Suche löschen...
Universitätszeitung
- Bandzählung
- 21.1977
- Erscheinungsdatum
- 1977
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. gr. 2. 459
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1770109730-197700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1770109730-19770000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1770109730-19770000
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen der Universitäten Sachsens (1945-1991)
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitschrift
Universitätszeitung
-
Band
Band 21.1977
-
- Ausgabe Nr. 1, 7. Januar 1
- Ausgabe Nr. 2, 14. Januar 1
- Ausgabe Nr. 3, 21. Januar 1
- Ausgabe Nr. 4, 28. Januar 1
- Ausgabe Nr. 5, 4. Februar 1
- Ausgabe Nr. 6, 11. Februar 1
- Ausgabe Nr. 7, 18. Februar 1
- Ausgabe Nr. 8, 25. Februar 1
- Ausgabe Nr. 9, 4. März 1
- Ausgabe Nr. 10, 11. März 1
- Ausgabe Nr. 11, 18. März 1
- Ausgabe Nr. 12, 25. März 1
- Ausgabe Nr. 13, 1. April 1
- Ausgabe Nr. 14, 11. April 1
- Ausgabe Nr. 15, 15. April 1
- Ausgabe Nr. 16, 22. April 1
- Ausgabe Nr. 17, 29. April 1
- Ausgabe Nr. 18, 6. Mai 1
- Ausgabe Nr. 19, 13. Mai 1
- Ausgabe Nr. 20, 20. Mai 1
- Ausgabe Nr. 21, 27. Mai 1
- Ausgabe Nr. 22, 3. Juni 1
- Ausgabe Nr. 23, 10. Juni 1
- Ausgabe Nr. 24, 17. Juni 1
- Ausgabe Nr. 25, 24. Juni 1
- Ausgabe Nr. 26, 1. Juli 1
- Ausgabe Nr. 27, 8. Juli 1
- Ausgabe Nr. 28, 15. Juli 1
- Ausgabe Nr. 29, 22. Juli 1
- Ausgabe Nr. 30, 29. Juli 1
- Ausgabe Nr. 31, 2. September 1
- Ausgabe Nr. 32, 9. September 1
- Ausgabe Nr. 33, 16. September 1
- Ausgabe Nr. 34, 23. September 1
- Ausgabe Nr. 35, 30. September 1
- Ausgabe Nr. 36, 10. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 37, 14. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 38, 21. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 39, 28. Oktober 1
- Ausgabe Nr. 40, 4. November 1
- Ausgabe Nr. 41, 11. November 1
- Ausgabe Nr. 42, 18. November 1
- Ausgabe Nr. 43, 25. November 1
- Ausgabe Nr. 44, 2. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 45, 9. Dezember 1
- Ausgabe Nr. 46, 16. Dezember 1
-
Band
Band 21.1977
-
- Titel
- Universitätszeitung
- Autor
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
G eorg Fehst, Jahrgang 1950, jetzt Assistent an der Sektion Jour nalistik, Wissenschaftsbereich 3. Bereich 3, das bedeutet journalisti scher Arbeitsprozeß, also Leitung und Planung im Journalismus. Er hatte sich nicht danach gedrängelt, in die Theorie zu gehen. Doch 1974 erhielt Georg Fehst das Karl-Marx- Stipendium. Und ist es nicht so, daß die Besten für die Forschung an den Sektionen gewonnen werden sollen? So war es auch für ihn selbstver ständlich, den Gedanken an die journalistische Praxis zurückzu stecken. Und nun sitzt der gelernte Betriebsschlosser über seiner Dis sertation A zu Fragen einer lang fristigen Leitung und Planung ak tuell-politischer Sendungen beim Rundfunk der DDR. Eigentlich ist Georg Fehst heute ganz froh, in die sen Wissenschaftsbereich gekommen zu sein. Das Arbeitsklima dort ist güt und sein Betreuer für die Dis sertation, Prof. Fuchs, hilft und be treut von den ersten Arbeitsschritten an — eine Praxis, die sich anderen orts noch nicht alle Mentoren zu eigen gemacht haben. Das Hauptproblem von Georg Fehst in der wissenschaftlichen Ar beit liegt nicht in der Tätigkeit Selbst, sondern darin, seine Zeit ra tionell einzuteilen. Denn außer sei ner Forschungsaufgabe existieren noch viele Faktoren, die von