“ vorhanden, sondern auch im Ab wechslungsreichtum der Beset zungen. Damit blieb die Kammer musikgruppe ihrem Prinzip treu, möglichst alle Kräfte einzubezie hen. Eine besonders intensive Vorbereitung muß diesmal vor- ausgegangen sein. Es wurde durchweg Qualität geboten — erstklassig wieder Dr. Volker Riede, Klavier, und das Streich trio mit Günter Schellenberg, Violine, Dr. Matthias Otto, Viola, und Irmgard Otto, Violoncello. Daß im kommenden Frühjahr der 50. Abend der Kammer- musikgruppe stattfinden kann, macht die Kontinuität und Lei stungsfähigkeit dieses Ensembles der Universität sichtbar. Michael Oehme UZ: Auf dem Kreisparteiaktiv am 25.10. (s. UZ/39,1977) wurde ausführlich über die Bedeutung der kulturell ästhetischen Bildung gesprochen. Bei der Durchführung der entsprechenden Lehrveranstaltungen hat sieh die Sektion Physik große Verdienste erworben. Welches spezielle Anliegen legten Sie der Konzeption der Lehr veranstaltungen zugrunde? Dr. Kärger: Kunst und Kultur sind in den vielfältig sten Formen Bestandteil unseres Lebens. Diese Erkennt nis sollte unseren Studenten — und insbesondere den künftigen Lehrern — bewußt gemacht werden. Ein ne ben dem Wirken der FDJ-Grundorganisation wesent liches Mittel hierzu stellen die Lehrveranstaltungen zur kulturell-ästhetischen Bildung dar. Als eine Art Mini malprogramm sind sie für den Studenten unmittelba rer Beweis dafür, daß die Universität auch dieser Seite der Persönlichkeitsentwicklung die gebührende Bedeu tung schenkt. UZ: Über die Vielfalt im geistig-kulturellen Leben an Ihrer Sektion ist von uns schon verschiedentlich berich tet worden. Welche Aktivitäten sehen Sie im Hinblick auf die Arbeit mit den Studenten als besonders wert voll an? Df. Kärger: Es gibt eine Reihe von Zirkeln und Ensem bles (kammermusikgruppe, Singeklub, Fotozirkel, Mal zirkel), die den Studenten die Möglichkeit zur aktiven kulturellen Betätigung unmittelbar an der Sektion bie ten bzw. durch ihre Öffentlichkeitsarbeit hierzu anre gen. Als sehr günstig hat sich die Einrichtung einer Informationsstelle der Arbeitsgruppe Kultur erwiesen. Hier können Bestellungen für zentrale Veranstaltungen der Universität und für die von der Sektion organisier ten gemeinsamen Theaterabende aufgegeben werden. UZ: Bei der Gestaltung des geistig-kulturellen Lebens kommen Ihnen als staatlichem Kulturbeauftragten be sondere Aufgaben zu. Ist damit eigentlich „automatisch“ die Leitung der Veranstaltungen zur kulturell-ästheti schen Bildung verbunden? Dr. Kärger: Wie für,alle Lehrveranstaltungen ist auch für die Einhaltung dieses Lehrprogramms der stellver tretende Direktor für Erziehung und Ausbildung ver- aptwortlich. Es liegt in seinem Ermessen, eine geeignete Organisationsform zu finden. Ich halte die von unse rer Sektionsleitung gewählte Lösung, dem staatlichen Kulturbeauftragten im Rahmen seiner Aufgaben in Er ziehung und Ausbildung die Leitung dieser Veranstal tungen zu übertragen, für sehr günstig. Darüber hinaus bin ich auch sehr dankbar, daß mir diese interessante und wohl verantwortungsvolle Aufgabe übertragen worden ist. UZ: Könnten Sie uns etwas über die Lehrveranstaltun gen zur kulturell-ästhetischen Bildung sagen? Dr. Kärger: Die kulturell-ästhetische Bildung ist Be standteil des Lehrprogramms aller Lehrerstudenten im 1. Studienjahr. Sie besteht aus einem Anrechtszyklus, in dem den Studenten attraktive Aufführungen geboten werden. Anrechtsveranstaltungen werden von der Hauptabteilung Kultur organisiert, durch die wir damit bei der Erfüllung unserer Lehraufgaben wirkungsvoll unterstützt werden. In eigener Regie der Sektion liegt