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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 21.1977
- Erscheinungsdatum
- 1977
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19770000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19770000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Parlamentsperiode
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 21.1977
-
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Band 21.1977
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Ö sterreichs Bundeskanzler hat 1974 im Namen seiner Regierung und si cherlich des Großteils der Bevölkerung unseres Landes die Schluß akte von Helsinki unterzeichnet. In vielen folgenden Reden bezeich net er zu Recht die friedliche Koexistenz als die für Europa und die Welt einzig realistische Politik. Nachdem Dr. Bruno Kreisky jahrzehntelang der „Entideologisierung“ das Wort geredet hatte, erklärt er nunmehr — wie wir es stets taten —, daß friedliche Koexistenz den ideologischen Kampf nicht ausschließe, son dern einschließt. Allerdings — so wäre hinzuzufügen — .zöge er vor, wenn sich dieser Kampf auf den zwischen „Dissidenten“ und Marxisten in den sozialistischen Ländern und gegen diese von überallher beziehungsweise zwischen den Spitzen der ÖVP und der SPÖ daheim und gegen uns seitens beider beschränkte. Versuchen wir einiges zur Begriffsgeschichte klarzustellen. Was heißt man Ideologie und ideologischen Kampf? Vorerst sehr kurz zur Begriffs geschichte: „Ideologie“ wurde erstmals, und zwar von A.-L. C. Destutt de Tracy (1796), die „Wissenschaft der Ideen“ genannt, wobei er diese recht umfassend verstand, aber seine neue Lehre (in „Elements d’ideology“) als „einen Teil der Zoologie“ bezeichnete. Seine Schule — die der „Ideolo gen“ — hatte großen Einfluß im nachrevolutionären Frankreich. Sie wurde jedoch nach anfänglicher Zustimmung seitens Napoleons (als der seinen Frieden mit den „geistigen“ Mächten der Vergangenheit zu schließen suchte) von diesem nach dem 18. Brumaire (9./10. XI. 1799) be kämpft — wie wir heute sagen würden: aus ideologischen Gründen. Er sprach herabsetzend von „metaphysischen und ideologischen Hirngespin sten“, denen er seine neue Staatsraison entgegensetzte. So „funktionierte“ Napoleon das Wort „Ideologie“ gründlich „um“, ver lieh ihm jenen herabsetzenden Sinn, in dem ihn auch der noch sehr junge Marx (im März 1841 — wenn ich nicht irre, zum ersten Mal) in seiner Doktordissertation verwendete, welche „Differenzen der demokratischen und epikureischen Naturphilosophie“ behandelte und in der es hieß: „Nicht der Ideologie und der leeren Hypothesen hat unser Leben noth, sondern des, daß wir ohne Verwirrung leben“, und: „nehmen wir die Welt wie sie ist, seien wir keine Ideologen“ (neue MEGA, 1. Abt., Bd. 1, S. 53 bzw. 332). Nebenbei gesagt, wo sich damaliger Lesart zufolge bei Epikur „ideologia" findet, steht in heutiger Lesart „alogia“, was aber soviel wie „Unverstand“ heißt — wie einen peniblen Leser die Kommentarstelle zu Seite 53 im dickleibigen, jedem einzelnen Band der neuen MEGA beigebenen Kom- mentarband belehrt. Kurz: Hier irrte der Student Marx (mit allen Zeitge nossen). Genug der Begriffs-Urgeschichte, die aber, wie sich zeigen wird, für unsere Zwecke relevant ist. Was ein Begriff ist... Später faßten Marx wie Engels den Ideologiebegriff wissenschaftlich empirisch (d. h. erfahrungswissenschaftlich, nicht formal-logisch), wobei also die vom Worte „Ideologie“ gemeinten (bezeichneten) wesentlichen Merkmale, welche ja in der Definition zusammengefaßt sind, in ihrer Ge samtheit Gebilde und Vorgänge benennen sollen, die in genau dieser Kom bination in der Wirklichkeit tatsächlich vorkommen und in deren Gesetz mäßigkeiten eingehen. (So wie etwa der wissenschaftliche „Kraft“-Begriff in die physikalischen Kraftgesetze bzw. -gesetzmäßigkeiten eingeht.) Wenn der genialische aber idealistische Wiener Philosoph Ludwig Wittgenstein erklärte, ein Begriff sei „ein Wort plus den Regeln seiner Verwendung“, so ist (wie ich ihm in einem Gespräch