gesell schaftlicher Arbeit, über Lehrtätig keit bis zur privaten Sphäre reichen und seine Zeit in Anspruch nehmen. D och jeder Faktor ist für ihn not wendig. Angefangen bei der ge sellschaftlichen Arbeit, die Ge org Fehst als für seine persönliche Entwicklung entscheidend charakte risiert. In der Schule war er schon Freundschaftsratsvorsitzender und später GOL-Sekretär. So ging es dann weiter in der.Armee und auch beim Studium. Von 1972 bis 1974 „Ich bin Assistent geworden, um lehren zu können" Den Versuch einer Porträtskizze über Georg Fehst, Assistent an der Sektion Journalistik, unternahm Marinka Körzendörfer war er FDJ-Sekretär der GO „Ger hart Eisler" der Sektion Journali stik. Jetzt, als Assistent, ist er Par teigruppenorganisator seines Wissen schaftsbereiches. Sicher, solche Tä tigkeit kostet Zeit, viel Zeit. Als FDJ-Sekretär gingen oft vier von sieben Abenden auf das Konto der FDJ-Arbeit. Aber sie ist auchinter- essant. Um gleich ein Beispiel zu nennen: Er ist außerdem Vorsitzen- der der Kaderkommission der APO und so hatte er die Aufgabe mit je dem Kandidaten zu sprechen. Er sah es gleichzeitig als eine Möglich keit jeden persönlich kennenzuler nen. Georg Fehst meint selbst dazu: „Man kommt dahin, daß man es braucht. Man möchte einfach drin stehen.“ Kurz gesagt, er möchte diese „Mehrbelastung" nicht missen. A ls zweiter Faktor kommt seine Lehrtätigkeit. Sicher sie ist eine normale Sache für Assistenten. Wch bin gerade deshalb Assistent und nicht Forschungsstudent gewor den, um lehren zu könen. Als For schungsstudent hätte ich nicht sol che Möglichkeiten. Die Lehre ist für mich ein Stück Praxis, Überprüfung und Festigung meines eigenen Wis sens“. erzählt Georg Fehst. Was er vermißt, ist der Kontakt zu den Stu denten auch außerhalb des Semi nars. Es gibt einfach zu wenig Ge legenheiten, bei denen Wissenschaft ler und Studenten sich über mehr, als nur Vorlesungstermine unter halten können. Dabei ist gerade das gegenseitige Kennen eine unbe dingte Voraussetzung für eine gute und erfolgreiche Zusammenarbeit. Doch um diesen Mangel zu beseiti gen, hat Georg Fehst auch noch keine Patentlösung gefunden. Seine Kontakte zum Rundfunk, bedingt schon durch sein Dissertationsthema sind eng und stabil. Er hat zum Bei spiel bereits vier Wochen beim Rundfunk gearbeitet, um ganz ein fach die Praxis in dieser Redaktion zu erleben. Es ist eben effektiver, das Gebiet auf dem man arbeitet, direkt zu kennen. In der Regel trifft er jeden Monat mit den Kollegen vom Rundfunk zusammen, für die er ja auch seine Dissertation schreibt. Diese enge Praxisbeziehung, um den Blick nach draußen nicht zu ver lieren, bezeichnet Georg Fehst als sehr wichtig für jeden Wissenschaft ler. Nur so gelingt es auch, die Theorie richtig und gut zu lehren. Das hilft ihm viel bei seinen Semi naren in der Rundfunkgruppe des 2. Studienjahres. Hier kann er viel konkreter werden. Es nützt also ihm und kommt auch den Studenten zu gute. D as zweite Hauptanliegen von Georg Fehst ist es, das Ver ständnis zu wecken für den Journalismus als eine politische Aufgabe. Um diese Anliegen so qualitätsgerecht wie möglich zu er füllen, haben es sich die Wissen schaftler seines Bereiches zur Ge ¬ wohnheit gemacht, über die Vor lesungen zu diskutieren, bevor sie gehalten werden. Die dabei erarbei teten Vorschläge werden in die Vor lesung mit aufgenommen, jedoch so, daß das. Profil des jeweiligen Wis senschaftlers erhalten bleibt. In die ser