Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 21.1977
- Erscheinungsdatum
- 1977
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19770000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19770000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 21.1977
-
- Ausgabe Nr. 1, 7. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 14. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 21. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 28. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 4. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 18. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 25. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 4. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 11. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 18. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 25. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 1. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 22. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 29. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 6. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 13. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 20. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 27. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 3. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 10. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 17. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 24. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 1. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 8. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 15. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 22. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 29. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 14. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 28. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 2. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 9. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. Dezember 1
-
Band
Band 21.1977
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
PARTEILEHRJAHR aktuell Informationen zu Themen des Monats D ie weltgeschichtliche Entwick lung ist mit der Oktoberrevolu tion von einschneidenden politi schen Veränderungen geprägt. In har ten Auseinandersetzungen wußte sich der Sozialismus gegen den Im perialismus nicht nur zu verteidi gen, sondern ihm schrittweise Posi tionen abzuringen, so daß schließ lich mit dem Übergang in die 60er Jahre der Kapitalismus in die dritte Etappe seiner allgemeinen Krise eintrat, dessen wesentliches Merk mal darin besteht, daß dem Impe rialismus zunehmend die weltpoli tische Initiative entgleitet. Das sicht bare Vordringen der weltrevolutio- nären Kräfte erfolgt nicht automa tisch, geradlinig, widerspruchsfrei oder ohne Rückschläge, doch der Vormarsch des Weltsozialismus und der mit ihm verbündeten antiimpe rialistischen Kräfte vollzieht sich historisch unaufhaltsam. Der Impe rialismus verfügt noch über beacht liche Potenzen, und die Stärke sei ner- Gegner an den verschiedenen Fronten des internationalen Klas senkampfes ist sehr unterschied lich. So setzt er alle ihm mögli chen, in zunehmendem Maße poli tisch-ideologische Mittel ein, um das weitere Vordringen des Weltsozialis mus aufzuhalten. Besondere An strengungen richtet er auf die Zer setzung und Schwächung der anti- 3. Die verstärkte Internationalisie rung des Klassenkampfes. Die Aus weitung und Vertiefung der revolu tionären Prozesse in der ganzen Welt, d. h. die Stärkung der Posi tionen des Weltsozialismus, das An schwellen des Kampfes der Arbei terklasse und ihrer Verbündeten gegen die Monopole, das Voran schreiten der antiimperialistischen Bewegung der Völker