die Organisation von Vorlesungen zur kulturell-ästhe tischen Bildung. Wir orientieren dabei auf fünf Donpel- stunden pro Studienjahr. Wesentlich für den Erfolg der Vorlesungen ist dabei, daß bereits zu Semesterbe ginn die Vorlesungstermine feststehen und im Studien plan erscheinen. UZ: Welche Vorlesungen werden dabei den Studenten geboten? Dr. Kärger: Jährlich in der Vorbereitungswoche zum 1. Studienjahr erläutern wir in einer einführenden Vor- lesung das Anliegen der kulturell-ästhetischen Erzie hung und geben dabei gleichzeitig einen ersten Über blick über das kulturelle Leben in Leipzig.und an der Universität. Um ein Beispiel für die kulturellen Aktivi täten an, der Sektion zu geben, hat dabei in den letzten Jahren der Sektionssingeklub ein kurzes Programm vorgestellt. Pro Semester werden dann noch zwei Vor lesungen zu allgemein interessierenden künstlerisch kulturellen Themen gehalten. So konnten wir in den vergangenen Jahren mehrfach Dr. Strützel von der FSU Eine im Juni vom Kulturbund organisierte Fotoaussteilung in der „Leipzig-Infor mation" präsentierte Arbeiten vom Fotoklub der Physiker. UZ-Interview mit Dr. Jörg Kärger, Kultur beauftragter der Sektion Physik, über Erfah rungen bei derkulturell-ästhetischen Bildung Nur als eine testatpflichtige „Kulturspritze" zu verstehen? Vorlesung von Prof. Dr. Schuhmann über „DDR-Literatur in den sechziger und siebziger Jahren". Fotos: Klaus Voigt Jena begrüßen. Seine Vorlesungen über die Dialektik von Kunst und Kritik fanden immer wieder großen Anklang. In einer Veranstaltung im Rahmen des Sek tionskolloquiums sprach Prof. Erck, TH Ilmenau, über die Bedeutung aktiver künstlerischer Betätigung im Le ben hervorragender Naturwissenschaftler. Besonders dankbar sind wir der Sektion Germanistik und Litera turwissenschaften für ihre wirkungsvolle Unterstützung bei der Vorlesungsgestaltung.. Neben einem umfangei chen Vorlesungsangebot ist durch den verantwortlichen Kollegen der Sektion, Prof. Dr. Worgt, für eihe vorzüg liche Vermittlung der Vortragenden gesorgt. Welche Bedeutung der Betreuung der Universität auf diesem Sektor beigemessen wird, zeigte sich beispielsweise auch in der Tatsache, daß sich für unsere letzte Vorlesung Prof. Schuhmann zur Verfügung gestellt hatte. Seinen Ausführungen über „die DDR-Literatur in den sechziger und siebziger Jahren“ konnten viele Anregungen für den nächsten Bücherkauf (wie vorgesehen auch für die Wohnheimbibliothek) entnommen werden. UZ: Wichtige Voraussetzung für das Erreichen eines bestimmten Ausbildungszieles ist das Engagement des gesamten Lehrkollektivs. Wie werden Sie in Ihrer Ar beit durch das Lehrkollektiv unterstützt? Dr. Kärger: Die meisten der Anrechtsveranstaltungen werden von Vertretern des Lehrkollektivs mitbesucht Damit ist die Möglichkeit gegeben, daß sich die Semi nargruppenberater mit ihren Studenten austauschen können.Besonders hervorzuheben ist dabei der Einsatz des Lehrkollektivleiters, Prof. Lösche, auf dessen Ini tiative hin zusätzlich zum Anrechtszyklus unsere Stu denten gemeinsam mit dem Lehrkollektiv die Leipziger „Galilei“-Aufführung besuchen. Eine anschließende Diskussion mit Vertretern des Theaters läßt diesen Theaterabend zu einem nachhaltigen Erlebnis werden. UZ: Gewöhnlich werden Lehrveranstaltungen mit Prü fungen oder zumindest Testaten abgeschlossen. Wie sicht das bei der kulturell-ästhetischen Bildung aus? Dr. Kärger: Sie schneiden hier ein mir etwas unange- nehmes Thema ah, denn Interesse an Kunst und Kul tur läßt sich wohl kaum durch Testate oder Anwesen heitskontrollen erzwingen. Andererseits ist aber der Besuch der Lehrveranstaltungen