offenen Atmosphäre hat auch die Meinung der jungen Assistenten durchaus Gewicht. Der wissenschaft liche Meinungsstreit ist jedoch nicht in dem Sinne zu verstehen, daß sie sich auseinanderreden, sondern daß sie zusammenkommen und sich ge meinsame Positionen erarbeiten. Hier stellt sich das Problem: Wie weit darf der wissenschaftliche Mei nungsstreit in die Lehre einfließen? Georg Fehst ist der Auffassung, daß die Wissenschaftler sich in den Grundpositionen einig sein müssen; Denn es ist weder für den Lehren den gut, wenn er im Seminar eine andere als seine Meinung widergibt,‘ noch für die Studenten. Ich kann aus eigener Erfahrung bezeugen,' daß Georg Fehst diese Frage sehr gut löst. Doch wirkt sich der wissen schaftliche Meinungsstreit natürlich auch nützlich auf die Studenten aus. Sie werden zum selbständigen Den ken und Entscheiden gezwungen und schulen ihre Urteilskraft. Als erschwerend für einen jungen Assistenten bezeichnet Georg Fehst die geringe Erfahrung in der Semi- narführung. Diejenigen, die schon länger im Fach sind, wissen natür lich noch von den vergangenen Jah ren her, welche Fragen bei den Stu denten auftreten und können sich darauf entsprechend vorbereiten. Ein Nachwuchswissenschaftler muß sich die Methodik der Seminar- führung erst selbst erarbeiten. _ Die Belastung, die ihm neben der Dissertation durch die Lehre auf gelegt ist, empfindet er als völlig normal und durchaus nicht zuvieE: Trotzdem gibt es Tage, an denen er am Abend nicht genau sagen kann, was er an diesem Tag effektiv ge schafft hat. Einfach, weil keine kon kreten, faßbaren Ergebnisse vor liegen. Die Zeit geht „verloren“ an Organisatorischem, Doktoranten seminaren und anderen wichtigen Bestandteilen seiner Tätigkeit. N un, um auf die drei Faktoren, die seine Zeit beanspruchen, zu rückzukommen: Der dritte Fak tor ist das Privatleben. 1974 hat Georg Fehst geheiratet. Seine Frau ist ebenfalls Assistent an der Sek tion Journalistik. Jetzt haben sie endlich eine Wohnung bekommen und die Mühe um die Handwerker hat begonnen. Ein kleiner Nachsatz sei mir er laubt. Am Donnerstag, dem 28. April wurde dem Wissenschaftsbereich 3 der Sektion Journalistik der Titel „Kollektiv der sozialistischen Ar beit“ verliehen. Der Anteil des Par teigruppenorganisators Georg Fehst an dieser Auszeichnung ist kein ge ringer. ich hab' ja Verständnis für die Frie densfahrtbegeisterung meines Betreuers. Aber daß er mich zum Wasserträger nacht... Aphoristische Stoßseufzer zum Thema von G. Ch. Lichtenberg Alles gelernt, nicht, um es zu zeigen, sondern, um es zu nutzen. Nicht Größe des Geistes, sondern des Windes hat ihn zu dem Manne ge macht. Die Genies brechen Bahnen, und die schönen Geister ebnen und verschönern sie. Eine Wegverbesserung in den Wis senschaften wäre anzuraten, um desto besser von einer zu den anderen kom men zu können. In die Welt zu gehen, ist deswegen fül einen Schriftsteler nötig, nicht sowohl damit er viele Situationen sehe, son dem selbst in viele komme. Wo damals die Grenzen der Wissen schäft waren, da ist jetzt die Mitte. Er verschluckte viel Weisheit, es wat aber, als wenn ihm alles in die unrechte Kehle gekommen sei. Er exzerpierte beständig, und alles, was er las, ging aus einem Buch neben dem Kopf vorbei in ein anderes. Laß dich deine Lektüre nicht beherr schen, sondern herrsche über sie. Der gesunde Gelehrte, der Mann, bei dem Nachdenken keine Krankheit ist. Wer seine Talente nicht zur Belehrung Nicht eher an