Asiens, Afri kas und Lateinamerikas bewirkt und gebietet einen immer engeren Zusammenschluß aller antiimperia listischen Kräfte. Zugleich muß un bedingt beachtet werden, daß der Imperialismus seinen Kampf gegen die revolutionären Kräfte im inter nationalen Maßstab immer stärker koordiniert. So erklärte Erich Honecker vor dem IX. Parteitag der SED: „Es ist unübersehbar, daß viele der neuen Aufgaben, vor denen die Kommuni sten heute stehen, von ihnen nur gemeinsam, in koordiniertem Kampf und mit einer gemeinsamen Ak tionsplattform gelöst werden kön nen. Alle Erfahrungen aus den revo lutionären Kämpfen der Vergangen heit und der Gegenwart bestätigen die von Marx, Engels und Lenin formulierte Erkenntnis: Da sich der Klassenfeind international organi siert, kann auch die revolutionäre Arbeiterbewegung ihre Ziele nur er- seminar Der proletarische Internationalismus heute zum Studium von Grundprobleme des revolutionären Weltprozesses Imperialistischen Einheit. Weil er die Arbeiterklasse als den Hegemon des antiimperialistischen Kampfes zu schwächen beabsichtigt, führt er den Hauptstoß seiner ideo logischen Aktivitäten gegen die Ein heit der kommunistischen Weltbe wegung und das dieser Einheit zu grundeliegende politische und ideo logische Grundprinzip, den proletari schen Internationalismus. Daß ande rerseits in der kommunistischen Be wegung selbst die Diskussionen um Begriff, Inhalt und Kriterien des proletarischen Internationalismus sehr lebhaft sind, ist auf die wach sende Vielschichtigkeit und Kom pliziertheit der Klassenkämpfe auf allen Ebenen zurückzuführen, wo durch ständig neue Fragen der Stra tegie und Taktik des revolutionären Kampfes aufgeworfen werden. Aber gerade das zeugt von der wachsen den Rolle des proletarischen Inter nationalismus in der. internationa len Klassenauseinandersetzung. F ür die Erhöhung der Bedeutung des proletarischen Internationa lismus unserer Zeit lassen sich wenigstens drei Faktoren anfüh ren: 1. die objektiv begründete Interna tionalisierung der Produktions- und Austauschprozesse. Dieses gesell schaftliche Entwicklungsgesetz, das zugleich das Heranreifen der mate riellen Voraussetzungen des Sozia lismus im Weltmaßstab verdeutlicht, führt zu einer ständigen Erweite rung der ökonomischen Beziehun gen zwischen den Ländern der Welt. Diese Prozesse sucht der Imperialis mus seiner Machtausweitung in den Dienst zu stellen, wohingegen die fortschrittlichen Kräfte sie in revo lutionärem Sinne zu nutzen trach ten müssen. 2. Die Sicherung des Weltfriedens, die Verhinderung eines thermonu klearen Krieges und das Ringen um Abrüstung und Entspannung. Auf der Festveranstaltung anläß lich des 60. Jahrestages der Oktober revolution erklärte Leonid Breshnew: ' „Gelingt es uns, die entschei dende Aufgabe zu lösen, die Auf gabe, einen neuen Weltkrieg abzu wenden und einen dauerhaften Frie den zu sichern, so wird das den Be wohnern der Erde neue Perspekti ven eröffnen.“ Diese so wichtige Aufgabe ist ange sichts der vom Imperialismus ausge henden Gefahren nur durch das Zu sammenwirken der Friedenskräfte der Welt zu lösen. Das aber setzt die Aktionseinheit der Arbeiterklasse voraus, um die von der Sowjetunion vorgetragenen Friedensinitiativen zu weltweit wirkenden Massenaktivi täten werden zu lassen. reichen, wenn sie über Ländergren zen und Kontinente hinweg zusam menwirkt.