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Universitätszeitung
- Bandzählung
- 21.1977
- Erscheinungsdatum
- 1977
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197700008
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- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19770000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19770000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 21.1977
-
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- Ausgabe Nr. 30, 29. Juli 1
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Band 21.1977
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UZ/32 9. September 1977 Geschichte/Leseraktion 5 O STAAT UND (EVOLUTION I m August und September 1917 schrieb Lenin sein staatstheoreti sches Hauptwerk „Staat und Revo lution“. Es war die Zeit der nahen den proletarischen Revolution. Le nins Anliegen war es, die Staats frage als Kernfrage der Revolution theoretisch-ideologisch klarzustellen, das Verhältnis des Proletariats zur Staatsmacht — sowohl zur bürgerli chen wie zur sozialistischen — prin zipiell zu bestimmen. Aus eingehender Analyse des Staatsdenkens von Marx und Engels sowie aus eigener dialektisch-mate rialistischer Untersuchung des Staa tes in der Geschichte zieht Lenin den Schluß, daß der Staat stets eine Organisation und ein Instrument der Klassenherrschaft, der Klassen macht ist. Lenin charakterisiert das Wesen des bürgerlich-imperialisti schen Staates und formuliert die qualitativen Züge des .sozialisti schen Staates, begründet seine histo risch neuartige Qualität. Konse quent geht er davon aus, daß die We senszüge des sozialistischen Staates unlöslich verbunden sind mit der historischen Mission der Arbeiter klasse und den konkret-historischen Bedingungen ihrer Verwirklichung. Die von ihrer Avantgarde, von der revolutionären Partei geführte Ar beiterklasse hat die „besondere Re pressionsgewalt“ der Bourgeoisie ge gen das Proletariat abzulösen „durch eine ,besondere Repressionsgewalt‘ des Proletariats gegen die Bourgeoi sie (die Diktatur des Proletariats).“ 1 ) Und dieses hat die Große Sozialisti sche Oktoberrevolution mit aller Konsequenz vollzogen! Die Oktober revolution war und blieb erfolgreich, weil sie „die Frage der Macht, ihre Eroberung und Festigung, als das Erste und Wichtigste erfaßte und ent schied. Der alte Staat wurde zer schlagen. Mit der Sowjetmacht wurde ein völlig neuer Staat in der Geschichte geschaffen, der die Dik tatur des Proletariats verwirk lichte.“ 2 ) L enin setzt allen illusionären Vor stellungen, setzt dem reformisti schen Aberglauben an den bür gerlichen Staat entschieden entge gen: „Den bürgerlichen Staat kann nur die Revolution ,aufheben.“ 3 ) Die Geschichte hat den Wahrheitsgehalt auch dieser Worte Lenins nachdrück lich bewiesen. Geschichte und Ge genwart verdeutlichen, daß sich der imperialistische Staat keineswegs zu einem „Wohlfahrtsstaat“, „Gemein wohlstaat“, „Sozialstaat“, „sozialen Rechtsstaat“ transformiert. Er begründet, daß das Proletariat sich eigene Institutionen, Formen, Methoden der Staatlichkeit schaf fen muß, die seiner materiellen Le benstätigkeit, . seiner historischen Aufgabenstellung entsprechen. Die Geschichte zeigt, daß die Arbeiter klasse in den sozialistischen Ländern auch in dieser Frage ein hohes Maß an Schöpfertum entwickelt hat. In keinem Fall hat sie sich ideologisch von den Momenten bürgerlicher Staatlichkeit und bürgerlicher De mokratie fesseln lassen — dies zu betonen ist besonders wichtig, da es früher und auch gegenwärtig nicht an Versuchen mangelt, sich vor den Institutionen bürgerlicher Staatlich keit und bürgerlicher Demokratie zu verbeugen, sie zum Maß aller Dinge zu erheben. Eine solche Verabsolu tierung mißachtet — bewußt oder unbewußt — den engen Zusammen hang von ökonomischen und politi schen Verhältnissen, die Einheit von Inhalt und Form, das Klassen wesen dieser Institutionen. 