die Ausarbeitung zu und Besserung anderer anwendet, ist gehen, als bis man mit der ganzen An- entweder ein schlechter Mann oder läge zufrieden ist, das gibt Mut und äußerst eingeschränkter Kopf. erleichtert die Arbeit Bei manchem Werk eines berühmten Mannes möchte ich lieber lesen, was er weggestrichen hat, als was er hat ste henlassen. Ich habe den Weg zur Wissenschaft ge macht wie Hunde, die mit ihren Herren Spazierengehen, hundertmal dasselbe vorwärts und rückwärts, und als ich an kam, war ich müde. Glauben Sie nun, daß ich an meiner Dissertation ganz schön zu knaupeln habe! Fotos: UZ-Archiv Universitätszeitung Organ der Kreisleitung der SED Sonder beilage Zum Konzil der Karl-Marx-Universität zu Problemen des wissenschaftlichen Nachwuchses muemamzmeanaanznamezamaumnanmeaananrrmmamanamanaanaaassxsannasannaaznazsamasuzanaaananenzsnmaaacnzmaazmnamsazmaeezmsua UZ: Prof. Markov, nach welchen Ge sichtspunkten wählten Sie jene Stu denten aus, die Sie zu künftigen Wis senschaftlern heranbilden wollten? Prof. Markov: Begabte Studenten fal len meist in Seminaren „angenehm" auf. Deshalb schon halte ich es für gut, daß der Professor möglichst oft Semi nare selbst durchführt. In seltneren Fällen suchen gute Studenten die Kon sultation, um auf sich aufmerksam . zu machen. Auch ließ ich mich durch meine Mitarbeiter auf studentische Leistungen hinweisen. Bei der Entscheidung, ob man die wissenschaftliche Laufbahn empfehlen könne oder nicht, sollte nicht allein der ausgewiesenste und erfahrenste Wissenschaftler befragt werden. Für eine Beurteilung sind sehr viele Kompo nenten zu berücksichtigen, über deren Gesamtheit kein einzelner kompetent ur teilen kann. Und auch dann bleibt ein solcher Entschluß risikobehaftet .. Ein relativ zuverlässiges Bild kann man sich machen — so meine Weise — in Zwischenprüfungen und Seminaren mit anschließendem Gespräch. Ich suche vor allem spezifische Eignungen und Nei gungen aufzuspüren. Außer Fachkennt nis gehört wohl etwa: Menschenkennt nis dazu (einmal fiel ich auch auf einen zungenfertigen Blender herein). Ich versuchte frühzeitig herauszube kommen, ob jemand „allgemein begabt“ war oder eine im Fach besonders ver wertbare Spezialbegabung besaß. Manchmal sind Entscheidungen schon Ende des 1. Studienjahres möglich, bzw. gleich nach dem 2. Studienjahr. ;,Spätentwickler” sind unter Historikern eher Ausnahmen. Die gegenwärtige Auswahlpraxis ist verbesserungswürdig. Mitunter erinnert Sie mehr an „Kaderklau" durch rivali sierende Lehrstühle ... UZ: Wie fördern Sie Ihre Doktoran den? Wozu sollte man sie anleiten und worauf kommt es nach Ihren Erfahrun gen besonders an im Verhältnis Profes sor - Nachwuchskader? Prof. Markov: Die Förderung erfolgte im wesentlichen durch sofortige For derung, die Hinlenkung auf feste Ziele von gesellschaftlichem Nutzen ein schließt und vor Verzettelung und Pri vatspielerei warnt. Der Aufweis einer entsprechenden Realperspektive für die Nachwuchskraft gibt berechtigten An sporn und Zielstrebigkeit. Der Dokto rand muß gesellschaftliches Verant wortungsgefühl haben. Ihm ins Bewußt sein zu rücken, daß für seine Kosten hart arbeitende Steuerzahler aufkom- men, die ein Recht auf Rechnungsle gung haben, sollte sich der Betreuer nicht scheuen. . Ich bin für sofortige Aufnahme der Nachwuchskräfte in das Institutskollek tiv zu gleichen Rechten und Pflichten, über den „Rang” entschied bei uns ausschließlich das vorgelegte Ergebnis, nicht Alter, Dienstalter