“ I n den jüngsten Debatten um den Inhalt des proletarischen Interna tionalismus tauchen unter anderem immer wieder zwei Argumente auf. Es wird vom „neuen“ Internatio nalismus gesprochen, weil sich die Rolle der Bündnispartner im anti imperialistischen Kampf so stark ausgeweitet habe, und der proleta rische Internationalismus stelle die Lösung der nationalen Aufgaben hintenan. Ersteres jedoch hieße in der Konsequenz, die avangardisti- sche Rolle des Proletariats, dessen internationalistische Stellung objek tiv begründet ist, im antiimperiali stischen Kampf zu leugnen. Selbst verständlich ist proletarischer Inter nationalismus historisch konkret, und heute widerspiegelt er a) die Beziehungen zwischen der Ar beiterklasse aller Länder, b) die Beziehungen zwischen den kommunistischen und Arbeiterpar teien c) die Beziehungen zwischen den so zialistischen Ländern d) die Beziehungen zwischen der internationalen Arbeiterklasse und der nationalen Befreiungsbewegung. Zum zweiten ist zu sagen, daß sich proletarischer Internationalis mus nur in der dialektischen Ein heit seiner inneren und äußeren Seite, der nationalen und internatio nalen Aufgabenstellung verwirklicht. Die SED läßt sich ebenso wie die KPdSU und andere Bruderparteien von der Leninschen Erkenntnis lei ten: „Es gibt nur einen wirklichen Internationalismus: die hingebungs volle Arbeit an der Entwicklung der revolutionären Bewegung und des revolutionären Kampfes im eige nen Lande, die Unterstützung (durch Propaganda, durch moralische und materielle Hilfe) eben eines sol chen Kampfes, eben einer solchen Linie und nur einer solchen allein in ausnahmslos allen Ländern.“ Nicht zufällig konzentriert sich der Geg ner bei der Infragestellung des pro letarischen Internationalismus auf das Verhältnis zur Sowjetunion. Sie hat mit ihrem Weg die Allgemein gültigkeit des Leninismus erhärtet, sie ist Vorkämpfer des revolutio nären Weltprozesses. Für unsere Par tei ist und bleibt das Verhältnis zur KPdSU das entscheidende Kriterium des proletarischen Internationalismus. Darum erkärte Erich Honecker auf dem IX. Parteitag der SED: „Die fe ste Verbundenheit mit der Partei und dem Lande Lenins ist eine prin zipielle Frage des Klassenstand punktes, das entscheidende Krite rium für jeden Revolutionär und Internationalisten. Dr. Kübler ► Thema: Die Weiterentwicklung der Theorie der sozialistischen Re volution durch W. I. Lenin in den Jahren des neuen revolu tionären Aufschwunges und des ersten Weltkrieges. Schwerpunkte: 1. Warum ist der Imperialis mus der Vorabend der proleta rischen Revolution? 2. Wodurch gelangte W. I. Le nin zu der Schlußfolgerung von der Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Land? 3. Worin besteht die aktuelle Beurteilung des Kampfes der Bolschewiki gegen den ersten imperialistischen Weltkrieg? Literatur: W. I. Lenin: Der Imperialis mus als höchstes Stadium des Kapitalismus. Vorwort zu deutschen und zur französi schen Ausgabe, X. Der Platz des Imperialismus in der Ge schichte. IN: Ausgewählte Werke in drei Bänden, Bd. 1, S. 769-774, 868-873. Geschichte der Kommunisti schen Partei der Sowjetunion, Berlin 1971 bzw. 1973, S. 172 bis 181, 188-193, 200-230. W. I. Lenin: Über die Losung der Vereinigten Staaten von Europa. In: Ausgewählte Wer ke in sechs Bänden, Bd. II, S. 615-619. W. I. Lenin: Das Militärpro gramm der proletarischen Re volution. In: Ebenda, S. 771 bis 783. Programm der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, Berlin 1976, Abschnitt I, Seite 11-17. ◄ Thema: Die wachsende Bedeutung des proletarischen Internationalis mus für den festen Zusammen schluß aller antiimperialisti schen Kräfte. Der IX. Partei tag der SED über die Aufgaben auf dem Gebiet der Außenpo litik. Schwerpunkte: 1. Warum erlangt der proleta rische Internationalismus für den festen Zusammenschluß der antiimperialistischen Kräf te zunehmende Bedeutung? 2. Warum ist der proletarische Internationalismus ein Grund prinzip der Politik und Ideolo gie der Arbeiterklasse? 