4 ) Es liegt in der Natur des Klas senkampfes, daß Lenins Werk „Staat und Revolution“ zum bevorzugten Objekt der Spekulation imperiali stischer Ideologen aller Schattierun gen geworden ist. Antimarxistische Konstruktionen unterstellen z. B. demagogisch, die Politik der Festi gung des sozialistischen Staates beim Aufbau der kommunistischen For mation sei unvereinbar mit der „klassischen“ marxistischen Doktrin vom Absterben des Staates. Der so entstellte Marxismus wird als -die „wahre“ Theorie ausgegeben — ein zig und allein, um die sozialistische Praxis als Abweichung von den „ursprünglichen“ marxistischen Ideen qualifizieren zu können. So wird versucht, durch Verfälschungen der Aussagen der Klassiker des Marxis mus-Leninismus Rezepte zu offerie ren, die den sozialistischen Staat schwächen, seine aktive Rolle beim Aufbau der kommunistischen Forma tion vermindern sollen. Lenin hat die Frage nach dem Schicksal des Staates nicht im Zu sammenhang mit einer bestimm ten Situation, sondern im welt historischen Sinne gestellt. Er macht dieses Absterben vom Entwicklungs tempo der höheren Phase des Kom munismus abhängig; er betont, daß der Prozeß des Absterbens von lan ger Dauer ist: „Zum vollständigen Absterben des Staates bedarf es des vollständigen Kommunismus.“ 5 ) Er verbindet die Frage des Abster- Prof. Dr. sc. Ingo Wagner und Doz. Dr. sc. Günter Baranowski beschäftigen sich in diesem UZ- Beitrag mit der Lebenskraft des Staatsdenkens Lenins, dessen Werk „Staat und Revolution“ vor 60 Jahren vollendet wurde. Die Autoren weisen in ihrem Beitrag nach, daß Lenins staatstheore tische Auffassungen nichts von ihrer Aktualität verloren haben und auch künftig Richtschnur für Theorie und Praxis des sozia listischen Staates sind. bens des sozialistischen Staates mit einer allgemeineren Frage — mit der Frage nach der schöpferischen, ge sellschaftsorganisierenden und -schützenden Rolle des Staates beim Aufbau des Sozialismus und Kom munismus. D ie sechzigjährige Entwicklung der sozialistischen Staatlichkeit gestattet die Schlußfolgerung, daß die Festigung des sozialistischen Staates ein allgemeines Entwick lungsgesetz des sozialistischen Staatstyps ist. Das bezieht sich auf alle Entwicklungsetappen des sozia listischen Staates. Dem liegen Erfor dernisse objektiver Gesetze der so zialistischen Gesellschaft sowie Er fordernisse des Klassenkampfes zwischen Sozialismus und Imperia lismus zugrunde. Die Festigung des sozialistischen Staates steht keinesfalls im Wider spruch dazu, daß die historische Entwicklung unausbleiblich zum Ab sterben des Staates führen wird. Der Staat entstand gesetzmäßig auf einer bestimmten Stufe der Gesell schaftsentwicklung als Produkt und Äußerung der Unversöhnlichkeit der Klassengegensätze. Auf einer ande ren Stufe, nach der Verwirklichung der historischen Mission der Arbei terklasse auf der ganzen Welt, wird er durch die kommunistische gesell schaftliche Selbstverwaltung abgelöst Die KPdSU