als 19jähriger entgegenhielt) als höchst entscheidend hinzuzufügen, daß diese definitorischen „Regeln“ in der Wissenschaft zwar willentlich festgesetzt werden, aber ganz und gar nicht willkürlich sind: in den Erfahrungswissenschaften wird als zusammengehörig definiert, was wirklich im Gebilde oder Prozeß zusammengehört; andernfalls sind die Begriffe unbrauchbar. Der große Dialektiker und Materialist Bertolt Brecht nannte durchaus zu Recht die Begriffe „Griffe mit denen man Dinge bewe gen kann“, (in „Flüchtlingsgespräche“, Suhrkamp „Gesammelte Werke“ — Werksausgabe, 1967, Bd. 14, S. 1461.) Ideologischer überbau Er erklärte auch über die für den Marxismus so fundamentale Beziehung, derzufolge sich der „ideologische Überbau“ nur als sicherlich auf sie zu rückwirkendes Produkt der bestehenden Basis, der Produktionsverhält nisse (vornehmlich der Eigentumsverhältnisse), erklären lasse, daß Marx sagt: „daß das Bewußtsein abhängt von der jeweiligen Art, in der die Menschen das zum Leben Notwendige herstellen. Er leugnet, daß die Men schen sich in ihren Köpfen weiter vom wirtschaftlichen Standpunkt befreien können, als in der Wirtschaft. Das klingt zuerst niederdrückend. Aber die einfache Überlegung, daß in dieser Abhängigkeit doch dann alle großen Werke geschaffen würden und daß diese durch ein Zugeständnis der Ab hängigkeit doch auch nicht kleiner würden, bringt alles wieder in Ordnung. Übrigens ist es diesem Satz bestimmt, zwar nicht seinen Ruhm, aber seine Wichtigkeit einmal zu verlieren. Er wurde aufgestellt, damit gegen die herrschenden Gedanken der Zeit erinnert werden konnte, sie seien die Gedanken der Herrschenden. Das sollte ihren Wert begrenzen. Wenn es IDEOLOGISCHER KAMPF UND WAHRHEIT Ein Beitrag von Universitätsprofessor Dr. Dr. h. c. Walter Hollitscher, Wien keine Herrschenden mehr gibt und wenn dann die Abhängigkeit von der Wirtschaft auf Erden nicht mehr so drückend von den meisten Menschen empfunden werden wird, kann auch der Satz... (Marxens, W. H.) nieman den mehr bedrücken.“ (B. Brecht, a. a. O., Bd. 12, S. 434 f.) Definition von „Ideologie" Man versteht, daß im Marxismus — in Marx’ und Engels’ Schriften seit 1845 bzw. später Lenins seit 1901 — der Ideologiebegriff so bestimmt wird, daß (um es in Kurzformel zu sagen, die ich seit langem vorschlage) „Ideologie“ ein System von Sach- wie Werturteilen ist in der Klassenbe dingtheit seiner Hervorbringung, Verbreitung, Aufnahme und Wirkung (fremdwörtlich: seiner Produktion, Distribution, Rezeption und Funktion). — Hierbei wird also die Ideologie sowohl kausal (ursächlich) als auch er kenntnismäßig wertend (auch moralisch-politisch wertend) beurteilt und, was entscheidend ist, die gesetzmäßige Beziehung zwischen den Ideologie- Ursachen einerseits, den erkenntnismäßig-wertmäßigen Resultaten ande rerseits festgestellt. Es geht also darum, daß die gesetzmäßige Beziehung zwischen der be stimmten (konkret-historischen) Klassenbedingtheit und der Wahrheit (bzw. Falschheit) oder dem moralisch-politischen Wert (bzw. Unwert) fest gestellt wird, den die betreffende Ideologie hat. Wahrheit wie Wert sind nach dem Urteil des Marxismus objektiv: wahr ist ein Urteil, wenn es mit der Wirklichkeit (approximativ, d. h. annähernd und zunehmend), übereinstimmt (was die Praxis einem zu überprüfen und erproben gestattet); und Wert hat es, wenn es dem Menschheitsfortschritt dienlich ist, (was ebenfalls die politische bzw. geschichtliche Praxis lehrt). Um keinen Zweifel an der letztgenannten Wertobjektivität zu lassen: dem Fortschritt dient, was der Herausarbeitung der schöpferischen Kräfte (den konkret-historischen Umständen nach) möglichst vieler Menschen förderlich ist, also im Interesse der in jeder Gesellschaft progressivsten Klasse liegt; die Wertideen im Interesse anderer Klassen sind wirr oder reaktio när, gewöhnlich beides zugleich. Psychologismen Daß die Ideologieforschung primär gesellschaftlich-kausal verfährt, ist höchst wesentlich, unterscheidet sie jedoch von anderen pseudokausa len Theorien, die heute die