3. Welche Aufgaben beschloß der IX. Parteitag der SED auf dem Gebiet der Außenpolitik? Literatur: W. I. Lenin: Ursprünglicher Entwurf der Thesen zur na tionalen und kolonialen Frage. IN: Marx, Engels, Lenin: Über den revolutionären Weltprozeß, Berlin 1977, S. 337 fl. Programm der SED, Berlin 1976, S. 56-57, 59-64. Zur Theorie über die sozialistische Revolution U nsere Lehre“, sagte Engels von sich und seinem berühm- , ten Freund, „ist kein Dogma, sondern eine Anleitung zum Handeln“. In diesem klassischen Satz ist mit wunderbarer Kraft und Prägnanz jene Seite des Marxis mus hervorgehoben, die sehr oft außer acht gelassen wird. Wenn wir sie aber außer acht lassen, machen wir den Marxismus zu einer einsei tigen, mißgestalteten, toten Lehre, nehmen wir ihm seine fundamentale theoretische Grundlage — die Dia lektik, die Lehre von der allseitigen und widerspruchsvollen histori schen Entwicklung, untergraben wir seinen Zusammenhang mit den bestimmten praktischen Aufgaben der Epoche, die sich bei jeder neuen Wendung in der Geschichte ändern können.“ Dieser Leninsche Gedanke ist auch ständig zu beachten, wenn man sich mit der Entwicklung von Lenins Anschauungen selbst be schäftigt. So ist Lenins Revolutions theorie nur dann voll zu verstehen, wenn man sie in den „Zusammen hang mit den bestimmten prakti schen Aufgaben der Epoche“ stellt, in der sie erarbeitet worden ist. Die Begründer des wissenschaftlichen Kommunismus, Karl Marx und Fried rich Engels, hatten in ihren Schrif ten die wissenschaftliche Theorie der sozialistischen Revolution be gründet und damit der Arbeiter klasse den Weg zum Aufbau der kommunistischen Gesellschaftsord nung gewiesen. Die sozialistische Revolution selbst stand aber zu ih ren Lebzeiten noch nicht direkt auf der Tagesordnung. Erst der Impe rialismus hat die Menschheit un mittelbar an die sozialistische Re volution herangeführt und sie zur praktischen Tagesaufgabe gemacht. Lenin war der erste Marxist, der eine umfassende Analyse des neuen Entwicklungsstadiums, in das der Kapitalismus eingetreten war, vor nahm. Das geschah in seinem Buch „Der Imperialismus als höchstes Stadium des Kapitalismus“. Aus der Imperialismus-Analyse zog Lenin Schlußfolgerungen, die die marxistische Revolutionstheorie wesentlich bereicherten. E ine der bedeutendsten Leistun gen Lenins war der Nachweis der Ungleichmäßigkeit der öko nomischen und politischen Entwick lung der kapitalistischen Länder in der Epoche des Imperialismus. Lande, wo alle Voraussetzungen für die sozialistische Revolution zuerst heranreifen, die Front des Impe rialismus zu durchbrechen und die Diktatur des Proletariats zu errich ten, ohne zu warten, bis auch die anderen Länder soweit sind. Damit erfülle das Proletariat dieses Lan des seine internationalistische Pflicht. Sie bestehe darin, „ein Höchstmaß desssen, was in einem Lande für die Entwicklung, Unter stützung und Entfachung der Revo lution in allen Ländern durchführ bar ist“, zu tun. D ie Schlußfolgerung von der Möglichkeit des Sieges der so zialistischen Revolution in einem Lande ist die Grundlage der Leninschen Revolutionstheorie. Aus ihr leiten sich folgerichtig weitere wichtige Gedanken ab, so die Not wendigkeit der Verteidigung des so zialistischen Vaterlandes. Die These von der Möglichkeit des Sieges des Sozialismus in einem Lande schloß gleichfalls die Er kenntnis ein, daß die sozialistischen Revolutionen in den einzelnen Ländern nicht unter einunddensel- ben konkret-historischen Bedingun gen stattfinden können. Das Kräfte verhältnis, die ökonomische Ent wicklung und andere Faktoren wer den sich unterscheiden. Das warf die Frage nach den allgemeingül tigen Gesetzmäßigkeiten und der Vielfalt der Formen des Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus auf. Auch dazu nahm Lenin Stel lung: „Alle Nationen werden zum Sozialismus gelangen, das ist un ausbleiblich, aber keine auf ge nau die gleiche Art und Weise, jede wird zu dieser oder jener Form der Demokratie, zu dieser oder je ner Abart der Diktatur des Prole tariats, zu diesem oder jenem Tempo der sozialistischen Umgestaltung der verschiedenen Seiten des ge sellschaftlichen Lebens etwas Eige nes beitragen.