hat in Weiterentwicklung der marxistisch-leninistischen Staats- theorie die Notwendigkeit des Staa tes bis zum vollständigen Sieg des Kommunismus begründet. Wenn Le nin in „Staat und Revolution“ davon spricht, daß das P'roletariat nur einen „absterbenden“ Staat benötigt, d. h. einen Staat, der so beschaffen ist, daß er „sofort abzusterben be ginnt und zwangsläufig absterben muß“ 6 ), so hat er etwas ganz anderes im Sinne, als die sozialistische Staat lichkeit etwa abbauen oder schwä chen zu wollen. Lenin spricht hier vom Beginn des Absterbens als Be ginn einer ganzen Epoche; diese wird eingeleitet durch die Zerschla gung des bürgerlichen und die Er richtung des sozialistischen Staates. Mit dem „absterbenden“ Staat cha rakterisiert Lenin die historisch neue Qualität des sozialistischen Staatswesens. Er begründet die Ent gegensetzung des sozialistischen Staates zur Staatlichkeit der Ausbeu terformationen. I n „Staat und Revolution“ begrün det Lenin den gesetzmäßigen Zu sammenhang von sozialistischer Staatlichkeit und sozialistischer De mokratie. Je „größeren Anteil das gesamte Volk an der Ausübung der Funktionen der Staatsmacht hat, um so weniger bedarf es dieser Macht.“ 7 ) Es ist ein Grundelement des Leninschen Staatsverständnisses, daß der Entwicklungsprozeß zum Kommunismus hin sich nur über die aktive Teilnahme der Arbeiter, Bauern und aller anderen Werktäti gen an der Ausübung der sozialisti schen Staatsmacht vollziehen kann. Die Geschichte der sozialistischen Staatlichkeit bestätigt diesen Zu sammenhang voll und ganz. Insbe sondere die jüngsten Parteitage der KPdSU und der SED haben hierzu weitere konkrete Orientierungen entwickelt. So ist im Programm der SED als Grundsatz formuliert: „Die Hauptrichtung, in der sich die sozia listische Staatsmacht entwickelt, ist die weitere Entfaltung und Vervoll kommnung der sozialistischen Demo kratie.“ 8 ) Diese Orientierung, schöpferische Verwirklichung des Leninschen Staatsdenkens, ent spricht der gesetzmäßigen Entwick lung der sozialistischen Staatsmacht, ihrer objektiven Entwicklungsdia lektik. Sie ist auf die Festigung des sozialistischen Staates gerichtet. D er Beschluß des Zentralkomi tees der KPdSU „Zum 60. Jah restag der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution“ charakterisiert den Sozialismus als „Gesellschaft des realen Humanismus“, als „Gesell schaft des sozialen Optimismus“, als „Gesellschaft der befreiten Arbeit, der wahren Demokratie, der wirkli chen Freiheit der Persönlichkeit der fortgeschrittensten Wissenschaft und Kultur“ . 9 ) Auch der Entwurf der neuen sowjetischen Verfassung 10 ) ist in beeindruckendem Maße von den humanistischen Grundwerten des Sozialismus von den Prinzipien der sozialistischen Demokratie durch drungen. Der Verfassungsentwurf charakte risiert deutlich die Züge des Staates der entwickelten sozialistischen Ge sellschaft. Dieser Staat, der sozia listische Staat des gesamten Volkes, entwickelt sich organisch aus dem sozialistischen Staat der Diktatur des Proletariats. Er führt das Werk der Diktatur des Proletariats unter neuen historischen Bedingungen fort. Natürlich trägt auch dieser Staat Klassencharakter, ist er Organ der klassenmäßigen Leitung der Gesell- schäft durch die Arbeiterklasse, ver körpert er die staatliche Führung der Gesellschaft durch die Arbeiter klasse. D er entscheidende Faktor hierbei ist die wachsende Führungsrolle der Arbeiterklasse und der Kom