obligatorisch und sollte — zumindest im ersten Studienjahr — auch kon trolliert werden. Wenn wenigstens ein Teil der Veran staltungen zur kulturell-ästhetischen Bildung besucht wurde, können wir vpraussetzen, daß zumindest das al lererste Anliegen der Veranstaltungen (nämlich, den Studenten, mit dem geistig kulturellen Leben seines Wirkungskreises bekanntzumachen und auf dessen Be deutung hinzuweisen) erreicht worden ist. Mit den Studenten, die allzu oft den Veranstaltungen fernbleiben, haben wir uns mit dem Kulturfunktionär der FDJ-GOL zusammengesetzt und Auflagen im Sinne einer Stimulierung kultureller Aktivitäten (zumeist im Rahmen der FDJ-Gruppe) erteilt. Erst nach deren Reali sierung wurde im Studienbuch die erfolgreiche Teil nahme an den Lehrveranstaltungen zur kulturell-ästhe- tischen Bildung bestätigt. UZ: Und wie ist die Resonanz unter den Studenten? Dr. Kärger: Ich habe bisher ausschließlich positive Kommentare gehört. Insbesondere sind die Studenten sehr dankbar für die großzügige finanzielle Stützung der Anrechtsveranstaltungen durch die KMU. UZ: Wo meinen Sie nun, daß die Veranstaltungen zu einer festen Integration der Studenten in das geistig kulturelle Leben der Sektion mit beitragen können? Dr. Kärger: Über die Bedeutung der Hochschullehrer und des Lehrkollektivs hierbei haben wir schon gespro chen. Hier müssen die Studenten emotional angespro chen werden, so daß sie die entsprechende Einstellung finden, die ihnen in den einzelnen Veranstaltungen ge nannten Möglichkeiten des kulturellen Lebens auch weiter zu nutzen. Wesentlich wird hierbei auch der un mittelbarer Kontakt — z. B. in einem gemeinsamen Singeabend mit dem Sektionssingeklub — sein. So sol- len beispielsweise auch der 50. Konzertabend der Kam mermusikgruppe sowie die volkskünstlerische Lei stungsschau im Frühjahr von den - Studenten als Hör hepunkte in ihrem Leben an der Sektion mit 'ange sehen werden. „Kohlhaas"- Uraufführung am 21. Januar Am 21. Januar 1978 gibt es einen sehenswerten Theaterabend. Das Poetische Theater „Louis Fürn- berg" stellt an diesem Tag erst mals das Schauspiel von Stefan Schütz „KOHLHAAS“ vor, es ist, genaugenommen,, sogar eine Ur aufführung, und der in Potsdam lebende Autor hat sein Erschei nen zugesagt. Heiner Müller sagte über seinen Dramatiker kollegen Stefan Schütz, Jahrgang 1944: „Er ist zu sehr Schauspieler und zu stark vom Leben in der DDR geprägt, um für die Schub lade zu schreiben. Jedes neue Stück ist ein gieriger Griff nach dem lebendigen Theater.“ Das Schauspiel wird im Hör saal der Frauenklinik, 701, Ph.- Rosenthal-Str., gespielt. Ein Besuch lohnt sich aus meh reren Gründen: Bekanntschaft mit einem vielversprechenden DDR-Dramatiker, eigenständige Version des Kleist-Stoffes und sinnenfreudiges Theater. Darüber hinaus spielt Burkhard Damrau die Titelrolle, mit der er sich nach sechsjähriger Ensemble zugehörigkeit verabschiedet, um das geliebte Hobby als Beruf beim Landestheater Altenburg fortzusetzen. Karten gibt es ab 10. Januar im Vorverkauf, dienstags und donnerstags von 11 bis 14 Uhr (Ernst-Beyer-Haus 30 489/7960408) Ernst-Schneller-Str. 6 (Ernst- Beyer-Haus), Musikalienhandlung Oelsner, 701, Schillerstr., Leipzig- Information, 701 Sachsenplatz, sowie an der Abendkasse. (Die in der UZ/Nr. 43 angekün digte Premiere am 10. Dezember mußte auf Grund der Erkran kung zweier Hauptdarsteller ver schoben werden). Die CSSR-Tanzgruppe des Ensembles „Solidarität" gestaltete mit anderen En' semblemitgliedern im Kulturhaus „Alfred Frank" ein anspruchsvolles Programm mit dem Titel „Im Sternenzeichen des Oktober". Klub-Veranstaltung