“ Die allgemeingülti gen Gesetzmäßigkeiten verwirkli- chen sich also in unterschiedlichen Formen, abhängig von den konkret historischen Umständen und natio nalen Besonderheiten, sind aber überall vorhanden. Diese Leninsche Voraussage etwa von dieser oder je ner Form der Diktatur des Proleta riats ist durch die historische Ent wicklung voll bestätigt worden. Lenin beantwortete auch die seminar zum Studium der Geschichte der KPdSU Lenins Verdienst bestand dabei nicht in der Entdeckung dieses Ge setzes, das bereits Marx festgestellt hatte, sondern in der Erforschung der Besonderheiten seiner Durchsetzung unter den Bedingungen des Imperia lismus. Er stellte fest, daß der Im perialismus die Ungleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung außerordentlich ver schärft und deshalb die Bedingun gen für die sozialistische Revolu tion in den einzelnen Ländern un gleichmäßig heranreifen. Daraus lei tete er die Schlußfolgerung ab, daß die sozialistische Revolution nicht gleichzeitig in allen oder der Mehr heit der kapitalistischen Staaten ausbrechen wird, wie es Marx und Engels entsprechend den Gegeben heiten ihrer Zeit berechtigterweise angenommen hatten. Erstmalig äußerte Lenin die Auf fassung im Jahre 1915: „Die Un gleichmäßigkeit der ökonomischen und politischen Entwicklung ist ein unbedingtes Gesetz des Kapitalis mus. Hieraus folgt, daß der Sieg des Sozialismus zunächst in wenigen kapitalistischen Ländern oder so gar in einem einzeln genommenen Lande möglich ist.“ Sprach er hier noch relativ vorsichtig von der Möglichkeit des Sieges des Sozialis mus in einem Lande, so ist nach Abschluß seiner Untersuchungen über den Imperialismus ein Jahr spä ter seine Aussage ganz bestimmt: „Der Sozialismus kann nicht gleich zeitig in allen Ländern siegen. Er wird zuerst in einem oder einigen Ländern siegen, andere werden für eine gewisse Zeit bürgerlich oder vorbürgerlich bleiben.“ Lenin leitete daraus die Aufgabe ab, in dem Frage, wo die sozialistische Revolu tion beginnen werde. Er wandte sich gegen alle Extreme — etwa das höchstentwickelte imperialistische Land oder das rückständigste Land als Ausgangspunkt der sozialisti schen Revolution zu betrachten. Für den Übergang zum Sozialismus sind bestimmte materielle Voraussetzun gen erforderlich, die durch den Mo nopolkapitalismus geschaffen wer den, d. h. ein Minimum ökonomi scher Reife, das es der Arbeiter klasse ermöglicht, nach Errichtung ihrer Macht mit dem planmäßigen Aufbau des Sozialismus zu beginnen. Es war für das erste Land also mindestens ein durchschnittliches kapitalistisches Entwicklungsni veau erforderlich. Das war in Ruß land gegeben. Rußland war darüber hinaus zum Knotenpunkt der Wider sprüche in der imperialistischen Welt und damit zum schwächsten Kettenglied des imperialistischen Weltsystems geworden. Unmittelbar stand in Rußland aber noch nicht die sozialistische Revolu tion, sondern die bürgerlich-demo kratische Revolution auf der Tages ordnung. Deshalb sprach Lenin bis Februar 1917 nicht direkt von der sozialistischen Revolution in Ruß land. Aber sofort nach der Februar revolution 1917 äußerte er die Über zeugung, daß sich die russische Re volution nicht auf „die erste Etappe“ d. h. die bürgerlich-demokratische Revolution beschränken werde, und er selbst unternahm mit der Aus arbeitung der Aprilthesen alles, um das Hinüberwachsen der bürger lich-demokratischen in die soziali stische Revolution voranzutreiben. Dr. Behrendt Zur Kritik der sozialreformistischen Ideologie Wissenschaftliche Zeitschrift, Karl-Marx-Universität, Heft 5 Der