munistischen Partei im politischen System der Sowjetgesellschaft. Und dies entspricht völlig dem Lenin schen Staatsdenken wie es in den Grundzügen in „Staat und Revolu tion“ ausgedrückt ist. Die staats theoretischen Anschauungen Lenins haben in der Vergangenheit ihre Lebenskraft bewiesen; sie werden auch künftig Richtschnur für Theo rie und Praxis des sozialistischen Staates sein. Anmerkungen 1) W. I. Lenin, Werke, Bd. 25, Ber lin 1960, S. 409 2) Aufruf zum 60. Jahrestag der Großen Sozialistischen Oktoberrevo lution, ND v. 25. 2. 1977, S. 1 3) W. I. Lenin, ®. a. O., S. 410 4) Vgl. hierzu auch die Rede Lenins auf dem I. Kongreß der Kommuni stischen Internationale im März 1919, in: W. I. Lenin, Werke, Bd. 28, Berlin 1959, S. 478 5) W. I. Lenin, Werke, Bd. 25, Berlin 1960, S. 482 6) W. I. Lenin, a. a. O., S. 415 7) W. I. Lenin, a. a. O., S. 432 8) Programm der Sozialistischen Ein heitspartei Deutschlands, Berlin 1976, S. 41 9) ND vom 4. 2. 1977, S. 4 10) Vgl. Presse der Sowjetunion, Nr. 24/1977, S. 1 ff. Mit dieser Ausgabe wird nach der Sommerpause die gemeinsame Leseraktion mit dem DSF-Kreisvorstand, der UGL, der FDJ-Kreisleitung und der UZ-Redaktion fortgesetzt. Wir bitten vor allem unsere Wissenschaftler und Nachwuchs wissenschaftler, die in der Sowjetunion studiert oder ein Zusatzstudium absolviert haben, um ihre Wortmeldung. Mit dem Beitrag von Dr. Bernhard Schulze von der Sektion TAS startet UZ den 2. Teil der Leseraktion „Deine Begegnung mit der Sowjetunion". W ährend die Kooperation auf den Gebieten der Sprach-» und Übersetzungswissen schaft und der Fremdsprachen methodik zwischen wissenschaft lichen Einrichtungen der UdSSR und der DDR bereits gut entwik- kelt ist, kann eine solche posi tive Bilanz noch nicht für alle an der Fremdsprachenausbildung be teiligten Disziplinen gezogen wer den. Letzteres gilt auch für die Landeskunde, einem integralen Bestandteil des Sprachmittler- und Sprachlehrerstudiums. Ein Ziel meines 10monatigen Zusatz studiums bestand daher darin, die jahrzehntelangen Erfahrun gen sowjetischer Fremdsprachen institute in der Landeskundeaus bildung zu studieren, über die Lahdeskunde in der DDR zu in formieren und die Möglichkeiten für wissenschaftliche Gemein schaftsprojekte zu sondieren. Die sowjetische Hauptstadt bot gün stige Voraussetzungen für die Realisierung meines Studienauf trages. Trotzdem war es nicht einfach, die führenden Landes kundler kennenzulernen, da über die selbständige Disziplin Lan deskunde, ähnlich wie in der DDR, in der Sowjetunion vor läufig kaum publiziert wird. Doch ich hatte Glück. Dank der Unterstützung von Professor Dr. Timirbajew, dem ehemaligen Lei ter des Lehrstuhls allgemeine Gesellschaftswissenschaften beim Puschkin-Institut Moskau, kamen die notwendigen Kontakte schnell zustande. Die Informationsbesu che an wissenschaftlichen Ein richtungen waren für den prak tischen Landeskundeunterricht an der Sektion TAS ertragreich; denn die verschiedenen Ausbil dungsprofile in der Sowjetunion arbeiten nach unterschiedlichen Lehrprogrammen, Methoden und Verfahren. Die Arbeiten des vor 10 Jahren gegründeten Sektors Linguolan deskunde des Puschkin-Instituts sind international seit langem bekannt, sie vermitteln jedoch nur indirekt Anregungen für die selbständige I Disziplin Landes kunde. Um die wissenschafts theoretische Lücke, die zwischen dem landeskundlichen Prinzip und der Disziplin Landeskunde klaffte, zu schließen, wurde