kausalen Ursachen für Hervorbringung, Ver breitung, Aufnahme und Wirkung von Ideensystemen, z. B. zoologisch bzw. anthropologisch (etwa rassistisch) oder psychologisch (z. B. psychoanaly tisch) zu erklären suchen. Die Psychoanalyse etwa weist zurecht darauf hin, daß die Gründe, die einer für seine Anschauungen oder sein Verhal ten angibt oder vorgibt, nicht immer mit seinen Beweggründen (Motiven) übereinstimmen müssen (daher Ernest Jones’ und Siegmund Freuds Be griff der „Rationalisierung“), Jedoch Ideologien zu „psychologisieren" hieße, nicht auf deren tiefe soziale Wurzeln vorzustoßen, die letztlich entscheiden. — Ich schrieb 1933 eine größere Arbeit über „Gründe und Ursachen des Streites um das Kau salprinzip in der Gegenwartsphysik“. Darin ging es darum, hinter dem Streit der Meinungen den Streit der Ideologien aufzudecken, darum also, zu zeigen, daß die weltanschaulichen Voreingenommenheiten der For scher (Physiker wie Philosophen, oft beides zugleich) letztlich klassen bedingte Wurzeln haben und hatten. Wahres und falsches Bewußtsein Soziale „Voreingenommenheiten“ können erkenntnismäßig anleiten, aber auch irreführen, je nachdem, ob die Klassenzugehörigkeit der Menschen, die Klassenbedingtheit ihrer Ideen, sie an der rücksichtslosen Aufdek- kung der Realität — der Natur wie der Gesellschaft wie des Denkens selbst — interessiert machen oder sie, bewußt oder dessen nicht bewußt, zur Irrung, Verhüllung, Entstellung, Verleumdung veranlassen. Deshalb gibt es in antagonistischen Klassengesellschaften wahres und „falsches Bewußtsein“, beide durch das Klassen-Sein letztlich bestimmt. Es darf nicht verschwiegen werden, daß es auch im Sozialismus zu etwas gekommen ist, was ich „Fehlideologisierungen“ nennen will: die fälsch liche Zuordnung nichtideologischer .(nichtklassenbedingter) Anschauungen, z. B. der Relativitätstheorie, der Kosmologie und Kosmogonie, der Genetik, der Kybernetik, der Ökonometrie und anderer nichtklassenbedingter Theo rien, zu bestimmten Klassen oder zu den falschen Klassen, z. B. bei feh lerhafter Wissenschaftsgeschichtsauffassung. Natürlich muß man sich auch vor dem entgegengesetzten Fall hüten: dem Übersehen vorhandener ideo logischer, d. h. Klassenwurzeln, oder auch dem Unbemerktbleiben sich än dernder Klassenbedingtheiten von Ideensystemen. Beides ist für unsere gute Sache sehr schädlich. • Asymmetrie Beim heutigen ideologischen Kampf zwischen Verfechtern und einge schworenen Feinden des Kommunismus besteht zwischen deren Ideologien, denen des Kommunismus bzw. des Antikommunismus, nicht die von Dr. Bruno Kreisky und vielen anderen behauptete „Symmetrie“. Die Ideologie des revolutionären Proletariats ist an der rücksichtslosen Aufdeckung der wahren Verhältnisse interessiert und zu ihr befähigt. Sie ist also zu gleich Wissenschaft und Ideologie im Dienste der großen Mehrheit: der körperlich-geistigen Werktätigen, die nicht ausbeuten und ausplündern wol len, sondern Ausbeutung, Ausplünderung und Aggressionskrieg beenden wol len und müssen. Sie ist adäquates, fortschrittliches Bewußtsein. Sie vermag den gegnerischen Ideologien, die sie widerlegt, durchaus „gerecht zu werden“. Die Ideologie der Antikommunisten sieht infolge ihrer Gebundenheit an die ausbeutenden, ausplündernden, von kriegerischen Gedanken erfüll ten Klassen die Wirklichkeit verkehrt oder — im Fall von Zynikern und bezahlten „Klopffechtern“ mit dem „schlechten Gewissen der Apologetik“ (Marx) — gibt vor, sie so zu sehen. Sie ist also dumm oder bösartig und verleumderisch, gewöhnlich all das zugleich. Darum sind die Ideologien von Kommunismus und Antikommunismus höchst „asymmetrisch“. Sicherlich kommt eine Zeit, da der Kommunismus weltweit bestehen wird und alle Klassen aufgehoben sein werden. Die Ideen solcher Zeiten werden zwar weiterhin — analog denen der Urgesellschaft — gesell schaftsbedingt, nicht aber klassenbedingt sein. Dann wird der ideologische Kampf aufgehört haben und der Ideologiebegriff wieder gegenstandslos geworden sein. Der Meinungsstreit jedoch wird weiterbestehen, solange