über „Traum und Wirklichkeit in der Malerei Marc Cha galls” mit Dr. Hans Liebau (2. v. r.). Aus Schriften des Künstlers las die be- bekannte Schauspielerin Helga Labudda. (Fotos: Levai) Ich bin nicht der erste und werde auch nicht der letzte sein, der seine Eindrücke vom Besuch der VIII. Kunstausstellung im Dresdener Albertinum zu Papier bringt, brin gen will. Es kann nur ein Versuch sein. Ich -weiß nicht, welches. Bild mich am meisten beeindruckte, aber es gibt, viele, über die ich mir Ge danken mache. Da waren gleich am Anfang die 6 Werke Lea Gründigs, die mein In teresse weckten. Ganz besonders das Bildnis „Junge Ärztin“ — ein Port rät. Die Schwierigkeiten bei einem Porträt bestehen sicher darin, einen Menschen lebensnah und ungezwun gen darzustellen. Lea Grundig ist das sehr gut gelungen. Porträt und Hintergrund bilden eine Einheit und bringen die Gedanken dieser Frau deutlich zum Ausdruck. Eine Ärztin, die, noch jung im beruflichen Le ben, all ihre Aufgaben meistern will. Ein Beruf, der es erfordert, das Ver trauen der Menschen zu erwerben und es zu erwidern. Auch die Bilder zur Chile-Thematik sind beeindruk- kend durch Farben und Motive dar gestellt. Lea Gründigs Maltechnik ist einfach und überzeugend. Sie war eine Künstlerin, die durch ihre Bil der ihre Gedanken und ihren Stand punkt zeigt, eindeutig. Kritisch betrachte ich Peukers „Am Freitagabend“. In der „Jungen Welt“ las ich darüber einen Beitrag, der mir etwas zu einseitig erschien. Meine Meinung dazu ist: Nicht nur Männer haben einen Freitagabend, sondern auch Frauen, aber wie würde man ihnen ein Bild dieser Thematik malen? Mich regte das wieder einmal an, nachzudenken, wie weit Frauen eigentlich schon emanzipiert sind, nicht nur im Be trieb, sondern auch zu Hause... Im Gegensatz -zu diesem Bild ge fiel mir Hachullas „Erster Rentner tag“. Ein Problem, das mich persön lich noch lange nicht betreffen wird, in das man sich aber hineindenken kann, wenn man vor diesem Werk steht. Eine Frau sitzt an ihrem er sten Tag in der Rente an einem Tisch, aus ihrem Gesicht spricht Freude und Traurigkeit. Ein Wider spruch? Diese Frau wurde aus ih rem Arbeitsleben gerissen. Eine Trennwand steht, auch im Bild, zwi schen ihrer Arbeitsstelle und ihrer Zukunft. Was wird ihr die Zukunft bringen? Auf dem Tisch liegen Briefmarken und Handarbeiten, aber wie weit kann das einen Menschen ausfüllen? Diese Frau wird sich einen Wirkungsradius schaffen, um zü merken: Ich werde noch ge braucht und nicht „zum alten Eisen“ geworfen. Dafür bietet unsere Ge sellschaft viele Möglichkeiten, aber diese Aussage fehlte in dem Bild. Etwas verwirrt stand ich vor Tüb- kes „Chilenischem Requiem“. Sein Stil entspricht dem der alten Mei ster, die mich zwar sehr begeistern, aber ich frage mich, ob es erforder lich ist, unsere Zeit auf diese Art und Weise darzustellen. Das Bild ist in haltlich aktuell, erinnert aber sehr an religiöse Thematik. Wäre es noch ein deutig zu bestimmen, wenn nicht die chilenische Fahne zu sehen wäre? Es ist, glaube ich problematisch, die alten Meister „vervollständigen“ zu wollen. Gudrun Hegewalds „Kind und El tern“, eine tiefgreifende Problematik, die nicht typisch, aber doch real ist. Auf der Ausstellung fand ich Bil der, die sehr unterschiedlich auf mich wirkten, aber wichtig war, daß ich davor stehengeblieben bin und versucht habe, sie zu verstehen. Der Maler hat erreicht, was ei’ wollte, nämlich anzusprechen. Petra Tobias Lea Grundig „Junge Ärztin aus einer Dresdener Poliklinik", Tusche laviert, 62,5 X 47, Ausschnitt. Repro: Reinhard Müller.
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