der mann für Geschichte und Kultur des betreffenden Volkes beson ders wertvoll. In meinem Kolle gen Felix Gretzki lernte ich einen hervorragenden Landes kunde-Experten und prächtigen Kommunisten kennen. Er war in der Lage, Ursachen für be stimmte Prozesse aufzudecken, half Zufälliges vom Typischen zu unterscheiden und unterstützte so die Korrektur von vorhandenem Falschen und die Bildung richti ger Vorstellungen. Unvergessen bleibt mir die ernsthafte Fachsimpelei, zu der Lohnendes Zusatzstudium Lehrstuhl im vergangenen Jahr gegründet, bei dem ich als Zu satzstudent akkreditiert war. In diesem jungen Kollektiv sowje tischer Historiker fanden meine 4 Vorträge über gesellschaftliche und hochschulpolitische Entwick lungsprobleme unserer Republik aufmerksame Zuhörer, meine Wünsche und Fragen aufge schlossene Gesprächspartner. Ins besondere mit einem erfahrenen Landeskundler dieses Lehrstuhls entwickelte sich im Laufe der Zeit eine enge persönliche Be kanntschaft, die über den Rah men offizieller wissenschaftlicher Konsultationen hinausging. Da der Landeskundler von Be rufs wegen die Erscheinungen in einem fremden Land noch mit anderen Augen betrachtet als die übrigen Ausländer, ist das frei mütige Gespräch mit einem Fach er mich an einem Sonnabend nachmittag in seine komfortable Wohnung eingeladen hatte. Das Gespräch berührte theoretische Fragen der Landeskunde, er- streckte sich auf aktuelle poli tische Ereignisse und auf die Er klärung von Alltagserscheinun gen in der Sowjetgesellschaft. Genossen Gretzkis Auffassungen zur Praxis der sowjetischen Na- tionalitätenpolitik, zu den sowje tisch-amerikanischen Beziehun gen waren nicht nur interessant, sondern auch lehrreich. Der DDR-Bürger, der mit So wjetmenschen nähere Bekannt schaft schließt, empfindet ein Ge fühl des Stolzes auf sein Vater land, wenn er spürt, daß den Leistungen seines Volkes von so wjetischer Seite hohe Anerken nung gezollt wird. Auch die Lan deskundler der UdSSR, verfolgen mit regem Interesse die weitere Gestaltung der entwickelten so zialistischen Gesellschaft in un serer Republik. Die vielen Diskussionen und Gespräche fanden erfreulicher weise einen konkreten Nieder schlag in der Vereinbarung, den Dialog auch nach Beendigung meines Zusatzstudiums fortzuset zen und zu vertiefen. Eine Ein ladung liegt vor, auf einer Ende November stattfindenden deutsch- sowjetischen Landeskundekonfe renz mit einem Vortrag aufzu treten. Wenn die Belastungen eines lOmonatigen Zusatzstudiums für einen älteren Wissenschaftler und seiner in der Republik zurück bleibenden Familie auch nicht zu übersehen sind, fallen sie doch nicht gegenüber den Vorteilen ins Gewicht. Vom hohen Lei stungsstand der Sowjetwissen schaft kann bei der Aufgeschlos senheit der sowjetischen Kolle gen jeder Zusatzstudent profitie ren, wenn er die russische Spra che wenigstens in dem Grad be herrscht, die eine fachliche Dis kussion ermöglicht. Die wichtigste Schlußfolgerung aus meinem Aufenthalt und mei nen Erlebnissen in der UdSSR, aus der mir von unserem Staat großzügig gewährten Qualifika tionsmöglichkeit, ist die: die an geknüpften wissenschaftlichen und persönlichen Kontakte aus zubauen und Kurs auf eine kon tinuierliche wissenschaftliche Zu sammenarbeit zwischen sowjeti schen und DDR-Landeskundlern zum beiderseitigen Nutzen unse rer Disziplin zu nehmen. Dr. Bernhard Schulze, Sektion TAS
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