Besseres versucht wird, also solange es Menschen gibt. Aus: Weg und Ziel 7-8, 1977 Mit der Herausbildung des von Ernst Thälmann geleiteten Zentral komitees im September 1925 begann die entscheidende Etappe in der Ent wicklung der KPD zur Partei neuen Typs. Der nachstehende Auszug aus dem Grußschreiben des ZK der KPD an das ZK der KPdSU (B) zum 10. Jah restag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution zeugt davon, daß die KPD die Lehre von der führen den Rolle der proletarischen Partei im Befreiungskampf des Proletariats als das größte Vermächtnis für die internationale Arbeiterklasse be trachtete und das Wesen dieser Par tei erläuterte. Dieses Bild der prole tarischen Partei vor und während der Oktoberrevolution ist durch vier Grundzüge näher bestimmt worden: ihre Organisiertheit, ihre im Kampf gegen den Opportunismus erreichte ideologische Festigkeit, ihre revolu tionäre Strategie und Taktik sowie ihre Führung durch Lenin. Durch die verstärkte bzw. syste matische Herausgabe der Werke Le nins ab 1952 wurde mehr und mehr deutlich, daß Lenin die Partei be gründete, unter deren Führung die russischen Werktätigen im Novem ber 1917 den Sieg errangen, daß er selbst der Führer der ersten siegrei chen proletarischen Revolution in der Welt und des ersten proletari schen Staates in der Geschichte war. An das Zentralkomitee der KPdSU Die russische Arbeiterklasse feiert unter Eurer Führung den zehnten Jahrestag des Sieges der russischen Revolution, des gewaltigen Ereignis ses in der Geschichte der Mensch heit. Ihr habt auf dem Schlachtfelde des revolutionären Kampfes, auf dem die russische Arbeiterklasse und Eure Partei ungeheure Blutopfer vergossen haben, das gewaltige Ge bäude des ersten proletarischen die Lehre von der führenden Rolle der revolutionären Partei“ Staates, die Union der Sozialisti schen Sowjetrepubliken, errichtet. Lenin, Euer Führer, der Führer der Arbeiterklasse der Welt, starb in den Sielen der revolutionären Arbeit. Am zehnten Jahrestag Eurer glorrei chen Revolution neigen sich in allen Ländern Millionen kampferprobter Proletarier vor den Gräbern Eurer unsterblichen Toten, vor der Bahre Lenins, des Symbols und der Ver körperung der geschichtlichen Sen dung der Arbeiterklasse zur Be freiung der Welt vom Joche des Kapitalismus. Für immer sind die Oktobertage des Jahres 1917 ins Denken der europäischen Arbeiter eingeschrie ben. In der dunklen Nacht des im perialistischen Völkermordens wies das helle Licht Eures Oktobers den Arbeitermassen und den unterdrück ten Völkern den Weg zur Befreiung. Der Sturz der zaristischen Selbst herrschaft war das Signal auch zum Sturme gegen die morschen Mauern des deutschen und des österreichi schen Absolutismus. Aber Ihr bliebt nicht stehen wie die west europäischen Arbeiter, mitten auf dem Wege. Ihr trugt die Fahne der Revolution weiter, Ihr organisiertet den bewaffneten Aufstand der Ar beiterklasse gegen die Herrschaft der bürgerlichen Demokratie, die das blutige Handwerk des Zarismus fortsetzte, den Arbeitern kein Brot, den Bauern kein Land und dem Volke keinen Frieden gab. Eure bolschewistische Revolution war eine wahre Volksrevolution, weil sie den Willen des ganzen werktäti gen Volkes erfüllte, weil sie den imperialistischen Krieg in den Bür gerkrieg umwandelte, weil sie die Grundlagen der kapitalistischen Ge sellschaft Rußlands vernichtete, weil sie die Arbeiter, und Bauern in eine unlösliche Front zusammenschmie dete, weil sie die Diktatur des Pro letariats begründete, weil sie die Tore der sozialistischen Zukunft der Menschheit aufriß, was den Anfang der Weltrevolution bedeutet. Im Feuer des Oktobers wurden jene Waffen des proletarischen Kampfes geschaffen, die einzig und allein geeignet sind, die Macht der Bour geoisie zu brechen, aus ihm entstand jene Form der proletrischen Herr schaft, die den sozialistischen Auf bau sichert, die Regierung der Ar beiter- und Bauernräte. Aus den roten Garden des revolutionären Vortrupps des russischen Proleta riats, der Leningrader und Mos kauer