Marxismus-Leninismus ist eine streitbare Wissenschaft, die sich offensiv und kritisch mit den verschiedenen Varianten des An tikommunismus auseinandersetzt. So fordert der IX. Parteitag der SED zu Recht eine verstärkte theo retische Arbeit auf dem Gebiet der Kritik imperialistischer, links radikaler und rechtsopprotunisti- seher Theorien und Gesellschafts konzeptionen. Dieser Aufforderung fühlen sich die Autoren des neuen Hef tes der Wissenschaftlichen Zeit schrift verpflichtet. Ihr Gegen stand ist die Kritik der sozial reformistischen Ideologie. Beson ders sie erweist in einer Zeit, da die Krisenhaftigkeit des Kapita lismus latent und offenkundig wird, ihren spezifischen Charak ter bei der Begründung von Kon zeptionen, die sowohl gegen die marxistische Ideologie als auch gegen den Sozialismus als Wirk lichkeit gerichtet sind. So heißt es in den Vorbemerkungen der Zeitschrift: „Der ideologische Kampf gegen solche Theorien des Sozialreformismus ist im In teresse der Fortsetzung der Ent spannungspolitik, im Interesses des antimonopolistischen Rin gens um sozialen Fortschritt und Demokratie eine unbedingte Not wendigkeit.“ Die Auseinandersetzung mit der sozialreformistischen Ideologie ist in diesem Heft relativ breit angelegt. Sie umfaßt neben philo sophischen auch ökonomische und historische Aspekte. Einige Aufsätze zur philosophischen Problematik entstammen der Ar beit der an der Sektion Marxis mus-Leninismus bestehenden Forschungsgruppe „Zur Kritik philosophischer Grundlagen des Sozialreformismus.“. Gemeinsamer Ausgangspunkt der meisten Artikel ist die Be leuchtung des Phänomens, daß zu Beginn der siebziger Jahre eine verstärkte Theoriendiskus sion innerhalb sozial aemokrati- scher Parteien Europas einsetzte und auch in der SPD eine ve hemente Rolle einnimmt. Unter diesem Aspekt werden philoso phischen Quellen nachgegangen, denen bei der Fundierung sozial reformistischer Ideologie Bedeu tung zukommt. In der SPD sind dieses vor allem der „kritische Rationalismus“ und die „kritische Ethik“, aber auch die Argumente, die im Revisionismusstreit um die Jahrhundertwende gegen den Marxismus vorgebracht wurden. Die Rezeption der bürgerlichen Philosophie durch den Sozialre formismus ist dabei aber nicht direkt vermittelt, sondern gebro chen durch seinen Umsetzungs mechanismus von Theorie—Poli tik. Damit wird ein zweiter ge meinsamer Ausgangspunkt der Autoren verdeutlicht. Das Ein dringen in die sozialreformisti sche Ideologie und deren philo sophischen Grundlagen ist nur über das Verständnis des Sozial reformismus als politische Be wegung möglich, die den Grund widerspruch der bürgerlichen Ge sellschaft in sich selbst trägt. So wohl der politische Differenzie- rungsprozeß in der SPD, wie er in der Kontroverse mit den Jung sozialisten hervortritt, als auch die neuen Anforderungen an die rechte Sozialdemokratie als Re gierungspartei bestimmen die Art und Weise und Richtung der Theoriediskussion. Besonders in den Artikeln, dies sich mit der Programmatik und Politikauffas sung des Sozialreformismus aus einandersetzen, wird dieser Sach verhalt hervorgehoben. Dabei wird die sozialreformisti sche Politik von ihrem falschen theoretischen Voraussetzungen her kritisiert, wie sie in der Be- stimmung, daß Politik durch all gemeinmenschliche Werte deter miniert sei, gegeben ist. Abgerundet wird das Heft durch Artikel, die sich mit der sozialreformistischen Eigentums konzeption beschäftigen, sowie mit. der Rolle des Zentralismus im System des Sozialreformismus. Informativ ist die Abhandlung über die Wirkung des Reformis mus in Afrika. Es wird hier der Einfluß der Sozialistischen Inter nationale auf einige Länder (Tu nesien, Senegal) nachgewiesen. Dieter Koop, Sektion M/L
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)