oder sonst et was. Jeder mußte frühzeitig Seminare durchführen, Vorlesungen vorbereiten — also lehren, obwohl er selbst noch ein Lernender war. Das begann mit unter schon vor dem Diplom als Hilfs assistent. Sehr früh ließ ich sie als Referenten auftreten: beflügelnd wirkte die Teilnahme an internationalen Kon gressen im Ausland. - Als Leitlinie wur de verlangt, daß jeder immerhin halb soviel arbeiten und später vorweisen müsse wie der Leiter. UZ: Also keine starren Vorschriften, sondern Ansporn zum schöpferischen, eigenverantwortlichen Arbeiten... Prof. Markov: „Hineingeredet” wurde Tuchfühlung und das Quentchen Menschenkenntnis Universitätszeitung sprach mit National preisträger Prof. Dr. sc. phil. Dr. phil. h. c. Walter Markov, Sektion Geschichte äazm dem Wissenschaftler in spe nicht. An dererseits wußte jeder, daß er die Not leine ziehen durfte, wenn es nicht mehr ging (und das kam durchaus vor). Je der junge Wissenschaftler ist natürlich anders und auch anders zu nehmen. Man muß sich hüten, gute Erfahrungen bei dem einen voreilig auf andere zu übertragen. Wenn eine einmal bewährte Methode zur „Vorschriftsmethode" wird, kann es ins Auge gehen. Natürlich beißt sich ein echtes Ta lent immer durch. Doch dieses kommt vielleicht aller 10 bis 20 Jahre einmal vor. Zwischen diesen und der Mehrheit der in die Praxis Gehenden liegen die schlummernden Potenzen für künftige neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Dieses Kapital richtig anzulegen - dar in besteht unsere Hauptsorge... Eine Reihe junger Wissenschaftler betreuen, heißt, sie differenziert be treuen, entsprechend ihrer Persönlich keit, ihren Charaktereigenschaften, ihrem Forschungsgegenstand. „Tuchfüh lung" ist wichtig... So, wie sich die wissenschaftlichen Fragestellungen än dern, ist auch die Art und Weise der Arbeit mit den für die Wissenschaft Ausersehenen epochenbedingt. UZ: Förderung durch Forderung, so fortige Teilnahme am Wissenschafts geschehen - hier muß der Absolvent alles geben, was in ihm steckt und es entwickeln. Gibt es aber nicht auch etwas, was er noch nicht in sich trägt, was er noch nicht wissen kann, wo ihn der Hochschullehrer ganz neu auf et was stoßen muß? Prof. Markov: Eins kann er nicht wis sen: Nämlich, was er zu erforschen hat, wo die „weißen Flecke” im Fachgebiet liegen. Nehmen wir die Französische Revolution. Darüber ist sehr viel ge schrieben worden. Was kann ein Nach wuchskader da noch Neues bringen? Mir kamen solche Fragen auch, als ich die wissenschaftliche Laufbahn be schritt: Ist auf dem Gebiet nicht schon genug geforscht worden? Man will also den kritischen Punkt finden, an dem sich echtes wissenschaftliches Interesse entzündet, wo sich der Einsatz von ge sellschaftlichem „Hirnkapital" lohnt. Der Betreuer überblickt diese Löcher, die es in seinem Fachgebiet gibt. Mit dem jungen Forscher gemeinsam das Problem finden, es ihm schmackhaft machen, seine weiterführenden Gedan ken herauszulocken - das ist sehr er giebig, für beide, und begründet den fruchtbaren Kontakt. UZ: ...der auch über das Fach hinausgehen kann? Sie sprachen von Tuchfühlung... Prof. Markov: Ich versuchte, dem Nachwuchs nicht nur Geschichte bei zubringen, sondern auch einiges auf verschiedenen anderen Ebenen zwi schen schöner Literatur und Schach/ Skat. UZ: Welcher Weg zur Promotion scheint Ihnen der effektivste zu sein? Prof. Markov: Der beste Weg scheint mir immer noch die Assistenz. Dabei bleibt die Nachwuchskraft