Arbeiter, entstand die schärfste Waffe der proletarischen Diktatur, die Rote Armee, der Stolz Eures re volutionären Landes, der Gegen stand des Hasses der Bourgeoisie der ganzen Welt. Auch in Deutschland entstanden in den revolutionären Stürmen des Jahres 1918 Arbeiter- und Soldaten räte. Auch in Deutschland waren die Millionenmassen von dem leiden schaftlichen Willen zur Zertrümme rung der Macht des Kapitalismus erfüllt. Aber in Deutschland fehlt trotz der heldenmütigen Arbeit des Spartakusbundes, die Massenpartei, die die .siegreichen Oktoberlosungen so tief in die Massen des revolu tionären Volkes verpflanzte, daß die se selbst jenen gewaltigen Schritt von der Zertrümmerung des monar chistischen Deutschlands über die Vernichtung der bürgerlichen Demo kratie hinweg zur proletarischen Diktatur machen konnten. Der deut sche Oktober blieb in der bürger lichen Demokratie stecken. Die deutsche Arbeiterklasse hatte zur Zeit ihres Oktobers noch nicht, wie die russische, eine bolschewistische Partei, die imstande gewesen wäre, die Arbeitermassen das letzte und entscheidende Stück ihres revolutio- Eine Dokumentation des Kollektivs des Lehrstuhls Geschichte der Geschichts wissenschaften (Prof. Dr. sc. Werner Berthold, Dr. Günter Katsch, Monika Gibas). Teil 4 nären Weges zu führen. Deshalb herrscht am zehnten Jahrestag der siegreichen russischen Revolution in Deutschland die Diktatur der Bourgeoisie. Das ist die größte Leh re, die Eure Revolution der Arbeiter klasse gegeben hat: Die Lehre von der führenden Rolle der revolutio nären Partei im Befreiungskämpfe des Proletariats. Ihr russischen Kom munisten habt uns die Kunst des bewaffneten Aufstandes gelehrt, die revolutionäre Strategie zur Er oberung der Macht. Ihr schufet im Feuer des Oktobers die geschicht lichen Grundlagen für die Kommu nistische Internationale, die Welt partei der Arbeiter zur Zertrümme rung der Macht der Weltbourgeoisie. Die Jahre, in denen die russischen Arbeiter ihren jungen proletarischen Staat hämmerten, an allen Fronten die imperialistischen Interventionen zurückschlugen, mit eiserner Hand die menschewistische, die sozialre volutionäre, die kadettische Konter revolution vernichteten — diese Jah- re führten die russische Arbeiter klasse an die Spitze des Weltprole tariats und machten Eure Partei zur Führerin der Kommunistischen In ternationale. Und wenn Euch, rus sische Brüder, der zehnte Jahrestag Eurer Revolution ein stolzes Sieges fest ist, so ist es uns, die wir daran teilnehmen, weil wir mit Euch auf Leben und Tod verbunden sind, vor allem ein leuchtendes Beispiel, der Tag unserer Zukunft. In den Oktobertagen traten die Lehren unseres unsterblichen Füh rers Lenin, trat der Bolschewismus seinen Siegeszug unter den Arbeiter massen der Welt an. Mit unwider stehlichem Schwung rissen die Lo sungen des Oktobers Millionen Ar beiter aus den morschen Reihen des Reformismus und formten die kämpfenden kommunistischen Ar meen in allen Weltteilen, warfen den Feuerbrand der nationalen Re volution in die Millionenmassen der unterdrückten und ausgebeute ten Völker Asiens und der imperia listischen Kolonien. Der Leninismus hat der russischen Revolution ihre internationale Be deutung gegeben. Am 10. Jahrestag der russischen Revolution gibt es kein Land in der Welt, wo nicht der beste Teil der Arbeiterklasse mit den Waffen des Leninismus ge gen Bourgeoisie und Reformismus kämpft. Die Revolutionen in der bisherigen Geschichte vermochten in den Herzen der unterdrückten Massen Sympathien zu erwecken. Eure Revolution aber verband sich auf immer mit der internationalen Arbeiterbewegung. Sie wurde zur Lehrerin und Führerin der interna tionalen Arbeiterbewegung. Sie ver band sich mit allen Wurzeln ihrer Existenz mit allen Kämpfen des internationalen Proletariats. (Aus dem Grußschreiben des ZK der KPD vom 5. November 1927 an das ZK der KPdSU (B) Zitiert nach: Dokumente und Materialien zur Ge schichte der deutschen Arbeiterbe wegung, Bd. VIII, Berlin 1975, S. 629 ff.)
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