ständig im Visier, man erlebt mitunter harte Wirk lichkeit von der Pike auf kennen. Es verhindert elitäre Abkapselung und Spinnerei. Es schadet nicht, sondern nützt dem Kader, wenn er die fachliche Praxis in ihrer Vielfalt erlernt, auch wenn es dadurch bis zum Dr. phil. ein Jahr länger dauert. Die Aspirantur würde ich für besonders gelagerte Fälle reservieren. UZ: Worin sehen Sie Probleme bei der Heranbildung des Nachwuchses? Prof. Markov: Bei der Promotion B tritt oft Planverzug auf, der sicher z. F. darauf zurückzuführen ist, daß die Ka der in die „Tretmühle" geraten sind und zu ungestörter Forschungsarbeit schwer zurückfinden. Einige (sicher die Minder heit) strengen sich auch ungenügend an bzw. haben es mit dem PKW (was „nebenberufliche“ Zeitfonds verschlingt) eiliger als mit dem Dr. sc. Ich bin der Meinung, daß die B zwar wünschenswert, aber nicht jedem mora lische Verpflichtung, sondern als Opt malvariante nahegelegt werden sollte; Ein gewisser Prozentsatz kann durchaus nutzbringend im Unter- bzw. Mittelbau verbleiben. Überlegenswert ist u. U; ob die zweckmäßigste Lösuhg nicht in einer Assistenz zu suchen wäre, die auf Antrag des Leiters eine einjährige, in besonderen Fällen zweijährige totale Freistellung auf Aspiranturbasis ein schließt, also Aspirantur nach, jedoch im Rahmen der Assistenz. Ungelöst ist weiterhin das Problem, daß jede Un?- versität in der Hauptsache ihre eigene Kaderschmiede ist und der Nachwuchs von der Immatrikulation bis zur Promo tion B, wenn nicht bis zur Rente, nicht wesentlich über den eigenen „Stammbe- trieb" hinauskommt. Delegierung in die UdSSR ist von großer Bedeutung, auch hinsichtlich der notwendigen Erweite rung des Horizontes. UZ: Gibt es etwas, das Ihnen — Ihrer persönlichen Meinung nach — als Be treuer nicht immer zur Zufriedenheit gelang? Prof. Markov: Was ich nie recht er reichte: Der Leiter sollte (in Absprache mit Partei und Gewerkschaft) erkanntes totes Holz leichter abstoßen können; das Planstellen blockiert, auf die Be gabtere gehören. Andererseits muß man wissen, worauf man aus ist: auf braves Mittelmaß oder auf „Spitze"; benötigt wird ja beides; strebt man aber auf letzteres, sollte man im vorhinein einkati' kulieren, daß „Überflieger" selten in je der Hinsicht die geborenen Musterkna- ben sind. UZ: Was halten Sie von Wissenschaft^ liehen Schulen heute? Prof. Markov: Im bürgerlich-akademi- sehen Betrieb war das eine Normaler scheinung. Um den Fundus an ange speichertem Wisser, und neuen Er kenntnissen - meist war damit der Name einer Gelehrtenpersönlichkeit verbunden - nicht kaputtgehen zu las sen, sondern es weiter anzuhäufen; scharte man um sich einen Schüler stamm. Sehr häufig standen sich mit den verschiedenen Schulen verschiede ne wissenschaftliche Theorien gegen über. Heute, im Sozialismus, hätte eine Schule, - die ich durchaus für positiv halten würde, schon wegen des großen Engagements für eine bestimmte Theo rie, wegen des ergebnisreichen, frucht baren wissenschaftlichen Klimas durch das enge Verhältnis Professor/junge Wissenschaftler - sicher anderen Cha rakter. Der zunehmende Trend zur in terdisziplinären Arbeit, die Kollektive mit Vertretern unterschiedlicher bzw. sich berührender Fachdisziplinen her vorbringt, könnte ein zeitgemäßes Kennzeichen für eine Schule unserer Tage sein. Das Gespräch führte Dr. Karla Schröder, Mitglied des Redaktions kollegiums der UZ
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)